|
Post by kup on Nov 15, 2018 21:30:34 GMT
|
|
|
Post by woka on Nov 15, 2018 21:34:49 GMT
Ja, sehr cool, Gratulation dass es endlich soweit ist! Schreib bitte mal ein bisserl was dazu, insbesondere über die Reinheit die Ihr letztendlich erreicht habt, das hat mich schon sehr fasziniert.
LG woka
|
|
|
Post by beepbeepimajeep on Nov 15, 2018 21:40:23 GMT
Ja, da freue ich mich auch besonders drauf, daraus wird die Schneidlage meines Customs
|
|
|
Post by Marco Guldimann on Nov 17, 2018 7:51:22 GMT
Hallo zusammen! Mit grosser Freude darf ich Euch vom Guldimann-Stahl erzählen. Die Idee bzw. der Wunsch war schon seit 2 Jahren vorhanden. Den geeigneten Produzenten zu finden war anspruchsvoll und letztendlich auch eine monetäre Frage:-). Schliesslich konnte und wollte ich keine 80t abnehmen, bezahlen weder lagern:-). Ziel: - sehr hohe Verschleissfestigkeit - bessere Nachschärfbarkeit als 1.2562 - durch feinstes Gefüge hohe Zähigkeitswerte - trotz enormer Härte gute Wetzbarkeit - für feine Schneiden - durch die Sauberkeit des Stahls das Verschleiss- und Ausbruchverhalten zu verbessern bzw. zu minimieren - bessere Bearbeitbarkeit als 1.2562 - Alleinstellungsmerkmal der Messerschmiede Guldimann Als Basis diente Elektrolyt-Eisen, meines Erachtens das reinste Eisen welches mit Geld zu kaufen ist. (>99.99+% Rein) Geschmolzen wurde im Vakuum in einer unbenutzten Kokille. Abgegossen wurde in ein 140mm x 140mm Format. Per Roboter wurde die Bramme auf 60x60mm heruntergeschmiedet. Danach in Klötze zu 30x60x60 geschnitten um 90° zur Zeiligkeit möglichst sinnvoll thermomechanisch umzuformen, das ist dann mein Job:-)! Bald folgen Gefügeaufnahmen und darauf bin ich mega gespannt!!!!! Zusammensetzung: 1.35 C 1.0 Mn 0.8 W 0.6 Nb 0.5 Mo 0.3 Cr 0.3 Si 0.2 Ti 0.1 V P 0.0008 !!!! S 0.0004 !!!! So nun habe ich viel verraten:-) Frohe Grüsse Marco
|
|
|
Post by flint on Nov 17, 2018 8:57:44 GMT
Servus,
sehr spannend, wenn alle positiven Eigenschaften von 1.2562 erhalten bleiben, aber das "Schwierige" an dem Stahl deutlich reduziert wird. Bei einem Alleinstellungsmerkmal und belegbaren Eigenschaften kauft man deine Messer nicht alleine wegen des technologischen Vorsprungs in der Umformung und dessen Nachweis, was durch aus als dein Steckenpferd angesehen werden kann und auch das so unglaublich saubere Schliffbild aller Oberflächen nebst traumhafter Verarbeitung wird jetzt um "das Material" ergänzt. Klingt sehr vielversprechend, muss sich aber, wenn es soweit ist, einem schonungslosen Vergleich stellen.
Ich denke jeder der sich auch für Stähle und deren Eigenschaftsbild interessiert, wird mit Spannung auf ersten Ergebnisse warten.
Gruß, flint
|
|
|
Post by Gabriel on Nov 17, 2018 11:43:38 GMT
Moin MArco, sehr sehr spannend das Ganze Ich bin sehr gespannt, wie sich der Stahl an den ersten Messern schlägt. Wann meinst du wird man das erste darüber lesen können? Gruß, Gabriel
|
|
|
Post by woka on Jan 7, 2019 19:24:49 GMT
Hallo Marco, gibt es vielleicht schon die ersten Erkenntnisse? Ich bin neugierig LG woka
|
|
|
Post by Marco Guldimann on Jan 15, 2019 21:11:28 GMT
Hallo zusammen, Hoi woka
Die ersten 2 Klingen aus Guldimann-Stahl sind bereits bei Kunden mit Freude in Gebrauch.
Die Analysen im Labor sind sehr interessant und zeigen extrem feines Austenitkorn und feine Karbide.
Die Niob-Titan Karbide sind etwas grösser als der sehr feine Rest und machen das ganze extrem Verschleissbeständig.
Das Austenitkorn ist maximal 3my gross, Durchschnitt 1.5-2my. (ASTM E112 Korngrösse 15+)
Zugegeben ich hätte mir als Messerschmied eine bessere Bearbeitbarkeit gewünscht:-). (Entsprechend hoch ist die SKS) Kerbschlagproben sind noch in Bearbeitung. Sehr spannend sind die Temp. bei welcher austenitisiert werden kann. So tief konnte ich noch nie härten.
Beispiele:
Härten bei 780 Grad ergibt nach dem Anlassen 67.3HRC im Schnitt (Anlasstemp. 195 Grad, 1h) Härten bei 740 Grad ergibt nach dem Anlassen 64.5HRC im Schnitt (Anlasstemp. 200 Grad, 1h) (Klinge im Labor)
Ziel: Maximale Zähigkeit bei sehr hoher Härte! Zukünftig folgt noch ein Test mit 900 Grad Austenitisierungstemp., dabei wird die Reaktion der Karbide untersucht.
Grosse hellgraue Karbide: NB-TI Mittlere dunkelgraue Karbide: Cr Hell leuchtende Karbide: W / Mo /
Austenitkörner: feine Linienverbidnungen
|
|
|
Post by Xerxes on Jan 16, 2019 21:16:57 GMT
Das sieht super interessant aus! Die deutlichen Größenunterschiede der Nb-Ti-Mischkarbide hätte ich nicht erwartet. Darf ich fragen, warum Du dich für einen höheren Nb als Ti Gehalt entschieden hast? Ich dachte, die Ti-Nb-Mischkarbide hätten in der Regel einen höheren Ti Anteil? Gibt es auch W-Cr-Mischkarbide?
Und noch eine Frage, warum untersucht ihr das Austenitkorn?
Und ja, kann mir gut vorstellen, dass das Zeug bei der Bearbeitung keine Freude macht;-)
Gruß Jannis
|
|
|
Post by Marco Guldimann on Jan 16, 2019 21:48:07 GMT
Hallo Jannis
Niob erschien uns von der Karbidform her günstiger, diese sind in der Regel auch rundlich und klein. Dass sie so Ti-Phil sind haben wir nicht zum Voraus wissen können. Ti-Karbide bilden stets Kubische Karbide. Man beachte, dass bei Legierungen ähnlicher Natur und noch mehr Ti, die Karbide entsprechend grösser sind!! Ti war ursprünglich als desoxydator und Kornfeiner gedacht, nun hilft Ti auch um die Verschleissbeständigkeit zu erhöhen. Es hat unterschiedliche Karbide, manchmal ist der Ti-Anteil höher und manchmal der Nb-Anteil. Ich nehme an, dass es auch W-Cr-Mischkarbide hat, diese haben wir jedoch nicht direkt untersucht. Soweit ich mich erinnere wird diese Mischkarbidfraktion als MC angegeben.
Austenitkorn: Die Grösse des Austenitkorns sagt aus wie gross die Martensitnadeln maximal werden können. Je feiner die Martensitnadeln, desto höher ist die Zähigkeit. Rissbildung erfolgt an den Stellen mit niedriger Festigkeit. Die Korngrenzen stellen solche Zonen dar. Muss nun der Riss sich ständig neu orientieren, da die Austenikörner sehr klein sind, ist die Energie die benötigt wird für die Fortsetzung der Rissbildung höher. Und dies alles führt uns zu extrem zentralen Erkenntnissen: 1. Korngrenzenzementit ist des Teufels! 2. Alle Stahlschädlinge lagern sich an den Korngrenzen ab und bieten nochmals weniger Festigkeit! Das ist der Grund, weshalb ich auf enorme Reinheit solch hohen Wert lege! 3. Je feiner das Austenitkorn desto mehr Energie kann aufgenommen werden bevor ein Riss entsteht oder sich Fortbilden kann!
Grüsse Marco
|
|
|
Post by Xerxes on Jan 16, 2019 22:13:47 GMT
Jo;-)
Ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich die Nb-Ti-Karbide besonders groß finde;) Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Karbide kaum zu lösen sind.
Wenn ich mich richtig erinnere schreibt Rapatz, dass Nb das einzige Element ist, mit dem Ti Karbide bildet und dass die Neigung dazu so hoch ist, dass quasi immer und ausschließlich Mischkarbide auftreten, wenn beide vorhanden sind.
Und warum geht ihr den Umweg über das Austenitkorn? Könnte man nicht einfach mehrere bei unterschiedlichen Temperaturen gehärteten Proben analysieren und direkt die Nadel-/Plattengröße festzustellen?
Gruß Jannis
|
|
|
Post by peters on Jan 16, 2019 22:59:15 GMT
Sorry, dass ich die wissenschaftliche Diskussion störe... Aber ich stelle fest: das wird der neue wet-dream-Stahl - mit maximalem impact auf den Goldtopf. Weitermachen. ;-)
VG Peter
|
|
|
Post by mmm1294 on Jan 17, 2019 6:52:57 GMT
Total geil Marco, das ist echt der hammer!
Herzlichen Glückwunsch zu diesen sensationellen Ergebnissen. Ich denke, dass auch die Höhe Reinheit nicht unbeteiligt ist an der hohen Härte und Kornfeinheit. Interessant ist auch, dass sich die Härte um 3 HRC unterscheidet zwischen den beiden austenitisierungstemperaturen, jedoch noch interessanter (finde ich zumindest) ist, dass bei der niedrigeren Temperatur eine höhere Härte erzielt wird. Gibt es denn Vergleichsaufnahmen zwischen den beiden austenitisierungstemperaturen? Das wäre nämlich auch noch spannend zu sehen.
Grüße, Marius
|
|
|
Post by simdreams on Jan 20, 2019 14:08:58 GMT
Hallo Marius, die höhere Härte wird bei niedrigerer Anlasstemperatur erreicht - sollte das nicht immer so sein?
|
|
|
Post by severus on Jan 20, 2019 14:46:27 GMT
Hallo Marius, die höhere Härte wird bei niedrigerer Anlasstemperatur erreicht - sollte das nicht immer so sein? Hallo simdreams , Marius meint nicht die Anlasstemperatur, sondern die Austenitisierungstemperatur. Außerdem ist es auch bei der Anlasstemperatur nicht bei jedem Stahl so, dass die Endhärte immer mit steigender Temperatur sinkt - Stichwort Sekundärhärtemaximum. Schau dir beispielsweise mal das Anlassschaubild von Böhler M390MC an. Viele Grüße Severus
|
|