Erstmal vorweg herzlichen Dank an kup für das Ausrichten des Passarounds dieses tollen Messers.
Zum F&F wurde schon vieles geschrieben, das muß hier nicht noch einmal wiederholt werden.
Was mir persönlich bei einem Messer dieser Preisklasse doch etwas sauer aufgestoßen ist, war die Verwendung von Pakkaholz als Zwingenmaterial anstelle von Horn.
Auch wenn dies die Verwendung in keinster Weise beeinträchtigt, soviel Geiz muß echt nicht sein, auch wenn das anscheinend in letzter Zeit bei vielen (auch höherpreisigen) japanischen Messern so gehandhabt wird.
Das Messer kam bei mir relativ "stumpf" an, wobei dieses "stumpf" dank der hervorragenden, von der Kamo-To Serie gewohnten dünnst ausgeschliffenen Geometrie, relativ zu sehen ist und von der Trenn-/Schneidfähigkeit
immer noch weit jenseits jeden Standardsolingers und auch vieler Japaner im Auslieferungszustand lag.
Jedoch, das dämliche Grinsen beim fast kraft- und geräuschlosen Schnitt wollte so garnicht aufkommen.
Beim "Standardkartoffeldruckschnitttest" mit per Apfelentkerner ausgestochenen, runden Kartoffelstreifen von 1,5 cm Durchmesser standen erstmal 270g als durchschnittliches Maximum an.
Zum Vergleich: Die besten (größtenteils Laser-)Santokus liegen eigentlich immer unter 100g, teils sogar sehr deutlich.
Da ich möglichst wenig verändern/wegnehmen wollte um die Schneidfase nicht zu vergrößern bin ich dann erstmal auf´s Sohlenleder, danach auf´s Dialeder mit 0,5 Mikrom. DIA-Paste, beides leider ohne Erfolg.
Danach auf den 12000er Naniwa Superstone, 3 x pro Seite komplett und jede Seite noch 3 x auf dem selben Stein abgezogen, dann noch kurz über´s Sohlenleder, alles war gut dank der kleinen Fase.
Endlich der gewohnte, fast schwerelose Schnitt, 1:1 mit dem Kamo-To Santoku.
Kartoffeltest jetzt: Maximum 97g, teilweise sogar knapp unter 40g.
Da ginge sicher noch etwas mehr, aber das sollte genügen.
Von der Schneid-/Trennfähigkeit liegt das Messer mit dem Kamo-To Santoku (Kartoffeltest: Max. 100g) und dem extrem auf Laser geschanzten Twin Cermax (Kartoffeltest: Max. 93 g, das aber einen deutlich schlechteren FR hat) absolut auf Augenhöhe, das Kamo Shinko Seilan AS kann aufgrund stabilerer Geometrie ab ca. 0,5 cm über Schneide nicht ganz mithalten (Kartoffeldruckschnitttest hier: Maximum bei ca. 140 g).
Wobei auch diese Messer nicht komplett frisch geschärft, sondern nur nochmal kurz abgezogen waren.
Von lins nach rechts:
Twin Cermax, Orca, Kamo-To
Ebenso von oben nach unten.
(Bitte kein Gemecker über mein verwatztes Schonbrett, ich weiß das muß abgeschliffen werden, aber ich kann im Moment nicht...)
Das nicht abgelichtete Kamo Shinko Seilan AS hat genau die gleiche Klingenform wie das Kamo-To, ist aber etwas stabiler im Ausschliff und hat eine Kurouchi-Klinge mit Aogami Super Schneidlage .
Ich habe das Messer, da nicht meins, nur auf meinem Schonbrett aus Kiefernschichtholz verwandt, ebenso die Vergleichsmesser.
Angenehm beim Choppen von Gemüse ist die auch zur Spitze hin noch relativ große Höhe, die aber bei zäherem, klebrigem Schnittgut wie geräuchertem Speck im Verhältnis zum Kamo-To und zum Shinko Seilan AS wiederum Nachteile birgt.
Die Form des Twin Cermax ähnelt eher der des Orca mit den gleichen Vor- und Nachteilen, aber deutlich stärker saugenden, da glatteren Seiten ohne den ansatzweisen Hohlschliff der Kamos.
Sehr schön daß man das Messer auch mal eingesaut liegen lassen kann, was bei größeren Kochaktionen in einem gewissen Rahmen nicht ausbleibt, bzw. bei den rostenden Reineisenaußenlagen des Kamo-To zu ständigem, nervenden Abspülen führt.
Zum Stahl:
Also ehrlich gesagt hatte ich mir von der Standzeit des R1 auf Topschärfeniveau doch etwas mehr erhofft, zum Ende des Testzeitraums lies diese doch merkbar nach.
Das mag natürlich auch an meiner Chopperei in Verbindung mit dem dünnen Ausschliff liegen, aber zumindest ist sie auf keinen Fall schlechter als beim Aogami 2 des Kamo-To Santokus.
Sicher ist das kein 1:1 Vergleich, da im Gesamtestzeitraum natürlich das Testmesser bevorzugt genutzt wurde.
Dennoch ist sowohl der AS des Kamo Shinko Seilan als auch der ZDP-189 (...was Wunder...) des Twin Cermax hier deutlich besser.
Resümee: Ein echter Vertreter des berühmten Kamo Spirits in angenehmer, rostfreier Ausführung, wenn auch zu einem recht gesalzenen Preis.
Gruß Jürgen