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Post by christian on Jan 18, 2019 9:54:30 GMT
Servus,
bei uns gab es gestern Essigfleisch und beim Kochen kam mir die Idee dieses Thema aufzumachen. Ich würde mich freuen, wenn sich hier ein paar Rezepte sammeln würden, die typisch für Eure Region sind und die vielleicht Eure Oma schon gekocht hat. Gerne auch mit einer kleinen Geschichte um das Gericht.
Leider findet man solche Rezepte kaum mehr. Interntseiten wie z.B. Ch**k**h sind dabei auch keine Hilfe, da dort jeder meint er habe das Originalrezept. Was sie aber haben ist meistens keine Ahnung und davon viel. Wie oft habe ich dort schon einen "original bayrischen Schweinebraten" gesehen (ist übrigens ein Schweinsbraten und kein Schweinebraten). Vom Rücken, die Soße aus püriertem Suppengemüse abgeschmeckt mit Sojasoße, weil die armen Würstel sonst keinen Geschmack und keine Farbe hin bringen. Als Beilage Rotkraut und vielleicht noch Spätzle. Da hauts mir die Schusser raus, wenn ich sowas lesen muss.
Genug aufgeregt, zurück zum Rezept: Bei uns wurde früher vom Opa noch selbst geschlachtet. Dazu gehörte auch ein Kesselfleisch, das frisch mit Meerrettich, Salz, Pfeffer und reschem Brot vom Dorfbäcker gegessen wurde. Aus dem Großteil des Kesselfleisches wurde dann Presssack, Blut- und Leberwurst gemacht. Das Essigfleisch ist ähnlich, nur wird das Fleisch (Wammerl oder Halsgrat) in einem Essigsud mit Zwiebeln und Wurzelgemüse gekocht. Lorbeerblätter, Wacholderbeeren, Salz und Pfeffer dürfen nicht fehlen. Gegessen wird es dann mit Butterbrot, frischen Zwiebeln, Salz und Pfeffer gemischt und Meerrettich. Ihr seht, eigentlich ist das gar kein richtiges Rezept, da es so einfach ist. Schmecken tut es dafür aber umso besser.
Dazu gabs ein Augustiner und hinterher einen Zirm aus Österreich.
Viele Grüße
Christian
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Post by jochen87 on Jan 18, 2019 10:08:36 GMT
Wie geht denn ein richtiger Schweinsbraten?
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Post by BastlWastl on Jan 18, 2019 10:27:29 GMT
Wie geht denn ein richtiger Schweinsbraten? Da gibt es x Rezepte für..... Ich werde die nächsten Wochen mal einen machen. Aber vorher wohl eher was noch regionaleres Böfflamot, oder ein Bauernbrat`l . Sehr gute Idee christian! Grüße Wastl.
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Post by meister69 on Jan 18, 2019 10:30:08 GMT
"Genug aufgeregt, zurück zum Rezept: Bei uns wurde früher vom Opa noch selbst geschlachtet. Dazu gehörte auch ein Kesselfleisch, das frisch mit Meerrettich, Salz, Pfeffer und reschem Brot vom Dorfbäcker gegessen wurde. Aus dem Großteil des Kesselfleisches wurde dann Presssack, Blut- und Leberwurst gemacht. Das Essigfleisch ist ähnlich, nur wird das Fleisch (Wammerl oder Halsgrat) in einem Essigsud mit Zwiebeln und Wurzelgemüse gekocht. Lorbeerblätter, Wacholderbeeren, Salz und Pfeffer dürfen nicht fehlen. Gegessen wird es dann mit Butterbrot, frischen Zwiebeln, Salz und Pfeffer gemischt und Meerrettich. Ihr seht, eigentlich ist das gar kein richtiges Rezept, da es so einfach ist. Schmecken tut es dafür aber umso besser."
Kesselfleisch ist super! Bei uns in der Gegend gibts immer wieder mal einen "Sautanz". Hier wird die frisch geschlachtete Sau vor Ort verarbeitet und es gibt zu jeder Menge Bier und Wein frisch gemachte Blunzn (Blutwurst), Grammeln, Kesselfleisch, etc...
lg Hubert
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Post by Deleted on Jan 18, 2019 10:51:04 GMT
Bestimmt nicht jedermanns Sache: Knockepott "alter Art" mit Schweinepfoten, -ohren und -schwanz. Unser Hegeringleiter züchtet Bentheimer Schweine und hebt mir jährlich ein paar kg der vorgenannten Teile auf.
1kg Pfoten 1kg Ohren 1kg Schwanz
3-4 Zwiebeln (geschält, grob zerkleinert) 2 Nelken 2 Lorbeerblätter Pfefferkörner (Menge nach belieben) 6 Wacholderbeeren 4 EL Essig Salz
Schweineteile säubern, zusammen mit den anderen Zutaten in eine Kasserolle geben und mit Wasser aufgießen, bis die Schweineteile eben bedeckt sind. 1 Minuten aufkochen, sofort Temperatur runternehmen und dann auf niedrigster Stufe 2-3 Tage (JA: TAGE) schmoren. Vermutlich würde auch 1 Tag oder 12h reichen aber die indigene Bevölkerung im westlichen Münsterland schwört auf Tradition. Daher wird der Pott meist am 29.12. aufgesetzt und dann an Silvester und Neujahr gegessen. Klingt seltsam und man muss schon offen sein für das Rezept aber ohne Scheiß: Die Schweineteile geben ordentlich Geschmack. Die neue Version nimmt Rindergulasch und Eisbein vom Schwein als Grundlage und lässt (leider) die wirklich guten Teile weg. Das Original ist um Längen besser. Aber ich bin da eh anders gepolt: Mein Großvater war Metzger und wir haben als Kinder schon nose2tail gegessen als das noch nicht hipp war.
Dazu "Drinkenstiet" (Trinkpause) mit Bier und Schnaps (am ehesten Wacholder von Geuting und/ oder ein drabbiger Anis)
Adjus, Becks
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Post by Deleted on Jan 18, 2019 11:07:18 GMT
Und DAS Gericht welches es sehr oft bei meinem anderen Opa gab, darf auch nicht fehlen. Er hatte einen Schrebergarten und arbeitete in seinem Berufsleben erst als Brunnerbauer und später als Hauer vor Kohle. Körperlich sehr anstrengend und daher war es wichtig, dass oft Fleisch auf den Tisch kam. Da das jedoch teuer war, wurde im Garten eine eigene Tauben- und Karnickelzucht betrieben. Taubensuppe: 3 Tauben Prise Salz 2 Möhren 1 Petersilienwurzel 1 Gemüsezwiebel 1 Sellerie 3-4 Lorbeerblätter 2-3 Nelken 2-3 Wacholderbeeren Die Tauben waschen, putzen und in Wasser geben. Aufkochen, Hitze runter und Schaum abschöpfen. Nach 15-20 Minuten Salz, sowie die Gewürze hinzu geben. Köcheln lassen, bis die Tauben gar sind. Brühe abseihen und abschmecken. Taubenfleisch vom Knochen nehmen, Haut und anderes Zeuchs entfernen und wieder in die Brühe geben. Reis, Kartoffeln oder Buchstabennudeln (für die Kinder) als Beilage und Brot mit "guter Butter" dazu. Schwelgend, Becks Ich ziehe diese Suppe jedem "Supreme von der Taube" vor. Volle Kanne Geschmack inne Fresse!
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Post by christian on Jan 18, 2019 14:22:10 GMT
@becks: Tauben mag ich auch sehr gerne. Mein Vater hat früher die Tauben von einem befreundeten Bauern bekommen, der jetzt leider nicht mehr lebt. Meine Oma hat sie dann entweder gefüllt und gebraten oder sauer gemacht. War beides genial. Wird es leider nicht mehr geben, da meine Oma leider dement ist und nicht mehr kochen kann. jochen87: Ich hoffe Du hast Zeit zum lesen. Neben Pizza ist auch der Schweinsbraten meine Passion und ich habe mir soeben ein Bier aufgemacht und beginne mit meinen Ausführungen: Am wichtigsten ist, dass der original bayrische Schweinsbraten von einem gebürtigen Bayern zubereitet wird Dann brauchts das richtige Stück Fleisch. Und ich halte jetzt keine Vorträge über Schweinerassen, Fütterung und Haltung, sonder ich meine das richtige Stück vom Schwein. Das schlimmste ist der Rücken. Hier outet sich sofort der Ahnungslose. Ein Schweiners muss fett sein und das ist der Rücken nicht. Er wird nur trocken und hart. Besser aber nicht ideal ist das Halsgrat. Bei uns gibt es das eigentlich ausnahmslos ohne Schwarte und die gehört aber zu einem Schweinsbraten, wie der Schnaps danach. Wird einem irgendwo das Halsgrat als Schweinsbraten serviert, so kann man davon ausgehen, dass der Koch keine Kruste hin bekommt oder die Gäste nichts mehr beißen können. Die Haxen sind hervorragend und haben alles, was einen guten Braten ausmacht. Sie sind aber, wie auch das fränkische Schäufle eine andere Baustelle. Nachdem ich geschrieben habe, was mit einem Schweinern nichts zu tun hat komme ich dazu, was rein muss. Am liebsten mag ich das Wammerl, das ist schön saftig und die Schwarte wird schön resch. Außerdem gibts eine gute Soß. Für diejenigen, die es nicht so fett mögen nehme ich Schulter mit Deckel. Damit es eine gscheite Soß gibt nehme ich ein paar Ripperl. Die schmecken auch kalt zur Brotzeit. Unter einem Kilo Fleisch braucht man gar nicht erst anfangen. Im Idealfall kommen also ein Stück Wammer, ein Stück Schulter und ein paar Ripperl in ein vernünftiges Reindl. Nachdem ich die Haut rautenförmig eingeschnitten habe würze ich das Fleisch mindestens mit Salz und Pfeffer. Ich habe vom einsuren noch etwas Salz mit Lorbeer, Wacholder, Kümmel und Korianderkörndl. Ich verwende kein Nitritsalz für mein Gselchtes und kann die Würzmischung deshalb auch zum kochen benutzen. Zum Fleisch kommen noch Zwiebeln, gelbe Rüben und Sellerie. In vielen Rezepten steht, man solle jetzt etwas Brühe angießen. Das ist grundverkehrt, da das Gemüse sonst nicht röstet und die Soß nicht braun wird. Schmecken tuts auch nicht. Das geht jetzt in den auf 250° vorgeheizten Backofen. Schwarte nach oben! Der eine Fernsehkoch, der behauptet man solle den Braten erst mit der Schwarte in eine Brühe legen soll sich samt seinem Ingwer und Knoblauch schleichen. Jetzt kommt ein wichtiger Teil, den man verstehen muss. Es dreht sich jetzt alles um Temperaturkontrolle und Zeitmanagement. Früher gabs den Schweinsbraten am Sonntag. Da wurde der Wamsler in der Früh angeschürt und es kam der Braten hinein. Danach machten sich alle auf und gingen in die Kirche. Als sie wieder heim kamen wurde nochmal nachgelegt und alles fertig gemacht. Also unser Braterl ist im heißen Ofen. Das Fett läuft aus und benetzt den Boden des Reindls. Das Gemüse liegt im heißen Fett und wird langsam schön braun. Es macht auch nichts, wenn die ein oder andere Zwiebel schwarz wird. Um das verbrennen des Gemüses zu verhindern wird erst jetzt aufgegossen. Mit Brühe, Wasser und/oder Bier, je nach Geschmack. Ich nehme gern ein dunkles Weißbier. Wenn jetzt einer meint, er müsse das Bier über den Braten gießen und sich nachher wundert, warum er keine gscheite Kruste kriegt, hat er sich eine Bockfotzn verdient. Die Flüssigkeit gehört nicht über die Schwarte, nie. Nach dem angießen wird die Temperatur auf irgendwo 100° gesenkt und der Ofen nicht mehr geöffnet. Das simuliert den Kirchengang. Man darf natürlich auch wirklich in die Kirche gehen. Nach meinetwegen einer Stunde dreht man die Temperatur wieder hoch, auf etwa 220°. Vorher kann man noch etwas Flüssigkeit nachgießen. Man beachte die Stelle mit der Bockfotzn. Jetzt geht es eigentlich nur noch darum, die Kruste resch zu bekommen. Das geht von ganz allein. Zum Schluss nehme ich das Fleisch aus dem Reindl und stelle es bei Seite. Die Flüssigkeit samt Gemüse gebe ich in einen Seiher und drücke alles etwas aus. Das Gemüse werfe ich weg oder gebe es meiner Frau. Die mag das tatsächlich. Niemals darf das Gemüse püriert und zur Soß gegeben werden! Mein Opa wäre hier schon fertig gewesen. In bayern bindet man die Soße auch nicht ab. Wer es trotzdem etwas dickflüssiger haben möchte nimmt keine Speisestärke, sondern macht ein Doagal. Das ist Mehl mit Wasser. Das Doagal wird in die Soß gerührt und diese wird noch etwas gekocht. Zum Schweinern gibts auch keine Spätzle oder Kartoffelknödel. Kartoffeln sind nur erlaubt, wenn sie von Anfang an mit im Reindl waren und sich mit der Soß vollgesaugt haben. Das ist dann ein niederbayrisches Kartoffelbraterl. Bei uns macht man Semmelknödel dazu. In Niederbayern eher Teigknödel. Es gibt zum Schweinse auch kein Sauerkraut nicht. Sondern Süßkraut. Das ist Weißkraut mit Essig und Zucker, ähnlich dem bayrisch Kraut. Das ist ein orignal (ober-)bayrischer Schweinsbraten, wie ihn schon mein Opa gemacht hat, fast so wie Ihn meine Mutter macht und wie ich Ihn mache. Viele Grüße Christian
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Post by Deleted on Jan 18, 2019 14:30:44 GMT
Wo ist mein Langenscheidt Deutsch - Bayrisch wenn ich ihn mal brauche? VG Becks
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Post by BastlWastl on Jan 18, 2019 14:38:32 GMT
@becks: Tauben mag ich auch sehr gerne. Mein Vater hat früher die Tauben von einem befreundeten Bauern bekommen, der jetzt leider nicht mehr lebt. Meine Oma hat sie dann entweder gefüllt und gebraten oder sauer gemacht. War beides genial. Wird es leider nicht mehr geben, da meine Oma leider dement ist und nicht mehr kochen kann. jochen87: Ich hoffe Du hast Zeit zum lesen. Neben Pizza ist auch der Schweinsbraten meine Passion und ich habe mir soeben ein Bier aufgemacht und beginne mit meinen Ausführungen: Am wichtigsten ist, dass der original bayrische Schweinsbraten von einem gebürtigen Bayern zubereitet wird Dann brauchts das richtige Stück Fleisch. Und ich halte jetzt keine Vorträge über Schweinerassen, Fütterung und Haltung, sonder ich meine das richtige Stück vom Schwein. Das schlimmste ist der Rücken. Hier outet sich sofort der Ahnungslose. Ein Schweiners muss fett sein und das ist der Rücken nicht. Er wird nur trocken und hart. Besser aber nicht ideal ist das Halsgrat. Bei uns gibt es das eigentlich ausnahmslos ohne Schwarte und die gehört aber zu einem Schweinsbraten, wie der Schnaps danach. Wird einem irgendwo das Halsgrat als Schweinsbraten serviert, so kann man davon ausgehen, dass der Koch keine Kruste hin bekommt oder die Gäste nichts mehr beißen können. Die Haxen sind hervorragend und haben alles, was einen guten Braten ausmacht. Sie sind aber, wie auch das fränkische Schäufle eine andere Baustelle. Nachdem ich geschrieben habe, was mit einem Schweinern nichts zu tun hat komme ich dazu, was rein muss. Am liebsten mag ich das Wammerl, das ist schön saftig und die Schwarte wird schön resch. Außerdem gibts eine gute Soß. Für diejenigen, die es nicht so fett mögen nehme ich Schulter mit Deckel. Damit es eine gscheite Soß gibt nehme ich ein paar Ripperl. Die schmecken auch kalt zur Brotzeit. Unter einem Kilo Fleisch braucht man gar nicht erst anfangen. Im Idealfall kommen also ein Stück Wammer, ein Stück Schulter und ein paar Ripperl in ein vernünftiges Reindl. Nachdem ich die Haut rautenförmig eingeschnitten habe würze ich das Fleisch mindestens mit Salz und Pfeffer. Ich habe vom einsuren noch etwas Salz mit Lorbeer, Wacholder, Kümmel und Korianderkörndl. Ich verwende kein Nitritsalz für mein Gselchtes und kann die Würzmischung deshalb auch zum kochen benutzen. Zum Fleisch kommen noch Zwiebeln, gelbe Rüben und Sellerie. In vielen Rezepten steht, man solle jetzt etwas Brühe angießen. Das ist grundverkehrt, da das Gemüse sonst nicht röstet und die Soß nicht braun wird. Schmecken tuts auch nicht. Das geht jetzt in den auf 250° vorgeheizten Backofen. Schwarte nach oben! Der eine Fernsehkoch, der behauptet man solle den Braten erst mit der Schwarte in eine Brühe legen soll sich samt seinem Ingwer und Knoblauch schleichen. Jetzt kommt ein wichtiger Teil, den man verstehen muss. Es dreht sich jetzt alles um Temperaturkontrolle und Zeitmanagement. Früher gabs den Schweinsbraten am Sonntag. Da wurde der Wamsler in der Früh angeschürt und es kam der Braten hinein. Danach machten sich alle auf und gingen in die Kirche. Als sie wieder heim kamen wurde nochmal nachgelegt und alles fertig gemacht. Also unser Braterl ist im heißen Ofen. Das Fett läuft aus und benetzt den Boden des Reindls. Das Gemüse liegt im heißen Fett und wird langsam schön braun. Es macht auch nichts, wenn die ein oder andere Zwiebel schwarz wird. Um das verbrennen des Gemüses zu verhindern wird erst jetzt aufgegossen. Mit Brühe, Wasser und/oder Bier, je nach Geschmack. Ich nehme gern ein dunkles Weißbier. Wenn jetzt einer meint, er müsse das Bier über den Braten gießen und sich nachher wundert, warum er keine gscheite Kruste kriegt, hat er sich eine Bockfotzn verdient. Die Flüssigkeit gehört nicht über die Schwarte, nie. Nach dem angießen wird die Temperatur auf irgendwo 100° gesenkt und der Ofen nicht mehr geöffnet. Das simuliert den Kirchengang. Man darf natürlich auch wirklich in die Kirche gehen. Nach meinetwegen einer Stunde dreht man die Temperatur wieder hoch, auf etwa 220°. Vorher kann man noch etwas Flüssigkeit nachgießen. Man beachte die Stelle mit der Bockfotzn. Jetzt geht es eigentlich nur noch darum, die Kruste resch zu bekommen. Das geht von ganz allein. Zum Schluss nehme ich das Fleisch aus dem Reindl und stelle es bei Seite. Die Flüssigkeit samt Gemüse gebe ich in einen Seiher und drücke alles etwas aus. Das Gemüse werfe ich weg oder gebe es meiner Frau. Die mag das tatsächlich. Niemals darf das Gemüse püriert und zur Soß gegeben werden! Mein Opa wäre hier schon fertig gewesen. In bayern bindet man die Soße auch nicht ab. Wer es trotzdem etwas dickflüssiger haben möchte nimmt keine Speisestärke, sondern macht ein Doagal. Das ist Mehl mit Wasser. Das Doagal wird in die Soß gerührt und diese wird noch etwas gekocht. Zum Schweinern gibts auch keine Spätzle oder Kartoffelknödel. Kartoffeln sind nur erlaubt, wenn sie von Anfang an mit im Reindl waren und sich mit der Soß vollgesaugt haben. Das ist dann ein niederbayrisches Kartoffelbraterl. Bei uns macht man Semmelknödel dazu. In Niederbayern eher Teigknödel. Es gibt zum Schweinse auch kein Sauerkraut nicht. Sondern Süßkraut. Das ist Weißkraut mit Essig und Zucker, ähnlich dem bayrisch Kraut. Das ist ein orignal (ober-)bayrischer Schweinsbraten, wie ihn schon mein Opa gemacht hat, fast so wie Ihn meine Mutter macht und wie ich Ihn mache. Viele Grüße Christian Ja leck da kenn ma ins ja fast zammdoa...... Aber nur fast. Schulter ist gut, nehme ich auch gerne, aber da mein Metzger auch Hals mit Schwarte (auf Wunsch) anbietet, den nehme ich in der Schule auch, weil a mehr dagibt..... Vorgehensweise bei mir: Schulter oder Hals (mit Schwarte) einritzen, Idiotensicher geht das mit einem auf ca. 0,3cm eingestellten Teppichmesser, es darf niemals nicht das Fleisch angeschnitten werden, sonst gibts bei mir a Bockfotzn .... Bzw. an Benediktbaira Bauernrundschlog ..... Gewürzt wird mit und jetzt scheiden sich die Geister entweder: -Salz, Pfeffer, Knoblauch, Thymian, Rosmarin, Kümmel (Thymian und Rosmarin wachst grod im Deizer Mohr grod gnua wuild!) also nicht denken das währe zu mediteran, weil der Pfeffer is ja woi moi no exotischa.... oder Senf, Salz, Pfeffer, Kümmel, Knoblauch. Gebettet wie christian schon geschrieben hat auf Wurzelgemüse (ohne Lauch!) mit Ripperl und was sonst noch so hergeht (Speckschwarten vom Frühstück etc...), und natürlich Loorbeer und Wacholder... Dann trocken in den Ofen ähnlich wie vom TO beschrieben, allerdings für die Bigotten wie mi ganz gerne auf die Unterste Schiene mit Umluft und Grill bei 175 Grad.... Dann je nach Menge Fleisch (bei 2,5-3kg) alle 30 min. mit (wie vom TO empfohlen) dunklem Weißbier (warum ? weil weniger Hopfen drin ist!/Alternativ auch dunkles süßes Bockbier) übergießen (ja übergießen ..... Der Trick mit der Kruste ist das übergießen, denn im laufe der Zeit wird im Reindl neben dem Fleischsaft auch eine gehörige Menge Fett schwimmen die dann auf des Krusterl gschütt werd, und dann entsteht a richtige Krustn .... . Ganz wichtig is wenn man des so macht, das ma des Fleisch vorher richtig guad soizt...... Soß abbinden geht goar ned, und dazua gabbats an Semmeknedl und an Krautsalod bei uns.... Grias Wastl.
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Post by jochen87 on Jan 18, 2019 14:41:30 GMT
[..] jochen87 : Ich hoffe Du hast Zeit zum lesen. [..] Ja jede Menge, bin noch im Büro
Danke für die Ausführungen. Jetzt hab ich Bock drauf, mal gucken wann ich versuche den nachzukochen. Bin allerdings ein Preusse und kein Bayer..
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Post by woka on Jan 18, 2019 14:45:35 GMT
Wo ist mein Langenscheidt Deutsch - Bayrisch wenn ich ihn mal brauche? VG Becks Wieso? Ist doch alles verständlich geschildert christian wunderbar beschrieben! Danke dafür, auch wenn ich an der ein oder anderen Stelle einen Hauch anders vorgehe. Beste und kurzweilige Grüße, woka
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Post by beepbeepimajeep on Jan 18, 2019 14:46:03 GMT
Schauts a moi her Saupreissn: Ungefähr so dad des dann ausschaun. Bei mir allerdings scho erst mit der Schwartn nach unten und glei an Schluck Wasser in d Rein, aber nur an Schluck. Und nur a paar Minuten! Des Wasser verdampft dann ja boid, dann wird umdraht und auf 220 Grad 1h, dann 2-3h bei 150 Grad. Dazu Knedl aus hoibad kochte Erapfe und hoibad rohe.
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Post by woka on Jan 18, 2019 14:50:50 GMT
So, jetzt würde mir es auch nach so einem Schweine-dings gelüsten, das sieht ja alles vorzüglich aus! Hat mal jemand eine Bauanleitung für so einen DO-AG-Kloß für mich?
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Post by BastlWastl on Jan 18, 2019 14:55:09 GMT
So, jetzt würde mir es auch nach so einem Schweine-dings gelüsten, das sieht ja alles vorzüglich aus! Hat mal jemand eine Bauanleitung für so einen DO-AG-Kloß für mich? An Bähmischn ? Hefedoag (guad geh lassn )mit vui Hefn und a boa grobe Semmebräsln mid nei..... Na ins Wassa schmeißn wie ma des mid knedl so macht. Grias Wastl.
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Post by beepbeepimajeep on Jan 18, 2019 15:00:02 GMT
Wo steht da wos vo Hefe?
Knödelbrot kaufen oder selber schneiden, dann 2 oder 3 Eier rein und ein paar rohe Kartoffeln reinreiben. Dann soviel Mehl bis die passende Konsistenz erreicht ist (nur wenig! Teig muss deutlich feuchter sein als bei normalen Semmelknödeln). S+P und Muskat rein, fertig. Knödel formen und 20 min im heißen Wasser ziehen lassen.
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