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Post by flint on Mar 10, 2017 8:39:16 GMT
Servus, Herder Grandmoulin, oder wie man geschmackvoll Brot schneidet! Ich hab das Messer aus einem Tauschgeschäft erworben und möchte es hier kurz vorstellen, obwohl es sowieso jeder kennt und viele haben. Ich hatte mal ein Güde „Brotschwert“ in 320mm Ausführung und perfekter Machart, also handverlesen, weil alle von diesem gewaltigen Brotmesser so geschwärmt haben. Also wenn schon, dann gleich richtig, was sich für meine Bedürfnisse als Schuß in den Ofen und mit Kanonen auf Spatzen am besten umschreiben lässt. Zum Einen war mir das Güde zu dick und zu schwer, Krustenbrotlaiber haben beim Einschneiden ihre hartem Krustenkrumen in der ganzen Küche verspritzt, oft Meterweit, das war der Ofenschuß. Zum Zweiten kaufen wir solch riesige Laibe die eine 320er Klinge rechtfertigen würden nie, das war der Kanonenschuß auf die Spatzen. Ich hab’s dann verkauft! Jetzt hab ich das Grandmoulin mit Pflaumenholzgriff. Und was für einen Griff, der ist nämlich praktisch Spaltfrei, also handverlesen ausgesucht. Was für ein Vergnügen für einen Mann meiner Marotten! Die Klinge ist dünngeschliffen und flexibel. Da fliegen gleich deutlich weniger an Krumen durch meine Küche. Balance und Handlage sind ja traumhaft, jetzt versteh ich die ganzen Grandmoulinjünger, die trotz Grifftrauma immer wieder so ein Messer kaufen würden. Und formvollendet ist es ja auch. Fazit: Jetzt hat sich zu meinem Brotglück noch das passende Brotmesser in meine Sammlung eingefunden! Gruß, flint
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Post by Queequeg on Mar 10, 2017 8:53:48 GMT
Ach bei dir ist es gelandet...Aus Mangel an vorhandenem Tauschgut habe ich den Josef gar nicht erst angeschrieben. Das Grand Moulin ist Aufgrund seiner Klingenform das einzige Brotmesser, welches für mich eine Eleganz ausstrahlt. Alle anderen sind nur Werkzeuge. Ein Glück bin ich mit einem Rest Vernunft gesegnet und werde es garantiert nicht neu kaufen.
Wie immer ein schöner Bericht.
Gruß Markus
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Post by Mighty on Mar 10, 2017 11:30:52 GMT
@flint: schöner Bericht (wie immer!). Aber warum wird das Messer zu Spitze hin immer Höher? Hat das einen Nutzen oder soll das nur Ästhetik sein? Optisch finde ich eine gleichbleibende Höhe schöner.
Grüße Mighty
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Post by beepbeepimajeep on Mar 10, 2017 12:27:51 GMT
Schöne Bilder, Günter @mighty: Diese Klingenform ist eine Abwandlung der antiken Form "Boscher". Der Nutzen/Sinn ist, dass durch eine breite Klinge das Brotmesser eine einmal eingeschlagene Richtung auch hält. Aber sicher spielt auch die Ästhetik eine Rolle. Der FÜR MICH einzige (und für mich deutliche) Kritikpunkt an diesem Messer ist der einseitige Anschliff und das damit verbundene zur-Seite ziehen. Mich hat das deutlich gestört, deswegen habe ich mir ja auch eines mit beidseitigem Anschliff machen lassen. Ansonsten ist das ein perfektes Messer, wenn man nicht regelmäßig größere Brote zerlegt. Ich bin mit dem Tauschobjekt, dem Hohenmoorer Yvo, auch sehr zufrieden LG Josef
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Post by Mighty on Mar 10, 2017 14:47:44 GMT
@mighty: Diese Klingenform ist eine Abwandlung der antiken Form "Boscher". Der Nutzen/Sinn ist, dass durch eine breite Klinge das Brotmesser eine einmal eingeschlagene Richtung auch hält. Aber sicher spielt auch die Ästhetik eine Rolle. Der FÜR MICH einzige (und für mich deutliche) Kritikpunkt an diesem Messer ist der einseitige Anschliff und das damit verbundene zur-Seite ziehen. Mich hat das deutlich gestört, deswegen habe ich mir ja auch eines mit beidseitigem Anschliff machen lassen. Ansonsten ist das ein perfektes Messer, wenn man nicht regelmäßig größere Brote zerlegt. Super Erklärung. Danke dafür. Grüße Mighty
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Post by Gabriel on Mar 10, 2017 17:36:48 GMT
Moin, ein schönes Brotmesser hast du da flint Ich mag mein Grandmoulin immer noch sehr gerne, auch wenn es für mich durchaus eine Nummer länger sein dürfte. Das stört mich schon manchmal etwas aber bisher ist mir noch keine andere vergleichbar schöne Alternative untergekommen Viel Freude damit! Gruß, Gabriel
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Post by andreas123 on Mar 10, 2017 18:04:15 GMT
Nabend flint, das Grand Moulin ist wirklich ein schönes und außergewöhnlichen Messer. Ich hatte es bei einem Messer-, Jagd- und Waffenladen um die Ecke schon oft in der Hand. Jedesmal dachte ich es wäre mir zu dünn und würde bei hartem, krustigem Brot, wie andere, immer nach allen Seiten abdriften. Wie ist es bei Deinem? Schöne Bilder übrigens. Vielleicht etwas anderes, aber imho auch mit einer eigenen Eleganz empfinde ich das italienische Brotmesser von Felix. Und es hat auch eine ordentliche Länge. Leider hat mir dieses meine Madame beim irgendwas prokeln letztes Jahr verbogen... Das hole ich mir sicher wieder, wenn es mal ein gutes Angebot gibt. LG Andreas
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Post by flint on Mar 10, 2017 19:39:06 GMT
Servus, abgedriftet ist mir damals das Güde Brotschwert bei stark zerklüfteten Krustenbrotlaibern obwohl es gut scharf war, weil es einfach zu dick an den Stegen zwischen den Wellen war, es hat sich nur mit Zug & Druck festgebissen. Da es auch einseitig geschliffen war, ist das für mich keine Umstellung. Das viel dünnere Herder lässt sich absolut präzise führen, gleichmässige 6mm dicke Scheiben wie mit einer geführten Brotmaschine sind kein Problem. Der dünngezogene Wellenschliff frisst sich ganz locker in harte und zerklüftete Krusten ohne so gewaltig zu bröseln wie das viel dickere Güde, dass harte Krustenkrumen in der ganzen Küche verteilt hat. Einen einseitigen Zug kann ich auch nicht wahrnehmen, da fehlt mir aber vielleicht der Vergleich mit einem beidseitig geschliffenen Wellenschliff von Schanz! Ich bin wirklich begeistert von dem Messer, auch wenn der Wellenschliff durch den Herderschen Dünnschliff einen zarten Grat aufwirft, das beißt nur noch vehementer. Man sagt ja nicht ohne Grund, das ein Messer mit dünner Wate, egal ob jetzt Wellenschliff oder nicht, an einer harten Brotkruste eine seinen Grenzen stossen kann. Wenn jemand einen Tipp hat, wie bei einem Wellenschliff der Grat aufgerichtet werden kann, wenn's mal zu viel wird, dann gerne her damit! Ich hab noch ein Bildchen vom Güde Brotschwert auf der Festplatte gefunden: Das ist schon ein schweres Riesendingens! Gruß, flint
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Post by Spitzweg on Mar 10, 2017 20:19:55 GMT
Wenn jemand einen Tipp hat, wie bei einem Wellenschliff der Grat aufgerichtet werden kann, wenn's mal zu viel wird, dann gerne her damit! Hallo Flint, ich bin in so einer Sache mal mit einem vorhandenen Kyocera-Schleifstab sorgfältig rangegangen (allerdings bei einem Victorinox-Brotmesser). Hat offensichtlich ganz gut geklappt, meine Frau hat sich danach damit richtig übel geschnitten. Seitdem lasse ich das. Schneidet auch so gut das Brot - trotz sichtbarem Grat. VG, Christian
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Post by flint on Mar 10, 2017 21:12:15 GMT
Servus, meine Brotmessererfahrungen beschränken sich eigentlich auf mein damaliges Güde und mein jetziges Grandmoulin, dazwischen halt alles was meinen Frau so an "Supermarktbrotmessern" mitgebracht hat, oder an Werbegeschenken. Der allgemeine Tenor, quer durch alle Foren die sich mit Kochmessern beschäftigen, lautet in fast allen Kaufberatungen, dass man ein Kochmesser durchaus nach Gefallen und finanziellen Mitteln auswählen kann. Ich hab mich damit auch nie näher befasst, aber das Grandmoulin schneidet jetzt um so viel besser als das vielgerühmte Güde, so das mir die Zweifel kommen und deshalb auch Schneidfähigkeit bei Brotmessern eine deutlich wahrnehmbare Kategorie ist. Daraus leite ich jetzt folgendes ab: Das Grandmoulin ist deutlich dünner an der Wate wie mein damaliges Güde. Das Güde zeigte selbst bei steinharten & zerklüfteten Krusten keinen Grat, weil einfach zu dick an der Wate, deshalb war das Schneiden mühselig und nicht oft ist das Güde vom Laib gerutscht ohne sich zu verbeißen. Das Herder verbeißt sich durch die dünne scharfe Wate augenblicklich, die Konsequenz der dünngezogen und nicht besonders hoch gehärteten Klinge ist eine umgelegte Schneide! Erscheint mir irgendwie logisch, noch dazu wenn ich mir einen Wellenschliff als einen gewollten und aneinandergereihten "Overgrind" denke. In den Wellen ist die Wandstärke ja logischerweise nochmal einen schönen Tacken dünner, dass muss an steinharten Brotkrusten kollabieren, oder! Denkfehler meinerseits? Gruß, flint
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Post by Queequeg on Mar 10, 2017 22:43:35 GMT
Ich frag mich jetzt mal, wo du dankenswerterweise die wissenschaftliche Perspektive eingeschlagen hast, warum Brotmesser Wellenschliff haben. Astsägen mit ähnlichen Aufgabengebiet haben aber doppelten, nach innen geneigten Zickzack. Das Problem ist, dass Brot eine Kruste hat, darunter aber bis hin zu klebrig sein kann. Eine Säge reißt Material weg und schafft sich eine Gasse für das Blatt, sie würde sich bei Brot aber wahrscheinlich binnen kürzester Zeit zusetzen. Ein Brotmesser bricht die Kruste mehr wie eher wie ein (klassischer) Eisbrecher durch Spaltwirkung und Druck und schneidet im weichen Teil mehr wie ein normales Messer.
Was mir aufgefallen ist: das günstige Messer vom schwedischen Möbelhaus hat eine kleine Wellung und schneidet insbesonders grobe Krusten ohne große Verteilaktionen der Kruste. Es hat aber Probleme bei dem klassischen, festen Sauerteigbrot mit dunkler, glatten und glänzenden Rinde. Daraus schließe ich, dass es ein Brotmesser für alle Brotsorten nicht gibt. Warum auch? Deutschland ist das Brotland. Es wird Zeit, dass wir der Brotsorte angepasste Messer haben!
Ich hab da so eine spleenige Idee...
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Post by suntravel on Mar 11, 2017 4:30:53 GMT
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