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Post by lustikus on Jul 23, 2019 8:08:36 GMT
Hi!
peters hat hier sein Linkshänder-Deba vorgestellt:
Die Problematik mit einseitig geschliffenen Messern für Linkshänder kenne ich auch, daher - und weil meine Frau als Rechtshänderin meine/unsere Messer ebenfalls verwendet - kam ich bisher nicht in Versuchung, ein einseitig geschliffenes Messer zu testen. Um ehrlich zu sein, erzeugen diese Messer für mich keinen Reiz.
Was ist also das besondere an diesen Messern? Gerade in der europäischen Küche machen die ja kaum Sinn, oder?
Würde mich über eure Meinungen freuen, vielleicht entsteht hier ein netter Austausch, der meinen Horizont erweitert.
Freue mich auf rege Teilnahme, greez, lustikus
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Post by schmirgel on Jul 23, 2019 8:18:28 GMT
Du siehst das alles viel zu einseitig Okay, Kalauer-Start ... Sinnstiftender: Ich habe drei einseitige Japaner. Ein 185er Deba von Suisin (Shiro 3), ein 295er Yanagiba von Mizuno (vermutlich Shiro 2) und ein 215er Usuba von Masamoto (vermutlich Aogo 1). Das Deba ist schon cool als robustes Messer, speziell natürlich für ganze Fische. Aber auch fürs Huhn. Zerlegt man sowas nie, braucht man kein Deba. Wenn man mit umgehen kann (was ich so leidlich kann), ist das aber echt gut. Das Yanagiba kommt im Prinzip auch nur stilbewusst für Sushi/Sashimi aufs Brett. Wobei sich da auch traumhaft feine Filetscheibchen mit schneiden lassen. Auch das braucht etwas Übung, aber die Schärfe und Feinheit sindhalt geil. Wir sprechen da ja von ~10° Schneidenwinkel, das ist schon speziell. Das Usuba brauche ich tatsächlich nie, da komme ich auch nicht mit an meine "Nakiri-Künste" ran. Aber das habe ich mal sehr verratzt aus eBay gefischt und dann in stundenlanger ARbeit restauriert, poliert, kasumiert usw. Das hat halt seinen sentimentalen Sinn - und ergänzt mein Sushi-Set.
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Post by kwie on Jul 23, 2019 8:20:34 GMT
Hallo,
Einseitige Kata-Ba sind ja eher eingeschränkt und daher geht m.E: eher eine Faszination von ihnen aus, als ein Reiz. Das mag aber sicher jeder völlig anders sehen, denn wir sprechen damit über Sinn, Reiz, Faszination einer Messerbaulichen und Schneidkultur. Brot, Kohlrabi, Kürbis, alles harte kann man mit den Einseitigen praktisch gar nicht schneiden und wenn doch, nur mit großer Aufmerksamkeit sehr dünne Scheiben. Dennoch haben sie offenbar ihre Daseinsberechtigung und zwar bei Fleisch, Fisch, weichen Geweben als Schneidgut und wenn sie nicht "Europäisch" mit viel Schneidbrettkontakt sondern "Japanisch" fast ohne Schneidbrettkontakt verwendet werden geht es dann ja auch. Mein Yanagiba hatte mit seiner wuchtigen 13° Schneidfase zugleich einen Schneidenwinkel von 13°, also weniger als jedes meiner Rasiermesser (einschließlich der Japanischen Kamisoris, denn auch in Japan muss man wohl für brutal harte Barthaare etwas robuster schleifen).
Faszinierend? KWie: Ja, weil so anders als unsere 40° Klopper Interessant? KWie: Ja, weil es funktioniert und das erscheint uns mit unseren Gewohnheiten vielleicht sogar faszinierend. Must have? KWie: Nein. Ich brauche keins und würde es als "Dinosaurier" der Schneidtechnik bezeichnen, das seine Existenzberechtigung in einer gewisen Nische wohl auch haben mag.
Immerhin kann man die Einseitigen mit ganz erheblich weniger Konzentration und Talent (überall bis auf die Messerspitze) auf Steinen auf höchste Schärfe bringen, die man wegen der anderen Flächenpressung mit zweiseitigen Messern selbst mit viel Talent nicht erreicht. Es sind für mich vor allem Schärftechnisch clevere Konstruktionen. Wo sie's schneidtechnisch brauchen haben die Japaner aber zähneknirschend (denn dafür muss man ganz anders schleifen können) immer schon auch die zweiseitigen Ryo-Ba Messer.
Gruß: KWie
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Post by peters on Jul 23, 2019 8:23:58 GMT
Zum Deba kann ich (noch) nichts sagen.
Aber zum Yanagiba. Das benutze ich wenn ich Fisch oder Sehnen- und Knochenfreies Fleisch (lies: Filet) in Scheiben schneiden will. Durch den extrem kleinen Schneidenwinkel ist das Messer ungeheuer schneidfreudig. Es erzeugt eine absolut saubere, trockene Schnittfläche, aus der kein Saft austritt. Das kann das Yanagiba spürbar besser als z.B. das Sujihiki, das ja der eigentliche Spezialist zum Fleisch schneiden ist (für Salami sind beide zu empfindlich).
Ansonsten sieht man im "was gibt es heute"-Thread, dass einige hier durchaus einen asiatischen Touch in ihrer Küche haben. Und dort ist so ein Yanagiba in seinem Element.
VG Peter
PS: der Schneidenwinkel meines Yanagibas liegt auch irgendwo bei 10°, das ist nochmal ein gutes Stück radikaler als 13°. Und: es muss wirklich super scharf sein. Sonst macht es keinen Spass.
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Post by krassi on Jul 23, 2019 8:50:45 GMT
Schneiden wie die Hölle!
Ich hab son Mukimono was von der Form an ein Bunka erinnert. Das haut mich immer von den Socken wie das durch Gemüse durch faucht
Und ne Lachsseite Huten geht mit so einer Keilform einfach automatisch inklusive dem Atomraketen Glas Schnitt durch weiche Proteinsachen.
Die Scheiss Dinger sind empfindlich wie sau aber halt wie Dragster. Beschleunigen irrsinnig fahrn aber nur gerade aus.. So ähnlich mim Schneiden.. Man kann mit Natursteinen da den kompletten Wahnsinn rausholen weil es recht unmöglich ist den Winkel zu verkacken bei sonem Messer beim Schleifen (obwohl geht alles Falscher Druck kann schönen Scheiss veranstalten beim Schleifen)
Wobei mein nicht scharfes Deba ist mein Robustestes Messer was ich hab und damit schneid ich auch Kartons klein jeder Zeit.
TL/TR.. Geile Messer für bestimmte Sachen. LG Daniel
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Post by kingdingelling on Jul 23, 2019 9:04:57 GMT
Die Scheiss Dinger sind empfindlich wie sau aber halt wie Dragster. Beschleunigen irrsinnig fahrn aber nur gerade aus.. So ähnlich mim Schneiden.. TL/TR.. Geile Messer für bestimmte Sachen. LG Daniel
Kann leider nichts zu beitragen, da ich kein einseitiges Messer besitze. Schwirrt mir jedoch immer mal wieder im Kopf rum....was mich aber interessieren würde ist, ob die ähnlich wie etwa (manche) Brotmesser auch dazu neigen seitlich wegzulaufen?
Gruß Flo
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Post by peters on Jul 23, 2019 9:16:25 GMT
Die Scheiss Dinger sind empfindlich wie sau aber halt wie Dragster. Beschleunigen irrsinnig fahrn aber nur gerade aus.. So ähnlich mim Schneiden.. Aber hallo! Natürlich laufen die weg. Deswegen braucht es Übung, bis man ein Gefühl dafür bekommt, wie man das Messer führen muss, damit der Schnitt dort entlang läuft, wo man ihn haben wollte. krassi's Bild hinkt... "fahren nur gerade aus", ähem, alles andere als. ;-) VG Peter
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Post by krassi on Jul 23, 2019 9:17:44 GMT
Kann gut sein. bei so schwerelos weichem Kram wie Fisch merkt man davon aber nix Und beim Mukimono ist die Klinge so kurz das mans nicht merkt. Bei nem Schweinebraten würd man sowas schon eher merken. aber dann steuer man halt gegen, bzw das Schweinefleisch wird mit einem einzigen Zug durchgesäbelt.. Wenn ein Knorpel dirn ist ist das Teil so gut wie am Arsch , gelinde gesagt
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Post by severus on Jul 23, 2019 9:22:18 GMT
Die Scheiss Dinger sind empfindlich wie sau aber halt wie Dragster. Beschleunigen irrsinnig fahrn aber nur gerade aus.. So ähnlich mim Schneiden.. TL/TR.. Geile Messer für bestimmte Sachen. LG Daniel
Kann leider nichts zu beitragen, da ich kein einseitiges Messer besitze. Schwirrt mir jedoch immer mal wieder im Kopf rum....was mich aber interessieren würde ist, ob die ähnlich wie etwa (manche) Brotmesser auch dazu neigen seitlich wegzulaufen?
Gruß Flo
Moin, jede einseitige Klinge wird immer auf Grund der physikalischen Kräfteverhältnisse im Schnitt in Richtung der ungeschliffenen Seite verlaufen, wenn man nicht die asymmetrisch wirkenden Kräfte durch Gegenhalten ausgleicht. Das ist bei weichem Schneidgut und bei dünnen Scheiben weniger ausgeprägt, weil dann das Schneidgut nur wenig Kraft auf die Klinge ausübt. Aber einen Kohlrabi mittig mit einer einseitigen Klinge teilen ... wird schief. Viele Grüße Severus
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Post by Kozuka on Jul 23, 2019 9:22:20 GMT
Ich habe exakt einmal in meinem Leben mit einem einseitig angeschliffenen Messer ein paar Möhren zerteilt. Und das war mit krassi 's zerbeultem Usuba(?) of Doom. Das Teil hat die Möhren gefühlt auf atomarer Ebene zerteilt. Extrem cool.
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Post by severus on Jul 23, 2019 9:27:44 GMT
Was ist also das besondere an diesen Messern? Gerade in der europäischen Küche machen die ja kaum Sinn, oder?
Würde mich über eure Meinungen freuen, vielleicht entsteht hier ein netter Austausch, der meinen Horizont erweitert.
Freue mich auf rege Teilnahme, greez, lustikus
Moin, kann mal jemand erklären, bei welcher Schnittechnik genau und warum einseitige Messer sinnvoll und beidseitigen überlegen sind? Ich kann mir da derzeit nix wirklich vorstellen. Viele Grüße Severus
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Post by peters on Jul 23, 2019 9:41:54 GMT
Ein Yanagiba benutzt man normalerweise im Zugschnitt, wobei man versucht, die Bewegung aus dem Schultergelenk kommen zu lassen. Dann berührt nur die Spitze des Messers die Schneidunterlage. Bei einem Usuba gibt es verschiedene Schneidtechniken - aber das ist Spezialistenkram (Katsuramuki z.B.). Beide (Yanagiba und Usuba) haben normalerweise einen höllisch kleinen Schneidenwinkel und sind daher gefühlt das schärfste, was man an Messern finden kann. Wobei auf der Negativseite dann die extreme Empfindlichkeit der Schneiden steht.
VG Peter
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Post by 213 on Jul 23, 2019 10:15:51 GMT
Die Scheiss Dinger sind empfindlich wie sau aber halt wie Dragster. Beschleunigen irrsinnig fahrn aber nur gerade aus.. So ähnlich mim Schneiden.. TL/TR.. Geile Messer für bestimmte Sachen. LG Daniel
Kann leider nichts zu beitragen, da ich kein einseitiges Messer besitze. Schwirrt mir jedoch immer mal wieder im Kopf rum....was mich aber interessieren würde ist, ob die ähnlich wie etwa (manche) Brotmesser auch dazu neigen seitlich wegzulaufen?
Gruß Flo
Jepp, tun sie definitiv. Bei hohem Schnittgut merkt man das deutlich (meins zumindest), aber das ist ja auch nicht das Einsatzgebiet. Die einzige Schnittechnik die mir spontan ergänzend noch einfällt: youtu.be/aL-O9wjOoA0 ab min 3. Das geht auch auf dem Board liegend.
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Post by krassi on Jul 23, 2019 13:22:57 GMT
Zugschnitt!!! also da brillieren die Dinger! bzw alles andere wäre so als würde man mit nem leopard2 Panzer durch ein Moor Fahren.. Das Teil würd sich bestialisch ins Brett fressen. Jo ich berühre dabei nur mit der Spitze und vielleicht den ersten 5-10mm vorne das Brett Gerade beim Fisch schneiden ist das geile da dran wenn die Klinge lang genug ist, das man wirklich in einem Zug das Zeug durchsäbelt und einen sehr sauberen Schnitt hat Aber wie gesagt alles was auch nur ansatzbeise hart ist würd einem so ein Teil total zerlegen. Glaskanone halt Ich mag die Dinger die ich hab und die Sind praktischer als ich anfangs gedacht hab Ich hab auch ein super ranziges Takihiki (also grade Klinge sieht aus wie ein Mini Schwert) Da ist die Klinge grad mal so 15mm breit aber wird direkt 3-4mm dick Damit kann man filetier das es nur so kracht weil da so wenig Klinge durchgeht das das kaum bappen bleibt. Aber wie gesagt . sehr eingeschränkte Einsatzgebiete und man besoffen inne Hand nehmen und Schweinebraten mit Knorpeln nachts im Suff schneiden und es ist ziemlich zerbröselt LG daniel
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Post by andreas123 on Jul 23, 2019 13:38:55 GMT
Moin,
ist es nicht so, dass Debas eigentlich Fischzerlegemesser sind und die Flache Seite an den Gräten entlang gleiten soll? Deswegen haben die imho auch immer so ein kräftiges Profil. So wird das Filet viel besser angehoben, um sicherer an den Gräten zu bleiben.
Kein Wissen, nur angelesen und Intuition.
Ich würde lieber mit einen einseitig geschliffenen Linkshändermesser (bin Rechtsausleger) eine Lachshälfte (graved) aufschneiden, da ich da von rechts nach links schneide und die Tranche mit links festhalte. habe ja ein ganz billiges Yani hier, nur weil ich das mal testen wollte. Hier ist das Rechtshandmesser wenig spaßvoll.
LG Andreas
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