Post by Spitzweg on Jan 13, 2017 21:07:15 GMT
Nachdem sich ja nun der Strang anders entwickelt hat als gedacht habe ich ihn umbenannt.
Den Anfang macht eine Vorstellung eines Ausbeiners in der klassischen, kleineren Sabatier-Form dann von Laguiole en Aubrac:
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Hallo!
Ich habe das Messer schon länger in meiner Schublade, damals auch schon Fotos gemacht, aber dann doch keinen Bericht verfasst.
Grund war auch u.a. der, weil es ein eher ärgerlicher Kauf war der erst einmal so gar keinen Spaß verbreitet hat.
Aber nun mal die ganze Geschichte hier.
Angefangen hat es mit einem schönen Stück Rinderschulter was ich eines Tages von der Fleischtheke für ein Gulasch nach Hause brachte (ich schneide in der Regel die Stücke für ein Gulasch lieber selber).
Rinderschulter ist nach meiner Meinung für ein Gulasch ganz prima, es bleibt auch beim längeren Schmoren schön saftig und wird dabei sehr weich, hat nur die Eigenheit, sehr stark mit Sehnen durchsetzt zu sein.
Also ein Stück, wo man noch wirklich was dran machen muss.
Und bei der Prozedur fiel mir auf, das eigentlich hierbei meine sonstigen Messer nicht gut funktionieren, Klingenform/-höhe, Größe usw., und auch sind sie schon zu bissig scharf, beim flächigen Abheben/Trennen der Sehnenhäute wird einfach das Muskelfleisch bzw. damit auch die Fasern schon zu schnell eingeschnitten oder die Sehnenhaut einfach durchtrennt und so wird es eine ziemliche Schnippselei.
Aber prima dachte ich danach, endlich mal wieder ein vernünftiger Grund sich ein neues Messer zu kaufen, diesmal dann eben eines für diese spezielle Aufgabe.
...Im InterNet geblättert, dieses fiel mir dann ins Auge, bzw. gefiel einfach spontan: Griffschalen aus Wacholder, Stil klassische französische Kochmesserform mit Kropf a´la Sabatier (die fand ich in dem Punkt sowieso immer einfach schön), Klinge aus einem rundumsorglos Sandvic 12C27, das ganze aus einer französischen Traditionsschmiede die sich ausdrücklich als Manufaktur bezeichnet, die für mich vorgestellt passende Form/Größe haut hin ... bestellt.
Dann kam das Teil an, ausgepackt und etwas näher angeschaut, natürlich erstmal die Einpassung der Griffschalen.
OK, es wurde etwas mit Ausgleichsmasse (auch an den Nieten) gearbeitet, aber so keine offenen Spalten, geht also noch. (Allerdings hätte mir da schon der in der Höhe sehr unterschiedliche Anschliff der Klinge am Griffkopf auffallen können ...) ->
Am Griffschliff fielen mir gleich Fehlstellen auf. Naja, ist halt Handarbeit dachte ich, aber das kriegt man ja hin.. ->
->
Schon etwas schlechtere Laune bekam ich dann beim Anblick des Kropfkehls ->
...ist halt Handarbeit dachte ich immer noch, aber auch das kriegt man hin. Wenn auch schon etwas schwieriger, da an einer fummeligen Stelle...
Die Klinge hatte ich mir natürlich ebenfalls angeschaut, der Schneidenschliff ist unter aller Kanone, gefühlt mit 90° Winkel und ca. 0,7 mm über der Wate. Aber mit sowas hatte ich fast gerechnet und mich da sowieso auf eine kleine Schleif-Aktion diesbezüglich eingestellt.
Viel ärgerlicher war da eigentlich, dass ich sehen mußte, dass die Schneide in der Rundung zum Kropf nicht hochgezogen war sondern einfach an der Geraden aufhörte, der restliche Verlauf war ein stumpf, breiter Bogen.
Spätestens jetzt war ich leicht genervt, dachte aber immer noch "...Mist, aber das kriegt man ja auch noch noch so gerade eben hin"
Hier ein Bild, mit dem für diese Operation dann schon eingepackten Bereich - der kräftig blaue Keil ist nicht etwa eine Schneide, sondern eine stumpfe Fläche... ->
Was ich dann bei den ganzen Prozeduren dabei aber mal so nebenbei ganz naiv machte, war ein Blick auf den Klingenverlauf gegens Licht.
Das zog mir dann echt die Schuhe aus, die ganze Klinge war krumm und schief in sich, nicht einfach nur verbogen, sondern der gesamte (Band-) Grundschliff war komplett ungleichmäßig, wellig und bananen-krumm.
Fast schon geradezu dilettantisch.
So praktisch auch erst mal gar nicht möglich ohne Weiteres die Klinge auf Banksteinen auszudünnen und eine neue Fase setzen.
Spätestens jetzt hätte ich das Ganze retour geschickt, aber zu spät, ich hatte schon mit den ersten Überarbeitungen am Griff angefangen.
Bilder davon habe ich dann nicht mehr gemacht - hatte einfach keine Lust mehr...
-------
Was folgte war diesbezüglich eine stundenlange Schleifaktion (ich habe leider keine elektrischen Vorrichtungen für sowas) um das einigermaßen auszugleichen, natürlich verbunden mit einem kompletten Neufinish.
...Naja, wie dem auch sei, herausgekommen ist auf jeden Fall das.
Der Kropfkehl, jetzt soweit für mich OK ->
...Schneide am Klingenende weiter hochgezogen bekommen ->
...Und so sieht es dann überhaupt mit dem neuen Klingenschliff insgesamt aus ->
Eigentlich ein ganz hübsches Messer!
Was ich übrigens auch so weiter in dem speziellen Einsatz weiter gerne nutze, wird mit einem Wetzstahl scharf gehalten und funktioniert insgesamt gut für mich.
Aber im Ernst: Aus den gezeigten Gründen klar keine Kaufempfehlung (es ist zwar kein hochpreisiges Messer, aber umgekehrt auch kein Billigteil).
Denn ich habe auch nicht den Eindruck, dass ich einfach nur ein "Montagsteil" bekommen habe, sondern ich glaube, dass hier eher der Begriff "in Handarbeit" zu sehr in Richtung "mal so, mal so" ausgelegt wird.
Also nachdem ganz klar diesbezüglich ein Lichtjahr im Niveau auch unter dem was man z.B. bei Herder & Co, oder auch den sehr günstigen Pallares Solsona als Handwerkstoleranz "verkraftet" werden muss.
Allerdings möchte ich an der Stelle auch ausdrücklich betonen, dass ich hier kein "Laguiole en Aubrac - Bashing" betreiben möchte (im Gegenteil, grundsätzlich gefallen mir ja kleinere Betriebe mit einer handwerklichen Tradition), vielleicht können sie ja nur nicht so gut das Thema "Kochmesser".
Ihre Taschenmesser (also der Produktbereich aus dem sie ja eigentlich herkommen), mögen von mir aus - auch in den Punkten der sorgfältigen Verarbeitung - sehr gerne TipTop sein. (Ich kenne diese nur nicht aus eigenem Gebrauch)
Zuletzt noch rein technische Eckdaten:
Gesamtlänge: knapp 24 cm
Schneidenlänge: ca. 12,5 cm
Grifflänge: ca. 10,5 cm (der auch insgesamt ziemlich dünn, gefühlt eher filigran, haut für mich persönlich noch so gerade hin)
Gesamtgewicht: ca. 100 gr. (Schwerpunkt liegt im Griff)
Klingenhöhe in der Mitte: ca. 15 mm
Klingenstärke am Rücken in der Mitte: ca. 1,8 mm (Klinge mit etwas Druck leicht flexibel)
Viele Grüße,
Christian
Den Anfang macht eine Vorstellung eines Ausbeiners in der klassischen, kleineren Sabatier-Form dann von Laguiole en Aubrac:
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Hallo!
Ich habe das Messer schon länger in meiner Schublade, damals auch schon Fotos gemacht, aber dann doch keinen Bericht verfasst.
Grund war auch u.a. der, weil es ein eher ärgerlicher Kauf war der erst einmal so gar keinen Spaß verbreitet hat.
Aber nun mal die ganze Geschichte hier.
Angefangen hat es mit einem schönen Stück Rinderschulter was ich eines Tages von der Fleischtheke für ein Gulasch nach Hause brachte (ich schneide in der Regel die Stücke für ein Gulasch lieber selber).
Rinderschulter ist nach meiner Meinung für ein Gulasch ganz prima, es bleibt auch beim längeren Schmoren schön saftig und wird dabei sehr weich, hat nur die Eigenheit, sehr stark mit Sehnen durchsetzt zu sein.
Also ein Stück, wo man noch wirklich was dran machen muss.
Und bei der Prozedur fiel mir auf, das eigentlich hierbei meine sonstigen Messer nicht gut funktionieren, Klingenform/-höhe, Größe usw., und auch sind sie schon zu bissig scharf, beim flächigen Abheben/Trennen der Sehnenhäute wird einfach das Muskelfleisch bzw. damit auch die Fasern schon zu schnell eingeschnitten oder die Sehnenhaut einfach durchtrennt und so wird es eine ziemliche Schnippselei.
Aber prima dachte ich danach, endlich mal wieder ein vernünftiger Grund sich ein neues Messer zu kaufen, diesmal dann eben eines für diese spezielle Aufgabe.
...Im InterNet geblättert, dieses fiel mir dann ins Auge, bzw. gefiel einfach spontan: Griffschalen aus Wacholder, Stil klassische französische Kochmesserform mit Kropf a´la Sabatier (die fand ich in dem Punkt sowieso immer einfach schön), Klinge aus einem rundumsorglos Sandvic 12C27, das ganze aus einer französischen Traditionsschmiede die sich ausdrücklich als Manufaktur bezeichnet, die für mich vorgestellt passende Form/Größe haut hin ... bestellt.
Dann kam das Teil an, ausgepackt und etwas näher angeschaut, natürlich erstmal die Einpassung der Griffschalen.
OK, es wurde etwas mit Ausgleichsmasse (auch an den Nieten) gearbeitet, aber so keine offenen Spalten, geht also noch. (Allerdings hätte mir da schon der in der Höhe sehr unterschiedliche Anschliff der Klinge am Griffkopf auffallen können ...) ->
Am Griffschliff fielen mir gleich Fehlstellen auf. Naja, ist halt Handarbeit dachte ich, aber das kriegt man ja hin.. ->
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Schon etwas schlechtere Laune bekam ich dann beim Anblick des Kropfkehls ->
...ist halt Handarbeit dachte ich immer noch, aber auch das kriegt man hin. Wenn auch schon etwas schwieriger, da an einer fummeligen Stelle...
Die Klinge hatte ich mir natürlich ebenfalls angeschaut, der Schneidenschliff ist unter aller Kanone, gefühlt mit 90° Winkel und ca. 0,7 mm über der Wate. Aber mit sowas hatte ich fast gerechnet und mich da sowieso auf eine kleine Schleif-Aktion diesbezüglich eingestellt.
Viel ärgerlicher war da eigentlich, dass ich sehen mußte, dass die Schneide in der Rundung zum Kropf nicht hochgezogen war sondern einfach an der Geraden aufhörte, der restliche Verlauf war ein stumpf, breiter Bogen.
Spätestens jetzt war ich leicht genervt, dachte aber immer noch "...Mist, aber das kriegt man ja auch noch noch so gerade eben hin"
Hier ein Bild, mit dem für diese Operation dann schon eingepackten Bereich - der kräftig blaue Keil ist nicht etwa eine Schneide, sondern eine stumpfe Fläche... ->
Was ich dann bei den ganzen Prozeduren dabei aber mal so nebenbei ganz naiv machte, war ein Blick auf den Klingenverlauf gegens Licht.
Das zog mir dann echt die Schuhe aus, die ganze Klinge war krumm und schief in sich, nicht einfach nur verbogen, sondern der gesamte (Band-) Grundschliff war komplett ungleichmäßig, wellig und bananen-krumm.
Fast schon geradezu dilettantisch.
So praktisch auch erst mal gar nicht möglich ohne Weiteres die Klinge auf Banksteinen auszudünnen und eine neue Fase setzen.
Spätestens jetzt hätte ich das Ganze retour geschickt, aber zu spät, ich hatte schon mit den ersten Überarbeitungen am Griff angefangen.
Bilder davon habe ich dann nicht mehr gemacht - hatte einfach keine Lust mehr...
-------
Was folgte war diesbezüglich eine stundenlange Schleifaktion (ich habe leider keine elektrischen Vorrichtungen für sowas) um das einigermaßen auszugleichen, natürlich verbunden mit einem kompletten Neufinish.
...Naja, wie dem auch sei, herausgekommen ist auf jeden Fall das.
Der Kropfkehl, jetzt soweit für mich OK ->
...Schneide am Klingenende weiter hochgezogen bekommen ->
...Und so sieht es dann überhaupt mit dem neuen Klingenschliff insgesamt aus ->
Eigentlich ein ganz hübsches Messer!
Was ich übrigens auch so weiter in dem speziellen Einsatz weiter gerne nutze, wird mit einem Wetzstahl scharf gehalten und funktioniert insgesamt gut für mich.
Aber im Ernst: Aus den gezeigten Gründen klar keine Kaufempfehlung (es ist zwar kein hochpreisiges Messer, aber umgekehrt auch kein Billigteil).
Denn ich habe auch nicht den Eindruck, dass ich einfach nur ein "Montagsteil" bekommen habe, sondern ich glaube, dass hier eher der Begriff "in Handarbeit" zu sehr in Richtung "mal so, mal so" ausgelegt wird.
Also nachdem ganz klar diesbezüglich ein Lichtjahr im Niveau auch unter dem was man z.B. bei Herder & Co, oder auch den sehr günstigen Pallares Solsona als Handwerkstoleranz "verkraftet" werden muss.
Allerdings möchte ich an der Stelle auch ausdrücklich betonen, dass ich hier kein "Laguiole en Aubrac - Bashing" betreiben möchte (im Gegenteil, grundsätzlich gefallen mir ja kleinere Betriebe mit einer handwerklichen Tradition), vielleicht können sie ja nur nicht so gut das Thema "Kochmesser".
Ihre Taschenmesser (also der Produktbereich aus dem sie ja eigentlich herkommen), mögen von mir aus - auch in den Punkten der sorgfältigen Verarbeitung - sehr gerne TipTop sein. (Ich kenne diese nur nicht aus eigenem Gebrauch)
Zuletzt noch rein technische Eckdaten:
Gesamtlänge: knapp 24 cm
Schneidenlänge: ca. 12,5 cm
Grifflänge: ca. 10,5 cm (der auch insgesamt ziemlich dünn, gefühlt eher filigran, haut für mich persönlich noch so gerade hin)
Gesamtgewicht: ca. 100 gr. (Schwerpunkt liegt im Griff)
Klingenhöhe in der Mitte: ca. 15 mm
Klingenstärke am Rücken in der Mitte: ca. 1,8 mm (Klinge mit etwas Druck leicht flexibel)
Viele Grüße,
Christian