K-Sabatier 9inch Kochmesser plus Schanz- und Eigentuning
Jan 25, 2019 21:53:56 GMT
Gabriel, woka, and 24 more like this
Post by Spitzweg on Jan 25, 2019 21:53:56 GMT
Hallo!
An dieser Stelle etwas zu meinem neuen Allround/Alltags-Kochmesser und etwas ausführlicher auch zu dem in diesem Zusammenhang stattgefundenen "Schanz-Tuning".
Letzteres war für mich Premiere über die ich einfach mal hier berichten will - denn auch ansonsten findet man dazu doch recht wenig im Forum detaillierter beschrieben wie ich finde.
Aber zuerst: Warum überhaupt für mich jetzt ein klassisches K-Sabatier als Neuzugang?:
- Ich mag ganz simpel die Messer mit ihrer Tradition/Geschichte, nicht zuletzt auch optisch.
- Ich mag Kochmesser mit Kropf. Das finde ich beim Zuschneiden super-bequem.
- Ich mag Klingen aus C-Stahl. Auch - oder gerade wieder - den "einfachen".
- Ich mag hierbei das für den Wiegeschnitt ausgelegte Profil.
- Und: Ich wollte für den Alltag wieder ein rundum-sorglos Griff aus POM. Und zwar genau aus dem POM, den K-Sabatier hier als Griffmaterial verwendet (den kannte ich bereits von meinem kleinen Ausbeiner).
Dieser vermittelt im Handkontakt ein glatt/seidiges Gefühl ohne dabei gleich rutschig zu werden. (Es scheint tatsächlich bei POM echte Unterschiede zu geben, zB. mein Dick-Solinger fühlt sich dagegen bei Weitem nicht so wertig an).
...usw., usf, das nur meine wesentlichen Punkte.
Und kurz die Eindrücke zum Original, wie es dann neu aus Frankreich bei mir eintrudelte:
"...Holla, echt schon schwerer-massives Teil", tatsächlich bringt es ca. 250 gr. auf die Waage.
"...Die Klinge ist echt ganz schön "dick" ausgeschliffen" - also überhaupt kein Vergleich mit zB. dem Herder 1922 in 23cm. Da liegen wirklich Welten dazwischen.
Abgesehen davon ist die Schneide praktisch stumpf. Das wäre für zumindest mich noch das kleinste Problem, aber was ist mit den Leuten, die noch nicht einmal einen Schleifstein in der Schublade haben?
Die gucken dann ganz sicher erst einmal in die enttäuschte Röhre...
Spontan gleich super fand ich aber den klotzigen Griff mit seiner stärkeren Verjüngung an der Zwinge. Das liegt schon sehr prima in der Hand.
Zur Gesamtverarbeitung: Tadelloses "Automaten-Messer".
Keine Fehler, alles sauber und gerade, null komma null Spalten bei den Griffschalen/Nieten, alles OK. Die Kanten waren nicht gerundet, aber zumindest gebrochen, hier beißt also nirgendwo noch ein Grat.
Für mich persönlich sehr unelegant gelöst ist die Grundschliffform des schon ausreichend zurückgesetzten Kropfes zur Endung hin, aber das wußte ich ja bereits von div. Bildern vorher.
Nun aber mal nur ein paar Bilder zu den technischen Eckdaten der Originalklinge:
Die Klingendicken, am Rücken gemessen:
Das "am Rücken gemessen bezüglich der Klingendicke" ist in dem Falle schon ganz richtig, denn, hier Bilder zur Geometrie (Kamera-Assistenz übrigens mein Jüngster unter Einsatz seine Lebens ):
...also auf beiden Seiten: Reiner Flachschliff!, damit hatte ich in der Form nicht unbedingt gerechnet, ist aber da eben wohl so.
Spätestens ab hier für mich also ein klarer Fall für Maschinen plus dem Profi für das, was mir eigentlich so für mein Kochmesser vorschwebte. Nach kurzer Kontaktaufnahme: Ab zu Fa. schanz .
Meine da beigelegte Auftragsbeschreibung in Kopie:
"...
- Grundsätzlich, was ich mir nach der Ausführung wünsche: Die Klinge soll von der Charakteristik her in den vorderen 3/4 ein leicht schneidender, dünner, voll nagelgängiger „Laser“ werden. Das erste 1/4 am Kropf/Kehl darf insgesamt noch etwas stabiler gehalten bleiben. Auch gerade die ersten 1-2cm der Schneide am Kropf direkt sollten für den Ansatz eines Wetzstahls stabiler gehalten bleiben.
- Dabei sollte auch die Klingenstärke ab ca. dem ersten 1/4 vom Kropf weg harmonisch verlaufend zur Spitze hin bis hinein in den Rücken stärker abnehmen.
- Der Spitzenbereich (vorderes 1/3 der Klinge) darf dabei durchaus insgesamt sehr dünn gehalten werden. Ein sich einstellender leichter Flex wäre hier kein Problem.
- Von der Geometrie her sollte es sich danach in allen Bereichen um einen konsequenten mehr oder weniger flach-konvexen Schliff auf Null handeln (also nicht einfach nur „ballig“ auf Null mit noch Fleisch über der Schneide). Die jeweils erreichte Nagelgängigkeit über der Schneide sollte das zeigen. Im Zweifel kann dabei die vom Griff aus gesehene rechte Klingenflanke flacher ausfallen als die linke – ich bin Linkshänder.
- Wichtig, sicherlich die besondere Herausforderung dabei insgesamt: Das Original-Klingenprofil und damit auch die Klingenhöhen in den jeweiligen Bereichen sollte auf jeden Fall soweit es geht wie original erhalten bleiben.
..."
Nach nur einer Woche war das Ergebnis in der Post.
Als erstes auf die Waage gelegt: Knapp über 230gr. also ein Minus von ca. 20gr. Das ist echt schon mal eine Ansage...
...und die anschließenden Bilder sagen eigentlich alles.
Ca. Klingenmitte:
Im Bereich der Spitze:
Die neue Geometrie der beiden Seitenflanken (jeweils ca. in der Klingenmitte angelegt):
Thema zur Spitze hin insgesamt dünn und mit gewünscht entsprechendem Flex:
Und nun die Übersicht der neuen, mit rotem Marker angezeichneten, Werte. (Die durchgestrichen waren nicht ganz richtig, hier hatte ich zu nah am Rücken gemessen, was bei der neuen konvex-Geometrie nicht die volle Klingenstärke im dann dicksten Bereich aufzeigt)
Wichtig hierbei war mir ja auch, dass sich tatsächlich das Profil bzw. die Klingenhöhe in den jeweiligen Bereichen praktisch nicht verändert hat. Dabei ist der neue Grundschliff wirklich auf so ziemlich Null.
Kurzum: Ich bin ernsthaft begeistert.
Das Ergebnis ist praktisch auf den Punkt so, wie ich es mir ungefähr vorgestellt und versucht hatte im Auftrag zu beschreiben.
Nie und nimmer hätte ich es selbst mit meinen (maschinenlosen) Möglichkeiten in diesem Umfang und vor allem auch nie in dieser gesamtqualitativen Ausführung hingekriegt.
Darüber hinaus sei zu sagen: Bei den Nachbearbeitungen finde ich keinen Fehler/Ausrutscher/Macken etc.
Nicht zuletzt: Der Tarif dafür war mehr als überschaubar.
Absolut toll, Punkt.
Noch zu meinen Eigenüberarbeitungen, kurz in einem Bild gezeigt und weiter erzählt:
Den Kropf habe ich a´la 1922, ähnlich wie ich es da gut gelöst finde und soweit wie es die Original-Substanz zuließ, konvex verjüngend zulaufend geschliffen und damit auch noch etwas weiter zurückgesetzt.
Die Fingerauflagenfläche der Kropfrückseite wurde ebenfalls weiter in eine konvexe Form gebracht und ausgeschliffen.
(Obligatorisch wurden auch alle weiteren Kanten etwas mehr verrundet)
Am Griff habe ich bezüglich der Formen nichts weiter verändert, allerdings habe ich ihn komplett mit feinem Nassschleifpapier oberflächlich angeschliffen und anschließend mit entsprechenden Pasten gefinisht.
Das Ergebnis ist ein völlig spaltenfreier - und auch mit dem Fingernagel gefühlt übergangsloser - Griff aus den verschiedenen Materialien wie aus einem Guss.
Das gefällt mir außerordentlich und erhält sich hoffentlich auch längerfristig.
So, sicher nun genug geschwatzt...
...jetzt muss ich es nur noch schärfen und dann auch mal damit schneiden , aber da freue ich mich schon richtig drauf.
Viele Grüße,
Christian
PS.: Die Klingenradikalkur hatte in Kombi mit dem schweren Griff logischerweise Folgen bzgl. der Balance. Der vormals in Höhe des Kropfs liegende Schwerpunkt ist nun etwas nach hinten gewandert, aber daran stört mich gar nichts.
In die Hand genommen fühlt sich das wahrsten Wortsinn noch sehr ausgewogen an.
An dieser Stelle etwas zu meinem neuen Allround/Alltags-Kochmesser und etwas ausführlicher auch zu dem in diesem Zusammenhang stattgefundenen "Schanz-Tuning".
Letzteres war für mich Premiere über die ich einfach mal hier berichten will - denn auch ansonsten findet man dazu doch recht wenig im Forum detaillierter beschrieben wie ich finde.
Aber zuerst: Warum überhaupt für mich jetzt ein klassisches K-Sabatier als Neuzugang?:
- Ich mag ganz simpel die Messer mit ihrer Tradition/Geschichte, nicht zuletzt auch optisch.
- Ich mag Kochmesser mit Kropf. Das finde ich beim Zuschneiden super-bequem.
- Ich mag Klingen aus C-Stahl. Auch - oder gerade wieder - den "einfachen".
- Ich mag hierbei das für den Wiegeschnitt ausgelegte Profil.
- Und: Ich wollte für den Alltag wieder ein rundum-sorglos Griff aus POM. Und zwar genau aus dem POM, den K-Sabatier hier als Griffmaterial verwendet (den kannte ich bereits von meinem kleinen Ausbeiner).
Dieser vermittelt im Handkontakt ein glatt/seidiges Gefühl ohne dabei gleich rutschig zu werden. (Es scheint tatsächlich bei POM echte Unterschiede zu geben, zB. mein Dick-Solinger fühlt sich dagegen bei Weitem nicht so wertig an).
...usw., usf, das nur meine wesentlichen Punkte.
Und kurz die Eindrücke zum Original, wie es dann neu aus Frankreich bei mir eintrudelte:
"...Holla, echt schon schwerer-massives Teil", tatsächlich bringt es ca. 250 gr. auf die Waage.
"...Die Klinge ist echt ganz schön "dick" ausgeschliffen" - also überhaupt kein Vergleich mit zB. dem Herder 1922 in 23cm. Da liegen wirklich Welten dazwischen.
Abgesehen davon ist die Schneide praktisch stumpf. Das wäre für zumindest mich noch das kleinste Problem, aber was ist mit den Leuten, die noch nicht einmal einen Schleifstein in der Schublade haben?
Die gucken dann ganz sicher erst einmal in die enttäuschte Röhre...
Spontan gleich super fand ich aber den klotzigen Griff mit seiner stärkeren Verjüngung an der Zwinge. Das liegt schon sehr prima in der Hand.
Zur Gesamtverarbeitung: Tadelloses "Automaten-Messer".
Keine Fehler, alles sauber und gerade, null komma null Spalten bei den Griffschalen/Nieten, alles OK. Die Kanten waren nicht gerundet, aber zumindest gebrochen, hier beißt also nirgendwo noch ein Grat.
Für mich persönlich sehr unelegant gelöst ist die Grundschliffform des schon ausreichend zurückgesetzten Kropfes zur Endung hin, aber das wußte ich ja bereits von div. Bildern vorher.
Nun aber mal nur ein paar Bilder zu den technischen Eckdaten der Originalklinge:
Die Klingendicken, am Rücken gemessen:
Das "am Rücken gemessen bezüglich der Klingendicke" ist in dem Falle schon ganz richtig, denn, hier Bilder zur Geometrie (Kamera-Assistenz übrigens mein Jüngster unter Einsatz seine Lebens ):
...also auf beiden Seiten: Reiner Flachschliff!, damit hatte ich in der Form nicht unbedingt gerechnet, ist aber da eben wohl so.
Spätestens ab hier für mich also ein klarer Fall für Maschinen plus dem Profi für das, was mir eigentlich so für mein Kochmesser vorschwebte. Nach kurzer Kontaktaufnahme: Ab zu Fa. schanz .
Meine da beigelegte Auftragsbeschreibung in Kopie:
"...
- Grundsätzlich, was ich mir nach der Ausführung wünsche: Die Klinge soll von der Charakteristik her in den vorderen 3/4 ein leicht schneidender, dünner, voll nagelgängiger „Laser“ werden. Das erste 1/4 am Kropf/Kehl darf insgesamt noch etwas stabiler gehalten bleiben. Auch gerade die ersten 1-2cm der Schneide am Kropf direkt sollten für den Ansatz eines Wetzstahls stabiler gehalten bleiben.
- Dabei sollte auch die Klingenstärke ab ca. dem ersten 1/4 vom Kropf weg harmonisch verlaufend zur Spitze hin bis hinein in den Rücken stärker abnehmen.
- Der Spitzenbereich (vorderes 1/3 der Klinge) darf dabei durchaus insgesamt sehr dünn gehalten werden. Ein sich einstellender leichter Flex wäre hier kein Problem.
- Von der Geometrie her sollte es sich danach in allen Bereichen um einen konsequenten mehr oder weniger flach-konvexen Schliff auf Null handeln (also nicht einfach nur „ballig“ auf Null mit noch Fleisch über der Schneide). Die jeweils erreichte Nagelgängigkeit über der Schneide sollte das zeigen. Im Zweifel kann dabei die vom Griff aus gesehene rechte Klingenflanke flacher ausfallen als die linke – ich bin Linkshänder.
- Wichtig, sicherlich die besondere Herausforderung dabei insgesamt: Das Original-Klingenprofil und damit auch die Klingenhöhen in den jeweiligen Bereichen sollte auf jeden Fall soweit es geht wie original erhalten bleiben.
..."
Nach nur einer Woche war das Ergebnis in der Post.
Als erstes auf die Waage gelegt: Knapp über 230gr. also ein Minus von ca. 20gr. Das ist echt schon mal eine Ansage...
...und die anschließenden Bilder sagen eigentlich alles.
Ca. Klingenmitte:
Im Bereich der Spitze:
Die neue Geometrie der beiden Seitenflanken (jeweils ca. in der Klingenmitte angelegt):
Thema zur Spitze hin insgesamt dünn und mit gewünscht entsprechendem Flex:
Und nun die Übersicht der neuen, mit rotem Marker angezeichneten, Werte. (Die durchgestrichen waren nicht ganz richtig, hier hatte ich zu nah am Rücken gemessen, was bei der neuen konvex-Geometrie nicht die volle Klingenstärke im dann dicksten Bereich aufzeigt)
Wichtig hierbei war mir ja auch, dass sich tatsächlich das Profil bzw. die Klingenhöhe in den jeweiligen Bereichen praktisch nicht verändert hat. Dabei ist der neue Grundschliff wirklich auf so ziemlich Null.
Kurzum: Ich bin ernsthaft begeistert.
Das Ergebnis ist praktisch auf den Punkt so, wie ich es mir ungefähr vorgestellt und versucht hatte im Auftrag zu beschreiben.
Nie und nimmer hätte ich es selbst mit meinen (maschinenlosen) Möglichkeiten in diesem Umfang und vor allem auch nie in dieser gesamtqualitativen Ausführung hingekriegt.
Darüber hinaus sei zu sagen: Bei den Nachbearbeitungen finde ich keinen Fehler/Ausrutscher/Macken etc.
Nicht zuletzt: Der Tarif dafür war mehr als überschaubar.
Absolut toll, Punkt.
Noch zu meinen Eigenüberarbeitungen, kurz in einem Bild gezeigt und weiter erzählt:
Den Kropf habe ich a´la 1922, ähnlich wie ich es da gut gelöst finde und soweit wie es die Original-Substanz zuließ, konvex verjüngend zulaufend geschliffen und damit auch noch etwas weiter zurückgesetzt.
Die Fingerauflagenfläche der Kropfrückseite wurde ebenfalls weiter in eine konvexe Form gebracht und ausgeschliffen.
(Obligatorisch wurden auch alle weiteren Kanten etwas mehr verrundet)
Am Griff habe ich bezüglich der Formen nichts weiter verändert, allerdings habe ich ihn komplett mit feinem Nassschleifpapier oberflächlich angeschliffen und anschließend mit entsprechenden Pasten gefinisht.
Das Ergebnis ist ein völlig spaltenfreier - und auch mit dem Fingernagel gefühlt übergangsloser - Griff aus den verschiedenen Materialien wie aus einem Guss.
Das gefällt mir außerordentlich und erhält sich hoffentlich auch längerfristig.
So, sicher nun genug geschwatzt...
...jetzt muss ich es nur noch schärfen und dann auch mal damit schneiden , aber da freue ich mich schon richtig drauf.
Viele Grüße,
Christian
PS.: Die Klingenradikalkur hatte in Kombi mit dem schweren Griff logischerweise Folgen bzgl. der Balance. Der vormals in Höhe des Kropfs liegende Schwerpunkt ist nun etwas nach hinten gewandert, aber daran stört mich gar nichts.
In die Hand genommen fühlt sich das wahrsten Wortsinn noch sehr ausgewogen an.