Masahiro Bessak Honesuki - Was Kleines für´s Grobe
Jul 7, 2017 19:15:55 GMT
Gabriel, ipq, and 3 more like this
Post by Spitzweg on Jul 7, 2017 19:15:55 GMT
Hallo!
Folgend möchte ich kurz meinen Neuzugang vorstellen, eine kleines Messer für´s Grobe, ein Masahiro Bessak Honesuki in der typisch japanischen Form für Ausbeiner, hier mit 120mm-Klingenlänge.
Das schon vorab, diese Messer (die es auch noch in einer 150mm- und einer 180mm- Klingenlängenversion gibt und sich für unsereins wohl ausschließlich nur über E-Bay erwerben lassen) gehören in die eher untere Preiskategorie.
Spontan gekauft habe ich es nach einem Tipp von ipq und auch Gabriel .
Und warum überhaupt?
Weil ich festgestellt habe das meine sonstigen Küchenmesser allesamt (bis auf ein größeres, klassisches Dick-Solinger) sich nicht für wirklich grobe Sachen eignen, sie sind einfach bzgl. der Schneide zu dünn/empfindlich gehalten.
Selbst die von Hause aus in dem Punkt vom Original her sehr robusten Pallares sind mittlerweile nach meiner Vorliebe so stark ausgedünnt, dass sie zwar prima leicht schneiden, allerdings sind sie damit auch nichts mehr unbedingt für zB. das Putzen einer erdigen Sellerieknolle geeignet.
Zum anderen sollte das dann auch ein Küchenmesser für meine Frau werden (sie benutzt nur kleine Messer) – eine bzgl. der Schneidenunempfindlichkeit wahrscheinschlich noch größere Herausforderung
Aber eigentlich gefiel mir auch nur spontan die nicht so oft gesehene Grundform mit ihren ganzen Ecken und Kanten.
Kurz die techn. Eckdaten:
- Gesamtlänge 230 mm, davon 110mm Griff, 120mm Klinge
- Griffhöhe 20mm bis 23mm am Ende, Griffbreite durchgehend 16mm
- Klingenhöhe am Kehl 32mm, Rückenbreite am Rücken hier dann gute 3mm, zur Spitze hin verjüngt sie sich auf ca. 2mm
- Materialien: Griff Palisander mit Messingnieten, Klingenstahl: Keine Ahnung, konnte ich nicht herausfinden, bei E-Bay heißt es dazu nur „...Original special steel for meet“, aber dazu auch später noch mehr. Auf jeden Fall ist er aber rostträge, er reagiert bisher auf gar nichts.
- Gewicht knapp 120gr.
So sah es dann frisch ausgepackt aus:
Was man unschwer erkennen kann ist die breite Sekundärfase mit ordentlich Fleisch über der Wate und einem deutlich hohen Winkel mit bestimmt in Richtung 40°.
Diese ist aber nur einseitig, die Rückseite hat nur eine sehr flache und minikleine Fase.
Ebenfalls ist der Grundschliff der Primärfase asymmetrisch: Die eine Seite ist konvex/ballig ausgeführt, die andere Seite hat einen reinen Flachschliff.
Es ist somit konsequent für Rechtshänder ausgelegt. (Für mich als Linkshänder werde ich mich damit auch nach dem Verlegen der Sekundärfase auf die andere Seite wohl oder übel arrangieren müssen.)
Zur Verarbeitung:
Dem Anschein nach ein reines Automaten-Messer mit offenbar praktisch null Anteil an Handarbeiten.
Entsprechend ist an den meisten Stellen alles sauber und fehlerlos.
Natürlich sofort auffallend waren aber die recht breiten und durchgehenden Überstände der beiden Griffschalen an der Griffoberseite.
->
Ich vermute in der Form auch noch nicht einmal einen Ausrutscher sondern es scheint tatsächlich warum auch immer - eher fertigungsbedingt zu sein.
Dolle ist das nicht – das lässt sich aber zum Glück ja einfach und schnell beseitigen.
An der Griffunterseite zum Klingenanfang hin ist auch noch ein kleiner „Arbeitsspalt“ vom Griffholz, das war es aber auch schon, der Rest ist dann - wie gesagt - tadellos sauber, bündig ohne Schleiffehler und gar Macken.
->
Nun aber mal so in die Hand genommen:
Eindruck: Absolut starres, für seine Größe recht schweres, mit seiner Kantigkeit klotziges Teil (der Schwerpunkt liegt im Griff, ca. auf Höhe der ersten Niete), also erst einmal gar nicht mal so das Gefühl „Messer für die feine Küche“ sondern direkt „Werkzeug“.
Und zwar eines, mit dem man zur Not sicher auch eine verklemmte Küchenschublade aufhebeln kann.
Für mich noch störend sind die recht scharfen (allerdings schon gratlosen) Kanten der Klinge am Rücken und im Kehlbereich, da muss also beigegangen werden.
Normalerweise ist dies mit ein wenig Schleifpapier ja schnell erledigt, aber hier zeigt es sich schon... scheint irgendein echt knackhartes Zeug zu sein der Stahl...so schnell war das nämlich nicht gemacht.
Und da sind wir auch schon bei der Klinge bzw. dem Stahl:
Das Messer war OOTB schon soweit scharf geschliffen (Küchenkrepp zwar nur widerwillig allerding normales Papier ging leicht, gleichmäßig, glatt und sauber) also habe ich hier als erstes gleich mal ein paar erste Erprobungen mit gemacht: Holzige Rosmarinzweige, getrocknete Altbrotkrusten, Zahnstocher in Scheiben geschnitten ... was mir halt so an Schlimmheiten gerade in die Fingen kam.
Mit dem Ergebnis einer davon komplett unbeeindruckten Schneide. Sie ging danach immer noch – ohne jeglichen Hänger an irgendeiner Stelle – weiter leicht und glatt durchs Papier.
Der Umschliff der Sekundärfase auf die andere Klingenseite war dann Dank von Atoma 140er und 400er-Platten noch gut zu machen, allerdings war auch das beileibe keine 5-Minuten-Aktion. Und ich bin mir sicher: Nur mit Wassersteinen hätte man sich alleine dafür schon einen halben Wolf mit mehrmaligen Zwischenabrichten geschliffen.
Also was auch immer das für einer ist, der Stahl hat offenbar bzgl. der Härte und Zähigkeit ganz schön was hinter den Ohren.
Aber das erledigt (den Griff habe ich übrigens ansonsten unverändert gelassen), meiner Frau gefällt es auch gerade wegen der zackigen Form sehr gut, meine Lücke im tagtäglich-Repertoire ist geschlossen, ich finde das ganze echt prima.
Und ich möchte es auch durchaus gerne weiter hier an Leute empfehlen, die ein praktisch unzerstörbares, etwas besonderere Rundumsorglos-Messer fürs kleine Grobe suchen, dabei nicht unbedingt soviel ausgeben wollen und kein Problem mit kleineren Nacharbeiten haben.
Allerdings sollten sie dann optimalerweise Rechtshänder sein.
Viele Grüße,
Christian
Folgend möchte ich kurz meinen Neuzugang vorstellen, eine kleines Messer für´s Grobe, ein Masahiro Bessak Honesuki in der typisch japanischen Form für Ausbeiner, hier mit 120mm-Klingenlänge.
Das schon vorab, diese Messer (die es auch noch in einer 150mm- und einer 180mm- Klingenlängenversion gibt und sich für unsereins wohl ausschließlich nur über E-Bay erwerben lassen) gehören in die eher untere Preiskategorie.
Spontan gekauft habe ich es nach einem Tipp von ipq und auch Gabriel .
Und warum überhaupt?
Weil ich festgestellt habe das meine sonstigen Küchenmesser allesamt (bis auf ein größeres, klassisches Dick-Solinger) sich nicht für wirklich grobe Sachen eignen, sie sind einfach bzgl. der Schneide zu dünn/empfindlich gehalten.
Selbst die von Hause aus in dem Punkt vom Original her sehr robusten Pallares sind mittlerweile nach meiner Vorliebe so stark ausgedünnt, dass sie zwar prima leicht schneiden, allerdings sind sie damit auch nichts mehr unbedingt für zB. das Putzen einer erdigen Sellerieknolle geeignet.
Zum anderen sollte das dann auch ein Küchenmesser für meine Frau werden (sie benutzt nur kleine Messer) – eine bzgl. der Schneidenunempfindlichkeit wahrscheinschlich noch größere Herausforderung
Aber eigentlich gefiel mir auch nur spontan die nicht so oft gesehene Grundform mit ihren ganzen Ecken und Kanten.
Kurz die techn. Eckdaten:
- Gesamtlänge 230 mm, davon 110mm Griff, 120mm Klinge
- Griffhöhe 20mm bis 23mm am Ende, Griffbreite durchgehend 16mm
- Klingenhöhe am Kehl 32mm, Rückenbreite am Rücken hier dann gute 3mm, zur Spitze hin verjüngt sie sich auf ca. 2mm
- Materialien: Griff Palisander mit Messingnieten, Klingenstahl: Keine Ahnung, konnte ich nicht herausfinden, bei E-Bay heißt es dazu nur „...Original special steel for meet“, aber dazu auch später noch mehr. Auf jeden Fall ist er aber rostträge, er reagiert bisher auf gar nichts.
- Gewicht knapp 120gr.
So sah es dann frisch ausgepackt aus:
Was man unschwer erkennen kann ist die breite Sekundärfase mit ordentlich Fleisch über der Wate und einem deutlich hohen Winkel mit bestimmt in Richtung 40°.
Diese ist aber nur einseitig, die Rückseite hat nur eine sehr flache und minikleine Fase.
Ebenfalls ist der Grundschliff der Primärfase asymmetrisch: Die eine Seite ist konvex/ballig ausgeführt, die andere Seite hat einen reinen Flachschliff.
Es ist somit konsequent für Rechtshänder ausgelegt. (Für mich als Linkshänder werde ich mich damit auch nach dem Verlegen der Sekundärfase auf die andere Seite wohl oder übel arrangieren müssen.)
Zur Verarbeitung:
Dem Anschein nach ein reines Automaten-Messer mit offenbar praktisch null Anteil an Handarbeiten.
Entsprechend ist an den meisten Stellen alles sauber und fehlerlos.
Natürlich sofort auffallend waren aber die recht breiten und durchgehenden Überstände der beiden Griffschalen an der Griffoberseite.
->
Ich vermute in der Form auch noch nicht einmal einen Ausrutscher sondern es scheint tatsächlich warum auch immer - eher fertigungsbedingt zu sein.
Dolle ist das nicht – das lässt sich aber zum Glück ja einfach und schnell beseitigen.
An der Griffunterseite zum Klingenanfang hin ist auch noch ein kleiner „Arbeitsspalt“ vom Griffholz, das war es aber auch schon, der Rest ist dann - wie gesagt - tadellos sauber, bündig ohne Schleiffehler und gar Macken.
->
Nun aber mal so in die Hand genommen:
Eindruck: Absolut starres, für seine Größe recht schweres, mit seiner Kantigkeit klotziges Teil (der Schwerpunkt liegt im Griff, ca. auf Höhe der ersten Niete), also erst einmal gar nicht mal so das Gefühl „Messer für die feine Küche“ sondern direkt „Werkzeug“.
Und zwar eines, mit dem man zur Not sicher auch eine verklemmte Küchenschublade aufhebeln kann.
Für mich noch störend sind die recht scharfen (allerdings schon gratlosen) Kanten der Klinge am Rücken und im Kehlbereich, da muss also beigegangen werden.
Normalerweise ist dies mit ein wenig Schleifpapier ja schnell erledigt, aber hier zeigt es sich schon... scheint irgendein echt knackhartes Zeug zu sein der Stahl...so schnell war das nämlich nicht gemacht.
Und da sind wir auch schon bei der Klinge bzw. dem Stahl:
Das Messer war OOTB schon soweit scharf geschliffen (Küchenkrepp zwar nur widerwillig allerding normales Papier ging leicht, gleichmäßig, glatt und sauber) also habe ich hier als erstes gleich mal ein paar erste Erprobungen mit gemacht: Holzige Rosmarinzweige, getrocknete Altbrotkrusten, Zahnstocher in Scheiben geschnitten ... was mir halt so an Schlimmheiten gerade in die Fingen kam.
Mit dem Ergebnis einer davon komplett unbeeindruckten Schneide. Sie ging danach immer noch – ohne jeglichen Hänger an irgendeiner Stelle – weiter leicht und glatt durchs Papier.
Der Umschliff der Sekundärfase auf die andere Klingenseite war dann Dank von Atoma 140er und 400er-Platten noch gut zu machen, allerdings war auch das beileibe keine 5-Minuten-Aktion. Und ich bin mir sicher: Nur mit Wassersteinen hätte man sich alleine dafür schon einen halben Wolf mit mehrmaligen Zwischenabrichten geschliffen.
Also was auch immer das für einer ist, der Stahl hat offenbar bzgl. der Härte und Zähigkeit ganz schön was hinter den Ohren.
Aber das erledigt (den Griff habe ich übrigens ansonsten unverändert gelassen), meiner Frau gefällt es auch gerade wegen der zackigen Form sehr gut, meine Lücke im tagtäglich-Repertoire ist geschlossen, ich finde das ganze echt prima.
Und ich möchte es auch durchaus gerne weiter hier an Leute empfehlen, die ein praktisch unzerstörbares, etwas besonderere Rundumsorglos-Messer fürs kleine Grobe suchen, dabei nicht unbedingt soviel ausgeben wollen und kein Problem mit kleineren Nacharbeiten haben.
Allerdings sollten sie dann optimalerweise Rechtshänder sein.
Viele Grüße,
Christian