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Post by doorsch on Oct 17, 2016 22:41:41 GMT
Einleitung zu dem Thema Ein weiteres Projekt welches ich gerade aktuell voran treibe und über dessen Existenz ich euch heute berichten möchte.
Bereits im Rahmen der Recherchen um F. Ghelfi, Birolleau & Cie., die die bekannten französischen Rasiermesserabziehsteine (La Lune, Special Stome only for Good Razors) auf den Markt gebracht haben, gab es erste Ansätze mit einigen Geologen zusammen-zuarbeiten. Die Idee war anhand der uns vorhandenen Bilder der Steine einen Bezug zu möglichen Abbaugebieten herstellen zu können.
Leider ist es so, das es zwar Anhaltspunkte zu möglichen Abbaugebieten der Steine gibt, diese aber nicht wirklich umfassend beleuchtet bzw. betrachtet wurden.
Erste Rückmeldung zu den lila-violetten La Lune Steinen kamen von der Universität in Nancy. Die ersten Kontakte dorthin knüpfte ein guter Freund von mir mit dem ich mich regelmässig zu diesen Themen austausche.
Die Hinweise bezogen sich auf lila-violette schieferartige Sedimentgesteine die auch ein der Region um Steige zu finden sind.
Nach ersten Recherchen war Steige auch ein Abbaugebiet für Schleifsteine, zumindestens finden sich Hinweise hierzu in alter Literatur wieder.
Weitere Treffer findet man unter dem Begriff Schiste De Steige. Nach Analysen besteht der Schiefer aus Steige aus folgenden Komponenten:
SiO2: 57,3% Al2o3: 25,3% FeO/Fe2o3: 7,7%
Alles in allem vom Prinzip her keine schlechten Parameter für einen möglichen Schleif-/Abziehstein. Auch wenn wir wissen das allein die Existenz der Abrasiv Stoffe nicht ausdrücklich ein Garant für beste Funktion ist, dh. viel hängt auch von der Form, Partikelgrössen und Zusammensetzung der Abrasive Stoffe ab.
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Post by doorsch on Oct 17, 2016 22:59:08 GMT
Weitere Details zu anderen Schieferarten
Aufgrund meiner doch sehr begrenzten Zeit und eingeschränkter Reisemöglichkeit in die Region von Steige, versuchte ich im Mai dieses Jahres 2016 das Projekt auf anderem Wege fortzuführen.
Aufgrund weiterer Käufe einiger "La Lune" und "Special Stones" war es mir möglich weitere Idenfikationsfaktoren auszumachen.
Hierzu gehören neben den bekannten Punkten wie zb. Das Label, Abgeschrägte Kanten oder der bekannte Stempel auch Faktoren der äusseren Erscheinung der Steine.
Einige der Steine weisen neben einer entsprechenden Maserung auch teilweise grüne/hellgrüne Einschlüsse oder ovale Punkte auf.
Wenn man diese Thematik weiter verfolgt kommt man unausweichlich an den Punkt an dem man festellen muss wie wenig man selbst über Geologie weiss und warum es Leute gibt die sich Jahrelang mit so einer Thematik beschäftigen.
Quintessenz der weiteren Recherchen war:
"Fast überall auf der Welt können wir Schiefer-/Schieferartige Sedimentgesteine finden, die entweder Übergänge von eine violett-rot in ein hell-grün/grün aufweisen. Oder die entsprechende Einschlüsse aufweisen"
Beispiele die hier genannt werden können wären:
Gemusterter Vermont Schiefer (mottled Vermont Slate): Komplette Maserung, bzw. Vermischung der farben
Rot-Violetter Yellow Lake (purple Llyn Melynllyn): Ovale grössere und kleinere Kreise in einem hellgrün
Schiefer aus Fumay: Rötlich- violetter Schiefer mit kleineren hellgrünen Einschlüssen
Herkunft dieser Farben beruht auf einem oxidativen Austausch (Reduzierungsprozess) während des Sedimentationsprozesses. Ich werde versuchen diesen Prozess später noch etwas genauer zu erläutern.
Und natürlich gibt es noch viele weitere Schiefer die ich nicht alle auflisten möchte.
Im Rahmen weiterer Diskussionen mit vielen Steine Interessierten kam auch die Idee hoch inwieweit die Dachschiefer Industrie vielleicht einen Zusammenhang oder eine Brücke zu den gesuchten Steinen herstellen kann.
Wir wissen schon durch andere Recherchen, das in der Regel ein alleiniger Abbau von Material, welches für Abziehsteine verwendet werden sollte, nicht wirklich "wirtschaftlich genug" war. So gab es in aller Regel eine Hauptkompetenz wie zb. Das Herstellen von Dachiefer oder zb. Griffeln welches das Geschäft voran trieb.
Auf der anderen Seite konnte man aber auch kleinere Mengen an Abziehsteinen für gutes Geld auf dem Markt verkaufen.
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Post by doorsch on Oct 17, 2016 23:32:20 GMT
Geologische Recherche anhand von Dünnschliffen Die Idee war nun, sich etwas umfassender mit vorhandenen Dokumenten und Literatur zu Dachschieferarten zu beschäftigen. Dies brachte mich nach einger Zeit zu Victor Cardenés der die Webseite: roofingslate.wordpress.comDer erste Kontakt verlief sehr offen und ich bin glücklich einen Geologen gefunden zu haben der durchaus Interesse hat die Thematik weiter zu recherchieren und zu analysieren. Ziel sollte es erstmal sein von spezifischen Steinen entsprechende Dünnschliffe anzufertigen und diese: a) Geologisch zu analysieren b) mögliche Mineralien/Abrasive Stoffe zu identifizieren c) Aussagen zu möglichen Korngrössen bzw. Feinheit der Steine machen zu können d) anhand von Verfügbaren Analysen und Daten mögliche Vergleiche ziehen zu können
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Post by doorsch on Oct 18, 2016 15:26:48 GMT
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Deleted Member
Posts: 0
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Post by Deleted on Oct 18, 2016 15:29:38 GMT
Moin
Ausgesprochen spannend !!!!
gruss
Micha
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Post by doorsch on Oct 18, 2016 15:29:42 GMT
ID 01: Special Stone only for Good Razors (SSOFGR) (Faktor: 200µ)"General view of the sample, the black spots are iron sulphides and the rest is mainly quartz." "Komplette Ansicht des Musters, die schwarzen Punkte sind Eisen(II)-Sulfid der Rest ist hauptsächlich Quartz." 
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Post by doorsch on Oct 18, 2016 15:36:14 GMT
ID02: Purple La Lune Stone (Faktor: 500µ)
"This is a view of the contact between the green line and the red matrix, the contact is very sharp. This is the same as for roofing slates, I mean, we have a contact between a red and oxidative zone, and a green and reductive zone."
"Dies ist eine Ansicht des Kontaktes zwischen der grünen Linie und der Roten Matrix, der Übergang/Kontakt ist sehr scharf.
Es ist hier ähnlich wie bei Dachschiefern, ich meine, wir haben einen Kontakt zwischen einem Rot und der oxidativen Zone, sowie einem grün und der reduktiven Zone "

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Post by BastlWastl on Oct 18, 2016 18:35:49 GMT
Sehr spannend Sebastian!
Vielen Dank für die Infos die du hier postest!
Der La Lune z.B. ist als Abschlussstein für Küchenmesser auch durchaus interessant!
Hast du auch Microscop Aufnahmen der beiden verschiedenen Steine in der selben Vergrößerung?
Hatzicho hat ja noch meinen großen vermeindlichen LA Lune mit dicken grünen Einschlüssen...... Evtl. sagt er noch dazu.
Grüße Wastl.
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Post by doorsch on Oct 18, 2016 19:24:12 GMT
Sehr spannend Sebastian! Vielen Dank für die Infos die du hier postest! Der La Lune z.B. ist als Abschlussstein für Küchenmesser auch durchaus interessant! Hast du auch Microscop Aufnahmen der beiden verschiedenen Steine in der selben Vergrößerung? Hatzicho hat ja noch meinen großen vermeindlichen LA Lune mit dicken grünen Einschlüssen...... Evtl. sagt er noch dazu. Grüße Wastl. Immer gerne!! Ja mir sind die beiden unterschiedlichen "Auflösungen" bzw. der unterschiedliche Betrachtungsbereich aufgefallen, ich werde Viktor nochmal bitten für alle eine gleiche Auflösung bereit zu stellen. Ist es das was Du geneint hattest, Wastl ?
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Post by BastlWastl on Oct 18, 2016 19:29:21 GMT
Ja genau das, ist immer schwierig wie ich finde wenn das in verschiedenen Vergrößerungen abgebildet wird.
Gerade bei diesen Steinen bin ich mir beim Haupteinsatzgebiet der Nassrasur nicht wirklich sicher ob ich nicht doch Arkansas bzw. die Forelle bevorzuge, die bei Küchenmessern ja beide auch eine Tolle Figur machen.
Auf jeden Fall habe ich noch viel zu testen.....
Grüße wAstl.
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Post by doorsch on Oct 21, 2016 21:46:23 GMT
ID 3A-01: Schwedenstein brown-red (Faktor: 100µ)Image of a chlorite grain with crossed polarizers Bild eines Chlorit Korns mit gekreuzter Polarisation.   Bilder des Steines:  
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Post by doorsch on Oct 21, 2016 21:49:06 GMT
ID 3A-02: Schwedenstein brown-red (Faktor: 100µ)Same grain but with parallel polarizers Das gleiche Korn mit paraleller Polarisation   Bilder des Steines:  
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Post by BastlWastl on Oct 22, 2016 20:33:01 GMT
Da bin ich ja mal auf Aufnahmen Thüringer VS Schwedenstein gespannt!
Phänomenale Microaufnahmen mal wieder!
Grüße wAstl.
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Post by evil knifel on Oct 23, 2016 11:01:32 GMT
Darf ich nochmal nachfragen, was genau das Projekt ist. Geht es darum alten Abziehsteinen die Abbaugebiete zuzuordnen und diese Zuordnung mittel geologischer Untersuchungen herzustellen. Oder geht es darum neue Abbaugebiete zu finden? Oder beides. Wäre es nicht einfacher erstmal Schieferproben zu sammeln, sie plan zu schneiden und einfach auszuprobieren.
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Post by doorsch on Oct 23, 2016 11:39:38 GMT
Darf ich nochmal nachfragen, was genau das Projekt ist. Geht es darum alten Abziehsteinen die Abbaugebiete zuzuordnen und diese Zuordnung mittel geologischer Untersuchungen herzustellen. Oder geht es darum neue Abbaugebiete zu finden? Oder beides. Wäre es nicht einfacher erstmal Schieferproben zu sammeln, sie plan zu schneiden und einfach auszuprobieren. Nun ja das ganze ist noch wesentlich komplexer. Also das Nachvollziehen von Abbaugebieten anhand von Dünnschliffen an sich ist sicherlich rein theoretisch machbar, jedoch wird es wohl schwierig werden dies zu realisieren. Das hängt damit zusammen das bei einem Dünnschliff sehr kleine Bereiche als Probe genommen werden, du siehst es ja auch anhand Maßangaben am oberen linken Bereich der Bilder. Da die zusammensetzung der natürlichen Steine sehr variiert könnte ich mir vorstellen das Du durchaus mehrere Dünnschliffe eines Steines haben kannst und eben keine direkte Verbindung herstellen kannst. Andererseits kannst Du dir die ungefähre Zusammensetzung eines dieser Muster heraussuchen mit bereits vorhandenen anderen Daten vergleichen und somit durchaus einen Bezug zu einem gleich arbeitenden oder ähnlich arbeitenden Stein herstellen.... Die eigentliche Ideologie hinter dem Projekt ist ein Pseudo Wissenschaftlicher Ansatz, der versuchen soll Eigenschaften und Schärfverhalten von Steinen in Relation zu den vorhandenen Abrasiven Stoffen, deren Körnungsgrößen und deren Form herzustellen. Ob dies überhaupt realisierbar ist bzw. ob dieser Kontext überhaupt herstellbar ist stelle ich hier einfach mal zur Diskussion. Ich werde ich erst Aussagen dazu treffen können wenn es weitere Dünschliffe und entsprechend eine Diskussion um diese bzw. eine geologische Interpretation zu diesen gibt. Bis dahin ist das ganze erst mal ein ganz praktisches Projekt das darin besteht Dünnschliffe anzufertigen, diese geologisch Interpretieren zu lassen (also von welchem Typ Gestein sprechen wir, welche Abrasiv Anteile sind enthalten) und die Bilder hier zur Verfügung zu stellen. Neue Abbaugebiete zu finden steht nicht direkt im Fokus, aber ich habe bei den Proben auch 2-3 Muster dabei die zB. von neuen bzw. alten wiederentdeckten Brüchen stammen. Hierzu gehört zb. Der Khao Men und der White Binsui von Miles. Oder auch ein Muster des Vermio und des Bayrischen Franken von Hatzicho. Der Khao Men und der White Binsui sind hier zu finden: www.aranyik.comEin Review gab es hier bereits: Thai Binsu und Khao Men... T-nats! kochmalscharf.freeforums.net/thread/186
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