Post by peters on Dec 6, 2018 21:38:13 GMT
Servus,
Das Schleifen der Spitze dünner Messer ist eine tückische Angelegenheit. Selbst wenn man mit dem Finger auf die Spitze des Messers drückt (was nicht beliebig lange gut geht, denn irgendwann ist die "Reserve" der Hornhaut vom Zeigefinger aufgebraucht...), so biegt sich die Spitze des Messers doch unter dem Anpressdruck vom Stein weg. Ich hatte das Problem von einiger Zeit, weshalb woka von "Recurve" gesprochen hat (und zwar hier).
Ich hab mir das Messer deshalb vorgestern abend noch einmal vorgenommen - und ein paar Stunden dran herum geschliffen, bis ich wirklich zufrieden war. Ich für die Korrektur einen Shapton Pro 5k genommen, weil ich nicht riskieren wollte, dass ich die fertige Flanke dahinter beim Tunen der Spitze ruiniere.
Das zugrunde liegende Problem sollte sich anhand der folgenden Skizze gut verstehen lassen.
Das Messer wird vereinfacht als ein Keil angenommen, der sich unter dem eingebrachten Druck aus der Schleifebene (a1-a2, gestrichelt) wegbiegt. Die entstehende Fase verässt bei b1-b2 den Keil - also es wird innerhalb der durch c1 (etwas höher als a1 - entspricht der weggeschliffenen Fase) a2, b1 und b2 geschliffen. Man sieht sehr deutlich, wie durch die Biegung jener unerwüschte Schwung nach unten entsteht.
Ich halte den grundlegenden Effekt für unvermeidlich - schliesslich muss man gegen den Schleifstein drücken, damit der beginnt Material abzutragen. Umso wichtiger ist es:
- möglichst weit aussen gegen die Spitze zu drücken
- mit möglichst geringem Druck zu schleifen, um so die Verbiegung zu reduzieren
- vorsichtig(!) die Klinge anheben, wenn man an die Spitze schleift
Einen derartige Schleiffehler zu verbessern ist dann noch einmal ein Stück nerviger (weil langwierig). Zur Korrektur empfiehlt es sich eine Sekundärfase zu setzen, die dem gewünschten Schneidenverlauf folgt - und anschliessend die Klinge an der Spitze gezielt auszudünnen, aber nicht komplett bis auf Null, denn dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los...
Konkret sah das an meinem Yanagiba dann so aus. Zuerst vor der letzten Korrektur:
Die "böse" Stelle ist wirklich nur das allererste Stück der Spitze. Aber immerhin...
Nach einer länglichen Sitzung sieht es jetzt so aus (das Finish ist noch nicht über jeden Zweifel erhaben - aber Rom wurde auch nicht über Nacht erbaut).
Unter dem Mikroskop sah es vor der Korrektur so aus:
Auch das hat noch eine Mikrofase an der Spitze - obwohl die Spitze bereits sichtbar gebogen ist. Das Material ist da so dünn, dass nich mir nicht ganz sicher bin, ob es nicht auf der ganzen Dicke angefangen hat zu fliessen.
Nach der Korrektur. Die eigentlich unerwünschte Mikrofase läuft etwa 2..3mm hinter der Spitze aus. Das ist für mich jetzt erst einmal ein guter Kompromiss, bei deim ich insbesondere weder eine funktionale Einschränkung noch ein optisches Problem sehe.
Interressant ist, dass man die selbe Tendenz an der extrem dünnen Spitze meines M390 Petties beobachten kann (das war vorher noch etwas ausgeprägter, aber der fleissige Gebrauch der Saya hat, nun, gewisse Auwirkungen auf die Spitze)...
Der Gegenbogen ist nur schwach ausgeprägt, beginnt etwa in der Mitte der Aufnahme (der Ausschnitt zeigt ca. 15mm der Spitze).
VG
Peter
edit: ein paar Probleme mit den Bildern.
kleine Anmerkung zur Skizze: Z,Y - Projektion von der entsprechenden Achse. Z zeigt Klinge + angenommene Schleifebene (dünne Linie) von oben. Y zeigt die Geschichte von rechts aus gesehen. Durch die Torsion der Klinge nimmt die Schneide dann (annähernd) die beobachtete Form an. In Wirklichkeit ist alles noch etwas komplizierter, z.B. sollte die Torsion zur Spitze hin tangential zur Schleifebene aufhören. Dennoch erklärt selbst die stark vereinfachte Sichtweise das beobachtete Phänomen ausgesprochen gut.
Das Schleifen der Spitze dünner Messer ist eine tückische Angelegenheit. Selbst wenn man mit dem Finger auf die Spitze des Messers drückt (was nicht beliebig lange gut geht, denn irgendwann ist die "Reserve" der Hornhaut vom Zeigefinger aufgebraucht...), so biegt sich die Spitze des Messers doch unter dem Anpressdruck vom Stein weg. Ich hatte das Problem von einiger Zeit, weshalb woka von "Recurve" gesprochen hat (und zwar hier).
Ich hab mir das Messer deshalb vorgestern abend noch einmal vorgenommen - und ein paar Stunden dran herum geschliffen, bis ich wirklich zufrieden war. Ich für die Korrektur einen Shapton Pro 5k genommen, weil ich nicht riskieren wollte, dass ich die fertige Flanke dahinter beim Tunen der Spitze ruiniere.
Das zugrunde liegende Problem sollte sich anhand der folgenden Skizze gut verstehen lassen.
Das Messer wird vereinfacht als ein Keil angenommen, der sich unter dem eingebrachten Druck aus der Schleifebene (a1-a2, gestrichelt) wegbiegt. Die entstehende Fase verässt bei b1-b2 den Keil - also es wird innerhalb der durch c1 (etwas höher als a1 - entspricht der weggeschliffenen Fase) a2, b1 und b2 geschliffen. Man sieht sehr deutlich, wie durch die Biegung jener unerwüschte Schwung nach unten entsteht.
Ich halte den grundlegenden Effekt für unvermeidlich - schliesslich muss man gegen den Schleifstein drücken, damit der beginnt Material abzutragen. Umso wichtiger ist es:
- möglichst weit aussen gegen die Spitze zu drücken
- mit möglichst geringem Druck zu schleifen, um so die Verbiegung zu reduzieren
- vorsichtig(!) die Klinge anheben, wenn man an die Spitze schleift
Einen derartige Schleiffehler zu verbessern ist dann noch einmal ein Stück nerviger (weil langwierig). Zur Korrektur empfiehlt es sich eine Sekundärfase zu setzen, die dem gewünschten Schneidenverlauf folgt - und anschliessend die Klinge an der Spitze gezielt auszudünnen, aber nicht komplett bis auf Null, denn dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los...
Konkret sah das an meinem Yanagiba dann so aus. Zuerst vor der letzten Korrektur:
Die "böse" Stelle ist wirklich nur das allererste Stück der Spitze. Aber immerhin...
Nach einer länglichen Sitzung sieht es jetzt so aus (das Finish ist noch nicht über jeden Zweifel erhaben - aber Rom wurde auch nicht über Nacht erbaut).
Unter dem Mikroskop sah es vor der Korrektur so aus:
Auch das hat noch eine Mikrofase an der Spitze - obwohl die Spitze bereits sichtbar gebogen ist. Das Material ist da so dünn, dass nich mir nicht ganz sicher bin, ob es nicht auf der ganzen Dicke angefangen hat zu fliessen.
Nach der Korrektur. Die eigentlich unerwünschte Mikrofase läuft etwa 2..3mm hinter der Spitze aus. Das ist für mich jetzt erst einmal ein guter Kompromiss, bei deim ich insbesondere weder eine funktionale Einschränkung noch ein optisches Problem sehe.
Interressant ist, dass man die selbe Tendenz an der extrem dünnen Spitze meines M390 Petties beobachten kann (das war vorher noch etwas ausgeprägter, aber der fleissige Gebrauch der Saya hat, nun, gewisse Auwirkungen auf die Spitze)...
Der Gegenbogen ist nur schwach ausgeprägt, beginnt etwa in der Mitte der Aufnahme (der Ausschnitt zeigt ca. 15mm der Spitze).
VG
Peter
edit: ein paar Probleme mit den Bildern.
kleine Anmerkung zur Skizze: Z,Y - Projektion von der entsprechenden Achse. Z zeigt Klinge + angenommene Schleifebene (dünne Linie) von oben. Y zeigt die Geschichte von rechts aus gesehen. Durch die Torsion der Klinge nimmt die Schneide dann (annähernd) die beobachtete Form an. In Wirklichkeit ist alles noch etwas komplizierter, z.B. sollte die Torsion zur Spitze hin tangential zur Schleifebene aufhören. Dennoch erklärt selbst die stark vereinfachte Sichtweise das beobachtete Phänomen ausgesprochen gut.