Moin,
ich überlege mir mal wieder ein paar neue Töpfe und Pfannen zu gönnen.
Kein großes Set, aber vielleicht einen Topf/Bräter, eine Gusspfanne und eine geschmiedete Pfanne.
Nun neige ich dazu auch einmal zu einer Pfanne zu greifen, die eher 120 Euro kostet, als etwas eventuell gleichwertiges, vielleicht sogar besseres, für 30 Euro zu kaufen. "Markendenken"
Obwohl bei beschichteten stehe ich auf IKEA, schäm...
Ich würde mich über eine Aufklärung darüber freuen, woran sich die Qualität der Kochgeschirre messen oder erkennen lässt.
Klar ist es logisch, dass eine gleichmäßige Wärmeverteilung z.B. gut ist, dass die Wärme gut gehalten werden sollte und, dass bei schwerem Geschütz die Ergonomie gut sein sollte.
Aber was macht den Unterschied bei (a) Gusstöpfen/-brätern aus? Woher kommen die sehr großen Preisunterschiede? (Außer aufgrund der Marke/Marketing)
Wie erkenne ich einen guten Topf? Warum kostet ein einziger Le Creuset Topf viermal so viel wie ein ganzes Viererset von Tornwald? Tornwald wiegt sicher nur ein Viertel, klar, aber reicht das nicht auch?
Gleiches gilt bei (b) Pfannen aus Guss. Hier empfinde ich die Ergonomie als besonders wichtig.
Warum kostet Skepshult Le Creuset irgendwas 160 € und eine Carl Victor weniger als die Hälfte? Letztere ist auch handgearbeitet.
Und was macht "die" (c) Schmiedeeiserne Pfanne aus? Skepshult Irgendwas 120 € und eine de Buyer 50€. Warum?
Mir geht es eigentlich gar nicht so sehr um eine Empfehlung für "den" Topf oder "die" Pfanne, sondern darum zu verstehen, was den Preis ausmacht und was "harte" Qualitätsmerkmale sind.
letztendlich ist eine Empfehlung natürlich immer willkommen, aber mir geht es um das Verstehen warum.
LG
Andreas
Hi
andreas123 ,
ich hab mal die wesentlichen Fragen deines Ausgangspost optisch hervorgehoben.
Letztendlich fragst du ja nach Qualitätsmerkmalen von Gusseisengeschirr und Eisenpfannen und die großen Preisunterschiede bei verschiedenen Herstellern. Einfach ist das sicher nicht zu beantworten, man müsste dann zu aller Erst die Produktionsschritte verschiedener Anbieter genau kennen. Das zu recherchieren ist im Prinzip unmöglich. Detaillierte Informationen zu den Herstellungsprozessen findet man im Internet nur selten oder spärlich bis gar nicht. Theoretisch müsste man nach China reisen und sich dort vor Ort anschauen wie Gusseisengeschirr produziert wird. ( Die Asiaten haben es wohl vor ca. 2500 Jahren bereits erschmolzen und gegossen. ) Am besten noch in mehreren Werken vorbeischauen. Dann nach Frankreich fahren und sich bei den bekanntesten Premiumherstellern ( LeCreuset, Staub, Chasseur/Invicta ) informieren und die Produktion anschauen, um seriös vergleichen zu können und Rückschlüsse auf den Preis zu ziehen.
Da die Vorgehensweise praktisch nicht umsetzbar ist bleiben nur Vergleiche aus der Küchenpraxis und Herstellerinformationen, die gewisse Rückschlüsse auf die Qualität zulassen.
Das teuerste Geschirr kommt aus Frankreich.
LeCreuset, Staub, und die Invicta Gießerei mit der Marke Chasseur produzieren tatsächlich ihr Gusseisengeschirr noch im Heimatland Frankreich.
Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder, wenn man die Produkte mit anderen Produktionen aus sog. Billiglohnländern vergleicht.
ABER offensichtlich ist die Qualität des Geschirrs zumindest so gut, das die Franzosen 30 Jahre Garantie geben ( bei sachgemäßen Gebrauch
)
Die Produktionsschritte werden für den Konsumenten ebenfalls verhältnismäßig transparent offengelegt.
Auch bei Gusseisen gibt es wohl erhebliche Qualitätsunterschiede ähnlich wie beim Stahl. Und die Franzosen scheinen hier zumindest auf höchstem Niveau zu erschmelzen, wenngleich die genaue Zusammensetzung bei allen drei Herstellern ein gut gehütetes Betriebsgeheimnis ist, hu…hu
( ich sag nur le cordon bleu) Die Fa. Staub aus dem Elsaß produziert seit Übernahme von Zwilling mittlerweile in der Normandie und wirbt mit einer manuell, maschinell und visuellen Qualitätskontrolle wo jeder Topf bis zu 100 mal während der Produktion kontrolliert wird. Meines Wissens waren es auch die Franzosen und hier die LeCreuset Gründer Armand Desaegher und Oktave Aubecq ( beide Belgier ), die als erste überhaupt Gusseisengeschirr mit einem dauerhaften Korrosionsschutz aus Schmelzglas ( Email ) überzogen haben. Dadurch wurde das Gusseisengeschirr salonfähig, weil es rostunempfindlich wurde und leicht zu reinigen war. Durch die Möglichkeit Farbpigmente der Emaille zuzufügen ergaben sich weitere attraktive visuelle Kombinationen, die einen weltweiten Verkaufserfolg nach sich zogen. Bei LeCreuset, Staub und Chasseur sind immer mindestens 2 und teilweise bis zu 3 Schichten Emaille auf das Gusseisen eingebrannt. Und hier merkt der Verbraucher in der Regel auch den Qualitätsunterschied. Die Emaillierung ist wesentlich unempfindlicher und robuster als bei billiger Ware. Sie platz also nicht so schnell ab wie bei einfacher bzw. Einschicht-Emaillierung. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen. Ob jetzt der Preis so viel höher sein muss, sei dahingestellt und muss jeder für sich entscheiden. Ich glaube bei Gusseisen kommt es unter dem Strich auf viele Faktoren an, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.
1. Zusammensetzung und Qualität des Eisens ( nicht zu überprüfen durch den Verbraucher )
2. Der Gießprozess in Sandformen; gleichmäßiger Guss.
3. Das Entgraten und Planen der Töpfe.
4. Die Qualität des Emaillepulvers.
5. Der Beschichtungsprozess
6. Die Endkontrolle
All das können vermutlich die Franzosen besonders gut, was aber nicht heißt das preiswertere Produkte, nur weil sie halb so teuer sind, schlechter sein müssen. Das deutsche emaillierte Gusseisen von "Küchenprofi" aus Solingen wird auch in Frankreich hergestellt, wie auch viele andere Markennamen aus anderen Ländern in dem Segment. Ich persönlich halte die Fa. Staub in Frankreich für den besten Hersteller. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Die matte Emailleschicht in allen Töpfen und Pfannen ist durch die Offenporigkeit des Gusseisens in der Lage eine Patina am Topfboden zu bilden. Das geht bei den geschlossenen glänzenden Innenschichten von Chasseur und LeCreuset nicht. Außerdem gefällt mir das klassische Design der Cocotte am Besten. Durch den hohen Rand auf dem Deckel kann man Eiswürfel drauflegen, die das Kondensationsverhalten im Topf beeinflussen. Ich benutze allerdings Gusseiengeschirr hauptsächlich im Backofen, weil dann das ganze Potenzial des Materials optimaler ausgenutzt werden kann. Wenn der gesamte Topf von allen Seiten Hitze ausgesetzt ist, ergibt sich eine noch gleichmäßigere Wärmeverteilung, als wenn nur am Topfboden befeuert wird.
Noch etwas zu den in der Ausgangsfrage erwähnten Pfannen u. Töpfe der "Tornwald-Schmiede". Klingt nach einem urdeutschen Qualitätsprodukt
. Tornwald liegt vermutlich in China
und ist ein Markenname der pearl GmbH aus Buggingen. Ein Versandhändler, der über keine eigene Produktion verfügt, sondern seine Waren hauptsächlich aus Fernost importiert.
Unter dem Strich ist bestimmt auch preiswerteres Gusseisengeschirr brauchbar und liefert sehr gute Kochergebnisse. Die Frage ist nur wie lange hält das Versprechen und wie oft muss man nachkaufen. Benutzt man Gusseisen nur zum Schmoren von Gemüse und Fleisch im Backofen ist ein krummer und schiefer Topf egal, solange er gleichmäßig warm wird, und es nicht stört wenn Gemüse und Fleisch erstmal separat in anderen Pfannen angebraten werden müssen.
Die Skandinavier Skeppshult und Carl Victor produzieren reines Gusseisen ohne Beschichtung. Das Geschirr ist rostanfällig. Der Pflegeaufwand ist im Verhältnis zu den Franzosen enorm. Ich hatte mal einen Mörser aus Gusseisen. Das Ding wog 3 Kg und die Pflege war ein Alptraum. Der Preis für unbeschichtetes Gusseisen ohne den ganzen Emaillierungsprozess ist zumindest bei Skeppshult ziemlich happig.
Warum die Preisunterschiede bei Eisenpfannen teilweise eklatant sind weiß ich auch nicht. Fakt ist, ich habe von unterschiedlichen Herstellern 3 Eisenpfannen besessen. 1. Fa. Turk 20 Euro ( Deutschland ) / 2. Fa. deBuyer 40 Euro ( Frankreich ) / 3. Fa. Kuhn Rikon 100 Euro ( Schweiz ). Alle drei Pfannen haben einen Durchmesser von 28 cm.
Meine mit Abstand beste Pfanne ist die deBuyer. Absolut plan, gleichmäßige Hitzeverteilung, sehr guter Antihafteffekt auch ohne Patinabildung vorhanden.
Hier kann ich nur meine persönliche Erfahrung mitteilen. Ich hole mir nix anderes mehr als eine deBuyer wenns aus Eisen sein soll.
Meine "Carbon Plus" hat einen Edelstahlgriff, der nicht heiß wird. Sehr zu empfehlen. Die Mineral B Element Serie von deBuyer ist meiner Meinung nach ein Marketing Gag der zugegeben gut funktioniert. Meinem Zwillingsbruder hat ein Händler mal gesagt, dass der einzige Unterschied zu den Carbon Plus Pfannen in dem Überzug mit Bienenwachs bei der Mineral B Serie besteht und dem Kunden so ein besonders ökologisch wertvolles Produkt suggeriert wird. Es muss tatsächlich Menschen geben, die eine Konservierung von Eisen mit Bienenwachs für ökologisch sinnvoll halten
.
Mein Fazit:
Bei Gusseisen würde ich wegen der leichten Pflege und schöneren Optik und der Kernkompetenz des Materials ( Schmoren ) immer emailliertes Geschirr bevorzugen. Skandinavisches Gusseisen ist zu pflegeaufwendig.
Meine Platzierungen:
1. Staub
2. LeCreuset
3. Chasseur
4. Küchenprofi
5. Andere Markenhersteller
Bei Eisenpfannen ist deBuyer immer eine gute Wahl mit einem hervorragenden Preis/Leistungsverhältnis.
Gruß, kup