Noch'n Bogdan-Clone (1te Begeisterung obwohl unfertig)
Jul 12, 2020 17:22:00 GMT
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Post by TK-"Koch" on Jul 12, 2020 17:22:00 GMT
Moin,
nach einigem Hin und Her, habe ich nun doch „meinen“ Bogdan-Clone zusammengestrickt. Noch nicht zu 100% fertig und nur sehr grob justiert, habe ich es nicht lassen können, einen ersten Gehversuch zu unternehmen, und muss mal meiner ersten Begeisterung Raum schaffen.
Ich habe beim ersten Test ein ausgedünntes Solinger Niro mit 23 cm bemüht. Das war gut scharf. Es war also nicht viel zu tun.
Entgegen der Befürchtung fühlt sich die Führung der Klinge nicht unnatürlich an. Im Gegenteil, das läuft sehr geschmeidig. Beim Test habe ich das Messer ca. 6x je Seite auf einen Naniwa pro 3000 und dann nochmal 6x je Seite über einen Ohira ca. 8000 irgendwas geschoben. Sehr erstaunlich finde ich das enorme Feedback nach dem Seitenwechsel, wenn die Schneide erreicht ist. Das ist (für mich) freihändig nicht auch nur annähernd so deutlich zu erspüren.
Trotz inzwischen einiger Übung beim freihändigen schleifen: so gut habe ich es bislang wohl nur in seltenen Ausnahmefällen hinbekommen. Ihr „seht“ vielleicht mein grinsen.
Wenn das Ding komplett fertig ist (in 2-3 Wochen, hoffe ich), werde ich mal sehen, ob ich ein paar Bilder nachreichen kann, Dann kann ich auch genauer sagen, wie gut der Gewichtsausgleich schlussendlich wirklich funktioniert.
Auf jeden Fall schon mal vielen Dank für die vielen Vorstellungen der diversen Schleifsysteme. Ohne diese Inspiration hätte ich so etwas wohl nicht kennen gelernt und erst recht nicht selber gebaut.
Zum Werdegang ...
Da die Druckkontrolle für das optimale Ergebnis unerlässlich scheint, und für möglichst einfachen Gebrauch habe ich für mich Anforderungen formuliert und diese in meinem Konstrukt umgesetzt, so gut mir das möglich war.
1.: Das Messer wird zu Beginn eingespannt und bleibt es während des gesamten Schleifprozesses.
2.: Der Griff bleibt beim Seitenwechsel auf derselben Seite (notorischer Rechtshänder)
3.: Schleifwinkel ab 28° sollen möglich sein. Flacher (Ausdünnen auf dem System) muss nicht sein.
4.: Der Schleifwinkel ist direkt einstell- und ablesbar.
5.: Der Gewichtsausgleich muss die Auflagekraft über einen sehr weiten Bereich, also mehrere cm Höhenabweichung, annähernd konstant halten.
6.: Der Gewichtsausgleich soll für Klingen bis ca. 250g ausreichen. Bei leichteren Klingen wird durch Ballast aufgelastet.
Bei meinen Messern habe ich im Bereich der Klemmung eine Dickenreduktion zwischen 0 und ca. 0,8mm gemessen. Ich habe mich hier bei der Klemme auf den Mittelwert von ca. 0,4mm festgelegt. Das führt beim Einspannen im schlechtesten Fall zu einer (immer gleichen) Fehlstellung von ca. 1°. Typisch eher weniger als 0,5°. Mir ist das aktuell genau genug. Da je Seite eine eigene Einstellschraube existiert, kann/könnte bei Bedarf auch die meist leicht asymmetrische Klingeneinspannung ausgeglichen werden.
Das Konzept sieht die Höhenanpassung über ein Parallelogramm vor. Irgendwann hatte Sebastian das mal in einem der Posts in den Raum geworfen … .Der Gewichtsausgleich erfolgt über eine Feder.
Nach Gedankenexperimenten mit Kniehebelmechaniken und Kurvenscheiben kristallisierte sich bei ersten Excel-Rechnungen heraus, dass eine Kurvenscheibe, die variable Hebel für die Feder realisiert, funktionieren kann. Bei schrittweisem „entwickeln“ einer Kurve kam per Augenschein heraus, dass ein geeignetes Profil (bastelverträglich) im erforderlichen Bereich gut über einen Bolzen abgebildet werden können sollte, der unter einem definierten Winkel exzentrisch zum Drehpunkt des Parallelogramms angeordnet ist. Da es „einen Sack voll“ Freiheitsgrade (Federsteifigkeit, Federvorspannung sowie Durchmesser, Exzentrizität und Winkellage des Exzenterbolzens) gibt, habe ich die geometrischen Verhältnisse, konkret Federweg zum Schwenkwinkel des Parallelogramms sowie zugehörigen Hebel analytisch modelliert.
Danach kam die Festlegung der genannten Parameter durch zuerst minder, später mehr zielgerichtetes pröbeln in der Excel-Rechnung. Da das System auf Änderung der Parameter recht empfindlich reagiert, habe ich Im nächsten Schritt die Mechanik im CAD „vor“-modelliert, um das auszugleichende Gewicht, genauer Drehmoment, hinreichend genau abschätzen zu können. Anschließend wurde fertig-modelliert sowie benötigtes Material beschafft. Nach etlichen, erwartungsgemäß viel zu langen Bastelsitzungen von bislang (bestimmt geschönten) 40-50h war heute Premiere.
Der nutzbare Höhenbereich ist größer als 100mm. Das sollte locker alle Klingen- und Steinhöhen- Kombinationen abdecken.
Die Abweichungen vom exakten Gewichtsausgleich lagen für den gesamten Bereich rechnerisch unter 2 Gramm. Mal sehen, wie dicht ich am Ende da dran komme. Abweichungen von unter 10 Gramm über 150mm, also eine effektive Federsteifigkeit am Ausleger von weniger als 0,0007 N/mm müssten aber machbar sein. Das ist deutlich besser, als ich ursprünglich für möglich gehalten habe.
Die diversen Gelenke sind natürlich nicht spielfrei. Wirklich exakte Passungen sind mir mit meinen kleinen Hobby-Lämmerschwänzen (Spielzeug-Maschinchen) nicht immer gelungen. Aber was soll‘s. Das „kippeln“ in den insgesamt 9 Gelenken ist, soweit ich das messen kann, mit ca. +-0,2° in einem Bereich, den ich ausreichend gut finde. Frei Hand wären 10fach höhere Werte für mich noch ein Traum. Und auch ohne Führung wurde mein rostträges Zeugs, wenn gewollt, immer gut rasierscharf.
VG
H.T.
nach einigem Hin und Her, habe ich nun doch „meinen“ Bogdan-Clone zusammengestrickt. Noch nicht zu 100% fertig und nur sehr grob justiert, habe ich es nicht lassen können, einen ersten Gehversuch zu unternehmen, und muss mal meiner ersten Begeisterung Raum schaffen.
Ich habe beim ersten Test ein ausgedünntes Solinger Niro mit 23 cm bemüht. Das war gut scharf. Es war also nicht viel zu tun.
Entgegen der Befürchtung fühlt sich die Führung der Klinge nicht unnatürlich an. Im Gegenteil, das läuft sehr geschmeidig. Beim Test habe ich das Messer ca. 6x je Seite auf einen Naniwa pro 3000 und dann nochmal 6x je Seite über einen Ohira ca. 8000 irgendwas geschoben. Sehr erstaunlich finde ich das enorme Feedback nach dem Seitenwechsel, wenn die Schneide erreicht ist. Das ist (für mich) freihändig nicht auch nur annähernd so deutlich zu erspüren.
Trotz inzwischen einiger Übung beim freihändigen schleifen: so gut habe ich es bislang wohl nur in seltenen Ausnahmefällen hinbekommen. Ihr „seht“ vielleicht mein grinsen.
Wenn das Ding komplett fertig ist (in 2-3 Wochen, hoffe ich), werde ich mal sehen, ob ich ein paar Bilder nachreichen kann, Dann kann ich auch genauer sagen, wie gut der Gewichtsausgleich schlussendlich wirklich funktioniert.
Auf jeden Fall schon mal vielen Dank für die vielen Vorstellungen der diversen Schleifsysteme. Ohne diese Inspiration hätte ich so etwas wohl nicht kennen gelernt und erst recht nicht selber gebaut.
Zum Werdegang ...
Da die Druckkontrolle für das optimale Ergebnis unerlässlich scheint, und für möglichst einfachen Gebrauch habe ich für mich Anforderungen formuliert und diese in meinem Konstrukt umgesetzt, so gut mir das möglich war.
1.: Das Messer wird zu Beginn eingespannt und bleibt es während des gesamten Schleifprozesses.
2.: Der Griff bleibt beim Seitenwechsel auf derselben Seite (notorischer Rechtshänder)
3.: Schleifwinkel ab 28° sollen möglich sein. Flacher (Ausdünnen auf dem System) muss nicht sein.
4.: Der Schleifwinkel ist direkt einstell- und ablesbar.
5.: Der Gewichtsausgleich muss die Auflagekraft über einen sehr weiten Bereich, also mehrere cm Höhenabweichung, annähernd konstant halten.
6.: Der Gewichtsausgleich soll für Klingen bis ca. 250g ausreichen. Bei leichteren Klingen wird durch Ballast aufgelastet.
Bei meinen Messern habe ich im Bereich der Klemmung eine Dickenreduktion zwischen 0 und ca. 0,8mm gemessen. Ich habe mich hier bei der Klemme auf den Mittelwert von ca. 0,4mm festgelegt. Das führt beim Einspannen im schlechtesten Fall zu einer (immer gleichen) Fehlstellung von ca. 1°. Typisch eher weniger als 0,5°. Mir ist das aktuell genau genug. Da je Seite eine eigene Einstellschraube existiert, kann/könnte bei Bedarf auch die meist leicht asymmetrische Klingeneinspannung ausgeglichen werden.
Das Konzept sieht die Höhenanpassung über ein Parallelogramm vor. Irgendwann hatte Sebastian das mal in einem der Posts in den Raum geworfen … .Der Gewichtsausgleich erfolgt über eine Feder.
Nach Gedankenexperimenten mit Kniehebelmechaniken und Kurvenscheiben kristallisierte sich bei ersten Excel-Rechnungen heraus, dass eine Kurvenscheibe, die variable Hebel für die Feder realisiert, funktionieren kann. Bei schrittweisem „entwickeln“ einer Kurve kam per Augenschein heraus, dass ein geeignetes Profil (bastelverträglich) im erforderlichen Bereich gut über einen Bolzen abgebildet werden können sollte, der unter einem definierten Winkel exzentrisch zum Drehpunkt des Parallelogramms angeordnet ist. Da es „einen Sack voll“ Freiheitsgrade (Federsteifigkeit, Federvorspannung sowie Durchmesser, Exzentrizität und Winkellage des Exzenterbolzens) gibt, habe ich die geometrischen Verhältnisse, konkret Federweg zum Schwenkwinkel des Parallelogramms sowie zugehörigen Hebel analytisch modelliert.
Danach kam die Festlegung der genannten Parameter durch zuerst minder, später mehr zielgerichtetes pröbeln in der Excel-Rechnung. Da das System auf Änderung der Parameter recht empfindlich reagiert, habe ich Im nächsten Schritt die Mechanik im CAD „vor“-modelliert, um das auszugleichende Gewicht, genauer Drehmoment, hinreichend genau abschätzen zu können. Anschließend wurde fertig-modelliert sowie benötigtes Material beschafft. Nach etlichen, erwartungsgemäß viel zu langen Bastelsitzungen von bislang (bestimmt geschönten) 40-50h war heute Premiere.
Der nutzbare Höhenbereich ist größer als 100mm. Das sollte locker alle Klingen- und Steinhöhen- Kombinationen abdecken.
Die Abweichungen vom exakten Gewichtsausgleich lagen für den gesamten Bereich rechnerisch unter 2 Gramm. Mal sehen, wie dicht ich am Ende da dran komme. Abweichungen von unter 10 Gramm über 150mm, also eine effektive Federsteifigkeit am Ausleger von weniger als 0,0007 N/mm müssten aber machbar sein. Das ist deutlich besser, als ich ursprünglich für möglich gehalten habe.
Die diversen Gelenke sind natürlich nicht spielfrei. Wirklich exakte Passungen sind mir mit meinen kleinen Hobby-Lämmerschwänzen (Spielzeug-Maschinchen) nicht immer gelungen. Aber was soll‘s. Das „kippeln“ in den insgesamt 9 Gelenken ist, soweit ich das messen kann, mit ca. +-0,2° in einem Bereich, den ich ausreichend gut finde. Frei Hand wären 10fach höhere Werte für mich noch ein Traum. Und auch ohne Führung wurde mein rostträges Zeugs, wenn gewollt, immer gut rasierscharf.
VG
H.T.