Post by KAMON Messer on Aug 28, 2017 18:01:03 GMT
Hi,
Wie in meinem Vorstellungsthread schon angedroht folgt hiermit mal meine erste Messervorstellung.
Ich versuche das Ganze gleich so vollständig und übersichtlich wie möglich zu gestalten also wundert euch bitte nicht über den Umfang .
Als kleines Vorwort sei erwähnt, dass ich die Messer in der Firma meines Chefs herstelle (Kunstschlosserei Truchlar), weshalb das ganze ohne seine Erlaubnis und Unterstützung nicht möglich wäre.
Wir haben derzeit keinen finanziellen Nutzen von den Messern aber eine Vermarktung in ferner Zukunft wäre grundsätzlich schon eine Option.
Wir haben uns nun dazu entschieden der Messerwelt mal Hallo zu sagen weil wir denken, dass wir mittlerweile durchaus vorzeigbare Dinge schaffen können.
Nun zu den Daten:
Kochmesser in San Mai Konstruktion (nicht ganz richtig weil 5 statt 3 Schichten) aus St37/Nickel/1.2002(Feile)/Nickel/St37.
Das Messer hat 398mm Gesamtlänge wovon 142mm auf den Griff entfallen und 250mm auf die Schneide. (die 6mm Differenz muss ich ja nicht erklären oder? ^^)
Klingenhöhe beträgt beim Griff 55mm und das Gesamtgewicht sind 309g.
Leider habe ich es verabsäumt Griff oder Klinge separat zu wiegen aber womöglich reiche ich die Daten noch nach wenn es jemanden wirklich interessiert.
Klingengeometrie in mm (vor dem Griff, Klingenmitte, kurz vor Spitze)
Rücken: 5,12/1,99/1,56
10mm über Wate: 1,43/1,22/0,92
Unmittelbar über Wate: 0,07/0,07/0,08
Die klinge wurde am Nassbandschleifer ballig auf 0 geschliffen und mit 400er Körnung von Hand längs gefinisht. Da sie sehr ballig geschliffen ist hat sie einen erstaunlich guten Foodrelease, spaltet aber trotzdem harte Lebensmittel wie Radieschen und Äpfel nicht! Karotten müssen noch getestet werden... Video wird nachgereicht.
Die schneide habe ich mit Naniwa Superstones in den Körnungen 1000, 3000 und 10 000 in einem Winkel von 25-30° hergestellt.
Zu den Details:
Bei der Wärmebehandlung verfolge ich derzeit etwas eigenwillige Ziele welche sich aber im Experimentierstadium befinden und womöglich noch adaptiert werden .
Um das zu erklären: zur Zeit Härte ich direkt nach dem normalisieren und weichglühen, ohne die Klinge vor dem härten auszudünnen. Meine Arbeitsschritte unterscheiden sich deshalb von denen der meisten Messerschmiede etwas.
Nach dem Feuerschweißen und groben ausschmieden der klinge lasse ich sie auskühlen und Schleife die Konturen mal relativ genau in Form.
Danach wird im glühenden Zustand die Schmiedemarke eingeschlagen. Dafür habe ich mir ein federgelagertes Stativ gebaut damit ich den Schlagstempel nicht weichglühe. Dh der Stempel berührt das heiße Material nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Wieso das ganze? Ich finde so ein flächig eingeschlagenes Logo, welches tief im Material sitzt, macht einfach eine schönere plastische Optik als ein Logo, dass nur aus den Konturen besteht.
Anschließend normalisiere ich 3x und lege die Klinge nach dem letzten Mal heiß in Asche um sie weichzuglühen.
Ich dünne die Klinge vor dem härten, wie gesagt, nicht aus! Damit ich dann aber, bei so viel gehärtetem Material, Vernünftig schleifen kann haben wir uns eine wassergekühlte Bandschleifmaschine gebaut bzw. eine bestehende Maschine für unsere Zwecke umgebaut.
Der Vorteil gegenüber der "Kübeltauchschleifmethode" ist klar. Ich kann das gehärtete Material, nichtmal wenn ich will, zu heiß bekommen und das selbst dann nicht wenn die Dicke der Schneide schon gegen 0 geht.
Ein anderer Vorteil ist, dass der Schneidenstahl immer durch die Nickelschichten bedeckt ist und somit der Kohlenstoff im Schneidenstahl weder an die Atmosphäre, noch in den Baustahl diffundieren kann.
Dh der Kohlenstoff bleibt vollständig dort wo er hin gehört, nämlich im Schneidenstahl.
Gehärtet wird derzeit nach Augenmaß und in einem Superquench (Salzwasser + ein paar Mittelchen die die Oberflächenspannung des Wassers runter setzen) um entsprechende abkühlraten, bei dem relativ dicken Klingenquerschnitt von +2mm an der schneide, zu erzielen.
Ich muss schließlich beim 1.2002 innerhalb von 4 Sekunden unter ~480°C kommen um nicht die Perlitnase zu streifen.
Verzug ist meist vorhanden aber nicht sehr stark und ist mit den weichen Baustahl Außenlagen leicht zu richten.
Angelassen wird 2x30min bei 185°C wobei nach beiden malen in Wasser abgeschreckt wird.
Von der Härte her sollte ich auf diese Art und Weise jedenfalls über 63 HRC kommen, allerdings ist das nur eine Schätzung denn ich hatte leider noch keine Gelegenheit das zu testen.
Die klinge nagelt relativ leicht über die ganze Länge und flext auch schön wieder zurück, also kann die Wärmebehandlung insgesamt so falsch nicht sein.
Griff:
Rokkaku-hanmaru Griff bestehend aus Kupfer und gelben Hartriegel, wobei das Parierelement und die abschlussplatte jeweils mittels 3 stk. 16x2,2mm Torx Senkkopfschrauben aus Edelstahl, mit dem Holz verschraubt sind.
Das Holz selber ist, für denjenigen dem es nichts sagt, das härteste, in Europa heimische, Holz. Es ist dermaßen hart und demnach dicht, dass es in Wasser nicht schwimmt! Und ja... Ich habe das überprüft ^^.
Es ist von der Zeichnung her bestimmt nicht das schönste holz, aber die Tatsache, dass ich es selber "geerntet" habe, es heimisch ist und im Messerbereich nicht weit verbreitet, verleiht dem ganzen schon einen gewissen Charme denke ich.
Auch die Griffkonstruktion ist eigenwillig...
Der Griff wird nicht mit Epoxy verklebt, so wie man das kennt, sondern mittels Verkeilung an der Angel gehalten wobei die Angel den Keil darstellt. Das gewährleistet, dass er jederzeit, mit relativ wenig Aufwand, abnehmbar bleibt.
Der Grund dafür: In der Angel sind ein paar Infos eingeprägt wie zb welches Material verwendet worden ist, das Herstellungsdatum, möglicherweise mal die geprüfte Härte, und Hinweise zur Wärmebehandlung die unbedingt auf dem Messer selbst für die Nachwelt erhalten bleiben sollen.
Dass der Griff von selber runter geht ist unwahrscheinlich weil die Verkeilung erstaunlich gut hält.
Etwaige Spalte wo Wasser hinein laufen könnte, plane ich mit Wachs oder ähnlichem abzudichten.
Ich denke ich habe das wichtigste erwähnt... Nun lasse ich die Bilder und Videos sprechen, die die restlichen Infos preis geben sollten.
Sie sind nur mit dem Handy aufgenommen und das in der Werkstatt bzw. Zuhause, also erwartet bitte keine Kunstwerke.
In den Videos geht's im Hintergrund teils ganz schön zur Sache... Das ist mein kleiner Sohn und meine Freundin, also verzeiht mir das bitte .
Wir sind gespannt auf euer Feedback und eure Kritik.
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Und zu guter Letzt...Der Gerät