Post by rollo on Mar 31, 2017 7:24:58 GMT
Hallo zusammen,
nachdem ich bisher hier noch keinen Thread zu einem Azai-Messer gefunden habe, versuche ich mich mal an meinem ersten Review. Wie die Entscheidung zustande kam, genau dieses Messer als meinen ersten „echten“ Japaner zu kaufen, kann ich nicht mehr genau sagen. Viele Informationen zu den Azai-Messern finden sich ja auch im übrigen Netz nicht. Letzten Endes war es einfach eine Bauchentscheidung. Da ich das Messer nun schon eine Weile habe und ich leider keine Bilder im Neuzustand gemacht habe, stehen mir lediglich Bilder des Messers inklusive Patina zur Verfügung. Vor den weiteren Details aber erst mal ein paar Bilder des…
AZAI Echizen Marukatsu Aogami Super Suminagashi Gyuto 21 cm
Allgemeine Daten und Fakten:
Gesamtlänge (gemessen): 36,9 cm
Gewicht (Küchenwaage): 166 g
Klingenlänge: 21 cm (Angabe Shop), 22,9 cm (gemessen, davon 21,3 cm scharf)
Klingenhöhe (gemessen): 4,9 cm (Kehl); 4,3 cm (Klingenmitte); 1,4 cm (1 cm vor der Spitze)
Klingenmaterial: Aogami-Super Suminagashi mit 41 Lagen, Härte > 65 HRC
Griff: oktagonal, Sandelholz mit schwarzer Hornzwinge
Die Lieferung erfolgte inkl. Plastik-Saya und Kamelinöl.
Fit & Finish
Das Messer ist solide verarbeitet, wenn auch sicherlich nicht perfekt. Die Damastoberfläche ist recht stumpf gehalten, Klingenrücken und Kehl sind dagegen leicht poliert. Die Kanten sind allerdings nicht abgerundet, aber auch nicht sonderlich scharfkantig. Der Griff ist sauber verarbeitet und der Übergang zur schwarzen Holzzwinge kaum wahrnehmbar. Der Erl sitzt nahezu exakt passend im Griff. Es wirkt so, als ob er vollständig eingebrannt ist und so allenfalls ein minimalster Spalt verblieben ist.
Der Anschliff ist ebenfalls sehr sauber und gleichmäßig, jedoch war die OOTB-Schärfe nicht übermäßig beeindruckend. Tomaten waren erstmal kein Problem, Armrasur ging aber eher nicht. Nach Neuanschliff weist es jetzt aber eine gute Küchenschärfe auf, die mit gelegentlichen Touchups für meinen Heimbedarf nun schon einige Zeit ausreichend ist.
Geometrie und Profil:
Die Klinge verjüngt sich – zumindest am Klingenrücken – vom Kehl bis hin zur Spitze. Dies spiegelt sich jedoch nicht über die gesamte Klingenhöhe wieder. Am Kehl ist sie etwas dünner ausgearbeitet und nimmt zur Klingenmitte etwas an Dicke zu. Hier mal ein paar Messwerte und der obligatorische Kehlshot:
Kurz hinter der Wate waren es durchgängig ca. 0,25 mm (hier fehlt mir für exaktere Werte beim Messen die Übung und ich wollte vermeiden, die Klinge zu beschädigen).
Der Schwerpunkt des Messers liegt 4,2 cm vor dem Griff – und das Klingenprofil ist eher bauchig mit sehr wenig Flatspot:
Zu Beginn war eine deutliche Reaktivität festzustellen. Spätestens nach der ersten Zwiebel bildete sich eine Patina. Bei den nächsten 1-2 mal Zwiebeln schneiden erhielten die Zwiebelwürfel einen gräulichen Stich und es roch leicht metallisch. Eine Auswirkung auf den Geschmack hatte dies aber nicht. Die Reaktivität hat sich auch relativ schnell wieder gelegt und mittlerweile nimmt die Patina allenfalls im Zeitlupentempo zu.
Das Arbeiten mit dem Messer macht mir richtig Spaß. Lediglich die stumpf gehaltene Damastoberfläche wirkt bei manchem Schnittgut bremsend und trügt manchmal das angenehme Schneidgefühl. Bei wasserhaltigem weichem Schnittgut wie z.B. rote Bete wirkt sich dies dagegen positiv aus, da das Schnittgut nicht so an der Klinge klebt und es gleitet gefühlt leichter durch als Klingen mit einer sehr glatten Oberfläche. Food Release ist nicht übermäßig vorhanden, jedoch lässt sich anhaftendes Schnittgut leicht abstreifen. Durch den nahezu nicht vorhandenen Flatspot ist das Messer für mich zum Choppen nicht geeignet – da produziere ich in der Regel Gemüse-Ziehharmonikas. Daher arbeite ich damit meist in Schub-/Druck- und Ziehschnitt. Auch für den Wiegeschnitt ist es durch seine bauchige Klinge wunderbar geeignet und ausreichend robust. Ausbrüche o.ä. hatte ich bislang keine.
Fazit:
Das Messer gefällt mir persönlich sehr gut. Auch wenn andere Messer durchaus performanter sind und vielleicht sauberer verarbeitet, greife ich immer wieder gerne zum Azai. Mal schauen, wie sich das entwickelt, wenn zukünftig weitere Messer den Weg in mein Sortiment finden und mir neue Möglichkeiten eröffnen. Schlussendlich werde ich das Azai aber bestimmt als mein erstes „authentisches“ japanisches Messer in Ehren halten und immer wieder mal hervorholen.
nachdem ich bisher hier noch keinen Thread zu einem Azai-Messer gefunden habe, versuche ich mich mal an meinem ersten Review. Wie die Entscheidung zustande kam, genau dieses Messer als meinen ersten „echten“ Japaner zu kaufen, kann ich nicht mehr genau sagen. Viele Informationen zu den Azai-Messern finden sich ja auch im übrigen Netz nicht. Letzten Endes war es einfach eine Bauchentscheidung. Da ich das Messer nun schon eine Weile habe und ich leider keine Bilder im Neuzustand gemacht habe, stehen mir lediglich Bilder des Messers inklusive Patina zur Verfügung. Vor den weiteren Details aber erst mal ein paar Bilder des…
AZAI Echizen Marukatsu Aogami Super Suminagashi Gyuto 21 cm
Allgemeine Daten und Fakten:
Gesamtlänge (gemessen): 36,9 cm
Gewicht (Küchenwaage): 166 g
Klingenlänge: 21 cm (Angabe Shop), 22,9 cm (gemessen, davon 21,3 cm scharf)
Klingenhöhe (gemessen): 4,9 cm (Kehl); 4,3 cm (Klingenmitte); 1,4 cm (1 cm vor der Spitze)
Klingenmaterial: Aogami-Super Suminagashi mit 41 Lagen, Härte > 65 HRC
Griff: oktagonal, Sandelholz mit schwarzer Hornzwinge
Die Lieferung erfolgte inkl. Plastik-Saya und Kamelinöl.
Fit & Finish
Das Messer ist solide verarbeitet, wenn auch sicherlich nicht perfekt. Die Damastoberfläche ist recht stumpf gehalten, Klingenrücken und Kehl sind dagegen leicht poliert. Die Kanten sind allerdings nicht abgerundet, aber auch nicht sonderlich scharfkantig. Der Griff ist sauber verarbeitet und der Übergang zur schwarzen Holzzwinge kaum wahrnehmbar. Der Erl sitzt nahezu exakt passend im Griff. Es wirkt so, als ob er vollständig eingebrannt ist und so allenfalls ein minimalster Spalt verblieben ist.
Der Anschliff ist ebenfalls sehr sauber und gleichmäßig, jedoch war die OOTB-Schärfe nicht übermäßig beeindruckend. Tomaten waren erstmal kein Problem, Armrasur ging aber eher nicht. Nach Neuanschliff weist es jetzt aber eine gute Küchenschärfe auf, die mit gelegentlichen Touchups für meinen Heimbedarf nun schon einige Zeit ausreichend ist.
Geometrie und Profil:
Die Klinge verjüngt sich – zumindest am Klingenrücken – vom Kehl bis hin zur Spitze. Dies spiegelt sich jedoch nicht über die gesamte Klingenhöhe wieder. Am Kehl ist sie etwas dünner ausgearbeitet und nimmt zur Klingenmitte etwas an Dicke zu. Hier mal ein paar Messwerte und der obligatorische Kehlshot:
Kurz hinter der Wate waren es durchgängig ca. 0,25 mm (hier fehlt mir für exaktere Werte beim Messen die Übung und ich wollte vermeiden, die Klinge zu beschädigen).
Der Schwerpunkt des Messers liegt 4,2 cm vor dem Griff – und das Klingenprofil ist eher bauchig mit sehr wenig Flatspot:
Zu Beginn war eine deutliche Reaktivität festzustellen. Spätestens nach der ersten Zwiebel bildete sich eine Patina. Bei den nächsten 1-2 mal Zwiebeln schneiden erhielten die Zwiebelwürfel einen gräulichen Stich und es roch leicht metallisch. Eine Auswirkung auf den Geschmack hatte dies aber nicht. Die Reaktivität hat sich auch relativ schnell wieder gelegt und mittlerweile nimmt die Patina allenfalls im Zeitlupentempo zu.
Das Arbeiten mit dem Messer macht mir richtig Spaß. Lediglich die stumpf gehaltene Damastoberfläche wirkt bei manchem Schnittgut bremsend und trügt manchmal das angenehme Schneidgefühl. Bei wasserhaltigem weichem Schnittgut wie z.B. rote Bete wirkt sich dies dagegen positiv aus, da das Schnittgut nicht so an der Klinge klebt und es gleitet gefühlt leichter durch als Klingen mit einer sehr glatten Oberfläche. Food Release ist nicht übermäßig vorhanden, jedoch lässt sich anhaftendes Schnittgut leicht abstreifen. Durch den nahezu nicht vorhandenen Flatspot ist das Messer für mich zum Choppen nicht geeignet – da produziere ich in der Regel Gemüse-Ziehharmonikas. Daher arbeite ich damit meist in Schub-/Druck- und Ziehschnitt. Auch für den Wiegeschnitt ist es durch seine bauchige Klinge wunderbar geeignet und ausreichend robust. Ausbrüche o.ä. hatte ich bislang keine.
Fazit:
Das Messer gefällt mir persönlich sehr gut. Auch wenn andere Messer durchaus performanter sind und vielleicht sauberer verarbeitet, greife ich immer wieder gerne zum Azai. Mal schauen, wie sich das entwickelt, wenn zukünftig weitere Messer den Weg in mein Sortiment finden und mir neue Möglichkeiten eröffnen. Schlussendlich werde ich das Azai aber bestimmt als mein erstes „authentisches“ japanisches Messer in Ehren halten und immer wieder mal hervorholen.