Versuch einer Restauration - Verkratztes Aoki Sujihiki
Feb 8, 2018 20:37:42 GMT
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Post by peters on Feb 8, 2018 20:37:42 GMT
Servus,
ich habe im letzten Jahr im Forum ein Aoki Sujihiki gekauft. Das Messer war gebraucht - auf dem Klingelspiegel gab es eine blühend bunte Fleisch-Patina. Unter der Patina sah es allerdings nicht so super aus. Die Klinge war mit flachen Kratzern übersäht. Jetzt kann ich ja nicht alles zu unserem armen Uwe suntravel schicken... und so habe ich mich gestern an die Arbeit gemacht.
Zuerst die Bestandsaufnahme...
Auf der linken Seite hatte es zunächst einmal Kratzer senkrecht zur Schneide:
Wenn man das ganze unter der Lupe betrachtet hat, zeigt sich, dass diese Kratzer bis knapp unterhalb der Kanjis hoch ziehen und ziemlich genau dort aufhören, wo die Satinierung sich ändert.
Auf dem dem rechten Klingenspiegel sieht es ähnlich aus:
Die Kratzer auf der rechten Seite ziehen aber kaum in die weiche Flanke hinein.
Wenn das Licht aus einem anderen Winkel auf die Klinge fällt, kommen links andere Kratzer zum Vorschein:
Bei den Kratzern aus dem dritten Bild ist die Diagnose klar: da hat jemand an dem Messer herumgeschärft, dem die Kompetenz zum Umgang mit diesem Messer gefehlt hat. Zumindest in dem Moment, als er das Messer auf den Stein hatte.
Die anderen Spuren sehen so aus, als ob jemand das Messer auf der linken Seite ausgedünnt hätte. Aber dieser Jemand hat offenbar gewusst, was er tut. Der Unterschied in der Satinierung auf der linken Seite ist bei weniger extremer Beleuchtung vernachlässigbar klein. Ich spiele an der Stelle also eher Sherlock Holmes.
... dann der Plan
Die Kratzer auf dem Hagane stören mich, weil ich sie absolut hässlich finde. Lieber akzeptiere ich, dass ich die Längssatinierung nicht mehr werde auf ein unauffälliges Mass angleichen können (wiewohl ich mir Mühe geben werde). Ich will also zuerst die Kratzer aus der Hagane mit einer Schleifstein-Progression herausschleifen und anschliessend die Satinierung so gut als möglich nachempfinden.
Meine Progression wird von 1k bis 8k gehen und schliesslich einen JNAT als Finish umfassen. Dabei darf man sich ruhig vor Augen halten, dass selbst ein nahezu unbenutztes Gyuto vom Gespann Togashi/Tosa Arbeitsspuren aufweisst...
(nur zum Vergleich)
Work-In-Progress
Ich habe den unteren Klingenbereich zuerst versucht mit einem NSS 1k komplett abzuschleifen. Das ging halbwegs gut. Die Klinge ist sehr plan - aber hey, das wird als Meisterstück verkauft, dass muss auch so sein - bis auf einen kleinen Punkt, so ca. 7cm von der Ago entfernt (kleiner dunklerer Fleck nahe der Schneide).
Nur war der NSS für den Job überhaupt nicht zu gebrauchen. Nach vielleicht zwanzig Minuten waren auf der Seite, an der ich am Schleifen war, vielleicht ein halber Millimeter NSS in grüne Pampe verwandelt und lagen auf der Unterlage und im Spühlbecken. Ich bin dann auf meinen bewährten Glass Stone umgestiegen. Ganz am Schluss hab ich noch eine Inmanishi 1200 Ceramik ausprobiert - aber der bietet gegenüber dem Glass Stone für diese Arbeit auch keine Vorteile.
Danach hab ich beide Klingenseiten mit diesen Steinen weiter geschliffen:
- Naniwa Green Brick (super!, Stein ist morgens gekommen)
- Arashiyama 6k
- Kitayama
- Uchigumori angerieben mit hartem Nagura von valgard
Die Hagane hat bereits nach dem Green Brick gespiegelt. Das ganze wurde mit jedem Stein besser, OK, der Uchigumori hat für die Hagane nichts mehr gebracht. Egal. Mit gemeinem Licht kann man auf der Hagane jetzt noch minimale Kratzerchen in Längsrichtung (plus ein paar solcher Überbleibsel, die offenbar noch von Tosa stammen) erkennen. Aber das ist absolut konsistent mit der optischen Anmutung, die ich erreichen will.
Nach dem Uchigumori waren die geschliffenen Jigane-Stellen sehr dunkel - und das war jetzt wirklich das allerletzte, was ich erreichen wollte. Ich hab daher 1000er Schleifpulver (kleines Fläschchen von Dictum) mit etwas Wasser angerührt und bin mit einem Korken dort drüber. Die Satinierung ist das natürlich noch nicht. Aber zumindest der Helligkeitsunterschied zwischen behandelten und unbehandelten Stellen ist jetzt deutlich geringer. Ich denke, dass das nach der Satinierung dann so passen wird. Heute hat es aber leider keine Licht gehabt, in dem ich den Status Quo hätte fotografieren können (morgen ist ja auch noch ein Tag).
Da die noch offenen Arbeiten alle weit genug von der Schneide entfernt anstehen, hab ich dann mit dem Arashiyama eine neue Schneidfase aufgebaut (auf der einen Seite war die alte Fase ziemlich weg). Dann bin ich auf den NSS12k - und hab trotz grosser Vorsicht gleich eingeschnitten. Das hat einen Chip von der Seite des NSS12k abgehoben - und das entsprechende Stück Schneide hing verbogen an der Klinge dran. :-(
Ok, nochmal auf den Arashiyama zurück - und dann wieder auf den NSS12k. Diesmal hab ich wirklich extrem aufgepasst, und zuerst nur gezogen. Wenn man dann zum ersten Mal ohne Probleme auf dem NSS12k nach vorne geschoben hat, ist der Käse gegessen. Es ist jedenfalls der Hammer, wie begierig der Shirogami scharf werden will...
(Freihand geschärft )
Die nächsten Schritte
Als nächstes muss ich an die Satinierung. Ich hab SiC Pulver in den Körnungen 180 und 400 zur Auswahl. Eines davon sollte passen. Weiss nur noch nicht so genau, welches ich zuerst probiere. Es wäre nämlich schon besser, wenn der erste Schuss sitzt.
- Fortsetzung folgt -
VG
Peter
ich habe im letzten Jahr im Forum ein Aoki Sujihiki gekauft. Das Messer war gebraucht - auf dem Klingelspiegel gab es eine blühend bunte Fleisch-Patina. Unter der Patina sah es allerdings nicht so super aus. Die Klinge war mit flachen Kratzern übersäht. Jetzt kann ich ja nicht alles zu unserem armen Uwe suntravel schicken... und so habe ich mich gestern an die Arbeit gemacht.
Zuerst die Bestandsaufnahme...
Auf der linken Seite hatte es zunächst einmal Kratzer senkrecht zur Schneide:
Wenn man das ganze unter der Lupe betrachtet hat, zeigt sich, dass diese Kratzer bis knapp unterhalb der Kanjis hoch ziehen und ziemlich genau dort aufhören, wo die Satinierung sich ändert.
Auf dem dem rechten Klingenspiegel sieht es ähnlich aus:
Die Kratzer auf der rechten Seite ziehen aber kaum in die weiche Flanke hinein.
Wenn das Licht aus einem anderen Winkel auf die Klinge fällt, kommen links andere Kratzer zum Vorschein:
Bei den Kratzern aus dem dritten Bild ist die Diagnose klar: da hat jemand an dem Messer herumgeschärft, dem die Kompetenz zum Umgang mit diesem Messer gefehlt hat. Zumindest in dem Moment, als er das Messer auf den Stein hatte.
Die anderen Spuren sehen so aus, als ob jemand das Messer auf der linken Seite ausgedünnt hätte. Aber dieser Jemand hat offenbar gewusst, was er tut. Der Unterschied in der Satinierung auf der linken Seite ist bei weniger extremer Beleuchtung vernachlässigbar klein. Ich spiele an der Stelle also eher Sherlock Holmes.
... dann der Plan
Die Kratzer auf dem Hagane stören mich, weil ich sie absolut hässlich finde. Lieber akzeptiere ich, dass ich die Längssatinierung nicht mehr werde auf ein unauffälliges Mass angleichen können (wiewohl ich mir Mühe geben werde). Ich will also zuerst die Kratzer aus der Hagane mit einer Schleifstein-Progression herausschleifen und anschliessend die Satinierung so gut als möglich nachempfinden.
Meine Progression wird von 1k bis 8k gehen und schliesslich einen JNAT als Finish umfassen. Dabei darf man sich ruhig vor Augen halten, dass selbst ein nahezu unbenutztes Gyuto vom Gespann Togashi/Tosa Arbeitsspuren aufweisst...
(nur zum Vergleich)
Work-In-Progress
Ich habe den unteren Klingenbereich zuerst versucht mit einem NSS 1k komplett abzuschleifen. Das ging halbwegs gut. Die Klinge ist sehr plan - aber hey, das wird als Meisterstück verkauft, dass muss auch so sein - bis auf einen kleinen Punkt, so ca. 7cm von der Ago entfernt (kleiner dunklerer Fleck nahe der Schneide).
Nur war der NSS für den Job überhaupt nicht zu gebrauchen. Nach vielleicht zwanzig Minuten waren auf der Seite, an der ich am Schleifen war, vielleicht ein halber Millimeter NSS in grüne Pampe verwandelt und lagen auf der Unterlage und im Spühlbecken. Ich bin dann auf meinen bewährten Glass Stone umgestiegen. Ganz am Schluss hab ich noch eine Inmanishi 1200 Ceramik ausprobiert - aber der bietet gegenüber dem Glass Stone für diese Arbeit auch keine Vorteile.
Danach hab ich beide Klingenseiten mit diesen Steinen weiter geschliffen:
- Naniwa Green Brick (super!, Stein ist morgens gekommen)
- Arashiyama 6k
- Kitayama
- Uchigumori angerieben mit hartem Nagura von valgard
Die Hagane hat bereits nach dem Green Brick gespiegelt. Das ganze wurde mit jedem Stein besser, OK, der Uchigumori hat für die Hagane nichts mehr gebracht. Egal. Mit gemeinem Licht kann man auf der Hagane jetzt noch minimale Kratzerchen in Längsrichtung (plus ein paar solcher Überbleibsel, die offenbar noch von Tosa stammen) erkennen. Aber das ist absolut konsistent mit der optischen Anmutung, die ich erreichen will.
Nach dem Uchigumori waren die geschliffenen Jigane-Stellen sehr dunkel - und das war jetzt wirklich das allerletzte, was ich erreichen wollte. Ich hab daher 1000er Schleifpulver (kleines Fläschchen von Dictum) mit etwas Wasser angerührt und bin mit einem Korken dort drüber. Die Satinierung ist das natürlich noch nicht. Aber zumindest der Helligkeitsunterschied zwischen behandelten und unbehandelten Stellen ist jetzt deutlich geringer. Ich denke, dass das nach der Satinierung dann so passen wird. Heute hat es aber leider keine Licht gehabt, in dem ich den Status Quo hätte fotografieren können (morgen ist ja auch noch ein Tag).
Da die noch offenen Arbeiten alle weit genug von der Schneide entfernt anstehen, hab ich dann mit dem Arashiyama eine neue Schneidfase aufgebaut (auf der einen Seite war die alte Fase ziemlich weg). Dann bin ich auf den NSS12k - und hab trotz grosser Vorsicht gleich eingeschnitten. Das hat einen Chip von der Seite des NSS12k abgehoben - und das entsprechende Stück Schneide hing verbogen an der Klinge dran. :-(
Ok, nochmal auf den Arashiyama zurück - und dann wieder auf den NSS12k. Diesmal hab ich wirklich extrem aufgepasst, und zuerst nur gezogen. Wenn man dann zum ersten Mal ohne Probleme auf dem NSS12k nach vorne geschoben hat, ist der Käse gegessen. Es ist jedenfalls der Hammer, wie begierig der Shirogami scharf werden will...
(Freihand geschärft )
Die nächsten Schritte
Als nächstes muss ich an die Satinierung. Ich hab SiC Pulver in den Körnungen 180 und 400 zur Auswahl. Eines davon sollte passen. Weiss nur noch nicht so genau, welches ich zuerst probiere. Es wäre nämlich schon besser, wenn der erste Schuss sitzt.
- Fortsetzung folgt -
VG
Peter