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Post by Gabriel on Apr 19, 2020 16:35:37 GMT
suntravel Siehste und schon gäbs einen 80jährigen mehr der auf Klingen rumkloppt Mein Dad mit knapp 90 hat mich heute gefragt, ob ich mit Ihm nicht was schmieden könnte, weil ich ne Esse habe, zwar nur fürn Zaun also kein Messer, aber der alte Sack will immer noch was bauen Find ich super
Mein Vater (79) beschwert sich auch immer, dass er momentan wegen Corona Schutzmaßnahmen aktuell nur 30 h/Woche arbeiten kann
Gruß, Gabriel
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Post by suntravel on Apr 19, 2020 16:42:53 GMT
So ist dat halt, hätten die alten Macher nur Sofa und Glotze würden die viel schneller abkacken, ändert sich im Alter ja auch nix dran das man selber seinen Wert an Taten einschätzt Gruß Uwe
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Post by Deleted on Apr 19, 2020 16:56:54 GMT
Na dann ham was doch: dann kalkuliert Jannis jetzt nochmal alles durch und geht davon aus, dass er mit 90 noch auf dem Metall rum kloppt... Gruß, Torsten
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Post by Xerxes on Apr 25, 2020 20:45:34 GMT
Ich werde in den kommenden Tagen ausführlich auf dieses Thema antworten. Ich hab es bisher leider noch nicht geschafft.
Viele Grüße Jannis
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Post by Xerxes on May 15, 2020 11:08:11 GMT
Hi Leute,
wie ich ja schon angekündigt habe, folgt noch eine umfangreiche Antwort. Eine Sache möchte ich aber schon jetzt loswerden, weil ich mich aktuell damit beschäftige.
Es geht um den Verkauf in die USA und nach Kanada. Über den Sinn oder Unsinn einer solchen Tätigkeit möchte ich mich hier nicht auslassen. Es geht mir nur um die Darstellung einiger rechtlicher Aspekte. Bei meiner folgenden Ausführung erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es entspricht lediglich meinem jetzigen Kenntnisstand, den ich mir in Zusammenarbeit mit meinem Anwalt, meiner Betriebshaftpflicht und meiner Steuerberaterin erarbeitet habe.
Wenn man in der EU eine Betriebshaftpflichtversicherung abschließt, dann ist der Handel in die USA und nach Kanada prinzipiell ausgeschlossen. Das liegt daran, dass es in den genannten Ländern eine andere Produkthaftung gibt. Es gibt zwar die Möglichkeit, den Versicherungsschutz auf diese Länder auszuweiten, das ist aber ausgesprochen kostspielig und beläuft sich im Jahr in der Regel auf einen hohen vierstelligen Betrag. Damit dies überhaupt möglich ist, müssen die eigenen AGB entsprechend dem Amerikanischen und Kanadischen Recht verfasst sein und regelmäßig aktualisiert werden.
Man möchte nun meinen, dass es ja völlig egal sei, ob irgendein Amerikaner sich mit deinem Messer ein Auge aussticht und dich auf 200 Millionen Schadensersatz verklagt und von einem amerikanischen Gericht Recht bekommt. Du bist hier und Deutschland liefert nicht aus. Das Problem ist aber ein anderes. Wenn man wissentlich in die USA verkauft, verliert man nicht nur den Versicherungsschutz für die USA (den man ja eh nicht hat) sondern man verliert seinen gesamten Versicherungsschutz. Und zwar, weil man die Vertragsbedingungen mit der Versicherung nicht eingehalten hat, die einen Handel in die USA untersagt. Sollte es also hier in Deutschland zu einem Versicherungsfall kommen und die Versicherung kann Dir nachweisen, dass Du im Zeitraum des gemeinsamen Vertrags wissentlich in die USA verkauft hast, verlierst Du auch rückwirkend deinen Versicherungsschutz. Was das bedeuten kann, brauche ich wohl kaum zu erklären.
Wie es andere machen? Gute Frage, entweder dieser Aspekt ist ihnen nicht bekannt oder sie ignorieren die Gefahr.
Viele Grüße, Jannis
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Post by kiam on May 15, 2020 15:12:05 GMT
Das bedeutet, die Versicherung kann dir vorschreiben, mit wem du keine Geschäfte machst, obwohl sie diesen Geschäftsbereich eh nicht abdeckt? übertragen auf z.B. die Krankenversicherung würde dieses Prinzip bedeuten: Du hast eine KV für Deutschland, machst Urlaub in USA, gehst dort zum Arzt und zahlst den dort selber(weil deine KV dafür ja nicht gilt). Zurück in Deutschland wirst du mal später krank, aber dann zahlt deine KV nichts mehr...? Ich glaube dir , das du das mit Fachleuten geklärt hast. Ansonsten würde ich echt davon ausgehen, das wäre hier mal ein Troll-Posting....
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Post by Xerxes on May 15, 2020 16:38:19 GMT
Hi kiam,
ja, ich finde das auch merkwürdig aber nach meinem bisherigen Kenntnisstand scheint es so zu sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber, dass ich auch in Deutschland für ein Verurteilung in den USA belangt werden kann. Nehmen wir mal an, irgendein Idiot hackt mit seinem Küchenmesser auf einen Knochen, die Klinge bricht und ein Splitter fliegt ihm ins Auge. Er verklagt mich daraufhin auf Schadensersatz. Wird dem Kläger vor Gericht Recht gegeben, kann ich auch in Deutschland dafür belangt werden.
Letztlich ist das aber müßig. Für mich steht fest, dass ich nicht ohne entsprechenden Versicherungsschutz in die USA verkaufen werde. Ich hatte in der Vergangenheit schon zwei Anläufe in diese Richtung gestartet und bin jedes mal vor dem Aufwand und den Kosten zurückgeschreckt. Inzwischen Arbeite ich mit einer Rechtskanzlei zusammen, die die AGB meines Webshops nach Eu-Recht pflegt. Die bieten auch AGB nach US-Recht an. Das wäre die erste Voraussetzung um den Versicherungsschutz meiner Versicherung auf die USA auszuweiten. Ich bin jedenfalls dran. Mal gucken was sich da ergibt.
Viele Grüße, Jannis
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Post by lustikus on May 15, 2020 17:12:27 GMT
Wie macht das Claudia? Die hat ja die Primi auch dorthin verkauft. Vielleicht kann sie sich dazu äußern, würde mich echt interessieren. Greez, lustikus
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Post by krassi on May 15, 2020 17:37:36 GMT
Das ist aber sicher ein Unterschied ob du der Hersteller davon bist oder nur ein Händler! Der Händler haftet ja nicht wenn dir das Produkt um die Ohren fliegt. Bei dem Dieselbetrugskram sind die Kläger ja auch nicht zum Autohändler sondern ham Volkswagen verklagt..
Zusammengefasst.. Amerika ist kacke und Versicherer ham keinen Bock auf diese Schwachmaten die zu blöde sind etwas nicht zu machen wenns nicht dick aufgedruckt wird.. Murricafuckyeah! (*Flammen, Adler, und son proud shit"
LG Daniel
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Post by Xerxes on May 15, 2020 19:04:39 GMT
Ja, ich denke auch, dass es ein Unterschied ist, ob Du Hersteller oder Händler bist.
@ Daniel: Hmja, ganz so drastisch sehe ich das nicht. Ich finde den Amerikanischen Markt schon lange sehr spannend, werde aber nicht dorthin verkaufen, ohne mich abzusichern. Bisher standen Kosten und Aufwand für mich einfach nicht im Verhältnis. Aber ich bleibe dran, vielleicht gibt es eine Möglichkeit.
Viele Grüße...
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Post by krassi on May 15, 2020 19:17:12 GMT
Keine Frage das das ein spannender Markt ist! Aber safety first! Und neue Märkte sind immer wichtig. Viel Erfolg! LG Danuiel
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Post by Deleted on May 16, 2020 6:23:45 GMT
Das ist aber sicher ein Unterschied ob du der Hersteller davon bist oder nur ein Händler! Der Händler haftet ja nicht wenn dir das Produkt um die Ohren fliegt. Bei dem Dieselbetrugskram sind die Kläger ja auch nicht zum Autohändler sondern ham Volkswagen verklagt.. Gewährleistungsansprüche eines Käufers gelten in Deutschland gegenüber dem Händler. In der Regel für 2 Jahre. Eine Herstellergarantie gilt zwischen Hersteller und Kunden. Wenn durch ein defektes Produkt ein Schaden entsteht, gelten wiederum andere Gesetze (Produkthaftung, Gefährdungshaftung usw.). Auch hier zeigt sich aber das Problem des unternehmerischen Einzelkämpfers: Export lohnt sich erst ab einem bestimmten Umfang, sofern man sich auf einem einigermaßen sicheren Terrain bewegen will. Natürlich kann (und muss) man auch mit einem gewissen Risiko kalkulieren. Was ist schon 100 % sicher? Gruß, Torsten
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Post by woka on May 16, 2020 6:59:00 GMT
@torsten Ich glaube nicht dass hier Produkthaftung oder Gefährdungshaftung eine Rolle spielen. Produkthaftung nicht, weil Jannis immer ein fertiges Produkt verkauft, wenn er nur eine Klinge ohne Griff verkaufen würde, dann könnte Produkthaftung wieder relevant werden. Gefährdungshaftung nicht, weil ich der Meinung bin, dass es hier um die Haftung für die Gefahr geht, welche aus der Nutzung des Gegenstandes gegenüber anderen entsteht (also ich Hafte, weil ich mit dem Messer schneide und einer anderen Person dadurch Schaden zufüge).
LG woka
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Post by Xerxes on Jul 7, 2020 9:53:29 GMT
Hi Leute,
wie ich ja schon mehrfach geschrieben hatte, habe ich in den letzten Wochen sehr viel zu diesem Thema geschrieben. Und dabei kam ich vom hundertsten ins tausendste. Irgendwann hatte ich jeden meiner Gedanken zu diesem Thema niedergeschrieben und war auf alle Anregungen hier im Forum eingegangen. Insg. habe ich in den letzten Wochen fast sechs Seiten Fließtext geschrieben (kurze Anmerkung, das Schreiben habe ich selbstverständlich nicht als Arbeitszeit verbucht). Und um ehrlich zu sein, war alleine das Niederschreiben schon sehr befreiend, so dass mein Drang, dieses mit euch zu teilen, immer geringer wurde. Zwischenzeitlich war ich auch der Meinung, dass es das Beste sei, das Thema einfach auf sich beruhen zu lassen. Nun kommt das Thema aber doch immer wieder hoch (zuletzt im KKF) und ich möchte nochmal ein abschließendes Statement geben:
In den vergangenen Jahren gab es aus finanzieller Sicht nur zwei Zustände bei mir. Entweder hatte ich normale Arbeitszeiten (40-45 Std.) und deutlich zu wenig Geld zum Leben oder ich hatte überdurchschnittlich hohe Arbeitszeiten (65-75 Std.) und ausreichend Geld zum Leben. Das Interessante ist, dass ich die meisten Jahre meiner hauptberuflichen Tätigkeit als Messerschmied Single war und alleine gewohnt habe. Und da habe ich die viele Arbeit gar nicht wirklich wahrgenommen oder als belastend empfunden. Irgendwie war es normal, dass ich, wenn ich um 20:00 Uhr aus der Werkstatt kam, nochmal eben 2-3 Stunden Bürokram gemacht habe. Wenn ich Sonntags nichts vor hatte, dann bin ich eben nochmal für 2-3 Stunden in die Werkstatt gegangen. Und wenn aus den 2-3 Stunden dann 5-6 Stunden wurden, dann war das auch ok.
Aber mein Leben hat sich inzwischen geändert. Ich bin jetzt Vater und habe eine Verantwortung für meine Familie und mich. Ich kann und will nicht mehr +-70 Stunden in der Woche arbeiten und trotzdem muss am Ende des Monats genug Geld zum Leben übrig bleiben. Und deshalb habe ich in Zusammenarbeit mit meiner Frau und meiner Steuerberaterin folgenden Entschluss gefasst:
Ich werde meine Arbeit so gestalten, dass ich maximal 45 Stunden in der Woche arbeite. Diese 45 Stunden beinhalten alle anfallenden Arbeiten, von der Fertigung der Messer über die Kommunikation mit den Kunden, über Termine mit der Bank und der Steuerberaterin bis zum Fotografieren und Verpacken der Messer. Für diese 45 Wochenstunden müssen am Ende des Monats 2.300 Euro Nettogehalt in meiner Tasche landen. Damit abzüglich aller anfallenden Kosten (inkl. Krankenversicherung), abzüglich aller Steuern und inklusive eines Monats Urlaub und zwei Wochen Krankheit am Ende durchschnittlich 2.300 Euro übrig bleiben, muss ich eine volle Monatsproduktion für 9.500 Euro verkaufen. Ich gehe also nun folgendermaßen vor. Ich produziere einen Monat lang Messer, notiere mir zu jedem Messer die tatsächliche Arbeitszeit und die Materialkosten und lege die Arbeitszeit dann prozentual um auf die 9.500 Euro. So ergibt sich der tatsächliche Verkaufspreis der Messer. Unberücksichtigt werde ich in Zukunft den sog. "Marktpreis" lassen. Ich werde mich nicht mehr daran orientieren, was andere Messermacher für ihre Messer berechnen, denn schließlich muss ich von meiner Arbeit leben und nicht sie.
*Im letzten Monat habe ich in Absprache mit meiner Frau mehr als die 45 Wochenstunden gearbeitet und deshalb lag der gesamte Verkaufspreis der Charge auch über den anvisierten 9.500 Euro.
** Wer der Meinung sei, 2.300 Euro Nettogehalt für 45 Wochenstunden sei zu hoch angesetzt, weil naja, anderen Berufsgruppen geht es ja noch viel schlechter. Dann denkt das eben, ich weiß, dass meine Arbeit das wert ist. Es sei noch hinzugefügt, dass ich als Industriemechaniker bei den beiden größten Arbeitgebern dieser Region folgende Arbeitsbedingungen hätte: 35 Wochenstunden, Gleitzeit, kostenloses Essen in der Betriebskantine, 30 Tage Urlaub, 2.600 Euro Nettogehalt.
Viele Grüße, Jannis
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Post by flint on Jul 7, 2020 11:08:30 GMT
Servus, Es sei noch hinzugefügt, dass ich als Industriemechaniker bei den beiden größten Arbeitgebern dieser Region folgende Arbeitsbedingungen hätte: 35 Wochenstunden, Gleitzeit, kostenloses Essen in der Betriebskantine, 30 Tage Urlaub, 2.600 Euro Nettogehalt. jetzt könnte man ja sagen, warum macht er das dann nicht? Ich schätze es liegt an der Leidenschaft Messer und Stahl nach deinen und nach Kundenvorstellungen zu bearbeiten, anstatt nach industriellen Vorgaben. Das der Messerwelt bei einem Wechsel von dir in die Industrie einer der Besten und kreativsten Kunsthandwerker verloren ginge, bzw. deine Messer nur noch in winzigen Stückzahlen auf den Markt kommen würden, wenn du sie als Kleingewerblicher anbieten würdest, wäre natürlich bitter für die Szene, aber Sentimentalitäten kann man sich als Familienvater nur wenige erlauben. Ich kann nur sagen, dass ich in deinem Alter mit der Hälfte als Einkommen mein Auskommen finden musste und bei mir Jahrzehnte und Fortbildungen dazu geführt haben, dass ich heute auf soliden finanziellen Beinen stehe und auch weil ich deutlich unter meinen wirtschaftlichen Möglichkeiten lebe. Ich kann dir nur wünschen, dass du gegen die Konkurrenz bestehen kannst, von der Qualität deiner Arbeiten ginge das locker, aber von der Quantität der Macher die ja wie Pilze aus dem Boden wuchern, wird es schwer werden, weil diese zu Beginn ihrer Karrieren meist unter Wert verkaufen ( davon kannst du ja ein Lied singen ) um Kunden zu akquirieren und zu binden. Wenn du es schaffst global zu verkaufen, sollte Platz genug sein, regional und kontinental wird es eng werden. Ich wünsche dir, dass deine Rechnung aufgeht, verdient hätte ein so leidenschaftlicher wie begnadeter Messermacher wie du einer bist, es allemal. Gruß, güNef
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