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Post by udo240 on Jan 1, 2018 15:59:13 GMT
Ich möchte heute hier mein Schleifsetup vorstellen, das ich heute probiert habe. Geschliffen habe ich drei einfache Solinger-Messer, Härte daher max. 59 HRC, eher 57 HRC, die Grat-Bildung auf dem ersten Stein war schnell abgeschlossen: Beginnen möchte ich mit dem Stein hinten, ein roter Wesersandstein aus Stadtoldendorf. Der Stein hat geschätzt eine Körnung von 600-800 JIS. Ein sehr dichter Stein, der absolut kein Wasser aufnimmt. Der Stein ist weder zu hart noch zu weich, d.h. die Oberfläche beginnt nicht irgendwann spiegelig zu werden und an Griffigkeit einzubüßen, noch schlämmt der Stein wie einige grobe Japaner die ich besitze. Die Gratbildung war schnell abgeschlossen, der Stein ist der Beste deutsche Sandstein den ich bisher für den Messerschliff gefunden habe und ich habe einiges im Keller liegen! Näheres zum Stein findet Ihr hier: de.wikipedia.org/wiki/WesersandsteinDer zweite, ein grüner Sandstein aus Anröchte, ist von mir für den Mittelschliff eingesetzt worden. Der Anröchter hat eine Körnung von geschätzt ca. 2000-3000 JIS. Das Schleifen ist sehr angenehm, viele Sandsteine die fein arbeiten sind sehr träge und langsam, dieser nicht! Ein Wässern ist aufgrund der Dichte ebenfalls nicht notwendig. Ganz ernsthaft, ein toller Stein! Nähere Infos hier: de.wikipedia.org/wiki/Anr%C3%B6chter_SteinDer letzte Stein zum finalen Abzug ist ein Alta Quarzit aus Norwegen, sieht auf den Fotos eher grob aus, ist er beileibe nicht! Ich schätze 5000-6000 JIS und damit in der oberen Range für unsere Messer. Tolles Schleifgefühl, vermittelt etwas weiches, fühlt sich eher nach Synthtetik an als nach Quarzit, samtig weich. Die Messer zeigen im Anschluss ein wolkiges Spiegelfinnish. Nähere Infos hier: de.wikipedia.org/wiki/Alta-QuarzitNach den drei Steinen habe ich die Messer auf einem Blankleder abgezogen. Was soll ich sagen: Die Ergebnisse sind absolut überzeugend, die Messer rasieren meine Arme, schneiden Zeitung im Zugschnitt, zeigen keine Schwäche an der Tomate... ich stelle mir ernsthaft die Frage wozu all die anderen Steine in meinem Keller da sind. Wer braucht Choseras, Shaptons und wie sie alle heißen gute Steine liegen in Deutschland, vor unserer Tür oder aber auf dem Boden in unseren Häusern. Natürlich gibt es schnellere Steine aber ich verdiene mein Geld mit dem Schleifen von Messern. Es macht mir Spaß und ich habe Zeit! Probiert es mal, ich bin sicher Ihr werdet staunen...
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Post by Spitzweg on Jan 1, 2018 16:26:21 GMT
Hallo Udo,
vielen Dank für den interessanten Bericht. Diese Steine kannte ich bisher alle noch nicht (bin allerdings aber auch kein Stein-Experte) Und direkt eine Frage dazu: Woher beziehst Du diese Steine?
Viele Grüße, Christian
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Post by udo240 on Jan 1, 2018 16:43:00 GMT
Ich halte immer die Augen auf:) Ebay, Ebay-Kleinanzeigen,diverse Foren, Austausch mit Freunden die das gleiche Hobby haben oder aber bei den örtlichen Steinhändlern... Bei Interesse an bestimmten Steinen schreib mich gern an, ich gebe immer wieder mal Steine meiner Sammlung ab, meine Frau schimpft immer mit mir....
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Post by ipq on Jan 1, 2018 17:02:47 GMT
Hallo Udo,
Interessanter Bericht! Kurze Frage dazu: finishst bei 6k oder kommen noch weitere Steine zum Einsatz?
Viele Grüße, ipq
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Post by udo240 on Jan 1, 2018 17:19:56 GMT
Hallo Udo, Interessanter Bericht! Kurze Frage dazu: finishst bei 6k oder kommen noch weitere Steine zum Einsatz? Viele Grüße, ipq Ja, in diesem Fall finnische ich mit dem Alta aus Norwegen. Damit bin ich bei rosträgem Stahl eigentlich schon übers Ziel hinaus geschossen! Ich kenne Schleifer die bleiben beim 1000er Stein und gut ist's. Die Chromcarbide sind sehr grob und feinere Steine machen hier einfach keinen Sinn. Bei einem feinen C-Stahl, der durch eine entsprechende Wärmebehandlung sehr feinkörnig ist und für Rasiermesser verwendet wird machen feinere Steine aber durchaus Sinn...
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Post by Spitzweg on Jan 1, 2018 17:45:05 GMT
... Bei Interesse an bestimmten Steinen schreib mich gern an, ich gebe immer wieder mal Steine meiner Sammlung ab, meine Frau schimpft immer mit mir.... Hallo Udo, OK - Du bekommst dann tatsächlich alsbald eine PN Aber noch eine allgemeine Frage: Nutzt Du auch für die gröberen Steine einen Anreiber? Bzw. wie reinigst/öffnest Du sie? Und wie richtest Du sie ab? Viele Grüße, Christian
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Post by BastlWastl on Jan 1, 2018 17:45:09 GMT
Danke für den Bericht, Udo! Ich kenne die alle nicht... Mag aber Steine aus unseren Gefilden sehr gerne... klassische Thüringer Schiefer, Quarzitschiefer (Franken), Die Thüringer Forellen/Sächsischen Ölsteine.... Zum Thema Sandstein, ließ mal diesen Artikel hier: kochmalscharf.freeforums.net/thread/288/geschichte-abbau-einsatz-wetzsteinen-deutschlandGerade bei mir im Dorf und auch in der Nähe gibt es viele Brüche die früher genützt wurden.... Tolles Thema! Und ich gehöre zu denen die ein rostfreies Solinger Messer nur mit 1000`er schärfen .... Dann aber noch über diverse Wetzstähle ... grüße Wastl.
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Post by udo240 on Jan 1, 2018 18:00:03 GMT
Danke für den Bericht, Udo! Ich kenne die alle nicht... Mag aber Steine aus unseren Gefilden sehr gerne... klassische Thüringer Schiefer, Quarzitschiefer (Franken), Die Thüringer Forellen/Sächsischen Ölsteine.... Zum Thema Sandstein, ließ mal diesen Artikel hier: kochmalscharf.freeforums.net/thread/288/geschichte-abbau-einsatz-wetzsteinen-deutschlandGerade bei mir im Dorf und auch in der Nähe gibt es viele Brüche die früher genützt wurden.... Tolles Thema! Und ich gehöre zu denen die ein rostfreies Solinger Messer nur mit 1000`er schärfen .... Dann aber noch über diverse Wetzstähle ... grüße Wastl. Guter Hinweis, danke für den Link! Wobei ich mir absolut sicher bin, daß bei diesen Stählen auch feinere Steine ihren Sinn machen. Ich habe schon sehr viel geschliffen und prüfe die Schärfe immer wieder auf meinem linken Daumennagel. Der ist dermaßen sensibel dass ich den Unterschied spüre. Für mich die subjektiv objektiveste Methode der Schärfemessung. Ich würde nie final mit nem 1000er abschließen. Auch ergibt eine oberflächlich möglichst geschlossene Schneide eine höhere Stabilität an der Schneide (Stichwort Spannungsrisskonzentration). Deshalb werden mechanisch stark belastete Flächen roliert, gehont oder geläppt.
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Post by BastlWastl on Jan 1, 2018 18:06:12 GMT
Danke für den Bericht, Udo! Ich kenne die alle nicht... Mag aber Steine aus unseren Gefilden sehr gerne... klassische Thüringer Schiefer, Quarzitschiefer (Franken), Die Thüringer Forellen/Sächsischen Ölsteine.... Zum Thema Sandstein, ließ mal diesen Artikel hier: kochmalscharf.freeforums.net/thread/288/geschichte-abbau-einsatz-wetzsteinen-deutschlandGerade bei mir im Dorf und auch in der Nähe gibt es viele Brüche die früher genützt wurden.... Tolles Thema! Und ich gehöre zu denen die ein rostfreies Solinger Messer nur mit 1000`er schärfen .... Dann aber noch über diverse Wetzstähle ... grüße Wastl. Guter Hinweis, danke für den Link! Wobei ich mir absolut sicher bin, daß bei diesen Stählen auch feinere Steine ihren Sinn machen. Ich habe schon sehr viel geschliffen und prüfe die Schärfe immer wieder auf meinem linken Daumennagel. Der ist dermaßen sensibel dass ich den Unterschied spüre. Für mich die subjektiv objektiveste Methode der Schärfemessung. Ich würde nie final mit nem 1000er abschließen. Auch ergibt eine oberflächlich möglichst geschlossene Schneide eine höhere Stabilität an der Schneide (Stichwort Spannungsrisskonzetration). Deshalb werden mechanisch stark belastete Flächen roliert, gehont oder geläppt. Da hast du natürlich recht, ich nehme aber nen Wetzstahl im Anschluss bzw. zum Scharfhalten bei solchen Messern (im übrigen auch bei alten Solingern aus CK75 etc.) und wenn ich mir dann die Schneiden anschaue spielt es keine Rolle ob ich mit Korn 1000 oder Korn 10000 gefinisht habe. Denn selbst der DICK Microfeinzug macht die Schneide schartiger als ein 1000`er Stein. Aber auch schärfer. Grüße Wastl.
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Post by udo240 on Jan 1, 2018 18:38:08 GMT
Guter Hinweis, danke für den Link! Wobei ich mir absolut sicher bin, daß bei diesen Stählen auch feinere Steine ihren Sinn machen. Ich habe schon sehr viel geschliffen und prüfe die Schärfe immer wieder auf meinem linken Daumennagel. Der ist dermaßen sensibel dass ich den Unterschied spüre. Für mich die subjektiv objektiveste Methode der Schärfemessung. Ich würde nie final mit nem 1000er abschließen. Auch ergibt eine oberflächlich möglichst geschlossene Schneide eine höhere Stabilität an der Schneide (Stichwort Spannungsrisskonzetration). Deshalb werden mechanisch stark belastete Flächen roliert, gehont oder geläppt. Da hast du natürlich recht, ich nehme aber nen Wetzstahl im Anschluss bzw. zum Scharfhalten bei solchen Messern (im übrigen auch bei alten Solingern aus CK75 etc.) und wenn ich mir dann die Schneiden anschaue spielt es keine Rolle ob ich mit Korn 1000 oder Korn 10000 gefinisht habe. Denn selbst der DICK Microfeinzug macht die Schneide schartiger als ein 1000`er Stein. Aber auch schärfer. Grüße Wastl. Ich habe alle Wetzstähle in die Tonne gehauen und nutze einen feinen Splash and go für einen Zwischenabzug, der hier glaube ich Touch up genannt wird. Das erzeugt in meinen Augen reproduzierbarere Ergebnisse und klappt ausgezeichnet. Aber es hat ja jeder seinen eigenen Charakter und Stil
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Post by ipq on Jan 1, 2018 18:48:42 GMT
Hallo Udo, Interessanter Bericht! Kurze Frage dazu: finishst bei 6k oder kommen noch weitere Steine zum Einsatz? Viele Grüße, ipq Ja, in diesem Fall finnische ich mit dem Alta aus Norwegen. Damit bin ich bei rosträgem Stahl eigentlich schon übers Ziel hinaus geschossen! Ich kenne Schleifer die bleiben beim 1000er Stein und gut ist's. Die Chromcarbide sind sehr grob und feinere Steine machen hier einfach keinen Sinn. Bei einem feinen C-Stahl, der durch eine entsprechende Wärmebehandlung sehr feinkörnig ist und für Rasiermesser verwendet wird machen feinere Steine aber durchaus Sinn... Und welche feineren Steine nimmst du für‘s Finish von C-Stahl her?
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Post by udo240 on Jan 1, 2018 19:01:55 GMT
Ja, in diesem Fall finnische ich mit dem Alta aus Norwegen. Damit bin ich bei rosträgem Stahl eigentlich schon übers Ziel hinaus geschossen! Ich kenne Schleifer die bleiben beim 1000er Stein und gut ist's. Die Chromcarbide sind sehr grob und feinere Steine machen hier einfach keinen Sinn. Bei einem feinen C-Stahl, der durch eine entsprechende Wärmebehandlung sehr feinkörnig ist und für Rasiermesser verwendet wird machen feinere Steine aber durchaus Sinn... Und welche feineren Steine nimmst du für‘s Finish von C-Stahl her? Ich habe viele feine Finisher, in der Regel nutze ich Natursteine, gern gelbe Belgier, noch lieber Schiefersteine. Für mich ist der Imperia La Roccia, verwendet unter fließendem Wasser, ein Stein der mega gut, bestellbar und bezahlbar ist. Ich kenne eigentlich nichts vergleichbares. Die Adhäsion lässt die polierte Oberfläche dermaßen am Stein haften, wahnsinn. Alte Thüringer oder Franken sind sicher genauso gut oder besser aber nur schwer zu finden und teuer. Meine sind aber bei mir liegrumchen...
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Post by krassi on Jan 2, 2018 11:33:49 GMT
Moin Udo! Wow coole neue Steine von denen ich noch nie gehört hab vorher! Ich hab ja fast nur Japanisches Zeug und davon das meiste aus Kyoto. Was so Sandsteine angeht hab ich 2 spannende Teile einen sehr homogenen groben Omura und So Binsui Steine aus Thailand die auch hervorragend laufen. Natürlich sind die lahme Enten im Vergleich zu soner Flex wie ein Shapton Pro Synthetic Stein, aber halt sehr viel schonender im Kratzmuster und Abtrag. Dazu noch nen neuen 9 Kilo Klotz undefinierbarer Herkunft der aber ganz gut abgeht im 1000der Bereich und natürlich viel viel mehr spass macht als sone kleine schmale Shapton Pupskachel. Toll sind solche Steine auch zum Abrichten von feineren Steinen. Viel viel sanfter als Diamantplatten: Das schöne bei so gröberen Steinen ist ja oft das es echt kack egal ist wo die herkommen, wenn Sie geologisch gesehen eine ähnlich Zusammensetzung haben und halt einfach derbe abtragen Bei Solinger Chromox Standard Zeug hat man oft echt Probleme mit Synthetiksteinen weil der Stahl echt biestig und fies ist. Ich krieg da Zustände wenn ich den Schrott von meiner Mutter mal wieder von RUndstahl auf Messer umschleifen muss LG Daniel
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Post by peters on Jan 3, 2018 21:53:38 GMT
You've made my day... Mit grösstem Grinsen & Vielen Grüssen Peter
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Post by kwie on Jan 4, 2018 16:49:37 GMT
Weil mich das Wässern immer nervt interessieren mich die beiden feineren Steine. Offenbar hast Du hier einen ganzen Satz interessanter "Splash&Go" Natursteine präsentiert. Kannst Du den Anröchter und den Alta durch z.B. Vergleich mit BBB, GBB, grobem und feinem Pyrenäenstein in Relation setzen? Gruß: KWie P.S. Ja, in diesem Fall finnische ich mit dem Alta aus Norwegen. Damit bin ich bei rosträgem Stahl eigentlich schon übers Ziel hinaus geschossen! Ich kenne Schleifer die bleiben beim 1000er Stein und gut ist's. Das bin ich dann aber ganz sicher nicht. Ich gehe mit rostfreien Schneidwaren gern noch über einen BB, Ohira, einen Shapton 16000 oder einen Rozsutec um eine Glatte Wate zu bekommen. Die glatten Schneiden gehen ganz anders über das Schneidbrett. Auch ergibt eine oberflächlich möglichst geschlossene Schneide eine höhere Stabilität an der Schneide (Stichwort Spannungsrisskonzentration). Deshalb werden mechanisch stark belastete Flächen roliert, gehont oder geläppt. Meinst Du hier Kerbwirkung? Das Wort Spannungsrisskonzentration habe ich noch nie gehört.
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