Post by schmirgel on Jun 5, 2018 12:05:31 GMT
Hallo,
es gibt ja ein paar Threads, in denen Hinweise und Tipps zu den Ruixins auftauchen, aber ich dachte mir, dass es gerade für weniger erfahrene Foristen hilfreich ist, alles mal auf einen Blick zu haben. Daher habe ich meine Modifikationen (Mods) zum Ruixin I und III fotografiert und möchte sie hier vorstellen.
Einleitung: Ruixin sind billige, geführte Schleifsysteme aus irgendeiner "China-Bude". Die gibt es bei eBay & Co. zu lächerlich kleinen Preisen um 20 Euro inkl. Schleifsteinen. Trotz Billig-Produktion stellen sie einen guten Einstieg in die Welt der Systemschleiferei da. Ich selber habe einen Bogdan Light, aber auch einen Ruixin III als Schleifstation fürs Ferienhäulse. Und einen Ruixin I als Reise-Schleifgerät. Natürlich ist ein Bogdan eine andere Welt, aber auch mit einem Ruixin lassen sich sehr gute und reproduzierbare Schleifergebnisse erzielen.
Die Ruixin-Geräte sind mehr oder weniger dreiste Kopien eines sehr teuren Systems namens Apex Edge Pro - vielleicht hat der ein oder andere ja auch ein moralisches Problem mit solchen China-Kopien. Finde ich auch durchaus verständlich.
Diverse Youtube-Videos zur Bedienung (den Teil würde ich mir daher auch sparen) findet man unter der Suche „Apex Clone“ o. ä. Vor allem der Ruixin I sieht quasi 1:1 aus wie der Apex. Inzwischen gibt es wohl vier Ruixin-Geräte, wobei der neuste seltsamerweise als „5th generation“ bei eBay auftaucht(e) und am weitestem vom Original entfernt ist. Alle Ruixins können mit den Edge-Pro-Steinen („EP“) benutzt werden. Dazu gibt es diverse Quellen (eBay) für preiswertere und/oder noch bessere, aber teure Steine – später mehr dazu.
Allen Ruixin-Geräten gemein ist, dass sie per se gut funktionieren, sie sich mit kleinen Mods aber deutlich verbessern lassen. Die von mir durchgeführten Mods folgen drei Maximen: Schleifergebnis verbessern, Handling verbessern, Preis nicht zu sehr in die Höhe treiben. Ich habe nicht alles umgesetzt, was man bei Youtube & Co. finden kann, aber fast alles ausprobiert. Manches gefiel mir dann doch nicht, manches habe ich anders gelöst, manches klappte bei meinen Geräten auch einfach nicht. Das Ganze hier soll auch eher eine Inspiration sein, zumal ich sicher nicht der perfekte Handwerker à la suntravel bin.
Los geht’s mit dem Ruixin Pro III, dem „Modell Stahl“. Im Original sieht das so aus, bei mir inzwischen so:
1. Basisplatte
Der Ruixin III hat anders als die anderen Ruixins (und das Apex-Original) keine Saugnäpfe, keine Klemmen etc. Er muss also verschraubt werden. Ich habe dafür ein Bambusschneidbrettchen von Edeka genommen, wo er wunderbar exakt drauf passt. Das Brett kostet ein paar Euro. Ich habe es noch dunkel lasiert, damit es nicht so schnell durch Schleifschlamm etc. versaut. Verschraubt habe ich es mit Edelstahl-Spax mit Torx-20-Kopf. Dazu habe ich die Löcher vorher gesenkt. Alles freihand mit dem kleinen Akku-Schrauber, also schnell-schnell, das ginge akkurater. Fünf dünne Anti-Rutsch-Gummis unter dem Brett sorgen für einen sehr sicheren Stand auf allen Untergründen.
2. Vertikalstange
Ein recht wichtiger Mod: Die senkrechte Stange habe ich um einige Zentimeter nach hinten versetzt. Nur so lassen sich die Steine über ihre gesamte Länge hinweg vor/zurück nutzen. Dafür habe ich per Fosterbohrer (leider keinen größeren parat gehabt, so verkeilt sich die Mutter etwas) ein Loch in die Unterseite des Brettchens gebohrt. Die Stange ist statt der Flügelmutter mittels 6-Kant-Muttern und Unterlegscheiben verschraubt. Generell habe ich übrigens am kompletten System alle mitgelieferten Flügelmuttern und –schrauben eliminiert. Was hier fehlt ist der vom Edge Pro bekannte Drill Stop-Collar-Mod - siehe Anmerkung unten.
3. Führungsstange:
Die Stange ist zweigeteilt. Auch hier habe ich die Flügelmuttern durch zwei 6-Kant-Muttern ersetzt. Die sind gekontert, wodurch sich nichts mehr lösen/verdrehen kann. Vor den Muttern sitzt ein O-Gummring, der als „Bumper“ dient, damit die hintere Mutter nicht gegen das Gelenk schlägt wenn man zu wild vor/zurück schleift.
Am oberen Ende der Stange sitzt ein M8-Stellring/Klemmring, der verhindert, dass die Stange nach vorne aus dem Gelenk rutschen kann – und dann Steine und/oder Messer beschädigt. Auch der hat noch einen O-Gummiring als Anschlagsschutz bekommen. Da tut es auch ein billiger Ring mit Gewindestift.
Wieder ein wichtiger Mod: Am unteren Ende der Stange habe ich die völlig unergonomische Griffstange durch einen Kugelkopf mit Gewinde ersetzt. Ich habe aus optischen Gründen einen Edelstahlknauf gewählt. Das gibt es auch leichter/billiger aus Plastik mit Stahlgewinde. Die Feder habe ich übernommen, passt von der Spannung her optimal.
Auf die Führungsstange habe ich noch ein kleines Metallplätchen (aus Resten gesägt, gefeilt) einfach mit Sekundenkleber geklebt. Die Stelle habe ich vorab etwas plan gefeilt, damit es besser hält – ich hatte keinen Lötkolben parat, sonst hätte ich noch verlötet. Das Ganze ist auf 0,0° seitlicher Neigung nivelliert. Das dient dazu, den elektronischen Winkelmesser gerade und sicher zu befestigen, um den Schleifwinkel einzustellen (danach wieder abnehmen natürlich, sonst ist das Stangengewicht zu hoch). Sehr hilfreich!
4. Gelenk:
Das Gelenk zwischen Vertikal- und Führungsstange ist der große Schwachpunkt am Ruixin III. Das hat gleich drei Wackelstellen. Die sauberste Lösung, dies zu umgehen wäre ein Gelenkkopf (siehe hier). Das habe ich auch probiert, jedoch hat meine Führungsstange einen Durchmesser von knapp über 7 mm, ist also von M8 weit entfernt. Ergebnis was noch mehr Wackeln. Daher habe ich das Originalgelenk belassen, es aber modifiziert. Die windige Originalschraube mit weichem Kreuzschlitz und seltsamer Bemaßung habe ich durch eine metrische Inbusschraube ersetzt, dazu eine Sicherungsmutter und links/rechts zwei Nylonspacer – schon wackelt diese Stelle nicht mehr, die Stange lässt sich dennoch leichtgängig hoch/runter bewegen.
In der für die „Rechts-links-Drehung“ zuständigen, halbgeöffneten Führung habe ich eine Gleitlagerscheibe (die kleine weiße Scheibe) mit eingelegt. War etwas Fummelei, aber auch hier ist damit jeglicher Wackler eliminiert. Lediglich die Führungsbuchse für die Stange hat noch minimales Spiel. Das bekäme man mit Isolierband weg, dann ist die „Hin-und-her-Bewegung“ mir aber zu zäh. Ich achte daher einfach darauf, dass ich sauber führe. Auch hier ist die Flügelschraube weggefallen, dafür nutze ich eine Rändelschraube.
5. Messerauflage:
Im Original wird das Messer geklemmt. Mit der beiliegenden Konstruktion kann man auch Scheren klemmen/schleifen – was ich jedoch lieber freihand mache. Die Klemmerei selbst ist fummelig und zeitraubend, das ist also alles in die Restmetallkiste geflogen. Stattdessen sitzt ein Neodym-Magnet unter dem Gerät. Das ist der teuerste Mod, ich habe einen Quader in 60 (passt perfekt!) x 30 x 5 mm genommen. In N52-Qualität hält der 110 Kilo und kostet 13 Euro. Im Nachhinein könnte der gerne noch stärker sein, dann wird es aber sehr teuer.
Der untere Teil der eigentlichen Klemmung dient also nur noch der Führung. Auch hier ist die Flügel- durch eine Rändelschraube ersetzt. Alle Berührungspunkte Messer/Gerät sind natürlich mit Duct-Tape abgeklebt, damit das Messer nicht verkratzt. Das hält nicht ewig, ist aber auch schnell erneuert.
6. Was fehlt:
Wie oben beschrieben, konnte ich die ideale Gelenk-Lösung mittels Gelenkkopf nicht umsetzen, da meine Stange zu viel Untermaß hat. Das müsste man im Einzelnen testen. In den Gelenkkopf muss dann aber noch ein absolut lotrechtes 8-mm-Loch gebohrt werden. Das wird nur mit Standbohrmaschine und entsprechender Fixierung gut klappen. Dann ließe sich auch ein Klemmring an der Vertikalstange befestigen, der die Winkeleinstellung bei unterschiedlich dicken Steinen erleichtert. Das zeige ich noch mal beim Ruixin I, beim Ruixin Pro III passt das nicht, weil das Gelenk anstößt.
7. Schleifsteine:
Die mitgelieferten Ruixin-Steine sind einfachster Art. Auch die machen scharf, genügen aber kaum höheren Ansprüchen. Zum rumspielen/testen jedoch allemal erstmal gut, fürs Taschenmesser auch. Bei Knivesandtools kann man die Original-EP-Steine bestellen. Die sind wohl okay, für die Qualität aber teuer. Viel besser: Der eBay-Verkäufer idstones aus Russland bietet aus Banksteinen selbstgebaute EP-Steine an. Shapton, Naniwa, King, Arashima, Imanishi, sogar BBB – alles was das Herz begehrt. Dazu hat er Alu-Basisplatte, die man selbst bekleben kann. Gerade für Leder gut. Wer mag, kann natürlich auch selber Banksteine zersägen … Die Preise bei idstones sind fair, aber dennoch sportlich, die Lieferung dauert etwas, die Steine sind aber super. Wer bei eBay sucht, findet zudem noch unzählige China-Anbieter. Unter anderem mit Diamond-Steinen, sogar (angeblich) von DMD – jedoch nur bis 1k. Da ist ein Paket zu mir unterwegs, aber das schon seit 6 Wochen … Ich habe für den Ruixin III: Original-Steine (weil sie halt da sind), Spyderco fine (der kleine Taschenstein aufgeklebt auf eine Basisplatte, passt von der Breite her perfekt, Länge Tick zu kurz), Shapton Pro 1k und 2k, Arashima 6k und Leder-Strop. Alles perfekt passend aufbewahrt in dieser Tasche
ZUM RUIXIN I HIER LANG