Ice-Bear-Kochland-Gyuto 210mm, der Takamura-Killer........
Feb 20, 2017 16:08:40 GMT
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Post by flint on Feb 20, 2017 16:08:40 GMT
Ice-Bear-Kochlandgyuto, der Takamura-Killer
Servus,
ziemlich reißerische Headline, was….
Hier geht’s mal wieder um „low-budget“ Ware, geschossen um 44,- Euro! Ein heißer Preis für ein laminiertes 210er Gyuto mit VG?! Schneidlage und im Wortsinn „cleaner“ Verarbeitung! Alles rostfrei oder was!
knifeaddict hat das rostfreieTeil mal wieder verschlafen, was?
Ich denke, dass Ice-Bear-Voll-Stahl-Gyuto hat das Zeug zu einem „underdog“ und die mag ich ja besonders! Ich falle da gleich mal mit der Tür ins Haus, dass Messer schneidet je nach Schnittgut mal mit meinem Takamura auf Augenhöhe, vor allem bei dünneren Möhren und wenig klebrigem Zeug und mal darunter vor allem bei höher oder dicker werdendem, festem Schnittgut! Dazu mehr weiter unten!
Bitte nicht über den merkwürdigen Hintergrund der Bilder wundern, aber ich bin aktuell mehr in der Arbeit als mir lieb ist und sehe oft tagelang das Wetter/Tageslicht nur durch die Fenster meines Arbeitsplatzes. Ich fahre im Dunkel und komme im Dunkel wieder nach Hause, zum Bilder machen fehlt mir also das Licht! Jetzt hab ich ein paar ruhige Minuten genützt und ein paar Tageslichtbilder gemacht! Und ja, ich arbeite auch an Wochenenden vor früh bis spät!
Kalter Stahl-cooler Auftritt...
Da kann man geteilter Meinung sein, aber es blitzt und glänzt wohin man schaut! Das ganze Messer ist bis auf die strukturierten Seiten vom Griff ein poliertes Ganzes!
F&F.....
Ja, sehr sauber gemacht, alle Flächen bearbeitet und nix vergessen! Was ich prognostizieren kann, die schön polierten Stellen, werden bald mit Mikrokratzern übersät sein, so aufpassen kann man da nicht. Die Flanken sind aus weichem, rostträgem Stahl, sehr schön geschliffen. Mein Exemplar hat einen kleinen Fehler in der Flanke, aber nicht der Rede wert!
Stahl.....
Nix konkretes weiß man nicht, auf der güldenen Schachtel steht VMetall!? Was schließen wir daraus? VG1/VG5/VG10? Irgendwas in diese Richtung. Wegen dem Stahl kauft das Messer ja sowieso niemand und höchstwahrscheinlich auch nicht wegen dem tollen Griff! Das Ice-Bear verkauft sich über den Preis und hoppla, auch über die Klingengeometrie und das F&F
Geometrie.....
Ja gibt es! Der Geometrieverlauf ist leicht konvex und mündet in einer 2/10mm breiten, sehr sauber, gleichmäßig und scharf geschliffenen Schneidfase. Und die nagelt so dahin, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt und an allen Messer die Regel!
Ich hab das alles akribisch vermessen und lass mal Zahlen sprechen....
Verglichen habe ich bisher mit Takamura R2, meinen Ashi’s und Kamo’s und Möhren! Also das Schneidet schon verdammt leicht und gut, kommt aber nicht an die Schneidfähigkeit von meinem Kamo-To ran, aber bei Takamura und Ashi ist das schon eine knappe Sache und liegt klar über einem Eden-Kanso oder allen Herdern die ich hatte!
Um aktuell 44,- Euro ist das sicher eines der schneidfähigsten Messer aus der Schachtel, dass man bekommen kann. Schon alleine deshalb und wegen der sorgfältigen Verarbeitung muss eine Empfehlung ausgesprochen werden.
FR....
Kleben und saugen lässt sich nicht leugnen und durch den nahe am Griff liegenden Balancepunkt und das ohnehin leichte Gewicht braucht‘s beim Schneiden einfach mehr Druck als ein schwereres Messer mit gleicher Geometrie und Oberfläche, dessen Schwerpunkt tiefer in der Klinge liegt! Das „gefühlte“ Schneiden entspricht nicht ganz den Erwartungen, die diese Geometrie weckt, aber „gefühltes“ schneiden ist subjektiv und deshalb nur der Versuch etwas zu beschreiben, dass ein anderer anders wahrnimmt! Also verzichtbar! Ich bevorzuge ja Messer die klingenlastig ausgelegt sind und merke da schon einen Gewöhnungseffekt wenn ich auf ein anders tariertes Messer umsteige.
Schnitthaltigkeit/Standzeit/Schneidkantenstabilität.....
Keine Ergebnisse! Macht auch keinen Sinn, da die Messer um diesen Preis bald ausverkauft sein werden und um den aufgerufenen Listenpreis kauft ja niemand der bei Trost ist!
Vergleich.....
Takamura Migaki R2 210er Gyuto vesus Ice Bear 210er Gyuto.....
Gleich eines der schneidfähigsten Western-Gyuto’s, dass der Serienmarkt hergibt zum Vergleich heranzuziehen mag jetzt nicht die fairste Sache der Welt sein, aber es ist dienlich um das Ice-Bear einordnen zu können. Ich sage es an dieser Stelle noch einmal: Wem der Vergleich zu den schneidfähigsten Messern fehlt, dem wird paradoxerweise am Ice-Bear-Gyuto nix abgehen, wenn man davor deutsche Massenware gewohnt war. In diesem Fall hat man wohl ein „Aha-Erlebnis“ und ist mehr als zufrieden bis euphorisch, mit dem Kauf und das zurecht!
Ich differenziere das etwas, weil dünne Geometrien mein Steckenpferd und der leichte Schnitt zur Obsession geworden ist!
Ich lasse jetzt ein paar Bilder und Messwerte sprechen, die erklären, wieso weder mein Takamura, noch meine Ashi’s als unveränderte Serienmesser klar zu knacken sind und auch nicht mein ganzes dünngeschliffenes Zeug! Trotzdem hängt das Ice-Bear im Takamura-Windschatten und lässt sich einfach ehrlicherweise nicht klar distanzieren. Nur das Kamo-To zeigt einen klar auszumachenden, leichteren Schnitt!
Würde ich jetzt mit Burgvogel, Güde, Dick oder Global vergleichen, sehe das wieder völlig anders aus. Diese Messer sehen kein Licht mehr!
Das Takamura ist merklich konvexer geschliffen und nimmt zum Klingenrücken wieder an Dicke ab. Hier stehen 1.58mm an der dicksten Stelle den 2.95mm vom Ice Bear gegenüber. Das Ice-Bear erreicht 20mm über der Wate an manchen Stellen mehr an Materialstärke als das Takamura am Klingenrücken, bei weniger konvexer Geometrie. Hier spielen jetzt noch sekundäre Kräfte wie kleben und festsaugen am Schnittgut mit ein. Der Kehlvergleich oben, zeigt das auch ganz gut, hier ist der noch feinere Schliff vom Takamura schön zu erkennen!
Um mich abzusichern habe ich meinen Besuch ( brawler ) heute gebeten, beide Messer „verblindet“ zu vergleichen. Gleiche Möhre, geschlossene Augen und einen Lederhandschuh an der führenden Hand um die Griffe nicht ertasten zu können. Beide Messer haben zueinander eine Gewichtsdifferenz von 10 Gramm! Die Griffe sind vom Volumen und Form fast ident und gleich lang! Der Handschuh „nivelliert“ sozusagen den "haptischen" Unterschied der Griffe.
Ich habe die Messer zugereicht! Das Ergebnis war unbestimmbar!? Einmal hat das Takamura gefühlt leichter geschnitten, dass nächste mal das Ice-Bear! Ein klares Patt zwischen den Messern ohne zu wissen womit man schneidet!
Ich habe wissend womit ich schneide, das Takamura bei fetteren Möhren leicht vorne gesehen, was aber völlig irrelevant ist! Wenn zwei Mann im direkten Vergleich keinen klaren Unterschied ausmachen können, verblindet oder nicht, dann sind beide Messer in der Eigenschaft „Schneidfähigkeit“ als gleichwertig einzuschätzen!
Was sowieso völlig wurscht ist, das Ice-Bear-Gyuto ist bereits ausverkauft!
Fazit.....
Ich halte dieses Messer für 44,- für einen „best buy“ und eine Gelegenheit um wirklich kleines Geld ist die Welt der ersthaft schneidefähigen Messer einzusteigen, die nicht aus gestanztem Blech der Fernostläden bestehen, sondern sehr sauber um nicht zu sagen exzellent gearbeitet sind und mit dem etwas breiteren Klingenrücken und den glatten Übergängen auch länger schmerzfrei in der Hand liegen. Ich hab mich gestern bis spät in die Nacht noch intensiv mit dem Messer beschäftigt und das hat meine Meinung gefestigt! Wenn einem der Metallgriff nicht abschreckt, bekommt man ein gutes Messer für wenig Geld! Es kommt je nach Schnittgut von der Schneidfähigkeit her zu Überschneidungen mit einem Takamura, dass aber insgesamt das überlegene Messer ist. Aber eben nicht klar und deutlich und das ist schon Ice-Bear-Cool
Ich denke das sollte ein ausreichender Kaufgrund sein! ( Die Realität hat den Bericht überholt, alle ausverkauft! )
Gruß, flint