Post by Gabriel on Dec 29, 2016 23:16:54 GMT
Moin zusammen,
hier ein weiteres Review aus dem Archiv (1.2015) aus den 5-Blickwinkel-Reviews:
AshiGingaYo-Gyuto 240mm in Shirogami 2:
Die Ashi Gingas sind ja insbesondere in den letzten Monaten in aller Munde. Kaum eine Kaufberatung geht ohne die Erwähnung eines solchen Messers von statten und überall wird extrem insbesondere das Preis-Leisungs-Verhältnis gepriesen sowie die Verarbeitungsqualität. Da ich noch keins der Messer vorher „wirklich benutzt“ habe, habe ich diesem Messer diesen Monat besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Verarbeitung & Finish
Natürlich war ich durch die vorangegangenen Reviews schon etwas vorinformiert und wusste was auf mich zukommt… eigentlich gute solide Verarbeitung mit einer unschönen Stelle im Übergangsbereich zwischen Klinge und Griff. Und kurz gesagt – genauso ist es auch. Das Messer ist insbesondere in dieser Konfiguration mit Standard-Yo-Griff nicht besonders auffällig oder „schön“ – es ist eben ein typisches Yo-Gyuto. Soweit so gut.. insgesamt gibt es kaum große Kritikpunkte. Die Verarbeitung ist insgesamt ordentlich, sowohl von Griff als auch Klinge. Allerdings finde ich insbesondere die Sektion am hinteren Ende des Griffs etwas „eckig“ ausgeführt, sowohl von den Kanten als auch von der Linienführung. Hier könnte etwas mehr Liebe zum Detail einfließen.
Die Vorderseite des Bolsters ist jedoch ein herber Kritikpunkt. So etwas geht meiner Meinung garnicht und das können einige Messer für sehr viel weniger Geld doch deutlich besser. Hier stört die raue Verarbeitung beim Greifen und es sammelt sich Dreck. Das muss wirklich nicht sein… dieser Punkt alleine würde mich schon dazu bewegen meiner allgemeinen Tendenz zu folgen und eher zu einem (anscheinend ja sauberer verarbeiteten) Wa-Gyuto zu greifen!
Der Griff an sich ist ansonsten ordentlich verarbeitet, zwar nicht so schön wie beim Misono UX10 aber insbesondere im Vergleich zur typischen Konkurrenz von JCK Masamoto etc. gibt es da nichts zu beanstanden.
Klingengeometrie
Das Ashi ist ein Laser – das ist ja bekannt. Angeblich sollen ja die Wa-Gyutos noch etwas dünner sein als die Yo-Gyutos… bestätigen oder widerlegen kann ich das an dieser Stelle nicht. Jedoch weist auch schon das Yo-Ginga eine hervorragende Geometrie auf. Meinem Empfinden nach bietet das Ginga einen guten Kompromiss zwischen einer Lasergeometrie und dennoch noch genug Steifigkeit, so dass nicht zu viel Flexibilität entsteht. Ich muss dazu sagen, dass das Ashi jetzt nicht ganz das dünnste Messer ist, was ich bisher getestet hab. Insbesondere im Bereich der Spitze gibt es da doch noch ein paar Messer, die etwas dünner und feiner ausgeschliffen sind. Insgesamt zeigt sich jedoch (erwartungsgemäß) hier ein sehr gutes Bild – definitiv die Stärke des Ashis!
Klingenprofil
Das Klingenprofil hat mir sehr gefallen. Die Schneide bietet genug Bauch und die Klinge genug Steifigkeit um gut im Wiegeschnitt arbeiten zu können. Insgesamt hat das Messer nahezu die ideale Balance, auch wenn ich es gerne etwas Klingen-lastiger bevorzugen würde. Dabei ist ein hinreichend großer flacher Bereich vorhanden, so dass man mit dem Ginga auch gut choppen kann. Natürlich klebt das Schnittgut etwas an der Klinge aber das ist bei fast allen mir bekannten Lasern so… In Kombination mit der für mich idealen Größe des Messers würde es an dieser Stelle von mir definitiv 10/10 Punkten geben! Perfekt.
Schnitthaltigkeit und Reaktivität
Sehr zu meiner Freude ist das im Zirkel getestete Ashi eins in Shirogami. Wie vielleicht bekannt ist, verehre ich diesen Stahl. Wie auch Murray Carter (wen die Aussagen dazu interessieren… einfach mal bei YT suchen nach „Murray Carter white blue steel“) schon sagt bietet er in den Händen eines echten Meister schlicht unendliches Potenzial. Die Leistung des weißen Papierstahls ist dabei extrem abhängig von dem Können der Schmiede, während aus Aogami laut ihm jeder Lehrling ein anständiges Messer hinbekommt, da der Stahl von sich aus schon so gute Eigenschaften aufweist. Gut… ich kann diese Aussage jetzt nicht 100% nachvollziehen oder überprüfen, aber was ich sagen kann ist, dass wirklich guter Shirogami von Schärfbarkeit und auch Standzeit mit Aogami nicht nur gleich auf ist sondern auch durchaus überlegen sein kann (vielleicht abgesehen von der Standzeit bei auch entsprechend gut behandeltem Aogami s).
Nun, hat Ashi diesen Stahl im Griff? Kurz gesagt… ja, schon. Ashi härtet den Stahl wie bei vielen der moderneren japanischen Lasern nicht sonderlich hoch. Für mich zeigt sich das in einer für Shirogami zwar akzeptablen aber nicht ausgereizten Standzeit und Schärfbarkeit. Sowohl mein Masamoto KS, mein AokiWarikomi Nakiri, mein Konosuke Fujiyama (Shirogami 1) als auch das getestete AokiSantoku in Shirogami 1 zeigen hier deutlich mehr Potenzial.
Dennoch bietet Ashis Shirogami im Gebrauch für mein Anforderungsprofil gute Eigenschaften und auch einen guten Kompromiss hinsichtlich Pflege. Jedenfalls wurde das Messer bei mir intensivst genutzt, Probleme mit Ausbrüchen gab es dabei nicht. Vor Anfang der Testphase habe ich es von 1000er Körnung ab ordentlich geschärft, was natürlich erwartungsgemäß gut funktioniert. Zwischendrin habe ich das Messer noch 3 oder 4 Mal auf dem Diamantleder abgezogen und es nach Ende des Tests nochmal auf meinem Imanishi Bester 4000 und kurz auf einem Finisher abgezogen.
Während der Testphase hat es dabei einiges an (IMHO schöner ) Patina entwickelt. Die Reaktivität würde ich im typischen Bereich für Shirogami 2 einordnen, also nicht extrem hoch und IMHO unproblematisch.
Fazit
Ich kann die aktuelle Position der Ashis in den Kaufberatungen durchaus nachvollziehen nach dem ausgiebigen Tests dieses Messers. Bietet es doch schlicht und einfach ein sehr gutes Gesamtpaket und das für einen wie ich finde auch recht günstigen Preis!
Die meisten Schwächen, die es zeigt sind meiner Meinung nach durch den westlichen Griff bedingt und dürften sich durch die Wahl eine Wa-Modells eliminieren lassen (so eins testen zu dürfen, vielleicht in stainless, würde mir übrigens außerordentlich interessieren ).
Jedoch wird sich bei mir in nächster Zeit dennoch kein Ashi Gyuto einfinden. Warum? Jedenfalls nicht weil ich es schlecht finde! Es passt schlicht nicht mehr in mein Anforderungsprofil. Wenn es ums pure Schneiderlebnis und die Freude an der Schärfe geht sind höher gehärtete Japaner (z.B. Aoki und Konosuke Fujiyama) dem Ashi schlicht überlegen. Was Laser angeht ist mein Block mit dem Suisin Inox Honyaki ausgestattet, welches IMHO in Sachen Geometrie, Schliff, Finish und subjektiven „Heiliger Gral“-Gefühl noch dem Ashi ein gutes Stück voraus ist. Allerdings… würde ich jetzt nach der Erfahrung noch zum Suisin greifen? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ein Ashi mit Ebenholzgriff in Shirogami wäre schon harte Konkurrenz… aber um das abschließend beurteilen zu können müsste ich einfach nochmal mehr Ashis testen denke ich. Wenn der Preis eine Rolle spielt würde ich sicher zum Ashi greifen. Da ich aber eher in der Hinsicht ein subjektiver unbelehrbarer unvernünftiger Mensch bin würde mein Griff bei einem neuen Laser wohl doch eher zu einem Konosuke HD2 oder Suisin gehen
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen! Hat Spaß gemacht mit dem Ashi!
Gruß, Gabriel
hier ein weiteres Review aus dem Archiv (1.2015) aus den 5-Blickwinkel-Reviews:
AshiGingaYo-Gyuto 240mm in Shirogami 2:
Die Ashi Gingas sind ja insbesondere in den letzten Monaten in aller Munde. Kaum eine Kaufberatung geht ohne die Erwähnung eines solchen Messers von statten und überall wird extrem insbesondere das Preis-Leisungs-Verhältnis gepriesen sowie die Verarbeitungsqualität. Da ich noch keins der Messer vorher „wirklich benutzt“ habe, habe ich diesem Messer diesen Monat besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Verarbeitung & Finish
Natürlich war ich durch die vorangegangenen Reviews schon etwas vorinformiert und wusste was auf mich zukommt… eigentlich gute solide Verarbeitung mit einer unschönen Stelle im Übergangsbereich zwischen Klinge und Griff. Und kurz gesagt – genauso ist es auch. Das Messer ist insbesondere in dieser Konfiguration mit Standard-Yo-Griff nicht besonders auffällig oder „schön“ – es ist eben ein typisches Yo-Gyuto. Soweit so gut.. insgesamt gibt es kaum große Kritikpunkte. Die Verarbeitung ist insgesamt ordentlich, sowohl von Griff als auch Klinge. Allerdings finde ich insbesondere die Sektion am hinteren Ende des Griffs etwas „eckig“ ausgeführt, sowohl von den Kanten als auch von der Linienführung. Hier könnte etwas mehr Liebe zum Detail einfließen.
Die Vorderseite des Bolsters ist jedoch ein herber Kritikpunkt. So etwas geht meiner Meinung garnicht und das können einige Messer für sehr viel weniger Geld doch deutlich besser. Hier stört die raue Verarbeitung beim Greifen und es sammelt sich Dreck. Das muss wirklich nicht sein… dieser Punkt alleine würde mich schon dazu bewegen meiner allgemeinen Tendenz zu folgen und eher zu einem (anscheinend ja sauberer verarbeiteten) Wa-Gyuto zu greifen!
Der Griff an sich ist ansonsten ordentlich verarbeitet, zwar nicht so schön wie beim Misono UX10 aber insbesondere im Vergleich zur typischen Konkurrenz von JCK Masamoto etc. gibt es da nichts zu beanstanden.
Klingengeometrie
Das Ashi ist ein Laser – das ist ja bekannt. Angeblich sollen ja die Wa-Gyutos noch etwas dünner sein als die Yo-Gyutos… bestätigen oder widerlegen kann ich das an dieser Stelle nicht. Jedoch weist auch schon das Yo-Ginga eine hervorragende Geometrie auf. Meinem Empfinden nach bietet das Ginga einen guten Kompromiss zwischen einer Lasergeometrie und dennoch noch genug Steifigkeit, so dass nicht zu viel Flexibilität entsteht. Ich muss dazu sagen, dass das Ashi jetzt nicht ganz das dünnste Messer ist, was ich bisher getestet hab. Insbesondere im Bereich der Spitze gibt es da doch noch ein paar Messer, die etwas dünner und feiner ausgeschliffen sind. Insgesamt zeigt sich jedoch (erwartungsgemäß) hier ein sehr gutes Bild – definitiv die Stärke des Ashis!
Klingenprofil
Das Klingenprofil hat mir sehr gefallen. Die Schneide bietet genug Bauch und die Klinge genug Steifigkeit um gut im Wiegeschnitt arbeiten zu können. Insgesamt hat das Messer nahezu die ideale Balance, auch wenn ich es gerne etwas Klingen-lastiger bevorzugen würde. Dabei ist ein hinreichend großer flacher Bereich vorhanden, so dass man mit dem Ginga auch gut choppen kann. Natürlich klebt das Schnittgut etwas an der Klinge aber das ist bei fast allen mir bekannten Lasern so… In Kombination mit der für mich idealen Größe des Messers würde es an dieser Stelle von mir definitiv 10/10 Punkten geben! Perfekt.
Schnitthaltigkeit und Reaktivität
Sehr zu meiner Freude ist das im Zirkel getestete Ashi eins in Shirogami. Wie vielleicht bekannt ist, verehre ich diesen Stahl. Wie auch Murray Carter (wen die Aussagen dazu interessieren… einfach mal bei YT suchen nach „Murray Carter white blue steel“) schon sagt bietet er in den Händen eines echten Meister schlicht unendliches Potenzial. Die Leistung des weißen Papierstahls ist dabei extrem abhängig von dem Können der Schmiede, während aus Aogami laut ihm jeder Lehrling ein anständiges Messer hinbekommt, da der Stahl von sich aus schon so gute Eigenschaften aufweist. Gut… ich kann diese Aussage jetzt nicht 100% nachvollziehen oder überprüfen, aber was ich sagen kann ist, dass wirklich guter Shirogami von Schärfbarkeit und auch Standzeit mit Aogami nicht nur gleich auf ist sondern auch durchaus überlegen sein kann (vielleicht abgesehen von der Standzeit bei auch entsprechend gut behandeltem Aogami s).
Nun, hat Ashi diesen Stahl im Griff? Kurz gesagt… ja, schon. Ashi härtet den Stahl wie bei vielen der moderneren japanischen Lasern nicht sonderlich hoch. Für mich zeigt sich das in einer für Shirogami zwar akzeptablen aber nicht ausgereizten Standzeit und Schärfbarkeit. Sowohl mein Masamoto KS, mein AokiWarikomi Nakiri, mein Konosuke Fujiyama (Shirogami 1) als auch das getestete AokiSantoku in Shirogami 1 zeigen hier deutlich mehr Potenzial.
Dennoch bietet Ashis Shirogami im Gebrauch für mein Anforderungsprofil gute Eigenschaften und auch einen guten Kompromiss hinsichtlich Pflege. Jedenfalls wurde das Messer bei mir intensivst genutzt, Probleme mit Ausbrüchen gab es dabei nicht. Vor Anfang der Testphase habe ich es von 1000er Körnung ab ordentlich geschärft, was natürlich erwartungsgemäß gut funktioniert. Zwischendrin habe ich das Messer noch 3 oder 4 Mal auf dem Diamantleder abgezogen und es nach Ende des Tests nochmal auf meinem Imanishi Bester 4000 und kurz auf einem Finisher abgezogen.
Während der Testphase hat es dabei einiges an (IMHO schöner ) Patina entwickelt. Die Reaktivität würde ich im typischen Bereich für Shirogami 2 einordnen, also nicht extrem hoch und IMHO unproblematisch.
Fazit
Ich kann die aktuelle Position der Ashis in den Kaufberatungen durchaus nachvollziehen nach dem ausgiebigen Tests dieses Messers. Bietet es doch schlicht und einfach ein sehr gutes Gesamtpaket und das für einen wie ich finde auch recht günstigen Preis!
Die meisten Schwächen, die es zeigt sind meiner Meinung nach durch den westlichen Griff bedingt und dürften sich durch die Wahl eine Wa-Modells eliminieren lassen (so eins testen zu dürfen, vielleicht in stainless, würde mir übrigens außerordentlich interessieren ).
Jedoch wird sich bei mir in nächster Zeit dennoch kein Ashi Gyuto einfinden. Warum? Jedenfalls nicht weil ich es schlecht finde! Es passt schlicht nicht mehr in mein Anforderungsprofil. Wenn es ums pure Schneiderlebnis und die Freude an der Schärfe geht sind höher gehärtete Japaner (z.B. Aoki und Konosuke Fujiyama) dem Ashi schlicht überlegen. Was Laser angeht ist mein Block mit dem Suisin Inox Honyaki ausgestattet, welches IMHO in Sachen Geometrie, Schliff, Finish und subjektiven „Heiliger Gral“-Gefühl noch dem Ashi ein gutes Stück voraus ist. Allerdings… würde ich jetzt nach der Erfahrung noch zum Suisin greifen? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ein Ashi mit Ebenholzgriff in Shirogami wäre schon harte Konkurrenz… aber um das abschließend beurteilen zu können müsste ich einfach nochmal mehr Ashis testen denke ich. Wenn der Preis eine Rolle spielt würde ich sicher zum Ashi greifen. Da ich aber eher in der Hinsicht ein subjektiver unbelehrbarer unvernünftiger Mensch bin würde mein Griff bei einem neuen Laser wohl doch eher zu einem Konosuke HD2 oder Suisin gehen
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen! Hat Spaß gemacht mit dem Ashi!
Gruß, Gabriel