|
Post by suntravel on Apr 13, 2020 9:43:22 GMT
Moin Jannis, Ich bin mir dessen bewusst, dass man diese Auflistung meinerseits durchaus als Überheblichkeit oder als Angriff interpretieren könnte. Den Eindruck hab ich nicht, das ist einfach so wie beschrieben Gruß Uwe
|
|
|
Post by wern on Apr 13, 2020 10:11:41 GMT
Ich bin mir dessen bewusst, dass man diese Auflistung meinerseits durchaus als Überheblichkeit oder als Angriff interpretieren könnte. Moin Jannis, kommt mir nicht so vor. Schildert leider die Probleme Aller, die hochwertige Sachen herstellen und viel Arbeit und Zeit reinstecken und deren Produkte anschließend mit anders (weniger aufwändig?) hergestellten Produkten verglichen werden. Gruß Frank
|
|
|
Post by Buddel on Apr 13, 2020 11:11:09 GMT
Hallo Jannis,
ich finde es gut und wichtig das du es ansprichst. An dem Zustand gibt es nix zu beschönigen. Viele hauptberuflichen und noch mehr die Hobbymessermacher verrammschen ihr Messer unter Wert. Faire Preise sind am Markt kaum oder nur sehr schwer zu erzielen. Die Alternative, wie beschrieben sind Abstriche bei der Qualität oder im Finish, um durch Rationalisierung noch irgendwie davon leben zu können. Ich hatte mal ne zeitlang überlegt, hauptberuflich in die Branche zu gehen und bin aus den von dir genannten Gründen wider davon abgekommen. Man muss es leben, denn davon leben ist wirklich schwierig.
Viele Grüße und frohe Ostern Gabor
|
|
|
Post by kiam on Apr 13, 2020 11:26:48 GMT
...verramschen unter Wert.... Das ist so nicht richtig.
Ich habe auch gelegentlich für privat, also bei dem Kunden zuhause gekocht. Da kostet das vergleichbare Essen dann unterm Strich gut das 3-4 fache des Restaurantpreises. Nicht unbedingt besser also, aber halt"custom", sozusagen. Weil in der Regel das die Leute nicht bezahlen wollten, berechnete ich das nicht so genau: Planung, Einkauf, An-und Abfahrt, ect.,... War Kacke, also "faire" Preise ausgerufen, keine Aufträge mehr in diesem Bereich. Aber auch kein Frust.
Da wo ich herkomme sagt man:"willste jetzt hier in Schönheit sterben, oder kommt da noch was?"
|
|
|
Post by suntravel on Apr 13, 2020 11:47:13 GMT
Ist ja auch so das der Markt den Preis mitbestimmt, einmal daher was die Kunden bereit sind zu zahlen und was vergleichbare Messer im Schnitt kosten.
Fein ist man da nur raus wenn man was bauen kann was weniger vergleichbar ist und/oder nen sehr solventen Kundenkreis hat.
So als Hobbymacher ist das auch schwer mit nem fixen Stundenlohn zu kalkulieren, da man oft viel langsamer ist als ein Vollprofi (weniger Rationalisierungsmöglichkeiten, weniger Übung und daher langsamer)
Insgesamt finde ich gute Messermacher aber auch meist unterbezahlt, die haben Fähigkeiten die selten zu finden sind und verdienen weniger als durchschnittliche Arbeitnehmer in besser bezahlten Branchen.
Gruß
Uwe
|
|
Deleted
Deleted Member
Posts: 0
|
Post by Deleted on Apr 13, 2020 12:53:28 GMT
Es ist ja auch nichts Neues, dass die Fixkosten für Buchhaltung, Marketing, Miete etc. für einen 1-Mann-Betrieb viel zu hoch sind. Ein Freund von mir hat ein großes Ingenieur-Büro mit > 400 Angestellten. Seine Firma wächst, weil er kleine Firmen mit 10-20 Leuten übernimmt, dafür eine neue GmbH oder einen neuen Standort gründet und die ganze Bürokratie von der Zentrale aus organisiert. Erst ab diesem Moment ist die neue "Unterfirma" dann, meist im Gegensatz zu vorher, profitabel.
Ehrlich gesagt, als Ich-AG muss man doch gar nicht nachdenken, ob das funktioniert, es sei denn, man kann irgendwas jenseits der 500 € pro Stunde aufrufen.
Gruß, Torsten
|
|
|
Post by suntravel on Apr 13, 2020 13:11:21 GMT
Ehrlich gesagt, als Ich-AG muss man doch gar nicht nachdenken, ob das funktioniert, es sei denn, man kann irgendwas jenseits der 500 € pro Stunde aufrufen. Würd ich jetzt nicht so schwarz sehen.... ... je mehr Mitarbeiter um so höher die Fixkosten, ich leite ja ne Bude mit 100 Mitarbeitern und wenn dat mit dem Corona so weiter geht ist das auch keine sichere Bank. Nen paar Mitarbeiter werd ich vermutlich auch nicht halten können, die haben dann auch nix mehr zu tun, also so viel sicherer ist das als Arbeitnehmer in der Industrie auch nicht unbedingt. Muss also als Einzelkämpfer mit überschaubaren Fixkosten auch nicht immer übel sein. Verantwortung für nen Haufen Menschen tragen die ihre Familien ernähren müssen lässt einen auch nicht immer ruhig schlafen Gruß Uwe
|
|
|
Post by andreas123 on Apr 13, 2020 16:13:31 GMT
ich habe jetzt auch eine Weile mitgelesen, aber mich nicht gemeldet, weil ich etwas down war. Ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Kurz nach meiner Meisterprüfung bekam ich von meinem Steuerberater ein Angebot ein kleines Elektrounternehmen zu kaufen. (Meister schon mit 23 wegen guter Leistungen und Nachweise der Tätigkeit, war damals so) Also mit 23 einen Elektroladen mit knapp 15 MA gekauft. Knapp 800.000 DMark damals. 400 privat geliehen und 400 bankenfinanziert. Zum Glück als GmbH und nicht als Kgt.
Ich durfte damals noch nicht einmal ausbilden, weil man mindestens 24 sein musste.
Nach etwa 10 Jahren habe ich meine Geschäftsanteile verkauft, etwa 45 MA hinterlassen und bin zu Siemens in die Gebiets- und Bereichsleiterebene gewechselt und allerhand mehr. Verkauf war privat getrieben, da die Familie nicht mitspielte. Keine Pleite, keine Sorge...
Ich kann Deine Gedanken sehr gut verstehen. Auch, weil ich heute etwa 120 Gründer und gestandene Unternehmer zu Finanzierungen und Fördermitteln im Jahr berate.
Genau die Argumente im Startpost sind diejenigen, die mich die meisten Gespräche verwundern lassen. Die Gründer vor Allem sind die, die die tatsächlichen Lebenshaltungskosten total unterschätzen. Also die Privatentnahmen und deren Versteuerung plus Versicherungen. Hut ab vor allen Einzelunternehmern für Euren Mut und Verantwortung!!! Und auch Danke dafür!
Dein Angebot ist nun auch noch total in einer Nische angesiedelt und auf "Spezialisten" als Kunden angewiesen. Was soll ich vernünftiges schreiben?
Ich hatte ab Beginn der Förderzusagen ca. 400 Beratungsgespräche mit Einzelunternehmern, die Fördermittel beantragen wollten. 80 % davon haben mich erschüttert, weil die nicht die geringsten kaufmännischen Kenntnisse hatten und ihre aktuelle GUV gar nicht zu Hand hatten. Schubladenbuchführung... Viele taten mir leid, weil sie als Freiberufler oft keine Kosten nachweisen konnten und auf Hartz4 angewiesen sind...
Langes Schreiben ohne Sinn...: Kopf hoch, vielleicht mehr Serienmesser, die bezahlbar sind herstellen und hoffen, dass es schnell wieder losgeht. Ich glaube, dass Deine Branche eher wieder in Gang kommt, weil hier doch ein "Habenwillstau" vorhanden sein könnte.
Bei Brötchen sicher nicht...
LG Andreas
|
|
|
Post by simdreams on Apr 14, 2020 0:38:34 GMT
Hallo Jannis, ich arbeite im sozialen Bereich - mein Stundenlohn triebe dir die Tränen in die Augen. Nur weil wir zwei Verdiener sind, geht es sich (sehr gut allerdings) aus. Zudem haben wir auch in Zeiten Coronas sichere Jobs und die Arbeit ist sinnvoll und macht oft Freude.
Was mich an deiner Frage etwas stört - quo vadis? Das Wissen, was ich mit manchmal ausschweifendem Lebensstil "brauche", bringt dich doch letztlich nicht weiter in deinen Überlegungen, und führt auch nicht zu mehr Zufriedenheit. Ich baue als Liebhaberei Notizbücher. Als Geschäftsidee völlig untauglich, weil ich zu langsam bin. Eine Cousine bindet höchstklassig Bücher. Als Geschäftsidee völlig einigermaßen untauglich, wie sie zu langsam ist. Letztendlich natürlich nicht zu langsam, sondern mit zu viel Anspruch und viel zu viel Perfektion.
Deine Messer sind großartig (ich habe eins von Claudia). Ich habe verstanden, dass sie zum Leben zu billig sind und trotzdem im Falle der Serienmesser keinen reißenden Absatz finden. Das ist Schei...e. Was müsste ein Kleinserienmesser wie das Santoku mit Puddeleisen kosten, damit für dich ein akzeptabler Lebensstandard herauskommt?
Ich bin kein Betriebswirtschaftler, kein Branchenkenner und kein Berater. Wie sieht es im Hochpreissegment aus, und wie kann da kalkuliert werden? Wie viele perfekte Custom Messer kannst du im Monat bauen, die sich vierstellig verkaufen lassen? Ein sicheres Serienstandbein hört sich verführerisch an, "verwässert" meines Erachtens aber auch die Marke.
Grüße, Uwe
|
|
|
Post by BastlWastl on Apr 14, 2020 16:04:26 GMT
Letztendlich geht es um Produkt das wirklich jeder braucht aber eben auch überall zu bekommen ist.
Man kann für ein schlechtes Küchenmesser wenn es sein muss tausende ausgeben oder aber ein gutes für unter 50 € bekommen.
ES geht um Exklusivität, in so fern sind Serienmesser ein Problem, denn die sind für die Preise die ein Messermacher aufrufen muss um leben zu können schon weit über dem was ein einfaches gutes Messer kostet.
Aus meiner Sicht können langfristig nur optische extrovertierte, wirklich eigenständige Küchenmesser Design`s überleben, bzw. halt Messermacher die auf Kundenwünsche eingehen und ihr Produkt zu fairen Preisen anbieten. Der Markt ist dermaßen übersättigt das es schon nicht mehr zu glauben ist... Auf Instagram versuchen vermeidlich Steuerfrei hunderte Messermacher Küchenmesser anzubieten... (Das ist wohl das Hauptproblem, traut sich nur keiner zu sagen!)
Ein rational denkender Mensch wird sich ein tolles Küchenmesser leisten (wenn überhaupt!) oder ein Set... Das war es dann aber. Wenn der dann noch in der Lage währe (was er zu 99% nicht ist!) die auch entsprechend zu pflegen... Was würde mit der Autoindustrie passieren wenn man ein Auto Millionen von Kilometern bis an das eigene Lebensende fahren könnte... ? (dies währe mit Küchenmessern absolut möglich, ich denke sogar im Beruf...)
Die paar die einfach zu viele Küchenmesser haben (obwohl sie viel genützt werden!, da zähle ich mich natürlich dazu!) sind sehr sehr wenige....
Grüße Wastl.
|
|
|
Post by suntravel on Apr 14, 2020 16:19:28 GMT
Die paar die einfach zu viele Küchenmesser haben (obwohl sie viel genützt werden!, da zähle ich mich natürlich dazu!) sind sehr sehr wenige.... Aber in dem Mikrokosmos KMS ja normal, da schleicht sich einem schon manchmal der Gedanke ein wir sind normal und die anderen die Geisterfahrer Gruß Uwe
|
|
|
Post by daddyyoyo on Apr 14, 2020 17:31:27 GMT
Die paar die einfach zu viele Küchenmesser haben (obwohl sie viel genützt werden!, da zähle ich mich natürlich dazu!) sind sehr sehr wenige.... Aber in dem Mikrokosmos KMS ja normal, da schleicht sich einem schon manchmal der Gedanke ein wir sind normal und die anderen die Geisterfahrer Gruß Uwe Keinesfalls!! IHR seid alle bekloppt, der einzig normale hier bin ich!!!
|
|
|
Post by simdreams on Apr 14, 2020 20:19:55 GMT
Aber willst du wirklich anders sein als die, die hier sind? Bedeutet das nicht, dass du so bist, wie die anderen? So wie die "draußen"? Normalität wird überbewertet, ich bin´s nicht. Und um Wowi zu zitieren: "Und das ist gut so!" Grüße, Uwe
|
|
|
Post by Xerxes on Apr 18, 2020 9:18:06 GMT
Hi Leute, erstmal vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare. Dieses Thema scheint ja auf eine gewisse Resonanz zu treffen. Und in jedem Fall polarisiert es. Eure Kommentare reichen von "Uff, so viel müsste man realistisch verlangen!?!", über "Gut dass Du das mal ansprichst!", bis zu "Was soll das Gejammer, da sind ein haufen Leute, denen es noch schlechter geht!". Das war übrigens auch was ich erwartet habe.
Ich möchte noch einmal kurz auf den letzten Punkt (was soll das Gejammer) eingehen. Ohne Zweifel gibt es Berufsgruppen in diesem Land, denen es noch deutlich beschissener geht. Ich denke hier nur mal an Menschen, die in der Pflege tätig sind. Und das ist eine verdammte Schande. Meiner Meinung nach heißt das aber noch lange nicht, dass man Missstände nicht aufzeigen darf, nur weil es Anderen noch schlechter geht. Ich habe übrigens auch viele private Nachrichten bekommen und viele von Euch haben mir ihre Ideen und Tips geschrieben. Es ist interessant zu lesen, dass viele von Euch zu den gleichen Schlüssen kommen wie ich aber das würde etwas vorweggreifen. Ich würde diesen Punkt gerne nochmal aufgreifen und mit Euch darüber diskutieren, welche Möglichkeiten Ihr seht, mit dieser Situation umzugehen. Und das ganze vielleicht auch aus einer ganzheitlichen Perspektive, die sowohl euch als potentielle Kunden als auch die anderen Messermacher/-schmiede mit einbezieht. Also, es würde mich echt freuen, wenn Ihr einfach mal eure Gedanken dazu postet. Und seien sie auch noch so kritisch...
Gruß Jannis
|
|
|
Post by lustikus on Apr 18, 2020 9:25:06 GMT
Servus, Jannis,
ganzheitlich wird das jetzt nicht, dazu bist du aus folgenden Punkten zu speziell und das würde mir auch als wohl rasch umsetzbare Erstmaßnahme einfallen: 1. Krieg es auf die Reihe, dass du auch den amerikanischen Markt bespielen kannst. Alle anderen Messermacher schaffen das auch, es wird also Wege geben. Du verzichtest auf einen riesigen Markt, quasi "freiwillig". 2. Geh vermehrt (auch) dorthin, wo die Kunden sind, vor allem Instagram. Du bist dort zwar aktiv, aber richtig verstanden hast du das noch nicht, ist mein Eindruck. Und ich weiß, dass ich mich auch im Forum damit nicht beliebt mache. Wenn ich aber von meinem Produkt leben muss, verkaufe ich dort, wo es am leichtesten geht und wo die meisten potentiellen Kunden sind.
Das ändert nichts am Los der Selbstständigen per se, dessen bin ich mir bewusst.
Greez, lustikus
|
|