Post by Queequeg on Mar 20, 2017 22:49:54 GMT
Moin,
wie im Teaser-Fred angekündigt folgt hier der Bericht.
Bevor es losgeht kurz ein Wort zur Vorgeschichte. Ich habe mir ein Xerxes bestellt aber Aufgrund der Lieferzeiten und dem Nichtwissen um ein C-Stahlmesser der höchsten Klasse, musste ich mich um Ersatz für die Pressmesser vom schwedischen Möbelhaus bemühen. Mit einer Serie Tojiros wäre ich sicherlich auch glücklich geworden, wenn da nicht diese Preissprünge bei Herder wären, den ich habe mich von oben nach unten orientiert, da ich zuerst von der 1922 Serie gelesen habe. Bei dem Santoku fängt es preislich z.B. bei ~55€ an, geht über das Lignum mit ~115€ und das vergleichbare Messer aus der 1922er Serie wird mit ~165€ ausgeschrieben. Meine Fragestellung war also: Ist ein Messer, das nur knapp ein Drittel kostest auch nur ein Drittel so gut? Und so habe ich mal das Petty, das Santoku und das Nakiri bestellt.
Bei der Bestellung habe ich um eine Auswahl der Messer mit den bestmöglichen Spaltmaßen gebeten. Dieser Bitte wurde nachgegangen und ich erhielt drei Messer mit zumutbaren bis unvorhandenen Spaltmaßen, was auch auf dem Lieferschein handschriftlich vermerkt wurde. -Hat mir sehr gefallen.
Kommen wir also zum F&F
Wie ich bereits im Review des Petty's gesagt habe: Hätte die typische Käuferschar von Herder ein Problem mit den Griffen, hätte Herder schon längst reagiert. Und auch wenn man Griff und Leistung der Klinge nicht trennen kann: ich würde mich freuen, wenn die Diskussion über die Griffe und deren Verarbeitungsqualität nicht auch noch in diesem Review weitergeführt wird.
Obwohl es hier nur um das Santoku geht, kann es eigentlich für alle drei gelten, denn die nehmen sich eigentlich nichts. Das hier besprochene Santoku ist von den dreien das einzige, wo überhaupt Spalten zwischen Erl und Griff zu sehen sind.
Der Griff ist nur leicht geölt und kommt glatt geschliffen aus der Verpackung. Die schrägen Flächen zum Erl hin waren allerdings sägerau, hier musste ich mit Schleifpapier leicht nachhelfen. Der Griff hat eine alte Handschmeilerform, wird aber zur Klinge hin wieder voluminöser. Der Erl ist in den Griff eingelegt, es kann also sein, dass zwischen Erl und dessen Nut unten noch "Luft" ist. Das ist natürlich fatal für jedliche Hygiene. Die genannte Verdickung des Griffs verhindert ein vernünftiges Arbeiten im Pinch-Grip, solange man aber seine Finger ausschließlich auf dem Griff hat, ist dieser ergonomisch in Ordnung.
Hier ein Bild noch vor dem Anschliff der Schrägen.
Kommen wir nun zur Klinge, die mit drei Nieten im Griff fixiert ist. Die Klinge hat ein vorzügliches Oberflächenfinish. Allein aus dem Grund einmal ein blaugepließtetes Messer in der Hand zu halten, ist mir die Bestellung Wert gewesen. Aber leider ist nicht alles so schön glänzend, bzw. schon, denn auch der Klingenrücken und der Kehl sind nicht abgerundet und das Santoku hat quasi umlaufend eine scharfe Kante. Oben und am Kehl zwei auf jeder Seite und unten eine, was dann halt die Schneide ist. Die Kanten am Rücken sind zwar recht scharfkantig aber viel weniger schön ist, dass der Rücken ungleichmäßig zur Spitze ausläuft und mit zunehmender Länge eine Schlagseite nach Links bekommt.
Das ist übrigens beim Petty und Nagiri genauso unschön. Allerdings ist dies nur Optik, etwas schlimmer sind die Kanten am Kehl und Erl, die sind nicht verrundet und verhindern jedliches Greifen in diesem Bereich.
Die Klinge ist recht reaktiv, insbesonders bei Zwiebeln, bleibt dabei aber geruchlich zurückhaltend.
Zwischenfazit F&F:
Man kann bei einem ausgesuchtem Exemplar in dem Preissegment zwar keine Wunder erwarten aber es ist ein solide verarbeitetes Messer. Wer möchte kann mit wenig Aufwand eine Aufwertung vornehmen.
Geometrie und Profil
Genaue Maße können dem Bild entnommen werden
Das Gewicht liegt bei 100,25g und der Schwerpunkt ist ca. 8mm vor dem Kehl.
Das ist eine ganz ordentliche Geometrie aber das Profil ohne Flatspot ist für mich im Zusammenspiel mit der mäßigen Klingenhöhe von 41mm am Kehl nicht für große Mengen ausgelegt und für den Allzweckbereich ist die Spitze wiederum nicht spitz genug.
Der fehlende Flatspot macht sich dadurch bemerkbar, als das ich viel häufiger Nachziehen oder -schieben muss.
Kleines Manko Klingenhöhe: Zwiebeln machen mir mit dem Santoku wegen der Klingenführung an den Fingern nur bis 3cm Höhe Spaß, also 6cm Durchmesser. Alles darüber lässt die Klinge auch schon mal in den Nagel eines Fingers beißen. Schnelles Choppen kann ich nicht und das Messer verlange eine präzise, enge Führung. Besser damit nicht üben, sag ich mir.
Das Schneiden mit mehr Druck (Daumen auf dem Klingenrücken) ist sehr angenehm aber da das Messer sich ordentlich auf Schärfe bringen lässt, muss man äußerst selten so arbeiten. Bacon für die Fühstückseier läßt sich mit dem gefühlt gleichen Einsatz an Kraft schneiden wie mit dem Eden Kanso.
Foodrelease ist nicht der Rede wert, da haben die Geo und die polierten Flanken was dagegen.
Die Standfestigkeit vermag ich noch nicht wirklich beurteilen. Das liegt einmal daran, dass meine Schleiferei wahrscheinlich noch zu ungleichmäßig von Messer zu Messer ist. Eins kann ich aber sagen: Bisher ist es ggü. dem Kanso unauffällig und absolut für den Hausgebrauch zu empfehlen.
Beide Messer werden aktuell etwa eimal die Woche oder auch nur alle zwei Wochen mit einem Touch-Up auf dem 3000er wieder auf Form gebracht. Das ist wahrscheinlich sogar noch zu viel aber ich muss ja üben.
Zwischenfazit Geometrie und Profil:
Der Vergleich mit dem Eden Kanso ist nicht ganz fair aber aus Mangel an Vergleichen muss ich das tun und um so besser ist das Resultat, denn von der Schneidefreude muss es sich dem Kanso nur kapp geschlagen geben. Einzelne Disziplinen verlaufen sogar auf Augenhöhe. Es fehlt aber die Schneidenlänge und der fehlende Flatspot. Der ist zwar beim Kanso auch recht klein aber er ist da und das merkt man. Wer weiß, wie der Vergleich ausgegangen wäre, wenn das Messer 5cm Höhe am Kehl und eine kaum ansteigende Schneide mit 5cm Flatspot (bei 16cm Klinge) hätte.
Gesamtfazit
Klingenprofile sind persönliche Vorlieben, daher lasse ich den Teil aus der Wertung.
Mein Urteil bis zum jetzigen Zeitpunk kann nur positiv ausfallen. Ein Messer für wenig Geld, dass den Vergleich, bezogen auf den Nutzen, mit Japanischen Messern im niedrigen Preissegment nicht scheuen muss.
Gruß
Markus
wie im Teaser-Fred angekündigt folgt hier der Bericht.
Bevor es losgeht kurz ein Wort zur Vorgeschichte. Ich habe mir ein Xerxes bestellt aber Aufgrund der Lieferzeiten und dem Nichtwissen um ein C-Stahlmesser der höchsten Klasse, musste ich mich um Ersatz für die Pressmesser vom schwedischen Möbelhaus bemühen. Mit einer Serie Tojiros wäre ich sicherlich auch glücklich geworden, wenn da nicht diese Preissprünge bei Herder wären, den ich habe mich von oben nach unten orientiert, da ich zuerst von der 1922 Serie gelesen habe. Bei dem Santoku fängt es preislich z.B. bei ~55€ an, geht über das Lignum mit ~115€ und das vergleichbare Messer aus der 1922er Serie wird mit ~165€ ausgeschrieben. Meine Fragestellung war also: Ist ein Messer, das nur knapp ein Drittel kostest auch nur ein Drittel so gut? Und so habe ich mal das Petty, das Santoku und das Nakiri bestellt.
Bei der Bestellung habe ich um eine Auswahl der Messer mit den bestmöglichen Spaltmaßen gebeten. Dieser Bitte wurde nachgegangen und ich erhielt drei Messer mit zumutbaren bis unvorhandenen Spaltmaßen, was auch auf dem Lieferschein handschriftlich vermerkt wurde. -Hat mir sehr gefallen.
Kommen wir also zum F&F
Wie ich bereits im Review des Petty's gesagt habe: Hätte die typische Käuferschar von Herder ein Problem mit den Griffen, hätte Herder schon längst reagiert. Und auch wenn man Griff und Leistung der Klinge nicht trennen kann: ich würde mich freuen, wenn die Diskussion über die Griffe und deren Verarbeitungsqualität nicht auch noch in diesem Review weitergeführt wird.
Obwohl es hier nur um das Santoku geht, kann es eigentlich für alle drei gelten, denn die nehmen sich eigentlich nichts. Das hier besprochene Santoku ist von den dreien das einzige, wo überhaupt Spalten zwischen Erl und Griff zu sehen sind.
Der Griff ist nur leicht geölt und kommt glatt geschliffen aus der Verpackung. Die schrägen Flächen zum Erl hin waren allerdings sägerau, hier musste ich mit Schleifpapier leicht nachhelfen. Der Griff hat eine alte Handschmeilerform, wird aber zur Klinge hin wieder voluminöser. Der Erl ist in den Griff eingelegt, es kann also sein, dass zwischen Erl und dessen Nut unten noch "Luft" ist. Das ist natürlich fatal für jedliche Hygiene. Die genannte Verdickung des Griffs verhindert ein vernünftiges Arbeiten im Pinch-Grip, solange man aber seine Finger ausschließlich auf dem Griff hat, ist dieser ergonomisch in Ordnung.
Hier ein Bild noch vor dem Anschliff der Schrägen.
Kommen wir nun zur Klinge, die mit drei Nieten im Griff fixiert ist. Die Klinge hat ein vorzügliches Oberflächenfinish. Allein aus dem Grund einmal ein blaugepließtetes Messer in der Hand zu halten, ist mir die Bestellung Wert gewesen. Aber leider ist nicht alles so schön glänzend, bzw. schon, denn auch der Klingenrücken und der Kehl sind nicht abgerundet und das Santoku hat quasi umlaufend eine scharfe Kante. Oben und am Kehl zwei auf jeder Seite und unten eine, was dann halt die Schneide ist. Die Kanten am Rücken sind zwar recht scharfkantig aber viel weniger schön ist, dass der Rücken ungleichmäßig zur Spitze ausläuft und mit zunehmender Länge eine Schlagseite nach Links bekommt.
Das ist übrigens beim Petty und Nagiri genauso unschön. Allerdings ist dies nur Optik, etwas schlimmer sind die Kanten am Kehl und Erl, die sind nicht verrundet und verhindern jedliches Greifen in diesem Bereich.
Die Klinge ist recht reaktiv, insbesonders bei Zwiebeln, bleibt dabei aber geruchlich zurückhaltend.
Zwischenfazit F&F:
Man kann bei einem ausgesuchtem Exemplar in dem Preissegment zwar keine Wunder erwarten aber es ist ein solide verarbeitetes Messer. Wer möchte kann mit wenig Aufwand eine Aufwertung vornehmen.
Geometrie und Profil
Genaue Maße können dem Bild entnommen werden
Das Gewicht liegt bei 100,25g und der Schwerpunkt ist ca. 8mm vor dem Kehl.
Das ist eine ganz ordentliche Geometrie aber das Profil ohne Flatspot ist für mich im Zusammenspiel mit der mäßigen Klingenhöhe von 41mm am Kehl nicht für große Mengen ausgelegt und für den Allzweckbereich ist die Spitze wiederum nicht spitz genug.
Der fehlende Flatspot macht sich dadurch bemerkbar, als das ich viel häufiger Nachziehen oder -schieben muss.
Kleines Manko Klingenhöhe: Zwiebeln machen mir mit dem Santoku wegen der Klingenführung an den Fingern nur bis 3cm Höhe Spaß, also 6cm Durchmesser. Alles darüber lässt die Klinge auch schon mal in den Nagel eines Fingers beißen. Schnelles Choppen kann ich nicht und das Messer verlange eine präzise, enge Führung. Besser damit nicht üben, sag ich mir.
Das Schneiden mit mehr Druck (Daumen auf dem Klingenrücken) ist sehr angenehm aber da das Messer sich ordentlich auf Schärfe bringen lässt, muss man äußerst selten so arbeiten. Bacon für die Fühstückseier läßt sich mit dem gefühlt gleichen Einsatz an Kraft schneiden wie mit dem Eden Kanso.
Foodrelease ist nicht der Rede wert, da haben die Geo und die polierten Flanken was dagegen.
Die Standfestigkeit vermag ich noch nicht wirklich beurteilen. Das liegt einmal daran, dass meine Schleiferei wahrscheinlich noch zu ungleichmäßig von Messer zu Messer ist. Eins kann ich aber sagen: Bisher ist es ggü. dem Kanso unauffällig und absolut für den Hausgebrauch zu empfehlen.
Beide Messer werden aktuell etwa eimal die Woche oder auch nur alle zwei Wochen mit einem Touch-Up auf dem 3000er wieder auf Form gebracht. Das ist wahrscheinlich sogar noch zu viel aber ich muss ja üben.
Zwischenfazit Geometrie und Profil:
Der Vergleich mit dem Eden Kanso ist nicht ganz fair aber aus Mangel an Vergleichen muss ich das tun und um so besser ist das Resultat, denn von der Schneidefreude muss es sich dem Kanso nur kapp geschlagen geben. Einzelne Disziplinen verlaufen sogar auf Augenhöhe. Es fehlt aber die Schneidenlänge und der fehlende Flatspot. Der ist zwar beim Kanso auch recht klein aber er ist da und das merkt man. Wer weiß, wie der Vergleich ausgegangen wäre, wenn das Messer 5cm Höhe am Kehl und eine kaum ansteigende Schneide mit 5cm Flatspot (bei 16cm Klinge) hätte.
Gesamtfazit
Klingenprofile sind persönliche Vorlieben, daher lasse ich den Teil aus der Wertung.
Mein Urteil bis zum jetzigen Zeitpunk kann nur positiv ausfallen. Ein Messer für wenig Geld, dass den Vergleich, bezogen auf den Nutzen, mit Japanischen Messern im niedrigen Preissegment nicht scheuen muss.
Gruß
Markus