Post by Gabriel on Dec 29, 2016 23:27:58 GMT
Moin zusammen,
ein weiteres Review aus dem Archiv (1.2015) aus den 5-Blickwinkel-Reviews (nein, es handelt sich nicht um flint's extrem ausgedünntest Exemplar! )
JCK Carbonext 210mm Gyuto, ausgedünnt von Jürgen Schanz:
Bedingt durch die starke Konkurrenz sowie einiger Aspekte, die sich im Folgenden zeigen werden, hat das Carbonext nicht sehr viel Aufmerksamkeit von mir erhalten. Hauptsächlich war ich auf die Stahleigenschaften dieses (ehemaligen) Preis-Leistungs-Tipps in der Kaufberatung sehr gespannt. Von der Verarbeitung konnte ich mir schon mehrfach ein Bild machen, von der Geometrie im Originalzustand auch. Ein Messer wirklich richtig zu benutzen und zuhause im Block zu haben eröffnet aber wie ich finde doch immer noch weitere Horizonte.
Verarbeitung & Finish
Die Verarbeitung ist angesichts des Preises anständig wie ich finde. Zwar fand ich das Fujiwara FKM noch etwas sauberer verarbeitet vom Griff her – zumal diese 2 Nieten irgendwie eigenartig aussehen – aber insgesamt gibt es da eigentlich nichts zu meckern. Gut, ein paar kleine Grate am Griff sind spürbar aber das kenne ich auch von deutlich teureren Yo-Gyutos noch.
Den Klingenschliff im Originalzustand werde ich hier natürlich nicht bewerten, da das vorliegende Messer intensiv von Jürgen Schanz überarbeitet wurde. Typisch Jürgen ist das Klingenfinish zwar in „Maschinenoptik“ aber sehr „clean“ und gut ausgeführt. So ein Finish würde man sich bei manchen Serienmessern wünschen!
Durch den nachträglichen Dünnschliff ist natürlich das Kanji leider nur noch schwach erkennbar aber ich denke das ist ein geringer Preis für das was man gewinnt!
Klingengeometrie
Die Geometrie ist natürlich alles andere als Original. Insgesamt zeigen sind reinrassige Laserwerte. Das Messer ist ausgesprochen dünn an der Wate, so dass sich kaum eine sichtbare Schneidfase zeigt. Jedoch hat sich beim Schneiden für Möhren in der Vorweihnachtszeit schon gezeigt, was das meiner Meinung nach größte Problem des so ausgedünnten Carbonext’s ist… das Kleben. Meinem Empfinden nach klebt das Schnittgut an dem Messer mehr, als ich es von anderen Messern (auch anderen Lasern) her kenne. Ob das nun am Oberflächenfinish oder der Geometrie des Schliffs liegt ist mir nicht klar. Bei Möhren und Kartoffeln empfand ich es jedenfalls als sehr störend. Bei Paprika, Zwiebeln oder beim Filetieren von Orangen hat mich das nicht gestört.
Klingenprofil
Das Klingenprofil ist nichts Ungewöhnliches für ein 210mm Gyuto und bietet Allroundtauglichkeiten. Natürlich hat sich das Klingenprofil durch den Dünnschliff leicht verändert. Geschadet hat das dem Profil jedoch nicht meiner Meinung nach.
Schnitthaltigkeit und Reaktivität
Auf den Stahl war ich sehr gespannt, da ich noch nie einem semi-rostträgen Stahl wirklich gearbeitet hab. Das Messer kam fast ohne Patina bei mir an. Stattdessen zeigten sich lediglich vereinzelte helle Flecken, die wie Kaltflecken aussahen. Der Stahl hat eine sehr gute Schärfbarkeit. Schon nach wenigen Zügen zeigte sich ein entsprechend deutlicher Grat. Auch vom Schleifgefühl her erinnerte mich der Stahl eher an einen rostenden Kohlenstoffstahl als an einen rostfreien Stahl. Hier war ich definitiv angenehm überrascht! Auch das Schärfeergebnis konnte sich sehen lassen!
Ich habe das Messer leider nicht genug benutzt, um treffende Aussagen über die Schnitthaltigkeit zu machen. Mein Eindruck war jedoch, dass der Stahl die Schärfe auf jeden Fall nicht deutlich schneller verliert als entsprechende Kohlenstoffstähle. Probleme mit Ausbrüchen gab es nicht. Aufgrund der dünnen Klinge habe ich das Messer aber auch ein wenig geschont.
Eine Patina bildete sich nicht wirklich. Auch waren an den Lebensmitteln keinerlei Reaktionsspuren erkennbar. Geruch stellte sich ebenfalls nicht ein. Nach einer längeren Session des Orangen-Filetierens waren auf der Klinge ein paar mehr der hellen Flecken erkennbar. Dieses Verhalten hat natürlich seine Vorteile im Vergleich zu richtig Patina-bildenden Stählen. Mich reizt persönlich rein optisch eine schöne Patina von Shirogami aber etwas mehr als diese leichten „Kalkflecken“
Fazit
Insbesondere die Stahleigenschaften – aber auch die Verarbeitungsqualität – des Messers haben nicht enttäuscht. Hier wird IMHO für den aufgerufenen Preis viel geboten. Der Schanz’sche Dünnschliff macht das Messer zu einem echten Schneidteufel, der sich schon fast etwas fragil anfühlt, wodurch sich bei mir direkt etwas schonende Benutzung eingestellt hat. Einziger wirklicher Kritikpunkt für mich ist die Balance des Messers, die Klingen-lastiger sein könnte sowie das starke Kleben des Schnittguts an der Klinge.
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen!
Nachtrag:
Im Nachgang an die Reviews hatte ich mir ja von einem Mitforumiten hier ein ebenfalls geschanztes Carbonext Santoku gekauft, was dann nach ein paar Monaten als Dauerleihgabe zu meinem besten Kumpel ging. Ich persönlich halte das Carbonext immer noch für ein gutes Messer mit gutem P/L-Verhältnis. Mit Schanz-tuning sogar für ein hervorragendes Messer mit tollem P/L-Verhältnis wenn man nach einem Yo-Gyuto sucht!
So sieht das Santoku übrigens nach ca. 1,5 Jahren regelmäßiger Nutzung durch einen messertechnisch nicht-vorbelasteten Hobbykoch aus:
Gruß, Gabriel
ein weiteres Review aus dem Archiv (1.2015) aus den 5-Blickwinkel-Reviews (nein, es handelt sich nicht um flint's extrem ausgedünntest Exemplar! )
JCK Carbonext 210mm Gyuto, ausgedünnt von Jürgen Schanz:
Bedingt durch die starke Konkurrenz sowie einiger Aspekte, die sich im Folgenden zeigen werden, hat das Carbonext nicht sehr viel Aufmerksamkeit von mir erhalten. Hauptsächlich war ich auf die Stahleigenschaften dieses (ehemaligen) Preis-Leistungs-Tipps in der Kaufberatung sehr gespannt. Von der Verarbeitung konnte ich mir schon mehrfach ein Bild machen, von der Geometrie im Originalzustand auch. Ein Messer wirklich richtig zu benutzen und zuhause im Block zu haben eröffnet aber wie ich finde doch immer noch weitere Horizonte.
Verarbeitung & Finish
Die Verarbeitung ist angesichts des Preises anständig wie ich finde. Zwar fand ich das Fujiwara FKM noch etwas sauberer verarbeitet vom Griff her – zumal diese 2 Nieten irgendwie eigenartig aussehen – aber insgesamt gibt es da eigentlich nichts zu meckern. Gut, ein paar kleine Grate am Griff sind spürbar aber das kenne ich auch von deutlich teureren Yo-Gyutos noch.
Den Klingenschliff im Originalzustand werde ich hier natürlich nicht bewerten, da das vorliegende Messer intensiv von Jürgen Schanz überarbeitet wurde. Typisch Jürgen ist das Klingenfinish zwar in „Maschinenoptik“ aber sehr „clean“ und gut ausgeführt. So ein Finish würde man sich bei manchen Serienmessern wünschen!
Durch den nachträglichen Dünnschliff ist natürlich das Kanji leider nur noch schwach erkennbar aber ich denke das ist ein geringer Preis für das was man gewinnt!
Klingengeometrie
Die Geometrie ist natürlich alles andere als Original. Insgesamt zeigen sind reinrassige Laserwerte. Das Messer ist ausgesprochen dünn an der Wate, so dass sich kaum eine sichtbare Schneidfase zeigt. Jedoch hat sich beim Schneiden für Möhren in der Vorweihnachtszeit schon gezeigt, was das meiner Meinung nach größte Problem des so ausgedünnten Carbonext’s ist… das Kleben. Meinem Empfinden nach klebt das Schnittgut an dem Messer mehr, als ich es von anderen Messern (auch anderen Lasern) her kenne. Ob das nun am Oberflächenfinish oder der Geometrie des Schliffs liegt ist mir nicht klar. Bei Möhren und Kartoffeln empfand ich es jedenfalls als sehr störend. Bei Paprika, Zwiebeln oder beim Filetieren von Orangen hat mich das nicht gestört.
Klingenprofil
Das Klingenprofil ist nichts Ungewöhnliches für ein 210mm Gyuto und bietet Allroundtauglichkeiten. Natürlich hat sich das Klingenprofil durch den Dünnschliff leicht verändert. Geschadet hat das dem Profil jedoch nicht meiner Meinung nach.
Schnitthaltigkeit und Reaktivität
Auf den Stahl war ich sehr gespannt, da ich noch nie einem semi-rostträgen Stahl wirklich gearbeitet hab. Das Messer kam fast ohne Patina bei mir an. Stattdessen zeigten sich lediglich vereinzelte helle Flecken, die wie Kaltflecken aussahen. Der Stahl hat eine sehr gute Schärfbarkeit. Schon nach wenigen Zügen zeigte sich ein entsprechend deutlicher Grat. Auch vom Schleifgefühl her erinnerte mich der Stahl eher an einen rostenden Kohlenstoffstahl als an einen rostfreien Stahl. Hier war ich definitiv angenehm überrascht! Auch das Schärfeergebnis konnte sich sehen lassen!
Ich habe das Messer leider nicht genug benutzt, um treffende Aussagen über die Schnitthaltigkeit zu machen. Mein Eindruck war jedoch, dass der Stahl die Schärfe auf jeden Fall nicht deutlich schneller verliert als entsprechende Kohlenstoffstähle. Probleme mit Ausbrüchen gab es nicht. Aufgrund der dünnen Klinge habe ich das Messer aber auch ein wenig geschont.
Eine Patina bildete sich nicht wirklich. Auch waren an den Lebensmitteln keinerlei Reaktionsspuren erkennbar. Geruch stellte sich ebenfalls nicht ein. Nach einer längeren Session des Orangen-Filetierens waren auf der Klinge ein paar mehr der hellen Flecken erkennbar. Dieses Verhalten hat natürlich seine Vorteile im Vergleich zu richtig Patina-bildenden Stählen. Mich reizt persönlich rein optisch eine schöne Patina von Shirogami aber etwas mehr als diese leichten „Kalkflecken“
Fazit
Insbesondere die Stahleigenschaften – aber auch die Verarbeitungsqualität – des Messers haben nicht enttäuscht. Hier wird IMHO für den aufgerufenen Preis viel geboten. Der Schanz’sche Dünnschliff macht das Messer zu einem echten Schneidteufel, der sich schon fast etwas fragil anfühlt, wodurch sich bei mir direkt etwas schonende Benutzung eingestellt hat. Einziger wirklicher Kritikpunkt für mich ist die Balance des Messers, die Klingen-lastiger sein könnte sowie das starke Kleben des Schnittguts an der Klinge.
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen!
Nachtrag:
Im Nachgang an die Reviews hatte ich mir ja von einem Mitforumiten hier ein ebenfalls geschanztes Carbonext Santoku gekauft, was dann nach ein paar Monaten als Dauerleihgabe zu meinem besten Kumpel ging. Ich persönlich halte das Carbonext immer noch für ein gutes Messer mit gutem P/L-Verhältnis. Mit Schanz-tuning sogar für ein hervorragendes Messer mit tollem P/L-Verhältnis wenn man nach einem Yo-Gyuto sucht!
So sieht das Santoku übrigens nach ca. 1,5 Jahren regelmäßiger Nutzung durch einen messertechnisch nicht-vorbelasteten Hobbykoch aus:
Gruß, Gabriel