Post by flint on Mar 7, 2017 18:23:58 GMT
Servus,
AKIRA-SAKU BLUE #2 FUNAYUKI 210MM
Full Handmade Funayuki mit Custom-Handle nach exakter Vorgabe, angefertigt von Jannis Scholz ( Xerxes-Knives )
Vor einigen Wochen hab ich das oben genannte Messer vorgestellt. Kaufgrund war die wirklich bemerkenswert schroff und archaisch geschmiedete Klinge in Funayuki-Form von Vater & Sohn Saku.
Hier kann man den Prolog lesen: KLICK
Nach Rücksprache mit Jannis, detaillierter Besprechung, etlichen Skizzen, Rückfragen, Abänderungen steht jetzt das Ergebnis, dass Jannis gleich zum Anlass genommen hat, Kundenwünsche die nur partielle Teile eines Messers betreffen, also Griffbauten und Umbauten und Änderungen von Klingen in Länge, Profil und Geometrie bzw. Oberflächenschliff in einem eigenen Thread zusammenzufassen: KLICK
Zu meiner Intention gesprochen…..
Übliche Wa-Griffe habe ich in allen Varianten und kenne ich zur Genüge. Ergonomisch sind diese Griffe nach meinem Urteil nicht, sie funktionieren zwar und das mag oft schon genügen. Je konischer so ein Griff zur Klinge hin verläuft desto besser nach meinem dafürhalten. Marko Tsourkan hat sich das offenbar aus Erkenntnis zu Herzen genommen und sich einen asymmetrischen Kniff für Rechtshänder einfallen lassen, was die Ergonomie einen Sprung nach vor machen lässt.
Ich wollte da aber noch ein schönes Stück weitergehen. Der Griff an meinem „Boot“ sollte eine „Betaversion“ eines endgültigen „Griffthemas“ werden, der über Wochen „abgegriffen“ werden wird und die letzten Erkenntnisse daraus werden in meinem endgültigen Gyuto umgesetzt. Dieses „Griffthema“ ist Benchmark und Maßwerk in einem Stück.
Zum Griff gesprochen…..
Zentrale Vorgabe war eine 3D-Form die sich im Hammergriff umfasst, perfekt in meine Hand schmiegt und sowohl verdrehsicher wie auch langzeittauglich sein muss. Ein Vorgreifen in die Klinge ( Pinch-Grip ) sollte „gefühlt“ besser sein als bei standardisierten Wa-Griffen!
Beide Griffarten zu 100% in und an einem Griff zu kombinieren und anwenden zu können, war das Ziel. Diese Umsetzung ist gelungen. Dafür braucht es aber auch eine „Zusammenarbeit“ zwischen Klinge und Griff. Die Erfahrung (meine Erfahrung ) lehrt, das ein dünner Klingenrücken, und sei er auch gerundet, haptisch im Pinch-Grip nicht ideal ist, da tun an entscheidender Stelle einige Millimeter mehr an Material not. Beginnend bei 5,0mm bis zu 7,0mm auf den ersten Zentimetern Klingenrücken ab Griff. Die Zweite wesentliche Verbesserung ist, wenn der Klingenrücken auf einer Linie mit der Griffoberkante verläuft. Bei Serienmessern ist das bei Yo-Griffen die Regel, bei Wa-Griffen die Ausnahme. Hier bleibt nur der Weg über ein Full-Custom.
Die Funayuki-Klinge bot zwar keine 100% perfekte Voraussetzung für meinen Plan, war und ist aber nahe dran. Der Klingenrücken in Griffnähe ist ungewöhnlich breit, über 7,0mm Materialstärke ( Andy Billipp lässt grüßen ) und die stark konisch in den Erl laufende Zwinge ist schon sehr nahe am Ideal.
Der Griff und diese Klinge gehen eine Symbiose ein, die nach meinem Dafürhalten das Ende der Fahnenstange in Sachen Haptik und Ergonomie markieren. Aus dem Ergebnis und Empfinden beim Arbeiten damit, leite ich in Zukunft meine endgültige Entscheidung ab.
Zum Kehl gesprochen…..
Ursprünglich wollte ich die Klinge völlig unangetastet lassen und so diese rudimentäre Schmiedearbeit für sich selbst sprechen lassen, aber der Ergonomie wegen war das nicht möglich. Beim Übergreifen im Pinch-Grip steht für ein bequemes und langes arbeiten ein „finger-rest“ im Pflichtenheft. Der Kehl war an dem Funayuki derart zerklüftet und voller scharfer Kanten, das hier ein nacharbeiten unumgänglich war. Jannis hat auf Nachfrage den Kehl in rundem Radius ausgeschliffen und die rechte Flanke weit in die Klinge gerundet ( der Kehl war unsymmetrisch geschliffen ) und ist jetzt „rechtshänderoptimiert“. Durch die enorme Materialstärke an dieser Stelle und dem bachkieselglatten Schliff ist dieses Messer jetzt unfassbar bequem in der Hand! In einem Aufwasch wurde auch der Abstand zwischen Kehl und Griff von vormals knapp 30mm auf 15mm verkürzt um mehr Kontrolle zu bekommen.
Zum Holz gesprochen…..
Die Wahl der Holzes beruht zum Einen auf dem Kontrast zur dunklen Klinge/Zwingenkombination und zum Anderen auf deren Lebendigkeit im Sinne einer ewigen Veränderung der Holztöne, ein nachdunkeln in satten Honigtönen.
Zur Zwinge gesprochen……
Ich habe Jannis mit allem möglichen Zwingenmaterial und dessen künstlichem Alterungsprozess genervt, bis er mir zig Probestücke von Kupfer über Puddeleisen bis Damast gezeigt hat ( öffentlich hier im Forum, für alle zum Ansehen: KLICK ) mit unterschiedlich bearbeiteten Oberflächen. Da ich auf Anlauffarben von gebläutem Stahl voll abfahre, hab ich mich für eine Zwinge aus gebläutem und strukturiertem Puddeleisen entschieden. Ich finde das harmoniert perfekt mit der schroffen KU-Klinge von Vater & Sohn Saku, ist aber reine Geschmacksache und daher frei von jeder Beurteilung!
Zur Klinge gesprochen…..
Jeder hier weiß um meine Marotten und Spleen’s, was das F&F eines Messers betrifft. In diesem speziellen Fall war ich von der grob geschmiedeten Klinge, mit ihrem schroff-archaischen Charisma unmittelbar fasziniert und wollte sie unbedingt haben. Manchmal ist man von einem Gegensatz so mächtig angezogen, dass man sich dieser Anziehung nicht widersetzen kann. Natürlich war mir klar das dieses Messer erst seine volle Wucht entfalten kann, wenn ein Griff meiner Vorstellung montiert ist.
Jetzt wird jedem aufgefallen sein, wieviel man bereits an Hirnschmalz durch gewonnene Erfahrung an einem Messer optimieren kann, ohne noch einen einzigen Schnitt gemacht zu haben. Auf die von mir immer an erster Stelle stehende Eigenschaft eines Messers, die Schneidfähigkeit, bin ich noch gar nicht eingegangen.
Man darf sich jetzt vorstellen, wieviel Planung in ein „full custom“ fließen kann, muss und soll, wenn die oben beschriebenen Eigenschaften nur der Bequemlichkeit, Ergonomie und Haptik dienen und jetzt noch die Stahlfrage, die Art der WB, die Geometrie, die Bauart, das Profil, die Balance, der FR und die Klingenlänge dazukommen!
Wenn alles was einem an einem Messer gut und teuer ist, integriert werden soll, dann sollte das endgültige Gyuto dabei rauskommen.
Mit meinem Boot bin ich diesem Projekt wieder ein Stückweit näher gekommen.
Der Rest in Bildern…..
Gruß, flint
AKIRA-SAKU BLUE #2 FUNAYUKI 210MM
Full Handmade Funayuki mit Custom-Handle nach exakter Vorgabe, angefertigt von Jannis Scholz ( Xerxes-Knives )
Vor einigen Wochen hab ich das oben genannte Messer vorgestellt. Kaufgrund war die wirklich bemerkenswert schroff und archaisch geschmiedete Klinge in Funayuki-Form von Vater & Sohn Saku.
Hier kann man den Prolog lesen: KLICK
Nach Rücksprache mit Jannis, detaillierter Besprechung, etlichen Skizzen, Rückfragen, Abänderungen steht jetzt das Ergebnis, dass Jannis gleich zum Anlass genommen hat, Kundenwünsche die nur partielle Teile eines Messers betreffen, also Griffbauten und Umbauten und Änderungen von Klingen in Länge, Profil und Geometrie bzw. Oberflächenschliff in einem eigenen Thread zusammenzufassen: KLICK
Zu meiner Intention gesprochen…..
Übliche Wa-Griffe habe ich in allen Varianten und kenne ich zur Genüge. Ergonomisch sind diese Griffe nach meinem Urteil nicht, sie funktionieren zwar und das mag oft schon genügen. Je konischer so ein Griff zur Klinge hin verläuft desto besser nach meinem dafürhalten. Marko Tsourkan hat sich das offenbar aus Erkenntnis zu Herzen genommen und sich einen asymmetrischen Kniff für Rechtshänder einfallen lassen, was die Ergonomie einen Sprung nach vor machen lässt.
Ich wollte da aber noch ein schönes Stück weitergehen. Der Griff an meinem „Boot“ sollte eine „Betaversion“ eines endgültigen „Griffthemas“ werden, der über Wochen „abgegriffen“ werden wird und die letzten Erkenntnisse daraus werden in meinem endgültigen Gyuto umgesetzt. Dieses „Griffthema“ ist Benchmark und Maßwerk in einem Stück.
Zum Griff gesprochen…..
Zentrale Vorgabe war eine 3D-Form die sich im Hammergriff umfasst, perfekt in meine Hand schmiegt und sowohl verdrehsicher wie auch langzeittauglich sein muss. Ein Vorgreifen in die Klinge ( Pinch-Grip ) sollte „gefühlt“ besser sein als bei standardisierten Wa-Griffen!
Beide Griffarten zu 100% in und an einem Griff zu kombinieren und anwenden zu können, war das Ziel. Diese Umsetzung ist gelungen. Dafür braucht es aber auch eine „Zusammenarbeit“ zwischen Klinge und Griff. Die Erfahrung (meine Erfahrung ) lehrt, das ein dünner Klingenrücken, und sei er auch gerundet, haptisch im Pinch-Grip nicht ideal ist, da tun an entscheidender Stelle einige Millimeter mehr an Material not. Beginnend bei 5,0mm bis zu 7,0mm auf den ersten Zentimetern Klingenrücken ab Griff. Die Zweite wesentliche Verbesserung ist, wenn der Klingenrücken auf einer Linie mit der Griffoberkante verläuft. Bei Serienmessern ist das bei Yo-Griffen die Regel, bei Wa-Griffen die Ausnahme. Hier bleibt nur der Weg über ein Full-Custom.
Die Funayuki-Klinge bot zwar keine 100% perfekte Voraussetzung für meinen Plan, war und ist aber nahe dran. Der Klingenrücken in Griffnähe ist ungewöhnlich breit, über 7,0mm Materialstärke ( Andy Billipp lässt grüßen ) und die stark konisch in den Erl laufende Zwinge ist schon sehr nahe am Ideal.
Der Griff und diese Klinge gehen eine Symbiose ein, die nach meinem Dafürhalten das Ende der Fahnenstange in Sachen Haptik und Ergonomie markieren. Aus dem Ergebnis und Empfinden beim Arbeiten damit, leite ich in Zukunft meine endgültige Entscheidung ab.
Zum Kehl gesprochen…..
Ursprünglich wollte ich die Klinge völlig unangetastet lassen und so diese rudimentäre Schmiedearbeit für sich selbst sprechen lassen, aber der Ergonomie wegen war das nicht möglich. Beim Übergreifen im Pinch-Grip steht für ein bequemes und langes arbeiten ein „finger-rest“ im Pflichtenheft. Der Kehl war an dem Funayuki derart zerklüftet und voller scharfer Kanten, das hier ein nacharbeiten unumgänglich war. Jannis hat auf Nachfrage den Kehl in rundem Radius ausgeschliffen und die rechte Flanke weit in die Klinge gerundet ( der Kehl war unsymmetrisch geschliffen ) und ist jetzt „rechtshänderoptimiert“. Durch die enorme Materialstärke an dieser Stelle und dem bachkieselglatten Schliff ist dieses Messer jetzt unfassbar bequem in der Hand! In einem Aufwasch wurde auch der Abstand zwischen Kehl und Griff von vormals knapp 30mm auf 15mm verkürzt um mehr Kontrolle zu bekommen.
Zum Holz gesprochen…..
Die Wahl der Holzes beruht zum Einen auf dem Kontrast zur dunklen Klinge/Zwingenkombination und zum Anderen auf deren Lebendigkeit im Sinne einer ewigen Veränderung der Holztöne, ein nachdunkeln in satten Honigtönen.
Zur Zwinge gesprochen……
Ich habe Jannis mit allem möglichen Zwingenmaterial und dessen künstlichem Alterungsprozess genervt, bis er mir zig Probestücke von Kupfer über Puddeleisen bis Damast gezeigt hat ( öffentlich hier im Forum, für alle zum Ansehen: KLICK ) mit unterschiedlich bearbeiteten Oberflächen. Da ich auf Anlauffarben von gebläutem Stahl voll abfahre, hab ich mich für eine Zwinge aus gebläutem und strukturiertem Puddeleisen entschieden. Ich finde das harmoniert perfekt mit der schroffen KU-Klinge von Vater & Sohn Saku, ist aber reine Geschmacksache und daher frei von jeder Beurteilung!
Zur Klinge gesprochen…..
Jeder hier weiß um meine Marotten und Spleen’s, was das F&F eines Messers betrifft. In diesem speziellen Fall war ich von der grob geschmiedeten Klinge, mit ihrem schroff-archaischen Charisma unmittelbar fasziniert und wollte sie unbedingt haben. Manchmal ist man von einem Gegensatz so mächtig angezogen, dass man sich dieser Anziehung nicht widersetzen kann. Natürlich war mir klar das dieses Messer erst seine volle Wucht entfalten kann, wenn ein Griff meiner Vorstellung montiert ist.
Jetzt wird jedem aufgefallen sein, wieviel man bereits an Hirnschmalz durch gewonnene Erfahrung an einem Messer optimieren kann, ohne noch einen einzigen Schnitt gemacht zu haben. Auf die von mir immer an erster Stelle stehende Eigenschaft eines Messers, die Schneidfähigkeit, bin ich noch gar nicht eingegangen.
Man darf sich jetzt vorstellen, wieviel Planung in ein „full custom“ fließen kann, muss und soll, wenn die oben beschriebenen Eigenschaften nur der Bequemlichkeit, Ergonomie und Haptik dienen und jetzt noch die Stahlfrage, die Art der WB, die Geometrie, die Bauart, das Profil, die Balance, der FR und die Klingenlänge dazukommen!
Wenn alles was einem an einem Messer gut und teuer ist, integriert werden soll, dann sollte das endgültige Gyuto dabei rauskommen.
Mit meinem Boot bin ich diesem Projekt wieder ein Stückweit näher gekommen.
Der Rest in Bildern…..
Gruß, flint