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Post by Profiamateur on Jan 10, 2023 16:23:06 GMT
Hallo, Ich lese seit ein paar Tagen hier im Forum über alles Mögliche zum Thema schärfen. Immer wieder habe ich gelesen, dass das Schärfen eines Messers mit Schärfsystem dem Schärfen per Freihand überlegen ist, was die Schnitthaltigkeit betrifft. Zum einen, ist das wahr, zum anderen, wieso ist das so? Könnte mir das einer von euch erläutern?
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Post by BastlWastl on Jan 10, 2023 17:28:23 GMT
In meinen Händen auf jeden Fall. In erster Linie ist für Schnitthaltigkeit der eigene Anspruch an Schärfe und der Messergebrauch/Missbrauch verantwortlich. Dann Stahl Wärmebehandlung und natürlich das korrekte Schärfen mit dem Ziel Schnitthaltigkeit.
Wenn ich meine Schärfkünste per Hand anschaue und mit einem denkbar ungeeigneten Stein finishe (z.B. mit Naniwa SuperStone 10k) erreiche ich mit Stählen die nicht für Schnitthaltigkeit geeignet sind mit System und DRUCKKONTROLLE (der entscheidende Punkt!) gut eine 10 Fache Standzeit bei Shirogami. Das bedeutet dann das ich 10 statt 1 ner Metzgerzwieben choppen kann bis es die Tomatenschärfe verliert. Dafür muss man aber zwingend alles Richtig machen, sprich Winkel, die richtigen Steine/Progression etc.
Richtig nützlich wird das freilich erst mit verschleißfesteren Stählen. Ich kann mittlerweile mit gut Wärmebehandeltem 1.2562 gut 3 -5 Wochen lang arbeiten (500-700 Essen pro Woche) bis die Messer ihren Biss in kritischem Schnittgut (Tomate/Paprika/Zwiebelhaut etc. aber auch Frischhaltefolie/Backpapier) verlieren.
Das gleicht in etwa dem Pensum das ganz normale Solinger Messer die mit einem guten Wetzstahl bearbeitet wurden schaffen, nein die schaffen mehr. Der Zeitaufwand ist allerdings höher beim wetzen.
Grüße Wastl.
Grüße Wastl.
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Post by rostfreiesherz on May 29, 2023 12:22:17 GMT
hmm, leider noch keine erklärung für das phänomen. dann versuche ich mich mal daran. ich selber schärfe bisber noch freihand, hab aber vor mir ein winkelgeführtes system (mit druckkontrolle und für banksteine zu bauen).
das problem ist glaube ich nicht in erster linie die druckkontrolle. sondern die schneidkante, die bei unnötig hohem druck ausgelenkt und somit gestresst wird. und dies vor allem, wenn man frei hand den winkel nicht immer 100% trifft oder eine mikrofase anbringt. bei scienseofsharp (z.b. in den artikeln zum s110v) sieht man gut, was passiert, wenn die schneidkante zu sehr gestresst wird. dort wir das z.b. mit mikrofasen in verbindung gebracht, weil dabei die schmale schneidkante immer wieder (flexibel und/oder plastisch) hin und her gebogen wird. und wir wissen ja, dass verformungen bei metall zu ermüdung führt. selbst widerholte flexible (ohne plastische) verformung führt zu ermüdung des materials. und das auch besonders bei hochlegierten stählen, die wir alle ja so sehr lieben. diese verformungen der schneidkante passiert jedoch mit einem geführten system überhaupt nicht (oder sehr viel weniger), weil die schleiffase immer platt auf dem stein aufliegt. und liegt die schleiffläche platt auf, ist der einzige stressfaktor für die kante, das ein oder austretende schleifkorn und die reste (schleifschlamm), die zwischen schleiffläche und stein geraten. also viel weniger stress für die schneidkante... ergo viel weniger ermüdetes material im bereich des empfindlichsten teils der schneide. also sollte man erwarten, dass die schneide viel länger zeit hat bevor sie kollabiert.
viele grüße michael
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Post by peters on May 29, 2023 16:38:38 GMT
das problem ist glaube ich nicht in erster linie die druckkontrolle. sondern die schneidkante, die bei unnötig hohem druck ausgelenkt und somit gestresst wird. Also doch die Druckkontrolle?! Gerade bei kleinen Schneidfasen ergibt sich freihand ein sehr großer Druck. Mit allen entsprechenden negativen Auswirkungen. Auch der Grat wird bei höherem Druck größer - und der ist auch ein ekliger Misthund. VG Peter
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Post by rostfreiesherz on May 29, 2023 17:52:59 GMT
ja klar sollte immer noch eine druckkontrolle erfolgen. ich schrieb ja auch "nicht in erster linie die druckkontrolle". ich denke die einhaltung des exakten winkels ist der wichtigere faktor beim schärfen mit system. und ja natürlich auch der grat. jeder grat erzeugt ermüdetes und mit rissen durchzogenes material. bis in den untergrund. deshalb ist auch wichtig die sogenannte gratwurzel zu entfernen. wie in "messer entgraten" von kraichuk schön beschrieben. dieser geht aber dann den weg mit (minimal - ich glaube 0,5 - 1°) größerem winkel und leder. in der vorherigen schleifprogression benutzt er aber auch tormek mit logischerweise heftigen materialabtrag. das wird grate ind materialschäden im vergleich zum handschleifen eher begünstigen. gruß michael
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Post by Togishi on Jun 12, 2023 11:39:47 GMT
Eigentlich, doch eine sehr komische Frage, in meinen unscharfen Augen Ich sehe eher dann eine Schnitthaltigkeit, wenn der Winkel passend zum Material und deren dicke steht. Ob da von Hand oder System gehobelt wird.. ich weiss nicht. Ja okay, das einhalten des Winkels, ist mit System klar einfacher. Als Handschmirgler ist für mich Druckkontrolle eh schon das a und o. Endschliff ist da die Hand nur zum führen da und Abtrag ist dann (je nach Stein) eher bei nüschts bis nix. Eher ein streicheln. So, das ein entgraten, fast schon überflüssig macht. Man muss das Messer mit zärtlicher Liebe übern Stein bewegen und das Messer sagt dir, ob es sich wohl fühlt oder nicht Wenn es zickt, dann stimmt was nicht! Also für mich; Material+Dicke=Winkel Mathe ist das nicht! Grüsse Togishi
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Post by suntravel on Jun 12, 2023 15:50:38 GMT
Man könnte auch fragen ob ein gerader Strich mit Lineal gerader wird als frei hand Nach meiner Erfahrung haben Leute denen ich mit System schärfen gezeigt habe, gerade wenn die nicht schon sehr lange und viel ohne schärften, nach kurzer Zeit eine Schärfe erreicht die vorher nicht möglich war. Daher kann man sagen die Messer lassen sich dann erst mal ne Weile benutzen um das geringere Schärfeniveau das frei hand möglich war zu erreichen Bei meinem eigenen Schärfen hat sich rausgestellt mit System bleibt länger scharf und geht schneller, daher habe ich mir nach 40 Jahren Stützräder angeschnallt. Uwe
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Post by BastlWastl on Jun 12, 2023 18:44:55 GMT
Ich konnte nur meine Fähigkeiten im Freihandschliff mit gleichen Steinen/Messer gegen Edge Pro und Bogdan mit Druckkontrolle testen. Da waren die Ergebnisse eindeutig. Also ja klar die Druckkontrolle macht den Unterschied, wobei natürlich ein Anfänger mit System (falls ein paar Grundregeln beachtet werden) mehr Erfolg haben wird als Freihand, aber ein alter Hase die gleichen Ergebnisse erzielen kann (zumindest was anfängliche Schärfe angeht). Mit Steinen bis meinetwegen 5k und verschiedenen Diamantledern und oder Cromoxid etc. lassen sich genauso scharfe Ergebnisse erzielen nur halten die nicht lang. Ich müsste noch mal genau nachschauen aber ohne Druckkontrolle hatte ich nur etwa 10% Verbesserung der Schnitthaltigkeit bei gleichem Schärfequipment (also Steinen), mit Druckkontrolle war das schon exorbitant viel mehr. Ist halt auch die Krux, würde ich nur für mich selbst schärfen und währe ich nur Hobbykoch würde ich vermutlich lieber per Hand schärfen mit weniger Verschleißfesten Stählen, bzw. mit z.B. Naniwa Chosera 1k/3k und DICK Micro ewig glücklich sein. Meine Hauptmesser zuhause habe ich nach gut 2-3 ? Jahren mal wieder nachgeschärft, die "guten" mit System, meine Messer in der Arbeit werden nur noch in den Schulferien geschärft, dazwischen wenn nötig mit dem DICK Micro scharf gehalten. Also ja es scheint was zu bringen . Das ich das ganze nicht verlerne gibt es den Schärfservice und ich nutze sehr gerne Shirogami Messer zuhause , wie schon immer zum Menü passend. Grüße Wastl.
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eibe
Lehrling
Posts: 80
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Post by eibe on Jun 14, 2023 16:06:56 GMT
Weiterer wichtiger Vorteil ist die Prozesssicherheit.
Der Faktor Bediener und sein Zustand nach bspw. einer Flasche Wein, welcher er beim gemütlichen Herrichten seiner Schneidwerkzeuge evtl. gewillt ist zu fröhnen, wird minimiert.
Und da das Ergebnis einer technisch einwandfrei hergestellten Schneide (fein geschlossen, gratfrei, symmetrisch, etc.) sich nicht nur in ihrer Schärfe, sondern auch der langwierigeren Schadfreiheit ergo Schnitthaltigkeit wiederspiegelt, würde ich mich meinen Vorschreibern anschließen und sagen: Ja, schärfen mit einem geeigneten Schärfsystem kann, bei entsprechender Bedienung, ein Messer schnitthaltiger machen.
Grüße Eibe
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