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Post by doerfler on Jul 26, 2019 21:25:49 GMT
Bevor ich mich an teurere Messer oder an welche an denen mein Herz hängt, ranwage, wollte ich mich am guten Ikea Vröda Kochmesser mit 20cm versuchen. Vorab, das war auch besser so. Ich war aber vom Vröda positv überrascht und schon fast etwas enttäuscht, weil es gar nicht so ne fette Wate wie erwartet hatte. Waren nur 0,3mm hinter der Schneidfase. Auch sonst fand ich es out of the box vernünftig scharf und das Preis-Leistung-Verhältnis ist schwer zu toppen bei 10 Euro. Der Stahl ist X50CrMoV15, so steht es jedenfalls auf der Klinge, was hier wohl als Weicheisen bezeichnet wird. Ich hab erstmal versucht den Ist-Zustand aufzunehmen. Da die Wate schon so dünn war, hab ich´s erstmal per Hand versucht, aber mit meinen Mitteln und trotz Weicheisen hab ich keinen vernünftigen Abtrag hinbekommen, wenn ich nicht paar Wochen schleifen wöllte. Also auf den Bandschleifer gegangen (ich hab so nen Industriebandschleifer, nicht ganz optimal zum Messerschleifen oder ich bin zu blöd) und hab´s erstmal mit nem gebrauchten 80er Band versucht, damit gabs schon etwas Abtrag, aber auch nicht so dolle. Ich hatte ja noch ein neues 80er Cubitron liegen, also das mal aufgelegt und verdammt, dass frisst den Stahl ja sofort auf. Trotz vorsichtigem schleifen mit kaum Druck nen hübsch fetten Overgrind produziert. Den erstmal versucht lokal zu korrigieren und mal angefangen eine Seite zu finishen. Erstmal geschärft und bißchen was versucht zu schneiden, es schneidet auf jeden Fall besser und die Klinge ist nagelgängig. Eine Möhre frisch aus dem Kühlschrank hab ich aber nicht ohne knacken durch gekriegt. Hier hab ich mal eingezeichnet, was jetzt von der Klinge wieder weg müsste um wenigstens nen Flatspot zu bekommen, der parallel zum Griff ist.
Bevor ich hier weiter mache und wieder neu ausdünne, wollte ich mal fragen, ob´s überhaupt Sinn macht den Stahl bis auf 0,1mm auszudünnen oder ob der Stahl dafür dann doch zu weich ist. Auf die maximale Härte, die der Stahl erreichen könnte, wurde wohl bei der Wärmebehandlung bewusst verzichtet. Nochmal härten mag ich nicht, da´s mir sicher die Klinge verzieht. Wie weit muss ich eigentlich ausdünnen, damit ich meine Möhre ohne knacken durch bekomme, vor allem wie dünn sollte die Klinge 1 oder 2cm über der Schneide sein? So schon mal Danke an jeden jeden, der bis hierher durchgehalten hat mit lesen. Vielleich habt ihr ja paar Tipps für mich.
Viele Grüße, Pierre
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Post by peters on Jul 26, 2019 21:58:28 GMT
Wenn die Möhre knackt, ist der Keil zu dick...
Wobei es wirklich wichtig ist, dass die Klinge nicht zu schnell zu dick wird. Das gilt insbesondere für die Spitze, denn die soll später ohne grösseren Widerstand z.B. durch Zwiebeln durchflutschen. Die zur Zeit angesagteste Geometrie ist hinten etwas kräftiger aber vorne ganz dünn... Vielleicht ist es eine Überlegung wert, mit dem Band erst mal oberhalb der Wate auszudünnen und den Bereich an der Schneide dann von Hand hinzutunen.
Und nochwas: Bist du dir sicher, dass du einen Flatspot haben willst?
Den Winkel zwischen Schneide und Griff würde ich eher mit dem Griff korrigieren als mit der Klinge. Du hast einen Bandschleifer - und was gibt es da Schöneres, als einen Griff zu basteln?!
VG Peter
PS: die Cracks werden sicher auch noch antworten...
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Post by doerfler on Jul 26, 2019 22:12:08 GMT
Hi Peter, danke für deine Antwort, das hilft schon mal. Einen Flatspot will ich nicht unbedingt, den hab ich jetzt erstmal nur angezeichnet um zu sehen, wieviel mindestens von der Klinge wieder weg muss. Das aber auch über den Winkel vom Griff zu korrigieren ist ne gute Idee, mal sehen, ob ich da was hinkrieg. Aber sollte nicht die Verlängerung des Griffs auf die Spitze zeigen? Auch erstmal oberhalb der Wate mit Bandschleifer ausdünnen und den Rest per Hand ist gut, aber da will ich ja jetzt erstmal üben mit dem Bandschleifer das wegzuschleifen, was ich auch will und nicht woanders. Ich hab so ein Teil linkVielen Dank schonmal. Grüße, Pierre
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Post by sturmschwalbe on Jul 26, 2019 22:31:36 GMT
Hi Pierre, die Serie ist schon gut zum üben und nicht wirklich schlechte von der Geometrie. Vielleicht hast du meinen Beitrag von den einfachen Messerumbauten ja schon gelesen. Eigentlich sollte das so schon ohne großes Knacken schneiden. Deine erste Linie liegt bei 5mm Höhe? Im Endeffekt reicht für dein Ziel ein Bearbeiten des Bereichs unterhalb davon. Gut schneidfähige Messer von mir haben da locker 0,5-0,6 teils mehr. Was den Overgrind angeht: die Messer sind halt nicht immer die geradesten und daher schnell mal "verschliffen". Zur Not eine Wiegebewegung auf deinem horizontalen Bandabschnitt machen bis der gewünschte Schneidenverlauf da ist. Darf da ruhig komplett stumpf sein. Jetzt am besten mit einem geführten System (ggf. Lansky) im 45° Winkel schleifen. Auf der Seite, wo die Scheiben abfallen sollen eine etwas größere Fase dran. Dann vorsichtig am Band die Ecke der Fase verrunden. Am Anfang ist es evtl. leichter mit der Schneide zu schleifen (an der Flachschleifplatte). Ob du da bei dem Schleifer allerdings hinkommst, wage ich zu bezweifeln, da neben dem Bandrand zuviel Blech bzw. die Klappabdeckung steht und du nicht bis zum Kropf kommst. Vielleicht etwas umbauen. Dickere Platte unterbauen - je nachdem, ob du da ran darst oder willst und es geht mit der vorhandenen Bandlänge. Zur Not geht vielleicht aber auch ein längeres Band. Am Kontaktrad zu schleifen ist nicht so ohne zumal das recht klein ausfällt und schlecht zugänglich ist. Auf jeden Fall viel Erfolg bei deinem Unternehmen. Mike
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Post by doerfler on Jul 27, 2019 7:33:31 GMT
Hallo Mike, dein Posting zum Messerumbau hab ich gelesen und ich fand die Idee so klasse. Danke für deine Ratschläge, die Vorgehensweise werde ich mal probieren. Die erste Linie bei mir ist in 5mm Abstand von der Schneide, die zweite 1cm und dann immer ein Zentimeter mehr. Ja die Klingen sind leider nicht so hundertprozentig gerade.
Dass mein Bandschleifer nicht so optimal ist zum Messerschleifen hab ich jetzt schon festgestellt. Ich versuch mich da ja auch an nem Eigenbau, hatte aber da auch ein paar Probleme. Vielleicht geht‘s dann besser, wenn der mal fertig ist.
Also vielen Dank und wenn ich so weiter mach, vielleicht wird‘s ja auch ein vernünftiges Petty. :-)
Viele Grüße, Pierre
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Post by doerfler on Sept 13, 2019 9:37:25 GMT
Hier mal wieder ein Update. Endlich hab ich meinen Monsterbandschleifer zum laufen gebracht und gestern bißchen damit gespielt. Hat richtig Spaß gemacht. Diesmal hab ich ein ganz günstiges Ikea Messer ohne Kropf genommen, das war auch einfacher zu bearbeiten. Genauer muss ich aber auch noch werden. Ob das jetzt richtig sinnvoll ist, was ich da zusammen geschliffen habe, weiß ich noch nicht, da muss ich erstmal probieren, aber die Klinge buckelt fast über die ganze Länge, nein ich hab mich nicht verschrieben und meine nicht die Schneide . Hier mal paar Bilder. Vorher: linke Seite nach dem Schleifen: rechte Seite nach dem Schleifen:
Kehlshot:
Über Kommentare würde ich mich freuen.
Viele Grüße, Pierre
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Post by peters on Sept 13, 2019 10:03:39 GMT
Du hast dir ja ein Linkshändermesser gebaut... Es kann sein, dass du es direkt an der Schneide noch ein wenig dünner haben willst. Der Hollow-Grind ist aber schon ziemlich krass...
VG Peter
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Post by severus on Sept 13, 2019 10:11:25 GMT
Moin,
Sauber für den ersten Versuch!
Du hast anscheinend mit einem Kontaktrad mit relativ großem Radius geschliffen und entsprechend beidseitig eine Hohlkehle. Damit erreichst du eine recht extreme Geometrie, leicht schneidend, aber relativ empfindlich und mit schwachem Food Release. Ausdünnen würde ich eher an einer Flachschleifplatte (bei Flachschliff) oder, bei balligen Messern, am freien Band oder an einem speziellen "Rotary Platen". Das große Kontaktrad ist m. E. vor allem geeignet zum Formschliff, da es schnellen und relativ kühlen Schliff erlaubt.
Viele Grüße Severus
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Post by doerfler on Sept 13, 2019 17:20:58 GMT
peters, Peter, es sollte schon ein Rechtshändermesser werden, die kurze Idee dahinter war, dass es an der linken Seite nicht so schnell anpappt. Die Schneide will ich auf meinem EP-Klon noch dünner machen, das war mir am Bandschleifer zu heikel. Danke severus, du hast Recht war mit nem großen Kontaktrad geschliffen. Von der Hohlkehle hab ich mir halt schon etwas Foodrelease erhofft, aber dafür könnte sie jetzt auch zu nah an der Schneide sein. Ballig schleifen am freien Band werd ich noch versuchen, Rotary Platen hab ich nicht, wüsste auch nicht, dass es da was für 75mm Breite gibt. Wie gesagt, das war nur bißchen spielen. Ich muss mir erstmal klar werden welche Geometrie ich überhaupt versuchen will zu schleifen. Da hab ich hier zwar im Forum schon versucht viel zu lesen, bin aber für mich noch nicht wirklich zu nem Resultat gekommen. Grüße, Pierre
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Post by BastlWastl on Sept 13, 2019 17:24:02 GMT
peters, Peter, es sollte schon ein Rechtshändermesser werden, die kurze Idee dahinter war, dass es an der linken Seite nicht so schnell anpappt. Die Schneide will ich auf meinem EP-Klon noch dünner machen, das war mir am Bandschleifer zu heikel. Danke severus, du hast Recht war mit nem großen Kontaktrad geschliffen. Von der Hohlkehle hab ich mir halt schon etwas Foodrelease erhofft, aber dafür könnte sie jetzt auch zu nah an der Schneide sein. Ballig schleifen am freien Band werd ich noch versuchen, Rotary Platen hab ich nicht, wüsste auch nicht, dass es da was für 75mm Breite gibt. Wie gesagt, das war nur bißchen spielen. Ich muss mir erstmal klar werden welche Geometrie ich überhaupt versuchen will zu schleifen. Da hab ich hier zwar im Forum schon versucht viel zu lesen, bin aber für mich noch nicht wirklich zu nem Resultat gekommen. Grüße, Pierre Anhand von den Bildern kann man unmöglich sagen ob das so funktioniert. Generell ist die von dir Gemacht Hohlkehle zwar etwas flach (großes Kontaktrad, logisch) aber je tiefer diese angesetzt ist desto mehr Effekt ist davon zu erwarten. Einfach ausprobieren und an den richtigen Stellen noch was abnehmen dann wird das sicher gut werden! grüße Wastl.
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Post by doerfler on Sept 13, 2019 17:31:58 GMT
Danke BastlWastl ich denke ich werde da noch viel probieren und versuchen müssen, wie was funktioniert. Grüße, Pierre
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Post by BastlWastl on Sept 13, 2019 17:33:52 GMT
Danke BastlWastl ich denke ich werde da noch viel probieren und versuchen müssen, wie was funktioniert. Grüße, Pierre Habe ich Jahrelang gemacht und die optimale Lösung dabei auch nicht gefunden... . So lange es für dich gut funktioniert ist das toll! Mehr muss es ja nicht. Habe allerdings schon Hohlkehlen oder FR Konzepte in der Hand gehabt die mit sicherheit schlechter waren wie dein Messer so wie es jetzt ist . Grüße Wastl.
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Post by doerfler on Sept 13, 2019 17:38:24 GMT
Ok, also keine Suche nach dem heiligen Gral starten, sondern einfach machen und Spaß haben, klingt gut. Danke.
Grüße, Pierre
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Post by kwie on Sept 13, 2019 21:49:41 GMT
Klar doch.
Ob so ein Hohlschliff je der Heilige Gral des Food Release werden kann möchte ich 'mal dahingestellt sein lassen. Aber ganz sicher ist: So kann man recht leichte Messer bauen, deren Klingen genug Fläche haben um Schneidgut vom Brett zu schaufeln.
Gruß: KWie
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Post by severus on Sept 13, 2019 23:04:07 GMT
Moin, Wenn du FR möchtest musst du idealerweise eine ballige Schneide mit einer Hohlkehle kombinieren, die einen deutlich kleineren Radius und eine scharfe Abscherkante hat.
Vermutlich könntest du ein handelsübliches Rotary Platen mit 50 mm zusammen mit einem 50er Band auch auf einem 75er Bandschleifer einsetzen.
Viele Grüße Severus
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