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Post by 0matic on Oct 13, 2018 21:17:10 GMT
Hi, ich habe letztes Jahr auf dem Sperrmüll unter Matratzen und Schrankresten ein paar Biedermeierstühle gefunden und angefangen die für uns herzurichten. Als erstes mussten die Stühle entwurmt werden, denn der hat dort schlimmes angerichtet und war scheinbar auch noch aktiv. Wer weiß wo die guten Stücken waren bevor sie an der Straße standen. Hier einmal alle in Fundzustand: Dann bin ich hingegangen und habe mit einem Freund der eine gut ausgerüstete Hobbyholzwerkstatt hat die Sitzflächen der einfacheren Stühle nachgebaut. Davon hatte ich nämlich nur 2, also musste 2 neue her die wir aus Eichenholz angefertigt haben: Nachdem einiges neu geleimt werden musste ging es jetzt an das Abschleifen der Stühle und 2 davon sehen derzeit so aus: Ich habe beide mit 120er Papier bearbeitet und frage mich wie weit man das wohl runterschleifen muss. Ich möchte nämlich auch nicht, dass die ganzen Handwerksspuren von damals verschwinden. Hat da jemand Erfahrungswerte, kann man das so lassen und nur mit feinerem Papier die Oberflächen glätten? Mein Plan ist es die Stühle einfach zu ölen und evtl zu wachsen. Kann man hier Leinöl nehmen oder wird das zu gelb für solche Stühle? Hat jemand andere Tips für die Stühle?
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Post by Spitzweg on Oct 13, 2018 21:36:50 GMT
Ich könnte mir für solche Möbel (die dann auch so gut wie keinen Wasserkontakt haben werden) in dem Stiel gut eine traditionelle Behandlung mit Schellack vorstellen.
VG, Christian
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Post by 0matic on Oct 14, 2018 19:00:58 GMT
Schellack traue ich mir nicht zu. Habe an Teststücken Wachs, Skydd und Leinölfirnis getestet. Machte alles keinen Unterschied, also hab ich alles geölt und werde es für den Glanz wahrscheinlich noch mal wachsen. Hatte mir ehrlich gesagt erhofft, dass die Stühle heller werden. Sollte laut Schreiner Esche sein, aber ist ziemlich dunkel und braun.
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Post by 0matic on Oct 14, 2018 19:02:01 GMT
Habe noch 4 Stühle, hat jemand Erfahrungen mit Abbeizer? Die sind teilweise sehr verschnörkelt am Rücken und das wird wirklich schwer mit Schleifpapier.
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Post by sturmschwalbe on Oct 14, 2018 19:04:19 GMT
Die schauen ja schick aus. Vom Ölen wird Holz meist etwas dunkler, dafür feuert´s die Maserung an.
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Post by satanos on Oct 15, 2018 5:59:46 GMT
Habe noch 4 Stühle, hat jemand Erfahrungen mit Abbeizer? Die sind teilweise sehr verschnörkelt am Rücken und das wird wirklich schwer mit Schleifpapier. Musste leider auch aus jeder Ritze rausfummeln. Schonmal an Schleifbürsten gedacht? Wird nur dann hässlich wenn der Lack sich ungleichmäßig anfängt abzutragen und das Holz/Lack weicher/härter ist und man zu lange auf einer Stelle bleibt.
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Post by 0matic on Oct 15, 2018 6:11:29 GMT
Musste leider auch aus jeder Ritze rausfummeln. Schonmal an Schleifbürsten gedacht? Wird nur dann hässlich wenn der Lack sich ungleichmäßig anfängt abzutragen und das Holz/Lack weicher/härter ist und man zu lange auf einer Stelle bleibt. Aus welchem Material sollten die Bürsten sein? Mit einer Drahtbürste hätte ich jetzt Angst mir mehr kaputt zu machen.
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Post by suntravel on Oct 15, 2018 6:26:01 GMT
Ich würds mit Heißluftfön und Nylonbürste probieren.
Gruß
Uwe
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Post by satanos on Oct 15, 2018 6:52:42 GMT
Genau wie Uwe schreibt, Nylonbürste für Stabschleifer oder Bohrmaschine. Es gibt auch welche mit eingearbeiteten Schleifmitteln, aber letztenendes gilt auch hier: Versuch macht kluch
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Post by Togishi on Oct 15, 2018 9:00:52 GMT
Holz dunkelt immer nach. Ganz egal welche Sorte es ist. Denn es ist ja die Rinde am Baum, die verhindert das auch der Stamm innen abdunkelt Zudem wird gerne auch Holz mal dunkel wenn es nass wird. Es kann sein das es wieder heller wird mit der Zeit. Ach ja, beim nächsten mal kannst du es mal mit verkochtem Leinöl probieren. Im Pfeil-Bogen-Bau verwenden wir das auch. Das trocknet einiges schneller und glänz wie Speckschwarte wenn die Schicht dick genug ist. Und letzter Tipp von mir. Solche Holzsachen am Schluss immer mit der Maserung schleifen. So Querrillen sehen einfach unschön aus im Holz. Ausser du schleifst am Schluss mit 400er Körnung oder feiner, dann sieht man auch nichts mehr
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Post by 0matic on Oct 15, 2018 9:33:49 GMT
Und letzter Tipp von mir. Solche Holzsachen am Schluss immer mit der Maserung schleifen. So Querrillen sehen einfach unschön aus im Holz. Ausser du schleifst am Schluss mit 400er Körnung oder feiner, dann sieht man auch nichts mehr Die Querrillen im Foto oben sind tatsächlich Bearbeitungsspuren von früher, man konnte teilweise Sägespuren an geraden Seiten sehen oder eben wie hier Spuren einer Raspel oder ähnliches. Ich habe alles fein säuberlich in Maserungsrichtung geschliffen. 80/120, wässern, 240, wässern 400. Ich wollte tatsächlich einige der alten Werkzeugsspuren erhalten, ich weiß aber nicht ob das funktioniert hat. Müsste das heute mal kontrollieren. Ich habe ja 2 Sätze von Stühlen a 4 Stühle. Man merkt schon deutlich, dass die, mit denen ich jetzt angefangen habe die von minderer Qualität sind. Das Holz ist deutlich dünner und die Verarbeitung einfacher. Denke daher auch diese Werkzeugspuren. ("Minderer Qualität" die nach 200 Jahren immer noch steht ) Von Leinölfirnis kenne ich es nur, dass das zwar schön glänzt wenn zu viel auf einer Fläche steht, aber es klebt immer. Wird das mit verkochtem Leinöl anders? PS: Nylonaufsätze für den Dremel sind bestellt.
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Post by Togishi on Oct 15, 2018 10:06:56 GMT
Ja, das verkochte ist nicht mehr sooo ölig und ist so zu sagen nur noch auf das harzige reduziert. Bei Holz-Pfeilen mache ich erst eine sehr dünne Schicht. Die ist dann auch schnell eingezogen und nach 20-24 Stunden trocken. Da rubble ich noch mal nach mit etwa 360er Papier und mache dann die zweite dünne Schicht. Die braucht dann auch wieder 24 Stunden. Dann ruble ich nochmal mit so 500er nach und lege eine leicht sattere Schicht auf. Die braucht dann bis etwa 30 Stund volle Trockenzeit oder ich haue direkt nach 20 Stunden noch mal eine Schicht drauf. Ab 4 Schichten glänzt das dann wie Bolle, braucht dann aber gute 50 Stunden zum ganz durch zu trocknen.. alles an der normalen frischen Luft Dann ist das Wasser- und Schlag- Resistent und doch noch recht flexibel.
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Post by Peter on Oct 15, 2018 10:33:22 GMT
PS: Nylonaufsätze für den Dremel sind bestellt. Mit kleinem Durchmesser an großem Werkstück wird es schwierig gleichmäßig zu arbeiten, zum Probieren reichts. JJB
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Post by kwie on Oct 15, 2018 11:03:59 GMT
Ach ja, beim nächsten mal kannst du es mal mit verkochtem Leinöl probieren. Im Pfeil-Bogen-Bau verwenden wir das auch. Das trocknet einiges schneller und glänz wie Speckschwarte wenn die Schicht dick genug ist. Von Leinölfirnis kenne ich es nur, dass das zwar schön glänzt wenn zu viel auf einer Fläche steht, aber es klebt immer. Wird das mit verkochtem Leinöl anders? PS: Nylonaufsätze für den Dremel sind bestellt. Ich nehme, wenn Leinöl, dann am liebsten erst einmal 2-5 mal, bei Esche vielleicht 2 mal Lackleinöl. Das ist entschleimtes verkochtes Leinöl ohne Sikkative. Das zieht am besten und am tiefsten ein, braucht aber auch ewig zum trocknen. Darum für den Abschluss entweder wachsen oder Leinölfirnis. Bei solchen Stühlen würde ich wegen des persönlichen Geschmacks 2x Lackleinöl auftragen und nach 1/2 Jahr einmal wachsen. So behält das Holz noch die Anmutung von Holz, ist aber gleichzeitig schon sehr wirksam imprägniert. Abbeizer ist hoch alkalisch, was nicht nur dem Lack, sondern auch dem Holz nicht wirklich gut tut. Andererseits dürften die Verleimungen bei dem Alter aus Glutinleim sein, der nur bis 65°C Temperaturbeständig ist. Heißluft also nur quick&clean und lokal anwenden, sonst lösen sich sämtliche alten Verleimungen. Viel Erfolg! Ich habe noch etwas Leinölfirnis vom Kalk-Laden Kenter (das scheint es nicht mehr zu geben) und das ist sehr viel stärker Schichtbildend, als Lackleinöl. Super für den Abschluss, trocknet aber auch gemütlich. Gebrauchsfertig nach +-~ 2 Monaten. Gruß: KWie
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Post by 0matic on Oct 15, 2018 12:00:24 GMT
Mit kleinem Durchmesser an großem Werkstück wird es schwierig gleichmäßig zu arbeiten, zum Probieren reichts. JJB Ich weiß, mir geht es hauptsächlich um die Schnitzereien. Siehe erstes Bild vordere Reihe. Da habe ich viel zu viel Angst, dass ich mit Schleifpapier zu viel zerstöre. Für den Rest hat das mit Schleifpapier auf Deltaschleifer eigentlich sehr gut funktioniert. Ich nehme, wenn Leinöl, dann am liebsten erst einmal 2-5 mal, bei Esche vielleicht 2 mal Lackleinöl. Das ist entschleimtes verkochtes Leinöl ohne Sikkative. Das zieht am besten und am tiefsten ein, braucht aber auch ewig zum trocknen. Darum für den Abschluss entweder wachsen oder Leinölfirnis. Bei solchen Stühlen würde ich wegen des persönlichen Geschmacks 2x Lackleinöl auftragen und nach 1/2 Jahr einmal wachsen. So behält das Holz noch die Anmutung von Holz, ist aber gleichzeitig schon sehr wirksam imprägniert. Abbeizer ist hoch alkalisch, was nicht nur dem Lack, sondern auch dem Holz nicht wirklich gut tut. Andererseits dürften die Verleimungen bei dem Alter aus Glutinleim sein, der nur bis 65°C Temperaturbeständig ist. Heißluft also nur quick&clean und lokal anwenden, sonst lösen sich sämtliche alten Verleimungen. Viel Erfolg! Ich habe noch etwas Leinölfirnis vom Kalk-Laden Kenter (das scheint es nicht mehr zu geben) und das ist sehr viel stärker Schichtbildend, als Lackleinöl. Super für den Abschluss, trocknet aber auch gemütlich. Gebrauchsfertig nach +-~ 2 Monaten. Gruß: KWie Leinöl entschleimt habe ich tatsächlich auch, aber die Trocknungszeit war mir zu lang, darum das Leinölfirnis. Werde das noch ein zweites mal damit ölen und später dann Wachsen. Hast du Tipps fürs Wachs? Der Leim an sich dürfte moderner sein, da ist schon mindestens ein Mal restauriert/repariert worden und das mit einem imho modernem Leim und dann wirklich viel genommen.
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