Hallo liebe Messerfreunde,
mein Name ist Pascal und ich bin noch relativ neu in der Fangemeinde der scharfen Kochmesser.
Durch fleißiges lesen und recherchieren im Forum habe ich mir vergangenes Jahr ein ASAGO PM Gyuto 210, anschließend noch ein ASAGO PM 130 Petty gegönnt.
Mit der begeisternden Nutzung der Messer habe ich mir die Frage gestellt- wie ich damit umgehe, wenn einmal trotz sorgsamen und vorsichtigen Umgangs das Nachschärfen der geliebten Klingen ansteht.
Schnell war mir klar, dass ich bei den PM-Stahl-Messern nicht um das verwenden vernünftiger Schleifsteine herumkomme.
Allerdings hatte ich als Neuling bedenken, im Freihandschleifen den Anschliff zu verhunzen und habe mich nicht mal getraut, eine Mikrofase anzubringen.
Zum Glück bin ich dank dieses Forums mitunter auch durch diesen Thread auf die Möglichkeit der geführten Schleifsysteme aufmerksam geworden. Als Maschinenbauingenieur hat mich dann sofort der Ehrgeiz gepackt, mir ein solches System selbst zu bauen.
Ich möchte euch an meinen Gedanken/Ideen teilhaben lassen, sodass ihr diese auch in eure Konstruktionen mit einfließen lassen könnt.
Zunächst habe ich damit begonnen, das System im CAD zu entwickeln. Dabei habe ich auch auf eine sinnvolle Umsetzungsmöglichkeit anhand der mir vorliegenden Werkzeugmaschinen genommen.
Bei der Konzeption im CAD ist mir aufgefallen, dass in Anbetracht einer Aufrechterhaltung des konstanten Schleifwinkels Linear zum Schleifstein (Längsrichtung) ein weiterer Freiheitsgrad des Schleifsystems sinnvoll ist- das drehen der Aufnahme/der Messerklinge in Längsrichtung zum Schleifstein.
Nachfolgende Bilder zeigt die Problematik:
Wie ihr seht, liegt eine gebogene/schräge Klinge nicht planparallel auf dem Schleifstein auf, wenn ich zumindest ein Verdrehen um die Hochachse vermeiden möchte. Meine Lösung: Ich habe ähnlich der „Bodgan-Halteklammer“ ein Verdrehmöglichkeit um die Schleifsteinlängsrichtung für sinnvoll erachtet und mir einer zusätzlichen Lagerung umgesetzt:
Weiterhin habe ich einen schaltbaren Magnet (Typ MagJig 60 von der Firma Magswitch) verbaut, der einen sehr sanftes anheften der Messerklinge ermöglicht. Am Klingenhalter selbst kann ich durch einfaches ausdrehen verschiedener Madenschrauben den gewünschten Anschlag sowohl breitere als auch für schmale Klingen realisieren:
Abgesehen von der Linearlagerung sind alle Lagerungen mit je zwei doppelreihigen Schrägkugellagern des Typs 3801-B-2RS ausgeführt, die um die Präzision zu erhöhen, jeweils leicht gegeneinander verspannt wurden. Die Lagerbohrungen für die Längsarme und die Planfräsung des Linearlagersitzes wurden auf der Fräse in einer Aufspannung durchgeführt, sodass auch hier eine möglichst hohe Parallelität herrscht:
Weiterhin wurde bei der Konstruktion darauf geachtet, dass das Schleifsystem zur Aufbewahrung und zum Transport ähnlich meiner Handwerkzeugmaschienen in einem Tanos-Systainer verstaut werden kann:
Ein passender Tanos-Schubladensystainer (Größe III Varainte 2) wird demnächst zur Aufbewahrung meiner Schleifsteine hergerichtet.
Wie euch sicherlich aufgefallen ist, habe ich mir die Systematik der Schleifwinkeleinstellung beim Nowi Schleifsystem abgeschaut, da es auch in meinen Augen eine ideale Lösung darstellt. Aber keine Angst lieber Nowi-Konstrukteur, ich habe nicht die Absicht mein System zu vermarkten und dir Konkurrenz zu machen.
Der Schlitten wurde bei mir bewusst als Messingteil und mit etwas höherer Bauhöhe ausgeführt, sodass mit der Konstruktion bei wenig Widerstand auch eine balliges Schleifen von Klingen möglich ist (Beide Kontermuttern werden dann in einen definierten Abstand zum Schlitten gestellt, der Schlitten gleitet dann auf dem Führungsstab von minimalem zum maximalem Schleifwinkel.
Am Wochenende habe ich dann meine Konstruktion fertiggestellt und konnte meine geliebten ASAGO’s endlich neu anschleifen (zuvor wurde mit meinen alten WMF-Messern geübt).
Mein Fazit: Ich bin absolut begeistert. Es funktioniert genau so wie ich es mir vorgestellt habe.
Die Messer sind nach der Behandlung mit meinen eigens angeschafften Naniwa-Professional Steinen (auch den 10.000er hab ich mir nach langem Überlegen noch gegönnt) wieder "rasiermesserscharf" und auch mit einer stabilisierenden Mikrofase versehen.
Zum Abschluss meines Beitrages noch zwei Bilder meines Schleifsystems:
Zum Professionalisieren meiner Schleiftechnik bin ich nun noch auf der Suche nach einem Mikroskop, mit dem ich die Messerklinge optisch besser beurteilen kann. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir dazu in dem passenden Thread (https://kochmalscharf.freeforums.net/thread/969/mikroskopaufnahmen-der-schneide) mit euren Erfahrungen helft.
Ansonsten freue ich mich heute Abend schon aufs Kochen/Schnippeln. Bin gespannt was die Standzeit meiner Messer angeht (freue mich natürlich über langanhaltende Schärfe, aber auch auf den Zeitpunkt, wenn ich die Box mit meinem Schleifsystem wieder auspacken darf).
Ich hoffe mein Beitrag gefällt euch.
Viele Grüße
Pascal