Servus,
ich hatte mir mal eines aus Neugierde gekauft und einige Quellen jenseits von CC gefunden haben, aber die Billigstanbieter im Einkauf machen das nur über großem Mengen ( 100 Stück Abnahme ) und dann kommt auch noch der Import, Zoll, Steuer und Sprachbarriere dazu, da habe ich mir damals einen Händler in DE gesucht, der akzeptable Preise verlangt ( innerhalb DE 85,- Portofrei, Nach AT 6,- Euro Porto ) Warum akzeptabel? Ersten gibt es eine Einzelstückabnahme, dann gibt es kein Risiko im Falle eines Garantieanspruches ( Fernabsatz ) und auch der Import mit all seinen Nebengeräuschen ist nicht mein Bier. Sprachbarriere gibt es nicht und auf meinen Begleittext im Zuge der Bestellung hat der Händler wirklich vorbildlich reagiert und mir einige großformatige Bilder per Mail zukommen lassen, die den Griff und den nicht vorhandenen Verzug und beide Flanken nebst dem Rücken zeigen. Ich konnte so ein recht gut gerade geschmiedetes Exemplar aussuchen, praktisch handverlesen.
Gesamtkosten für mich: 91,- Euro für ein handgedengeltes Messer aus Vietnam, geschmiedet aus eine LKW-Blattfeder. Nun gut, BRB schmieden ihre Messer ja auch teils aus altem Schrott ( alte Chevy-Federn aus den 50er Jahren z.B. ) und bei den Boys wird das als charismatisches Recycling mit Spirit gesehen, warum nicht auch bei einem wild geschmiedeten Teil aus Vietnam? Nur damit dass Erwähnung findet, weil vieles eine Frage der Perspektive, wie sehr einem ein Konzept gefällt, wenn das Marketing und die Werbung damit spielt. Die Griffe werden aus Holzabfällen der dortigen Möbelindustrie gefertigt, da sind ein paar edle Hölzer dabei, wie Wüsteneisenholz und Zwingen aus Padoukwurzel die sich für Messergriffe sehr gut eignen. Ich hab mich damals für ein 21,5cm Gyuto entschieden und war natürlich gespannt, was ich da aus dem Paket nehme. Ein Schachtel wie wir sie aus Japan kennen, gibt es nicht. Das Vao Dao ist ein ein Stück Wellpappe eingerollt angekommen, die Spitze und die Schneide sorgfältig geschützt.
Der erste optische Eindruck: Dünn, rustikal, schöner Griff.
Der Status Quo aus der Verpackung. Die üblichen Basics optischer Kontrolle: Das Profil ist absolut rund, ein Bauch vom Kehl bis zur Spitze nicht der geringsten Flat-spot. Trotz der dünnen Klinge ist kaum Flex vorhanden. Der Taper ist minimal, aber vorhanden. Ein echtes Kurouchi_Finish ist das nicht, eher eine schwarzgebrannte verzundert wirkende Flanke, die auf gut einem Viertel der Höhe grob angeschliffen ist. Der Händler gibt an, das Messer selbst geschärft ausgeliefert zu haben. Der Schliff ist auf den letzen Millimetern unregelmässig spiegelnd ballig auf tatsächlich Null ausgeschliffen. Keine gezielte angebrachte oder gewollte Sekundärfase. Die Schneide ist punktuell nagelgängig, je nach Punkt mal mehr mal weniger. Die Flanken sind völlig uneben gehämmert, Hammerschläge mal hier, malt dort, mal tiefer mal oberflächlich. Über den Kehl geblickt sieht man diese Unregelmässigkeiten, der Kehlshot wirkt wie eine Schlangenlinie.
Mich erinnert das frappant an die Flanken eines Tritz, wie kup eines besitzt. Der Kehl ist für Rechtshänder grob mit einer unregelmässigen Facette rundgeschliffen. Zu grob um angenehm in der Hand zu liegen. Der Kehl selbst ist dünn und der angedeutete Fingerrest viel zu scharfkantig und unregelmässig. Die Bilder von Cleancut zeigen einen deutlich regelmässigeren gerundeten Kehl, die werden dort entweder nacharbeiten, oder ein besseres Finish in Auftrag geben.
Der Erl ist recht schmucklos im Griff eingebracht, das viel zu große Bohrloch ist aber zumindest mit Holzmehl und Kleber in Grifffarbe verschlossen, was zumindest für ein rustikales Messer wie dieses löblich ist. Der Griff selbst ist flach und höher als breit, aber sehr hübsch und glatt und spaltenlos verschliffen und poliert. Dazu leicht konisch zur Klinge und am Erl nochmal ein wenig verrundet. Der Rücken ist scharfkantig wie der Kehl. Die Klinge ist weitgehend gerade, also ohne deutlichen Verzug, aber auch hier keine Schnurgerade durch die unregelmässigen Hammerschläge.
Basisdaten:
Gewicht 150gr, Klingenhöhe 50,2mm, Schneidenlänge 213mm, Gesamtlänge 360mm, Grifflänge 135mm, Griffhöhe 27mm, Griffbreite 17mm. Ich würde die Angaben als relative Werte betrachten, das hier mit Abweichungen zu rechnen ist.
Geometriedaten:
Rücken Kehl: 2,53mm, Mitte: 1,77mm 5mm vor der Spitze: 0,76mm. Die Spitze ist eher den robusteren zuzuordnen, ich habe Klingen die Messen an dieser Stelle unter 0,30mm dicke und zischen durch Zwiebel. Viel dickere Spitzen gibt es natürlich auch. Der Wert ist tauglich.
An der Wate gehen die Unregelmässigkeiten weiter. Zwischen 0,25mm und 0,16 mm schwankt das punktuell hin und her.
15mm über der Wate geht das Spiel weiter 1,80, 150, 104 Richtung Spitze, zwei Millimeter darüber gemessen wieder anderer Werte, weil Flanken nur aus Bergen und Tälern besteht.
Die Klinge ist ein Fest für Käufer, für die Handarbeit Unregelmässigkeit bedeutet und Gleichförmigkeit ein Gräuel ist. Aus meiner Sicht ist das Messer tatsächlich ein uriges Beispiel eines mit einfachsten Mitteln geschmiedetes Messer.
Mit AB würde ich es aber nicht vergleichen, diese Messer sind räudig. Dao Vua sind primitive Klingen mit durchaus tauglich ausgeformter Geometrie und sehr hübschen Griffen für vietnamesische Verhältnisse.
Positiv bis herausragend ist dafür der FR. Was nicht gleich liegenbleibt, haftet kaum und lässt sich superlocker abstreifen. Keine Saugwirkung.
Wer das aber sauber und symmetrisch ausdünnen möchte wird mit Sicherheit scheitern, zumindest optisch wird es viele Flat-spots an den Flanken geben, die sich nicht maskieren lassen. Also ein schönes Kasumi wie bei einem Japaner, das wird es nicht spielen. Wenn man nix mit der Klinge macht ist das eine Lotterie beim schneiden. Hat man Glück wird's laufen, hat man Pech kann das Stellenweise steckenbleiben, weil es so unregelmäßig gedengelt ist.
Lässt sich sicher so gut wetzen wie ein Sabatier und wird auch ähnlich sein in Standzeit und Härte.
Ob meine Einschätzung was bringt ist fraglich, weil jedes von den Messern anders sein könnte und vielleicht arbeitet das Cleancut ja auf, bevor sie es anbieten. Auf alle Fälle sind das Messer aus Industrieabfällen ohne wirklichen Plan geschmiedet.
Wenn sie dir gefallen, kauf dir eines und probier das mal aus. Für ich ist das nichts, aber das heißt gar nichts, anderen kann sowas total taugen.
Gruß, flint