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Post by kwie on Feb 3, 2018 14:19:23 GMT
Ich fange einfach mit einem drastischen Beispiel an, ZDP-189, das mich selbst auf dem linken Fuß erwischt hat, für das es aber eine einfache Lösung gibt. Lässt sich nicht verstecken: Die Macken auf der Banane (klein), bei 1/3 ab Spitze und 2 cm vor dem Kehl. Hinten ohne größere Verfärbung, wie ein mechanischer Ausbruch: Bei 1/3 ein klarer Fall von chemischer Erosion: Da brauch man wahrlich kein Mikroskop für, aber... So sieht das dann vergrößert aus. Wie herausgeätzt. Dass es Korrosion bei rostfreien Stählen gibt und sie auch schädigt, ziegt auch z.B. Sandvik auf deren Internetseite zu Messerstählen. Wie habe ich das hinbekommen?
Ganz einfach, die Korrosionsbeständigkeit überschätzt, mit Gummi Arabicum (in Wasser gelöst) und Baumwollgewebe die Schneide für einen Umbau schön eingepackt, wie hier zu sehen: Das muss dann wohl zu langsam durchgetrocknet sein. Das passiert mir nicht noch einmal! Abhilfe: Demnächst imprägniere ich den Stahl zuerst mit Schellack, Sandarak oder Copal. Ganz klar: Wir sollten auch rostfrein Stahl vor Feuchtigkeit schützen und fast so behandeln, wie Carbonstahl. Es ist kein großes Drama für mich, weil die Cermax Klinge ohnehin auf ein WIP wartet. Das haben meine Sabatier 200-8 so demaßen an die Wand gestellt, weil es eine recht dicke Schneide hat. Aber um den Stahl zu testen sollte es auch Spaß machen... Gruß: KWie P.S.: Den Titel habe ich bewusst etwas allgemeiner gehalten, falls noch jemand gute Beispiele oder Erkenntnisse zu Korrosionsschäden in INOX ergänzen möchte.
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Post by BastlWastl on Feb 3, 2018 14:29:00 GMT
Wie lange hat den die Feuchtigkeit eingewirkt ? Hier mal etwas ähnliches (aber harmloser!) an VG10 Stahl. Aldi Messer von meiner besseren Hälfte! Also nicht über die Schneidfase wundern Das ganze aber nur mittels Wasser und Fruchtsäuren. grüeß Wastl.
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Post by suntravel on Feb 3, 2018 14:35:44 GMT
Gummi Arabicum verwende ich sonst nur zum polieren von Lederkanten...
.. Hauptbestandteil ist ja Arabinsäure, aber das die Stahl mit 20% Chrom so zusetzt, selbst wenn man die 3% C abzieht hätte ich nicht vermutet.
Gruß
Uwe
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Post by Peter on Feb 3, 2018 14:43:32 GMT
Jaja, kommt mir bekannt vor, echt interessant und "relativ" neu(2004): "Explosionsartige Vermehrung winziger "Rostlöcher" ist Ursache massiver Korrosionsschäden." Dem Lochfraß bei Edelstahl auf der Spur.Tsts, wie schnell das geht, unglaublich! Quak, Quak
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Post by kwie on Feb 3, 2018 19:20:10 GMT
Wie lange hat den die Feuchtigkeit eingewirkt ? Das Ding war Monate lang eingepackt. Und die Schäden sind eng lokal begrenzt. Mit den Sabatiers, dem Orca... Du kannst ja nicht alles auf einmal und dann dauertesten. Es hätte innerhalb einiger Stunden bis über einen Tag abtrocknen sollen, aber vermutlich ist das Papierklebeband zu dicht gewesen. Peter, danke für den Link. Das räumt ganz ordentlich mit diesem ewigen besserwisserischen "rostträge" für rostfreien Stahl auf. Entweder ist der nämlich so weit stabil und rostfrei, oder angeimpft bzw. lokal angegriffen und dann ist die Korrosion eher nicht unbedingt träge. Gruß: KWie
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Post by robin on Feb 3, 2018 20:18:46 GMT
While it's true in general all stainless knife steels are not rust proof. It's possible some manufacturers use high range tempering for steels like this (around 500c), and that will further lower the stain resistance.
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Post by bembelfigur on Feb 3, 2018 22:19:13 GMT
Krass!
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Post by satanos on Feb 4, 2018 13:13:46 GMT
Das ist keine Korrosion, ZDP-189 ist trotz 20% Chrom erstmal auch nicht rostfrei (der reagiert u.U. ganz schön heftig), das ist eine Fehlstelle im Material (Lunker).
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Post by kwie on Feb 4, 2018 14:36:07 GMT
Das ist keine Korrosion, ZDP-189 ist trotz 20% Chrom erstmal auch nicht rostfrei (der reagiert u.U. ganz schön heftig), das ist eine Fehlstelle im Material (Lunker). Das ist kein Lunker. Die Schneide war vor der Korrosion perfekt in Ordnung. Den Begruff Lunker kenne mit der Bedeutung "Hohlstelle in Gussteilen", vergleiche etwa Duden, Dubbel taschenbuch für den Maschinenbau, allg. Fachliteratur. Gruß: KWie
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Post by suntravel on Feb 4, 2018 15:00:48 GMT
Bei dem Foto dachte ich erst auch, bei der WB oder dem verschweißen verkokelt, aber wenn das vor dem verpacken ok war, kanns nur Korrosion sein.
Wobei ich mir immer noch überlege warum eine Klinge mit Gummi Arabicum vorm eintüten zu bestreichen ?
Gruß
Uwe
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Post by Banjoko on Feb 4, 2018 16:40:48 GMT
Manche nehmen auch Jute beim Sex, wer weiß das schon !? 🤗
Als ich den Hohlraum gesehen habe, dachte ich auch erst an eine Lunker, aber das wäre schon ein ziemlicher Zufall, wenn der vorher perfekt abgedeckt ( verborgen ) geblieben wäre.
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Post by mrhelix on Feb 4, 2018 16:56:37 GMT
Eindeutig Lochfraß, also Korrosion!
JEDER "rostfreie" Stahl kann rosten, wenn: -er zu hoch angelassen wird (wegen Carbidbildung und intermetallischer Phasen) -sehr korrosive Umgebungen herrschen -er nicht ordentlich passiviert ist -Chloridionen die Passivschicht zerstören -Spannungen die Passivschicht "aufreisen" und so die ungeschützte Stahlmatrix freilegen -Partikel aus rostendem Stahl auf die Oberfläche kommen z.B. beim Schleifen, Strahlen etc.
Die Komibination aus mehreren Faktoren sind natürlich um ein Vielfaches schlimmer.
Viele Grüße
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Post by kwie on Feb 4, 2018 17:25:14 GMT
Wobei ich mir immer noch überlege warum eine Klinge mit Gummi Arabicum vorm eintüten zu bestreichen ? Nicht nur mit Gummi Arabicum. Das hätte wenig Wirkung. Mit Gummi Arabicum (Matrix, wie Epoxi oder Polyester) und Baumwollgewebe (Fasern, wie Glasfasern, Aramidfasern, Carbonfasern, Diolenfasern...) als insgesamt fester und zäher Öko-Faserverbundwerkstoff. Das funktioniert auch absolut super, tough stuff, sozusagen, den man nach dem Umbau unter dem Wasserhahn problemlos löst und dann in den Kompost gibt. Diese Öko-Verpackung der Klinge kann ich auf jeden Fall empfehlen. Es ist so nur zu korrosiv gewesen. Manche nehmen auch Jute beim Sex, wer weiß das schon !? Warum die Ökos niemals nie aussterben... Wir werden die Welt retten! Gruß: KWie
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Post by satanos on Feb 4, 2018 20:26:57 GMT
Kanns mir immer noch nicht vorstellen dass diese Art der Fehlstelle nur durch Korrosion hervorgerufen wurde. Was ist denn in Gummi Arabicum drin enthalten und wie verarbeitet man das als Schutzschicht für ein Messer? Soetwas hatte ich auch mal an einem Zwilling Myabi MC5000 (oder so - Damasttapetenmesser) was mir mein Schwager mal zum Aufarbeiten gegeben hat, das sah genau so aus und war definitiv ne Fehlstelle IM Material, nix durch Korrosion hervorgerufenes. Die war zwar viel größer, sah aber mikro- und makroskopisch genau so aus! Was mich daran nur stört, es ist nicht verfärbt wie eine Korrosionsstelle. Wenn man ätzt und den Ätzvorgang nicht richtig beendet (neutralisiert) reagiert das ganze ziemlich schnell und gut mit dem Luftsauerstoff und es setzt sich rotbrauner Rost an. Das sieht man hier nicht.... Seis drum, es is scheiße
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Post by kwie on Feb 4, 2018 22:39:21 GMT
Kanns mir immer noch nicht vorstellen dass diese Art der Fehlstelle nur durch Korrosion hervorgerufen wurde. Lunker und Risse habe ich schon in den 80ern als Praktikant in der QS (Qualitätssicherung) per Ultraschall in Stahlblöcken aufgespürt. Ist auch richtig, dass eine Schadstelle grob etwa wie ein Lunker aussieht. Dass die Beispiele oben Korrosionsschäden zeigen kann ich aber absolut sicher bestätigen. An zwei oder drei der vier Schadstellen gab es auch leichte rostbraune Verfärbungen im Gewebe, aber der Stahl sah nach dem abspülen mit Wasser so aus, wie oben gezeigt. In der Literatur finde ich insbesondere zur interkristallinen Korrosion auch Hinweise auf versteckte Korrosionsschäden, also ohne größere Verfärbung. Was ist denn in Gummi Arabicum drin enthalten und wie verarbeitet man das als Schutzschicht für ein Messer? Was da drin ist, weiss Uwe offenbar besser, siehe oben. Der Öko-Faserverbundwerkstoff besteht ganz schlicht aus mit ordentlich zähflüssig satter Gummilösung getränkter Baumwolle. Das trocknet und schützt dann als feste Verpackung die Schneide schön wirksam vor mechanischen Beschädigungen. Gruß: KWie
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