Flachsackerl made by Sturmschwalbe
Jun 12, 2021 6:29:48 GMT
BastlWastl, Gabriel, and 18 more like this
Post by flint on Jun 12, 2021 6:29:48 GMT
Servus,
Achtung:
Für alle neu hinzugekommenen und Neulinge in der Kochmesserwelt:
Nagelgängige Schneiden die bei sanftem Druck auslenken und Messerspitzen wie die unten gezeigte und beschriebene müssen mit Sachverstand und Vorsicht benützt werden. Sie sind völlig ungeeignet für jemanden dem der Umgang damit fremd ist. Ich pinne das hier oben an, weil die Erfahrungen des Forenschleif-und Reparaturservices dies notwendig macht. Klingen von so feiner Geometrie sind nur bedingt geeignet, alles und jedes an Lebensmittel die in einer Küche vorkommen können, zu bearbeiten. Es sind vielmehr Genussschneider die präziseste Schnitte und die feinste Schnittgüte erreichen können und nur kundige Nutzer können den Einsatzbereich deutlich erweitern, in dem sie wissen was sie tun und eine saubere Schnitttechnik beherrschen. Ferner muss der Schneidenwinkel der Geometrie angepasst und die Schneidunterlage klingenschonend sein. Wer das alles beherzigt, kann auch solche Messer in seiner Küche benützen. Wer solche Messer behandelt und benützt, als wären sie übliche deutsche Kochmesser mit robuster Geometrie und fetter Schneide, wird in kürzester Zeit den Forenschleif-und Reparaturservice bemühen müssen, wovor einem dieser Beitrag ja bewahren soll.
Eigentlich wollte ich dieses für mich massgeschneiderte Messer schon früher zeigen, nur ist meine "Messerzeit" aktuell sehr knapp, sieht man auch an meinen wenigen Beiträgen die letzten Wochen, aber gestern Nacht habe ich mir mal Zeit abgezwackt, weil es Schade wäre ein solches Messer nur mit ein oder zwei Bildern und den Abmaßen vorzustellen.
Also hier endlich ein wenig Entstehungsgeschichte dazu:
Vor fast genau einem Jahr und nachdem mir Joschlot sein Flacherl von Mike zum testen überlassen hat, hab ich Mike kontaktiert und kurz umrissen, dass ich so ein Flacherl auch brauche, aber, wie könnte es anders sein, mit einem Sack als Griff.
Mike hat sich meiner angenommen, aber klar gestellt, das noch andere Projekte abzuschließen sind und er seine Terrasse renoviert und deshalb nur sporadisch zum Messermacher kommt und auch nur dann, wenn er wirklich Lust darauf hat.
So ist also ein Jährchen ins Land gezogen, Mike hat immer wieder an dem Messer getüftelt und mir W.I.P. Bilder zukommen lassen und etwaig aufkommenden Fragen wurden besprochen und geklärt. Die Akribie, mit der Mike meine Vorlieben umgesetzt hat und mein Vertrauen in seine Arbeit, hat es mir immer wieder erlaubt ihn einfach machen zu lassen.
Der dynamische Stil seiner „Flacherllinie“ ist bereits ein Markenzeichen geworden, wer das Messer sieht und hier um Forum unterwegs ist weiß sofort wer da am Werk war.
Das Mike meisterhafte Griffe kann, ist bekannt, aber aus meiner Sicht ist der Mann bereits als Schleifer weit fortgeschritten und kann auch exklusive Geometriewünsche so umsetzen, dass selbst Leichtschnittfreaks wie ich einer bin, in vollem Umfang zufriedengestellt werden. Wie das Messer schneidet und sich handhaben lässt, damit fang ich gar nicht erst an, ist viel zu subjektiv und verleitet mich dazu, mich in Details aufzuhängen, die entweder falsch oder gar nicht verstanden werden. Die Bilder zeigen hinten einen bedächtigen Taper mit 3,74mm am Erl der sanft und beständig auf eine wirklich dünne Spitze zuläuft, bei der 0,22mm übrig bleiben. Oben wohlgemerkt, nicht an der Schneide. Dies bedeutet Konzentration und Bewusstheit beim Umgang. Die knapp 4mm hinten treiben gefühlvoll und geräuscharm auf, wenn man das Messer durch einen Apfel schiebt, meine Mazakis machen das mit einem krachen und mit brachialer Wucht.
Zum Griffende hin hat Mike die Klinge extrem dünn getapert um den Schwerpunkt noch vor dem Griff einzupendeln, was auch wunderbar gelungen ist, genau auf Höhe seines Logos ist der Balancepunkt. Der Griff in Coke-Bottle-Style ist ein Handschmeichler. Ich kenne die Grundform von meinem Catcheside, wollte aber eine extrem schmale Taille, wie sie Jiro bei seinen Griffen macht, allerdings ohne den durchgehend fetten Tang mit 7mm. Hier muss es für mich immer ein getapeter Tang sein, weil das ansonsten wie ein Flachstahl mit an den Seiten angeklatschten Schalen wirkt und bei weitem nicht so elegant daherkommt wie ein extrem getaperter Tang. Ich mag es einfach so lieber und bei einem Custom sind ja alle Varianten weitgehend wählbar. Das Gewicht beträgt 223gr, das Griffmaterial ist also keine Balsaholzklasse, trotz voll ausgereiztem Taper und fühlt sich satt an, obwohl die Klinge sich an der Spitze fast in nichts auflöst.
Das Griffmaterial ist halt eine Vorliebe von mir, mal wieder ein Kaffeesackerl. Mir gefällt das eben ausnehmend gut, weil die grobe Struktur eines Bohnensackes so richtig plastisch wirkt. Mike hat hier viel Zeit verwendet und mit verschiedenen Oberflächen experimentiert (Orangenhaut) und immer wieder Schichten von Harz übergossen um die Oberfläche gegen vorwitzige Fäden abzudichten. Bei den Griffen von Uwe ist mehr „Grip“ vorhanden, weil sich im Laufe der Zeit und durch Wasser, Schweiß und mechanischem Abrieb das Gewebe seinen Weg an die Oberfläche sucht und den Griff rau macht, was mich an sich nicht stört, weil man den Sack dann auch haptisch wahrnimmt und nicht nur optisch, dass ist wie mit Holzgriff und das Feeling beim Greifen im Gegensatz zu stabilisiertem Holz, das sich eigentlich immer zu glatt und „steril“ greift.
Mike hatte ich gebeten mal einen anderen Weg zu gehen und den Sack möglichst unter eine Harzschicht zu begraben, mal sehen ob das so bleibt, oder das Gewebe wieder hochkommt. Wenn man einen Sack haben will, tja, einen Tod muss man immer sterben. Beim Profil wählt jeder User eines gemäß seiner Schnitttechnik, sofern er einer bestimmten den Vorzug gegeben hat. Die Linie eines Messers, da darf dann schon ein wenig Design im Spiel sein. Die Linie von dem Sackflacherl ist schon ordentlich dynamisch mit dem Zug eines extrem Spitz verlaufenden Rückens, wie ich finde.
Mike hat dieses Profil kreiert und ich hab’s übernommen, weil ich es mir gut gefällt und es bereits Teil seines Portfolios ist, wie auch die geätzten HK-Klingen. Ich finde es gut, wenn Messermacher stilistisch sofort erkannt werden, ohne das Logo bemühen zu müssen. Jetzt habe ich schon wieder mehr geschrieben als ich eigentlich wollte und ja, wer die Klinge gesehen hat, wie dünn das vorne abgetapert ist und wenn die Schneide leicht buckelt, na dann schneidet das auch ganz ordentlich, also ich bin zufrieden. Fit und Finish ist ein Träumchen, alles glatt und sauber verrundet, mehr ist wirklich nicht möglich.
Ich nehm’s nach Amstetten mit, jeder der auch kommt, darf sich gerne selbst überzeugen wie sich das anfühlt und hier dann gerne seine Meinung dazu äußern, egal wie sie ausfällt, weil wir ja alle unterschiedlich wahrnehmen. Gestern ist in kleiner Runde das Messer ausprobiert worden, niemand hat sich beklagt.
Ach ja, noch ein Wort zum Stahl, es ist ein Böhler N360. Neuland für mich und deshalb gewählt weil ich wirklich viel Rohkost und Obst schneide und alle mir bekannten rostträgen Stähle durch Frucht und Gemüsesäuren immer anlaufen. Der Böhler reagiert bis jetzt gar nicht und ist immer noch völlig blank. Zäh und wetzbar ist er auch, eigentlich der ideale Zuspieler für eine feuchte Küche, wo auch mal eine Klinge länger verschmutzt liegen bleibt. Anscheinend ist der sprühsalzgeprüfte Stahl wirklich resistent gegen Salze und Säuren, mal sehen. Ich werde berichten.
Gruß, flint
Achtung:
Für alle neu hinzugekommenen und Neulinge in der Kochmesserwelt:
Nagelgängige Schneiden die bei sanftem Druck auslenken und Messerspitzen wie die unten gezeigte und beschriebene müssen mit Sachverstand und Vorsicht benützt werden. Sie sind völlig ungeeignet für jemanden dem der Umgang damit fremd ist. Ich pinne das hier oben an, weil die Erfahrungen des Forenschleif-und Reparaturservices dies notwendig macht. Klingen von so feiner Geometrie sind nur bedingt geeignet, alles und jedes an Lebensmittel die in einer Küche vorkommen können, zu bearbeiten. Es sind vielmehr Genussschneider die präziseste Schnitte und die feinste Schnittgüte erreichen können und nur kundige Nutzer können den Einsatzbereich deutlich erweitern, in dem sie wissen was sie tun und eine saubere Schnitttechnik beherrschen. Ferner muss der Schneidenwinkel der Geometrie angepasst und die Schneidunterlage klingenschonend sein. Wer das alles beherzigt, kann auch solche Messer in seiner Küche benützen. Wer solche Messer behandelt und benützt, als wären sie übliche deutsche Kochmesser mit robuster Geometrie und fetter Schneide, wird in kürzester Zeit den Forenschleif-und Reparaturservice bemühen müssen, wovor einem dieser Beitrag ja bewahren soll.
Eigentlich wollte ich dieses für mich massgeschneiderte Messer schon früher zeigen, nur ist meine "Messerzeit" aktuell sehr knapp, sieht man auch an meinen wenigen Beiträgen die letzten Wochen, aber gestern Nacht habe ich mir mal Zeit abgezwackt, weil es Schade wäre ein solches Messer nur mit ein oder zwei Bildern und den Abmaßen vorzustellen.
Also hier endlich ein wenig Entstehungsgeschichte dazu:
Vor fast genau einem Jahr und nachdem mir Joschlot sein Flacherl von Mike zum testen überlassen hat, hab ich Mike kontaktiert und kurz umrissen, dass ich so ein Flacherl auch brauche, aber, wie könnte es anders sein, mit einem Sack als Griff.
Mike hat sich meiner angenommen, aber klar gestellt, das noch andere Projekte abzuschließen sind und er seine Terrasse renoviert und deshalb nur sporadisch zum Messermacher kommt und auch nur dann, wenn er wirklich Lust darauf hat.
So ist also ein Jährchen ins Land gezogen, Mike hat immer wieder an dem Messer getüftelt und mir W.I.P. Bilder zukommen lassen und etwaig aufkommenden Fragen wurden besprochen und geklärt. Die Akribie, mit der Mike meine Vorlieben umgesetzt hat und mein Vertrauen in seine Arbeit, hat es mir immer wieder erlaubt ihn einfach machen zu lassen.
Der dynamische Stil seiner „Flacherllinie“ ist bereits ein Markenzeichen geworden, wer das Messer sieht und hier um Forum unterwegs ist weiß sofort wer da am Werk war.
Das Mike meisterhafte Griffe kann, ist bekannt, aber aus meiner Sicht ist der Mann bereits als Schleifer weit fortgeschritten und kann auch exklusive Geometriewünsche so umsetzen, dass selbst Leichtschnittfreaks wie ich einer bin, in vollem Umfang zufriedengestellt werden. Wie das Messer schneidet und sich handhaben lässt, damit fang ich gar nicht erst an, ist viel zu subjektiv und verleitet mich dazu, mich in Details aufzuhängen, die entweder falsch oder gar nicht verstanden werden. Die Bilder zeigen hinten einen bedächtigen Taper mit 3,74mm am Erl der sanft und beständig auf eine wirklich dünne Spitze zuläuft, bei der 0,22mm übrig bleiben. Oben wohlgemerkt, nicht an der Schneide. Dies bedeutet Konzentration und Bewusstheit beim Umgang. Die knapp 4mm hinten treiben gefühlvoll und geräuscharm auf, wenn man das Messer durch einen Apfel schiebt, meine Mazakis machen das mit einem krachen und mit brachialer Wucht.
Zum Griffende hin hat Mike die Klinge extrem dünn getapert um den Schwerpunkt noch vor dem Griff einzupendeln, was auch wunderbar gelungen ist, genau auf Höhe seines Logos ist der Balancepunkt. Der Griff in Coke-Bottle-Style ist ein Handschmeichler. Ich kenne die Grundform von meinem Catcheside, wollte aber eine extrem schmale Taille, wie sie Jiro bei seinen Griffen macht, allerdings ohne den durchgehend fetten Tang mit 7mm. Hier muss es für mich immer ein getapeter Tang sein, weil das ansonsten wie ein Flachstahl mit an den Seiten angeklatschten Schalen wirkt und bei weitem nicht so elegant daherkommt wie ein extrem getaperter Tang. Ich mag es einfach so lieber und bei einem Custom sind ja alle Varianten weitgehend wählbar. Das Gewicht beträgt 223gr, das Griffmaterial ist also keine Balsaholzklasse, trotz voll ausgereiztem Taper und fühlt sich satt an, obwohl die Klinge sich an der Spitze fast in nichts auflöst.
Das Griffmaterial ist halt eine Vorliebe von mir, mal wieder ein Kaffeesackerl. Mir gefällt das eben ausnehmend gut, weil die grobe Struktur eines Bohnensackes so richtig plastisch wirkt. Mike hat hier viel Zeit verwendet und mit verschiedenen Oberflächen experimentiert (Orangenhaut) und immer wieder Schichten von Harz übergossen um die Oberfläche gegen vorwitzige Fäden abzudichten. Bei den Griffen von Uwe ist mehr „Grip“ vorhanden, weil sich im Laufe der Zeit und durch Wasser, Schweiß und mechanischem Abrieb das Gewebe seinen Weg an die Oberfläche sucht und den Griff rau macht, was mich an sich nicht stört, weil man den Sack dann auch haptisch wahrnimmt und nicht nur optisch, dass ist wie mit Holzgriff und das Feeling beim Greifen im Gegensatz zu stabilisiertem Holz, das sich eigentlich immer zu glatt und „steril“ greift.
Mike hatte ich gebeten mal einen anderen Weg zu gehen und den Sack möglichst unter eine Harzschicht zu begraben, mal sehen ob das so bleibt, oder das Gewebe wieder hochkommt. Wenn man einen Sack haben will, tja, einen Tod muss man immer sterben. Beim Profil wählt jeder User eines gemäß seiner Schnitttechnik, sofern er einer bestimmten den Vorzug gegeben hat. Die Linie eines Messers, da darf dann schon ein wenig Design im Spiel sein. Die Linie von dem Sackflacherl ist schon ordentlich dynamisch mit dem Zug eines extrem Spitz verlaufenden Rückens, wie ich finde.
Mike hat dieses Profil kreiert und ich hab’s übernommen, weil ich es mir gut gefällt und es bereits Teil seines Portfolios ist, wie auch die geätzten HK-Klingen. Ich finde es gut, wenn Messermacher stilistisch sofort erkannt werden, ohne das Logo bemühen zu müssen. Jetzt habe ich schon wieder mehr geschrieben als ich eigentlich wollte und ja, wer die Klinge gesehen hat, wie dünn das vorne abgetapert ist und wenn die Schneide leicht buckelt, na dann schneidet das auch ganz ordentlich, also ich bin zufrieden. Fit und Finish ist ein Träumchen, alles glatt und sauber verrundet, mehr ist wirklich nicht möglich.
Ich nehm’s nach Amstetten mit, jeder der auch kommt, darf sich gerne selbst überzeugen wie sich das anfühlt und hier dann gerne seine Meinung dazu äußern, egal wie sie ausfällt, weil wir ja alle unterschiedlich wahrnehmen. Gestern ist in kleiner Runde das Messer ausprobiert worden, niemand hat sich beklagt.
Ach ja, noch ein Wort zum Stahl, es ist ein Böhler N360. Neuland für mich und deshalb gewählt weil ich wirklich viel Rohkost und Obst schneide und alle mir bekannten rostträgen Stähle durch Frucht und Gemüsesäuren immer anlaufen. Der Böhler reagiert bis jetzt gar nicht und ist immer noch völlig blank. Zäh und wetzbar ist er auch, eigentlich der ideale Zuspieler für eine feuchte Küche, wo auch mal eine Klinge länger verschmutzt liegen bleibt. Anscheinend ist der sprühsalzgeprüfte Stahl wirklich resistent gegen Salze und Säuren, mal sehen. Ich werde berichten.
Gruß, flint