|
Post by kuerbiskopf on Aug 23, 2019 11:34:17 GMT
Hallo zusammen! Jetzt ist es soweit - ich hatte mein Messer (Tadafusa Gyuto) zum ersten mal aus der Hand gegeben und es gleich mit einem Ausbruch zurückbekommen. So sieht das jetzt aus :
Sorry ist etwas viel Text. Die Ausgangslage:Das Tadafuse ist mein bestes und teuerstes Messer (bitte nicht lachen - nicht jeder kann Porsche fahren ) Ich bin damit auch fast wunschlos glücklich. Die Schneideleistung ist für mich mehr als ausreichend und in das Oberflächenfinish habe ich geradezu verliebt. Irgendwie finde ich die Kombination aus Aogami und rostreien Außenlagen auch sehr symphatisch. Was mir nicht gefällt: ich hätte sehr gerne mehr Flatspot und eine Bunka/Kiritsuke-Spitze. Einen anderen Griff werde ich mir selbst noch mal zusammendotteln. Das habe ich bei meinen Outdoormessern hinbekommen und sollte hier also auch klappen. Ein anderes Messer, das meinen Vorstellungen und v.a. auch Budget entpricht, habe ich auch nach langem Suchen nicht gefunden. Jetzt weiß ich gerade nicht was ich machen soll: Option 1:Das Messer zu dictum schicken und danach wieder nutzen wie gehabt. Ich hab noch zweimal Schärfen gut. Die Frage ist: Schleifen die mir auch den Ausbruch weg. Gibt es mit sowas Erfahrungen hier? Option 2:Ich finde jemand der den Ausbruch beseitig und dabei gleich mein Wunschmesser daraus macht. Da sind die Fragen: geht das so einfach, wer macht sowas und mit welchen Kosten müsste ich in etwa rechnen? Es müsste ja auch einigermaßen in Relation zum Kaufpreis stehen. Sähe dann vereinfacht so in etwa aus:
Option 3:Ich versuche mich selbst daran. Ist wahrscheinlich eine saudoofe Idee von jemand, der froh ist gerade mal so seine Messer auf einem Kombistein halbwegs scharf zu bekommen. Ich habe auch lediglich einen groben Silifix Schruppstein, einen Handbandschleifer, Feilen und eine Flex mit Fächerscheiben zur Verfügung. Trennscheibe um die Spitze abzuflexen ist, wie ich rausgelesen habe, kein so dolle Idee, gell? Das müsste dann auch erstmal eine ganze Zeit warten. Der Nachwuchs ist geschlüpft, verlangt nach sehr viel Aufmerksamkeit und die ausstehenden Arbeiten für eine halbwegs krabbeltaugliche Umgebung sind noch äußerst umfangreich. Das Messer bleibt solange in der Schublade. Option 4:Wie Option 3, nur benutze ich das Messer in der Zeit einfach weiter, bis ich mich daran versuchen kann. Oder kann dann noch schlimmeres hinsichtlich des Ausbruchs passieren? Momentan hab ich es lieber Ersatzbank geschickt. Danke fürs Lesen und herzliche Grüße, Holger
P.S. Ich hoffe das ist hier richtig, ansonsten bitte verschieben.
|
|
|
Post by flint on Aug 23, 2019 12:32:17 GMT
Servus,
ich würde suntravel per PN mal fragen was er dazu meint. Ich kenne aktuell niemanden der sich so tief in einzelne Problemstellungen versenken kann, faire Preise nimmt und saubere Ergebnisse abliefert. Das soll die Schmiede hier nicht schmälern, aber die Leben von dem Taler und sind meistens auf Monate ausgebucht.
Jürgen Schanz schleift dir das auch mal schnell raus, aber dessen Domäne sind rostträge Monostähle die er ausdünnt, ein rostende Dreilagenklinge sollte nach meinem dafürhalten nach der maschinellen Bearbeitung noch von Hand auf Steinen geschärft werden. Suntravel kann dir sogar das Finish mit Sand so abblasen, das es einem Kasumi ähnlich ist.
Somit für mich aus diesen Gründen die erste Adresse für solche Operationen.
Gruß, flint
|
|
|
Post by schmirgel on Aug 23, 2019 21:03:35 GMT
Die beiden wichtigsten Dinge vorab: 1. Wegen eines Tadafusas muss sich hier keiner schämen. Das Gyuto was ich mal hatte, war ein wunderbar schneidfreudiges Messer. Mehr (sehr gutes) Japanmesser fürs Geld gibt es nicht. Das sind top Messer, 99,99999999 % aller Menschen haben schlechtere. 2. Das Messer ist nicht verloren, das kann man gut reparieren. Die Laminatlinie (wie war der Begriff noch mal?) ist hoch genug. Ja, suntravel Uwe wäre da _dein_ Mann. Uwe hat aber gerade gepostet, dass sich seine Aufträge stauen und er daher gerade die Tür zu macht. Die reine Reparatur des Schadens können hier aber auch andere, mich eingeschlossen - auch wenn das bei einem 3-Lagen-Messer schon komplexer ist. a) Den Ausbruch rauszuschleifen wäre bei 0,5 mm (sieht aber nach mehr aus) möglich, aber eine Heidenarbeit. Ich würde die Schneide zurücksetzen. Das muss aber über die ganze Schneide geschehen, sonst versaust du dir die Geo und das Profil. Das geht (Schlittschuhlaufen) auch schnell. Danach ist die Schneide aber halt viel zu dick, sprich die Flanken müssen ausgedünnt werden. Geht am Bandschleifer auch recht fix, macht aber de Optik hin. Sprich, es muss entweder von Beginn an oder nach der groben Vorarbeit auf Steinen ausgedünnt werden. Im Ideal schafft man es, die Schneide auf +/- 0,15 mm Dicke auszudünnen und danach eine leichte Balligkeit herzustellen. Bzw. im Superideal macht man die Spitze etwas flacher und wird zum Kehl hin balliger. Dann braucht es ein Finish. Muss kein Kasumi auf 1000 Euro teuren mundgeblasenen JNATs sein, aber halt so, dass es bissel nach was ausschaut. Da kann man bei rostfreien Außenlagen aber auch ganz gut tricksen, indem man die Schneidlage mit Kaffeelösung patiniert und die Außenlagen mit Rhinowet/Mircomesh quersatiniert. In Summe wird das Messer halt an Höhe verlieren. b) Was erhoffst du dir von K-Tip und Flatspot? K-Tip nutzen hier nur ganz wenige. Ich fand das optisch auch immer "scharf", habe aber inzwischen gar kein BUnka/K-Tip mehr. Es bringt quasi keinen Nutzen, verschlechtert eher noch die Balance. Wenn es denn sein muss: Lass die Flex. Ich habebe bis dato nur einmal eine SPitze komplett verändert (Brotmesser von spitz auf rund) und zwar mit dem Dremel. Das geht easy, da halte ich die Kontrolle. Und vor allem die Hitzekontrolle. Einen sauberen Flatspot an das Messer zu bekommen, ist nix für den Hobbyisten. Da sind Overgrinds programmiert, zudem wird die Laminatlinie (wie war der Name? ...) dann blöd aussehen. Wie beim K-Tip: Lass es!
|
|
|
Post by Kozuka on Aug 24, 2019 7:16:35 GMT
zudem wird die Laminatlinie (wie war der Name? ...) dann blöd aussehen
Hazakai
|
|
Deleted
Deleted Member
Posts: 0
|
Post by Deleted on Aug 24, 2019 7:39:21 GMT
Moin Holger,
Mein Tipp: Option 3 aber nimm nur deine Steine, nichts Elektrisches.
1. Schritt: Messer ziemlich Flach auf deinem gröbsten Stein (um die 500) schleifen, so dass du die Klinge über die gesamte Höhe des Anschliffs (in deinem Fall bis zum Kasumi) ausdünnst. So lange, bis der Ausbruch weg ist und die Schneide (fast) auf Null ausläuft.
Die Spitze würde ich erstmal so lassen, einen längeren Flatspot könntest du allerding beim Ausdünnen einarbeiten.
Wenn du das erledigt hast, geht es weiter 😉, Gruß, Torsten
|
|
Deleted
Deleted Member
Posts: 0
|
Post by Deleted on Aug 24, 2019 9:53:32 GMT
Ich mag diesen Ausbruch. Auf den Bildern wirkt das wie ein Chip der bei guter WB so aussehen soll, oder Feindkontakt mit plastischer Verformung. Wenn da keine Risse sind würde ich das bedenkenlos weiter nutzen. So ein Hakler mitten in der Schneide nervt, das motiviert vielleicht öfter mal die Steine rauszuholen. Ein glücklicher Zufall hat den Chip mitten in den bauchigen Teil gesetzt der sowieso flacher werden soll. Moin kuerbiskopf Größere Chips hatte ich noch nicht, aber mit der Zeit habe ich angefangen Geometrie und Profil an meine Vorlieben anzupassen. Das geht beim Schärfen, Schritt für Schritt. Wenn das Interesse groß genug ist um das selber zu versuchen dann tu es. Solange du Schritt für Schritt vorgehst kannst du kaum etwas versauen. Für mich war ein Freiraum wichtig, nciht nur Zeit. Wenn ich den Kopf frei habe und bei der Sache bin klappt das schon ganz gut. Mit dem Nachwuchs ist Zeit immer so eine Sache. Aber so eine Stunde mal ruhig und konzentriert was ganz anderes zu machen kann ziemlich gut tun. Viel Spaß beim Schleifen Holger btw, reparieren lassen finde ich unsportlich bbtw ich nutze auch die groben Zische, die sind unterschiedlich zickig, welchen hast du denn?
|
|
|
Post by kuerbiskopf on Aug 26, 2019 9:11:16 GMT
Hallo zusammen, ich danke Euch herzlich für die Antworten. suntravel ist ja, wie zu lesen war, leider erstmal ausgebucht. Ich muss mich auch noch eingehender durch die Menge an Fachbegriffen wuseln, die hier im Verlauf aufgetaucht sind. Ganz verstanden hab noch nicht alles. Nur dass die Meinungen auseinander gehen... Von "mach mal, kann schon nicht viel schiefgehen" bis "als Änfänger versaust Du Dir Dein Messer bei dem Versuch" ist ja alles dabei.
schmirgelDie Größe des Ausbruchs konnte ich nur mittels Typometer abschätzen. Kann durchaus auch geringfügig mehr als 0,5mm sein.
Ich komme mit Messern mit Flatspot einfach besser klar. Beispiel: wenn ich eine halbierte Salatgurke oder Zucchini mit meinem Nakiri choppe bekomme ich schöne Scheibchen, mit dem Tadafusa hab ich danach ein großes Stück Klappgurke. Liegt wahrscheinlich an meiner bescheidenen Schnippeltechnik, aber mit flachem Schneidenverlauf macht es mir auch mehr Spaß.
Die K-Tip Spitze ist tatsächlich ein rein kosmetische Angelegenheit und wäre auch nur die Kür. Gefällt mir halt narrisch gut. Hier hätte es noch den Vorteil auf meine Wunschlänge zu kommen. Als Universalmesser sind mit 165 mm zu kurz, 210 mm wieder einen Ticken zu lang. So 190 mm wäre mein Ideal. Falls ich es trotz Warnung dennoch wagen sollte: mit dem Dremel? Kann mir das gerade schwerlich vorstellen: mit einer kleinen Diamantscheibe? Hätte noch ein Makita Multitool - das müsste doch mit HM-Blatt auch funtionieren?
@erdig Von Zische hab ich den Silifix 120 und 220. Hab ich allerdings bislang nur einmal für Buschmesser und Hackebeil verwendet. Weiß nicht inwieweit die für das Projekt geeignet wären.
Ich werde sie jedenfalls bei Gelegenheit mal aus den Untiefen des Kellers freibuddeln und mich an was Überflüssigem aus der Küchenschublade versuchen. Dann sehe ich ja, ob meine Motorik überhaupt geeignet ist, bevor ich alles verschlimmbessere.
Sieht bei Euch ja alles so einfach aus, aber meine Erfahrungen mit Stahl und Metall im allgemeinen sind sehr überschaubar. Ich kann eigentlich nur Holz...
So - jetzt lese ich erstmal noch ein bisschen was zu Schlittschuhen und Overgrinds und versuche mein Verständnis etwas zu erweitern... 0:-) Ist ja doch eine recht komplexe Wissenschaft.
Herzliche Grüße, Holger
|
|
|
Post by peters on Aug 26, 2019 9:53:03 GMT
Ich kenne die Silifix-Steine nicht - aber die sollten prinzipiell geeignet sein. Besorg dir noch etwas 60iger SiC Pulver. Das kannst du zwischen die beiden Silifix-Steine tun und dann kräftig gegeneinander reiben. Damit bekommst du die Steine wieder "scharf".
Und lass das mit der Spitze erst mal sein.
Das Messer hat einen recht ausgeprägten Bauch, so dass du die "Luft" als Reserve für das Ausschleifen des Ausbruchs benutzen kannst. Ich würde erst ein ganz klein wenig Bauch stehen lassen. Ein exakter Flatspot ist auch teuflisch, wenn du das Messer nicht 100% eben aufs Brett führst.
Zum Ausschleifen: zuerst steil schleifen, vielleicht mit 45° zwischen Messer und Stein. Bis der Ausbruch weg ist. Und danach ausdünnen. Dazu das Messer dann ganz flach auf den Stein und solange schrubbeln, bis es wieder schön dünn hinter der Wate ist. Ich würde erst alle fünf Minuten die Seite wechseln, so dass du symmetrisch ausdünnst. Bis du merkst, dass sich ein Grat aufwirft. Dann bist du durch und kannst anfangen mit feinen Steinen die Riefen aus dem Messer zu schleifen. Mehr (verschiedene) Steine machen die Sache ein klein wenig einfacher. Sind die Silifix-Steine in FEPA oder in JIS angegeben? Wenn FEPA dann wäre danach ein Shapton Pro 1k angesagt, dann 2k oder 3k und danach 5..8k
Wenn du Dictum dazu überreden kannst, anstelle einmal (oder zweimal) Schärfen den Ausbruch zu reparieren, dann würde ich das in jedem Fall tun. Ich bezweifle allerdings, ob sie sich darauf einlassen. Schärfen geht ratz-fatz - und einen Ausbruch ausschleifen ist richtig Arbeit. Von Hand eine Sauarbeit. Mindestens drei bis vier Stunden. Vielleicht auch das doppelte. Mit geeigneten Maschinen geht es schneller. Braucht aber einen Handwerker mit Gefühl in den Fingern.
VG Peter
|
|
|
Post by kuerbiskopf on Aug 30, 2019 12:00:11 GMT
Nochmal vielen Dank für die Empfehlungen und Ratschläge!
peters: Klasse Anleitung und super erklärt - hab sogar ich verstanden. Dankeschön. Ob die Steine nach JIS oder FEPA angegeben sind weiß ich leider gar nicht. An feineren Steinen habe ich auch nur den K1040 vom JMS.
Ich werde mich demnächst gemäß Anleitung am ungenutzen Alteisen in der Schublade versuchen und sehen, ob ich überhaupt damit zurande komme.
Das Tadafusa geht jetzt nach spärlichem Dialog mit dictum zu deren Schärfservice. Mal kucken, was dabei rauskommt, aber ich true denen doch mehr Geschick und Erfahrung zu als mir. Werde dann berichten, wie es wieder zurückkommt.
|
|
Deleted
Deleted Member
Posts: 0
|
Post by Deleted on Sept 2, 2019 21:41:46 GMT
Sorry, der 120er und 220er liegen jetzt da wo ich nicht bin und für noch einmal testen hat die Zeit nicht gereicht. peters hat das schon gut beschrieben, SiC pulver hilft den Dingern auf die Beine. Wenn die erstmal laufen brauchen die den passenden Druck um genügend frisches Schleifkorn freizugeben.
|
|
|
Post by kuerbiskopf on Sept 4, 2019 8:16:52 GMT
Danke @erdig! SIC Pulver wollte ich eh bestellen. Ich werde es ausprobieren und mich mal durchwursteln(-schleifen).
|
|