Hallo Zusammen,
zu allererst möchte ich mich ganz herzlich bei Jannis
Xerxes für die Bereitsstellung des Messers bedanken.
Meines Wissens wurde dieses Exemplar bereits verkauft. Trotzdem durften wir das Messer testen. Ich empfinde das als einen sehr großen Vertrauenvorschuss, und es ehrt uns alle gemeinsam.
Herzlichen Dank für die besondere Gelegenheit.
Dann möchte ich noch meinen Dank an
Gabriel ausrichten. Das Messer kam aus Hamburg in einem Zustand zu mir, als wäre es gestern erst in der Werkstatt von Jannis fertiggestellt worden. Die Klinge war geölt und mit einer exorbitanten Schärfe gesegnet. Das Ding sah aus wie neu. Also ich meine das ernst. Messer sah völlig unbenutzt aus und ich dachte mir nur
"Scheiße" jetzt bist du Holzhacker an der Reihe und versaust dieses Kunstwerk nach Strich und Faden.
Im Prinzip wurde schon alles über das Messer gesagt, und es ist ein Fluch und Segen zugleich in einem laufenden passaround ziemlich zum Schluss noch etwas sinnvolles beizutragen.
Fit & Finish, die Geometrie, Profil, Besonderheiten und Anomalien wurden abgearbeitet und durch die Vortester mehrfach exzellent beschrieben und bebildert.
Die Auswirkungen in der Küchenpraxis durch den Sachverstand und die Erfahrung der Tester fachmännisch begründet und beurteilt. Jeder nach seinem persönlichen Eindrücken.
Also was bleibt mir da noch ? Nun ich hätte die Klinge in der Mitte vielleicht durchschneiden müssen
und den Aufbau der San Mai lagen untersuchen sollen. Oder einen Bruchtest durchführen können ?
Kurz und gut. Es wurde alles gesagt. Jeder weitere Versuch wäre zwecklos. Also nochmal... was bleibt denn jetzt noch übrig ?
Es bleibt nur meine persönliche Meinung. Ich habe mich deswegen in der Testwoche hauptsächlich mit der Küchentauglichkeit des Messers beschäftigt.
Und zwar unter der Prämisse die Jannis bei der Vorstellung der "Konzeptmesserserie" ausgerufen hatte.
Die Konzeptmesser wurden von Jannis ausdrücklich als sog.
"Allrounder" erdacht und geschmiedet.
Es wurde bei der Konzeption des Messers von Vorneherein keinen keinen Wert auf absolute Schneidfähigkeit gelegt. Das habe ich dann als ganz persönliche Hausaufgabe mitgenommen.
Der Focus lag also bei mir auf der Beurteilung wie sich das Messer in der Küchenpraxis bei Anwendung verschiedener Schnitttechniken und Schnittgütern bewährt,
und ob man aus den Erkenntnissen einen sog. alltagstauglichen Allrounder ableiten kann. Vorab sei gesagt: " Ja,...man kann das Messer ( mit wenigen Einschränkungen
) durchaus als Allrounder bezeichnen.
Die entscheidende Frage ist aber zumindest bei uns hier im Forum, wo ein anderer Anspruch an Kochmesser gestellt wird, wie sich die spezifischen Allroundeigenschaften des Messers im Vergleich zu anderen Lösungen einordnen lassen.
Also lag es bei mir zu Hause nahe das Xerxes hauptsächlich gegen unser KMS antreten zu lassen.
Noch kurz zur Erklärung für alle, die im Thema KMS nicht so tief drin stecken. Das KMS wurde von unseren Forumsexperten als sog. "allroundfähiges Workhorse" entwickelt.
Das Messer ist also ebenfalls ein Allrounder mit dem alle anfallenden Arbeiten in der Küche, egal welche Schnitttechnik angewendet wird oder um welche Schnittgüter es sich handelt, klaglos
und zufriedenstellend erledigt werden können. Es sollte ein gelungener Kompromiss zwischen guter Schneidfähigkeit und der nötigen Robustheit bzw. der Schneidkantenstabilität hergestellt werden.
Das Messer sollte auch erhöhten Impact auf dem Brett an der Schneide aushalten können. Bei der weiteren Vorstellung beschränke ich mich auf ganz wenige Bilder, die sowieso nicht an die hier schon gezeigte Qualität heranreichen und versuche zu meinen Beschreibungen kurze aber bewegte Bildsequenzen beizusteuern.
Xerxes Konzeptmesser vs. KMS
Ich habe diese beiden Messer intensiv miteinander verglichen.
Es wurden nebem den gezeigten Gemüsen im Bild noch Zwiebeln, Zucchini und Auberginen geschnitten.
Bevor ich Filme zeige möchte ich noch kurz auf zwei unterschiedliche Eigenschaften der beiden Messer eingehen:
- Das KMS hat in der ersten Klingenhälfte einen ca. 13cm langen Flatspot an der Schneide. Die Klinge ist also in diesem Bereich "mehr oder weniger" gerade.
Die Geometrie des Messers ist außergewöhnlich. Das KMS wurde auf der ganzen Klingenfläche horizontal und vertikal von hinten nach vorne getapert und dementsprechend sich verjüngend geschliffen.
Diesen besonderen Schliff geometrisch umzusetzen gehört zu den größten Herausforderung die an eine Messeranfertigung gestellt werden können.
- Das Xerxes Konzeptmesser zeichnet sich durch ein bauchiges Klingenprofil aus, das in einer äußert feinen Spitze ausläuft.
( Mir gefällt dieses Profil überragend gut. Es begeistert mich und führt bei mir zu regelrechten Gefühlsausbrüchen wenn ich mir nur die Klinge anschaue )
Außerdem zeichnen sich Allrounder oft durch ein bauchiges Klingenprofil aus. Bauchige Profile sind halt gute Kompromisse und schnitttechnisch vielseitig einsetzbar.
Beginnen wir mit der gemeinen Alexander Lucas Birne. Die Birne ist noch sehr grün und hart gewesen. Man sieht und hört den Unterschied.
Das KMS geht flüssig durch das Fruchtfleisch. Das Xerxes kracht am Ende mit der Klinge aufs Brett. 1:0 für das KMS
Jetzt vergleiche ich die Wiegeschnittfähigkeit der Messer. Wieder mit der Alexander Lucas Birne.
Klarer Sieger ist für mich das Xerxes Konzeptmesser. Die Klinge läuft durch ihr bauchiges Profil phänomenal durch das Schnittgut.
Der foodrelease ist übrigens auch besser. Es steht 1:1
Die Aufgaben werden schwerer. Jetzt sind Möhren dran. Die Möhren waren zwar dick aber nur von mittlerer Härte. Also eher nicht besonders dicht und fest in der Konsistenz.
Da hatte ich schon viel schlimmerer Kandidaten auf dem Brett liegen .
Im ersten Video hört man wieder deutlich wie die Xerxes Klinge im reinen Druckschnitt auf das Brett knallt. Das KMS macht hier die bessere Figur.
Auch im Schubschnitt wo das Xerxes bei genügend Druck gut durch die Möhre geht sieht es beim KMS doch etwas leichter aus. So war es dann tatsächlich auch.
Im nächsten Video schneide ich im Schubschnitt; dann mit mehr Energie im Schubschnitt und zuletzt im Wiegeschnitt.
Wird mit der richtigen Power ( Impact ) geschnitten geht das Konzeptmesser ohne Probleme auch durch härteres Schnittgut.
Das Messer ist aber dennoch eher ein Wiegeschnittspezialist. Das KMS im Wiegeschnitt läuft dagegen deutlich unrund, obwohl es natürlich leicht durch das Schnittgut pflügt.
Aber es fühlt sich im Gegensatz zum Xerxes bei dieser Schnitttechnik nicht kompfortabel an, weil der hintere Klingenbereich unvermittelt aufs Brett knallt.
Das empfinde ich mittlerweile als leichten Makel.
Jetzt die Königsklasse. Wie schlagen sich die beiden Kandidaten bei extrem harten Schnittgut wenn es dazu noch eine gewisse Höhe hat.
Beispiel ist die fiese, miese und gemeine Süßkartoffel. Der Unterschied ist im Video gravierend. Die Bilder sprechen für sich und bedürfen keiner Erklärung. Hier stößt das Messer aufgrund seiner Geometrie klar an seine Grenzen. Hier ist darüber hinaus ein Punkt erreicht wo es schwer fällt von alltagstauglicher Allroundfähigkeit zu sprechen. Wenn ich nur den monatlichen Konsum von
suntravel was die Zubereitung von Bataten anbelangt mir vorstelle, dann hört der Spaß mit dem Xerxes abrupt auf, vorausgesetzt es gäbe keine Alternative zum schneiden.
Als Resumee muss ich leider feststellen, dass unser KMS im Vergleich zum Xerxes die bessere Lösung auf dem Gebiet der Allrounder darstellt.
Das KMS teilt eigentlich sämtliches Schnittgut egal mit welcher Technik dem Gemüse zugesetzt wird besser als das XERXES Konzeptmesser.
Ich empfinde allerdings die Wiegeschnitttauglichkeit beim Xerxes als wesentlich angenehmer. Das macht viel mehr Spaß als mit unserem KMS.
Ich habe natürlich noch mehr Videos erstellt und hier nur die deutlichen Unterschiede präsentiert. Ein Apfel zerlegt das Xerxes genauso gut wie unser KMS.
Beim Lauch schneiden habe ich leider eine untaugliche Stange erwischt. Die war nicht dicht genug gewachsen und stellte für beide Messer überhaupt kein Problem dar.
Bei einer großen Sellerieknolle lag das KMS nur leicht vor dem Xerxes.
Bei Zwiebeln hatte ich aufgrund der sehr fein ausgeschliffenen Spitze das Xerxes sogar vor dem KMS.
Alle weichen Gemüsesorten ( auch meine getesteten Zucchini und Auberginen ) stellen das Xerxes vor keine Herausforderung. Im Wiegeschnitt kann dieses Messer eigentlich alles
und ist somit zurecht als Allrounder zu bezeichnen. Man muss nur wissen, das es bessere Allrounder gibt und auch neben dem Wiegeschnitt weit verbreitete andere Schnittechniken, die in der Küchenpraxis oder Alltagswirklichkeit angewendet werden. Wenn ich dem Messer eine Eigenschaft zuordnen soll, dann würde ich es als allroundtauglichen Wiegeschnittspezialisten mit überdurchschnittlich gutem foodrelease bezeichnen.
Der Wiegeschnitt ist die große Stärke des Messers. Da kann die Klinge laufen und ihre Masse in die Waagschale werfen. Die Klinge pflügt unerbittlich durch jedes Schnittgut egal ob weich oder hart.
Das KMS hat das Xerxes trotzdem geschlagen und der Grund liegt wie meine Vorredner schon detalliert herausgefiltert haben in den unterschiedlichen Geometrien.
Hier nochmal mein Vergleich in den für mich entscheidenden Klingenbereichen.
Xerxes 1cm über der Schneide: am Kehl: 1,92mm / in der Mitte: 1,49mm / 1cm vor Spitze: 1,35mm
KMS 1cm über der Schneide : am Kehl: 2.25mm / in der Mitte: 1,27mm / 1cm vor Spitze: 0,94mm
Das KMS ist einfach in den relevanten Geometriebereichen ab Mitte bis Spitze über die gesamte Klingenfläche progressiver dünn geschliffen.
Gut dreiviertel der Klinge ist beim Xerxes
ab 1cm über der Wate mindestens 0,5mm dicker als es bei unserem KMS der Fall ist. Diesen Unterschied spürt man beim Schneiden deutlich.
Das Xerxes wird einfach zu schnell zu dick. Das geht auf Kosten der Schneidfähigkeit und kann auch nicht durch ein höheres Klingengewicht kompensiert werden.
Ich habe noch andere Messer mit dem Xerxes verglichen, die nicht zu den klassischen Lasern gehören und bei mir ebenfalls die Rolle von Allroundern einnehmen.
Eins ist aber ganz klar. Das Konzeptmesser steckt jede Solinger Standardgeometrie locker in die Tasche. Mein Karl Güde hatte gegen das Xerxes keine Chance.
Die anderen gezeigten Messer im Bild haben alle leichter geschnitten als das Xerxes Konzeptmesser, sind aber teilweise mit erheblich schlechterem foodrelease negativ aufgefallen.
persönliches Fazit: ( Das Messer ist magnetisch. Es hält problemlos an einer 5 Euro teuren Messerleiste von Ikea
Spaß beiseite.
Kurz und knackig:
- Das Konzept den Schwerpunkt zu verändern in dem man Gewichte in den Griff legen kann gefällt mir ausgesprochen gut und ich habe diese Option auch genutzt.
Ohne Gewichte ist mir persönlich das Messer zu klingenlastig. Es verliert bei manchen Aufgaben in der Küche seine Wendigkeit. Ich bevorzuge tatsächlich bei dem Messer mindestens 2 oder sogar alle 3 Gewichte und fühle mich durch den veränderten Schwerpunkt Richtung Griff wohler und sicherer bei der Handhabung.
- Das Messer ist schön. Nein es ist wunderschön !!! Und damit meine ich die Klinge. Das Profil hat es mir besonders angetan und entzückt mich. Die rostfreien Außenflanken in Kombination mit dem Riffelstahl, den ich schätzen und lieben gelernt habe, bedeutet für mich die bestmögliche Symbiose aus zwei Welten.
Habe ich schon erwähnt das mich das Klingenprofil begeistert ?
- Das Messer ist ein Allrounder mit Schwächen, der bei extrem harten und vor allem hohen Schnittgütern schnell an seine Grenzen kommt. Eher als Wiegeschnittspezialist konzipiert.
- foodrelease ist überdurchschnittlich gut; resultiert aber meiner Meinung nach eher aus der zu schnell und recht brachial werdenden Geometrie und weniger durch die geschmiedete Hohlkehle.
Allerdings begünstigt das Flankenfinish eine schnelle Ablösung des Schnittgutes. Da bleibt eigentlich nix richtig nervig an der Klinge kleben.
Nach den gelesenen Reviews dachte ich zuerst das Messer wäre ein "Irrtum". Ein misslungenes Meisterstück. In einem Moment der Unkonzentriertheit fertiggestellt und aus Zeitmangel nicht mehr final geprüft worden.
Vielleicht steckt da ja ein Fünkchen Wahrheit drin. Es scheint dünnere Exemplare zu geben, die auch spürbar besser schneiden. Siehe gabriels Review im Vergleich zu wokas Exemplar. Ein Irrtum ist das Messer sicher nicht, aber es wurde leider Potenzial verschenkt. Mit ein bisschen weniger Fleisch auf den ersten 2cm hinter der Wate könnte das ein "BOMBENGERÄT" sein.
Vielen herzlichen Dank an Jannis. Danke für die Möglichkeit ein sehr interessantes und spannendes Konzept zu testen. Habe ich eigentlich schon die betörend schöne Klinge erwähnt ? Hach...
ps: Wenn ich im Wiegeschnitt bei sehr hohem Schnittgut die Klinge extrem anheben mustte und schnell mit viel Impact geschnitten habe, hatte ich das Gefühl die fein ausgeschliffene Wate hält die kinetische Energie der schweren Klinge nicht ganz aus. Mir war so als ob die Schneide die Energie der Klingenmasse nicht stabilisieren konnte und sich ein taumelndes Gefühl einstellte.
Ich habe das mit anderen Messern verglichen und dieses Phänomen nicht feststellen können. Es lag also eher nicht an meiner rudimentären Wiegeschnitttechnik.
Ist das evtl. auch jemandem aufgefallen ?
Vielen lieben Dank nochmal, Kai-Uwe