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Post by suntravel on Apr 26, 2019 4:41:09 GMT
Das Kochvideo ist echt der Knaller, sehr professionell gemacht Als Schnippelvideo würde ich mir mehr schneiden ohne Geschwindigkeitseffekte wünschen. Gruß Uwe
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Post by 213 on Apr 26, 2019 5:48:36 GMT
Weil an anderer Stelle gewünscht, hab ich die Videos zu den gifs mal nacheditiert. Hört man & sieht man auch das Messer besser.
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Post by kair0s on Jul 29, 2019 14:45:10 GMT
Nach den bisherigen grandiosen PA-Berichten, an die ich in Qualität und Umfang niemals herankommen werde, möchte ich dennoch mit meinen Eindrücken vom Moosschmiede-Messer hier anschließen. Als Neuling in Sachen handgeschmiedeter Kochmesser hat es mich ganz besonders gefreut, die Chance erhalten zu haben, an einem Passaround eines so hochwertigen Messers aus den Händen eines in Fachkreisen angesehenen "Hobby"-Schmieds (nicht abwertend gemeint, sondern vielmehr bewundernd, da Christian ja nicht hauptberuflich Messer schmiedet) teilnehmen zu dürfen. Gekocht habe ich schon immer gerne, geschmeckt hat es auch in den allermeisten Fällen, aber ich würde mich als Anfänger bezeichnen, was Schnitttechnik und Handhabung ordentlicher Kochmesser betrifft. Bislang waren das halt überwiegend sehr günstige, einfache und kleinere Messer. Aus dieser Perspektive gehe ich auch an die Beurteilung des Messers heran. Schon vor der Ausrichtung des PAs hatte ich zu Christian Kontakt aufgenommen, da die Messer aus der Moosschmiede für mich persönlich mit zu den schönsten und am besten verarbeiteten Messern zählen, wenn es um die Beurteilung allein nach Fotos geht. Ein solches Messer möchte ich auch unbedingt mal mein Eigen nennen dürfen. Einen realen Vergleich konnte ich dank gewaltigen Ausbruchs des Messer-Virus mit inzwischen mehreren Xerxes, zwei Ameisen und einem Messer von Simon vornehmen. Was die Verarbeitung betrifft, spielen die meiner Meinung nach alle ganz oben mit.
Die Schmiedehaut der Moosschmiedemesser zählt für mich zu den schönsten überhaupt, die Passung von Klinge in Zwinge und Griff begeistert.
Das Messer wirkt größer als es ist, es fühlt sich überraschend handlich an, es stören keine Kanten und Ecken, alles ist wunderbar verrundet, wobei trotzdem nicht der Charakter des von Hand geschmiedeten Messers verloren geht. Beim Blick über den Rücken sieht man deutlich den ungleichmäßigen, aber trotzdem geraden Verlauf der Klinge. Die Maserung des Holzes unterstreicht den hochwertigen Eindruck, mir persönlich war der Griff aber etwas zu glatt poliert, da darf man durchaus noch mehr vom Holz spüren, finde ich. Ein paar kleine "Einschläge" der Vortester waren auch zu sehen, aber das bleibt nicht aus, wenn ein Messer be- und genutzt wird. Die Befürchtung, dass das Messer dadurch in der Hand rutscht, hat sich aber nicht bewahrheitet, es liegt auch mit feuchten Händen jederzeit sicher in der Hand. Das Messer kam bei mir schon relativ stumpf an, deshalb habe ich Christian um Erlaubnis gebeten, es schärfen zu dürfen. Leider bin ich dann aber nicht dazugekommen, insofern kann ich über Schärfe und auch Schnitthaltigkeit keine Aussage treffen. Bei der Ankunft und dem ersten Test musste ich durch Tomaten und Paprika schon ordentlich säbeln. Andere Aufgaben erfüllte das Messer aber noch zufriedenstellend.
Das schöne daran ist aber, dass man jederzeit ein sicheres Gefühl bei diesem Messer hatte, man traut dem Messer alle Schneidaufgaben zu, ohne befürchten zu müssen, die Spitze zu verlieren oder Ausbrüche in der Klinge vorzufinden. Ein echtes Werkzeug, wie man es sich vorstellt. Eines, das gut in der Hand liegt, Sicherheit vermittelt und das Gefühl, allen Aufgaben gewachsen zu sein.
Die Spitze ist nicht extrem fein, aber dünn genug, um sauber Zwiebeln einschneiden zu können, in Richtung Griff merkt man dann deutlch das Spaltpotential des Messers.
Was mich bei den nicht rostfreien Messern immer wieder begeistert ist die schöne Patina-Entwicklung. Das ist nun natürlich keine Eigenart des Moosschmiede-Messers, aber hier schillert es trotzdem besonders schön. Die Testzeit war insgesamt dann doch etwas zu kurz, um das Messer in aller Ausführlichkeit testen zu können, es hat mich zu einem Zeitpunkt erreicht, zu dem ich wider Erwarten nicht ausreichend Zeit hatte, mich mehr damit zu beschäftigen. Dennoch reichte die Zeit aus, um mich in meiner Entscheidung zu bestärken, irgendwann mal auch ein handgeschmiedetes Messer aus der Moosschmiede besitzen zu wollen.
An meiner Leiste würde es sich auch jetzt schon gut machen. Ich danke christian sehr herzlich für die Möglichkeit, an diesem Passaround teilnehmen zu können. Und dem Forum ebenfalls für die Möglichkeit, die Ausrichtung des Passarounds stattfinden zu lassen. Zum Schluss noch Patina par excellence, Sonnenuntergang hinter Karstgebirge. Gruß Johannes
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Post by christian on Jul 31, 2019 7:33:18 GMT
Servus Johannes,
vielen Dank für Deinen PA-Bericht und die schönen Bilder. Du gibst das wieder, was ich mir bei der Herstellung des Messers überlegt und umzusetzen versucht habe. Es ist natürlich schade, dass Du mit einem stumpfen Messer testen musstest. Sägen ist nicht die Stärke der Geometrie und auch nicht des Stahls.
Viele Grüße
Christian
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Post by schmirgel on Aug 2, 2019 12:02:51 GMT
Sodele, dann ich auch mal. Wobei, nach den famosen Reviews von Mike, Norman und Torsten hätten wir auch zumachen können 😉 Mal gucken, ob ich noch was Erhellendes ergänzen kann … Prolog
Die Messer von Christian faszinieren mich von dem Tag an, an dem ich hier reingestolpert bin. Eines meiner ersten (Semi-)Customs kam dann auch gleich aus der Moosschmiede. Ein Laser-Gyuto aus 1.2510, mit Pistolengriff, einem einzigartigen Blitzmuster in der Schmiedehaut und eher schlankem Profil (250 x 50 mm) – das habe ich dann auch natürlich zum Vergleich dazu gezogen. Das PA-Messer hatte mich dann schon bei seiner Vorstellung fasziniert, sodass ich mich trotz wenig Zeit für diesen PA beworben habe. Optik, Fit & Finish, Haptik
In einem Wort: superfantastisch. Ist jetzt auch kein großes Geheimnis mehr, dass ich auf Messer mit rustikaler Optik, aber dennoch sauberen Finish stehe. Christian bietet das in Perfektion, vor allem mit sensationellen Effekten und Akzenten. Die Schmiedehaut stellt alles in den Schatten, was ich da je gesehen habe, speziell dass die „Punkte“ sich über den verrundeten Rücken fortsetzen ist schon fast unwirklich. Dazu die grandiose Puddeleisenzwinge, die vielleicht nicht super anschmiegsam in der Hand liegt (aber auch nicht stört), dafür einen geniale „Themenübernahme“ in den Griff bringt. Der ist wie schon hier oft beschrieben glatt, hochpoliert – und dank der stark gemaserten Nuss wunderschön. Minikritik wäre hier, dass man ein paar Fehlstellen sieht, was mich aber nicht stören würde. Zudem hat der Griff einige Kratzer, die, tippe ich mal, im PA entstanden sind. Die Klinge ist quersatiniert, das ist sauber gemacht, inzwischen von der tollen Patina aber eh fast aufgefressen. Durch den relativ wuchtigen Griff, den sichtlich ausgeprägten Taper und der besagten Rustikalität mit Puddelzwinge & Co. wirkt(e) das Messer auch auf mich noch schwerer und größer als es ist. Ein Leichtgewicht markiert es ja eh nicht: 221 g bei 235 mm scharfer Klinge sind das Gewicht eines seriöses Küchenmessers. Zum Vergleich: Mein Laser-Moosschmiede wiegt nur 191 g bei 250 mm. In der Hand ist das PA-Gyuto aber kein Monster, doch durchaus gewichtig. Und das ist gut so. Man merkt sofort, dass man da ein ehrliches Werkzeug in der Hand hat. Keine Diva, keine Pussy, ein Messer. Aber ein führiges, wendiges, drehfreudiges. Klasse. Alles fühlt sich auch sofort passend an, nix zwickt, nix zwackt, das Ding liegt 1A in der Hand. Im Vergleich zu meinem Laser ist es ungleich satter, massiver, präsenter. Auch etwas „simpler“ – so ein WA-Griff in Wappenform passt halt immer, der Pistolengriff mag ergonomisch sinnvoller sein, taucht aber nicht bei jeder Schneidart perfekt ins Handinnere ein. Auch der Übergang Holz/Zwinge ist beim PA-Gyuto deutlich weniger ausgeprägt als bei meinem Laser, aber immer noch da – er stört nicht wirklich, so ganz glücklich bin ich damit dennoch nicht. Christian hat aber hier ja mal erklärt, warum er das so macht. Messwerte, Geometrie, Profil
Gemessen habe ich Messer in 235 mm scharfer Klingenlänge, bei 54 mm maximaler Höhe und 222 g Gewicht. Am Rücken: 5,2 mm dick direkt am Griff, 2,5 mm in der Mitte, 0,7 mm knapp über Spitze. Also ein strammer Taper! Die Werte weichen bissel von Normans ab – was auch gleich den Unsinn von Messwerten zeigt. Alles andere spare ich mir inzwischen auch. Diese Messerei direkt über der Wate ist eh Schwachsinn, und ein Dickenwert 1 cm über der Wate bringt mir auch nix - ob es es schon bei 0,2 cm über der Wate ballig wird, oder bei 0,9 cm, oder erst bei 1,1 cm sagt mir der Wert halt nicht. Von daher: Entscheidend ist auf dem Brett. Auf dem Brett
Und siehe da: Christian hat das wieder exzellent gemacht. Schon mein Laser überrascht mit einem – für die Dünne der Klinge – exzellenten Foodrelease, weil Christian speziell zum Kehl hin die Klinge sehr ballig schmiedet. Was ja bei seiner Machart hohe Kunst ist. Das PA-Messer ist das, was man in der Welt der Küchenmesserforen gemeinhin als Workhorse bezeichnen. Ich stehe mit dem Begriff ja etwas auf Kriegsfuß, meine „Arbeitspferde“ sind Solinger Grobiane. Aber wer der hier geltenden Definition folgt – vorne höchst schneidfreudig, in der Klingenmitte ausgewogen, zum Kehl hinten kräftig und mit starker Spaltwirkung – findet im PA-Messer ein Paradebeispiel. So wie es wirkt, so schneidet es auch. Die Spitze ist fast flach geschliffen, dünn, aber nicht zu filigran – und ein Zwiebelkiller der Extraklasse. Hintenraus wird das Messer dann mit jedem Zentimeter mehr zur Wuchtbrumme, da wird die Möhre gespalten, da springt selbst die Süßkartoffelscheibe ehrfurchtsvoll zur Seite. Dazu lässt es sich mit der Spitze vorzüglich ziehen, mit dem Heck choppen und drücken und über die ganze Messerklinge hinweg erstaunlich gut wiegen. Da war ich ob der eher flachen Heckpartie erst skeptisch, aber es klappt bestens. Auch besser als bei meinem Laser, dessen Spitze nicht so schön hoch im Wind steht. Generell: Ich kann alle Lobeshymnen meiner Vorposter bezüglich der Performance dieses Messers virtuell dick unterstreichen. Nachtrag: der Vergleich zu meinem Moosschmiede-Laser. Gleich vorweg: Da liegen Welten dazwischen. Nicht im Positiven oder Negativem, beides sind Traummesser, sondern im Charakter. Mein Laser schneidet erheblich leichter, beginnend an der hauchdünnen(!) Spitze bis hin zur immer noch durch jede Möhre knackfrei rauschenden Heckpartie. Und das bei echt gutem Foodrelease. Der ist beim PA-Messer natürlich noch mal besser, vor allem aber ist das Ding im Vergleich einfach ein Dampfhammer. Anders gesagt: Meins ist ein Florett, das PA-Messer ein Säbel. Oder Rennrad vs. Mountainbike. Bei meinem stehe ich immer bissel mit dem Fuß auf der Bremse, weil die Klinge so leicht ist, weil sie etwas Flex hat, weil sie so zart wirkt, ja, so zerbrechlich (was es nicht ist, keine Sorge). Mit dem PA-Messer habe ich hingegen ziemlich hemmungslos auf dem Brett gewerkelt. Für den perfekt gezogenen Genussschnitt hätte ich Stand heute nur meine beiden Sujihikis von Raquin und Fu-Rin-Ka-Zan, die den Moosschmiede-Laser diesbezüglich überbieten würde (die dafür dann schon spürbar unhandlicher sind), in Sachen Alles-weg-schneide-Maschine ist das PA-Guyto jedoch eine Macht. Stahl, schärfen und wetzen
Christian hat ja selbst ein paar Aussagen zum Stahl gemacht, die ich so ebenfalls voll bestätigen kann. Sein 1.2235 (80 CrV2) schwächelt etwas in Sachen Schnitthaltigkeit, ist dafür aber ein echter Sorglosstahl. Der Stahl ist superzäh, da bricht nix aus, da legt sich maximal die Schneide um. Zudem ist der 1.2235 an diesem Messer sehr schnell scharf zu bekommen und fast idiotensicher wetzbar. Der Reihe nach: Zu mir kam das Messer von Johannes, der es ja bereits „stumpf“ getestet hatte. Wirklich viel ließ sich dann da auch nicht mehr mit schneiden. Möhren? Jo. Tomaten? Nö. Nach Absprache hier im Forum habe ich es dann einmal komplett durchgeschliffen, beginnend mit Shapton Pro 2k, über Shapton Pro 5k, 8k und 12k. Finish mit meinem ausgezeichneten Ohira Suita Renge. Im Prinzip hatte das Messer schon nach dem 5k eine sehr gute, nach dem 8k eine excellente, die dann im Prinzip nur noch feiner wurde. Wie erwartet lies die „Pornoschärfe“ sehr schnell wieder nach. Aber: Ein, zwei Züge auf dem ja superglatten Dickoron Polish reichten immer wieder aus, um die Schärfe fast wieder auf das Ohira-Niveau zu bekommen, zumindest locker wieder auf das Shapton-Pro-8k-Niveau (das super ist!). Ich denke, dass man das Messer mit Dickoron Micro ewig und drei Tage lang (Küchen-)scharf halten kann. Zum Testende legte sich die Schneide wieder an ein, zwei Stellen um, sodass ich vor dem Weiterversand noch einmal mit den Shaptons (jetzt nur ab 8k) und dem Ohira alles glattgebügelt habe. Bin gespannt, wie es sich danach geschlagen hat! EpilogChristian, wenn du das Messer doch nicht als dein Eigenes behalten willst: Ich nehme es. Viel mehr ist als Fazit nicht zu sagen 😉 Bilder
Zuerst ein paar bissel übertrieben Beautyshots. Dann das Messer im Vergleich zu meinem Moosschmiede-Laser und einem optisch passenden Xerxes-Full-Custom-Honesuki. Dann noch ganz wenig Schnibbelalltag.
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Post by schmirgel on Aug 2, 2019 20:51:41 GMT
Bei "auf dem Brett" habe ich noch den (wenig überraschenden) Praxisvergleich zu meinem Moosschmiede-Laser nachgetragen. BTW: Dank des PAs hatte ich letzteres auch viel mehr auf dem Brett und wieder neu lieben gelernt. Was für ein tolles Ding. Auch für sowas ist so ein PA also gut Daher noch mal Danke an Christian und an das Forum für die Möglichkeit.
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Post by severus on Aug 4, 2019 19:17:19 GMT
Moin, ich möchte als erstes Christian für die Gelegenheit danken, eines seiner seltenen Messer in einem PA testen zu dürfen! Dieses Forum und der Geist, der hier herrscht und solche Gelegenheiten möglich macht, ist wirklich einzigartig! Mein Review in diesem PA ist längst überfällig. Aber nachdem in den bisherigen Reviews alles schon reichlich drin ist, was man sich wünschen kann: tolle Fotos, Videos, ausführliche Beschreibungen, … was soll man da noch dazugeben? Nur noch den eigenen Eindruck. Also los! Der erste EindruckDas Messer beeindruckt mich vom ersten Moment an. Die Gesamtform mit der Klingenform als relativ spitz zulaufendes Gyuto,in Verbindung mit einer leichten Anstellung zwischen Schneidenwinkel und Griffwinkel wirkt sehr modern und dynamisch. Im Kontrast dazu wirkt die Materialkombination mit Schmiedehaut, Puddeleisen und Maserholzgriff rustikal, „mittelalterlich“, wie eine Freundin spontan sagte. Ein spannender Kontrast aus Form und Anmutung! Etwas irritierend sind für mich die Proportionen von Griff und Klinge. Der Griff wirkt für mich bei diesem Messer sehr groß, tendenziell optisch in Relation zur Klinge etwas zu groß. Die Materialien des Griffs sind sehr schön und rustikal-edel. Das Walnussholz ist ein sehr schön ausgesuchtes Stück. Weiterhin fällt die hervorragende handwerkliche Verarbeitung auf. Da gibt es auf den ersten Blick wirklich nichts, was nicht so gewollt und geplant und blitzsauber ausgeführt ist. Christians Interpretation der Kochmesserform bei diesem Messer finde ich sehr interessant. Einerseits ist die Klingenform sehr schmal, spitz und wenig bauchig ausgeführt, was zu einer dynamischen Optik führt und hilft, den Schwerpunkt in Griffnähe zu halten. Den Nachteil einer sehr spitzen und damit empfindlichen Spitze vermeidet er durch ein Absenken des Rückens auf den letzten Zentimetern. Diese Form finde ich sehr gelungen und praxistauglicher als z.B. das Xerxes von Torsten, bei dem die Spitze doch arg spitz, dünn und empfindlich geraten ist. In der HandDas Messer liegt sehr ausgewogen in der Hand. Mit dieser Klingenlänge und Schwerpunktverteilung wirkt es sehr führig. Dennoch ist es nicht leicht. Man hat etwas in der Hand! Der dicke Klingenrücken bringt Gewicht und damit ein Gefühl vertrauenerweckender Robustheit. Im Hammergriff liegt die Wappenform des Griffs gut in der Hand. Allerdings ist der Griff für meine mittelgroßen Hände etwas zu dick.Besser geht es im Pinchgrip. Bei weitem Vorgreifen, wie ich es häufig mache, ist die Zwingenform sehr angenehm und nichts ist im Wege. Mein Sohn simon dagegen greift nicht so weit vor. Für ihn war die Form der Zwinge weniger gut gelungen, da er die Kanten bei längerer Benutzung unangenehm spürte. Er hätte sich stärker gerundete Kanten gewünscht. Noch zwei Mal über den Wetzstahl, kurzer Test: die Klinge rauscht glatt durchs Küchenpapier. Los geht’s! Auf dem BrettDas Messer läuft sehr gut in allen Schnitttechniken. Choppen, Schub- und Zugschnitt, alles geht leicht von der Hand. Auch der Wiegeschnitt läuft rund, wobei ich da doch eine etwas längere Klinge bevorzugen würde und das Messer dafür nicht meine erste Wahl wäre. Bezüglich der Schmiedehaut waren wir uns uneins. Simon empfand die sehr rau belassene Schmiedehaut beim Greifen im Pinchgrip als irritierend, während sie mich nicht gestört hat Christians hybrider Schliff verbindet eine sehr gute Schneidfähigkeit mit dem Gefühl absoluter Robustheit und Sicherheit. Man hat das Gefühl, ein vertrauenswürdiges, robustes Werkzeug in der Hand zu haben, dem man Einiges zumuten kann. Ein gutes Gefühl! GeschmackssachenPositiv hervorheben möchte ich Christians, wie ich finde, sehr pragmatische und realistische Einstellung in Bezug auf den verwendeten Stahl. Er setzt bewusst keine Superstähle ein, sondern verwendet mit dem 1.2235 einen einfachen , konventionellen, niedrig legierten Werkzeugstahl. Seine Argumentation, dass dessen viele Vorteile: günstiger Preis, gute Schmied- und Schleifbarkeit, einfache Wärmebehandlung, Robustheit und leichte Schärfbarkeit den Nachteil nicht so besonders hoher Standzeit weit überwiegen, kann ich sehr viel abgewinnen! Es gibt auch ein paar Dinge, die mir an dem Messer nicht so gut gefallen. Dies sind aber eher Geschmackssachen als Mängel. Holzfinish: ich gestehe, ich mag die hochglänzende Oberfläche von True Oil nicht! Die glänzende Oberfläche ergibt zwar eine hervorragende Tiefe und Kontrastwirkung des Holzes und sehr schöne Farben, aber ich finde die ausgeprägte Schichtbildung unschön, den Glanz übertrieben und auch die Haptik nicht so angenehm wie z.B. ein mattes Leinöl-Finish. Insbesondere bei diesem Messer kommt noch dazu, dass ich die Kombination aus den rustikalen Oberflächen der Metalle und dem glatten, glänzenden Holz nicht so gelungen finde. Ein matteres Finish würde hier m.E. harmonischer wirken. Zwingenübergang: Christians Ansatz, um fühlbare Übergange zwischen Zwinge und Griffholz, die durch ungewolltes Arbeiten des Holzes entstehen, zu vermeiden, ist, hier von vornherein einen fühlbaren Übergang in Form einer leichten Fase vorzusehen. Im Effekt finde ich das nicht wirklich überzeugend. Man hat so immer einen Übergang, der fühlbar ist und mit der feinen Fase auch einen möglichen Sammelpunkt für Schmodder. Wenn man es polemisch sagen wollte: der einzige Unterschied zu einer ungewollten Kante ist der, dass diese eben gewollt ist. Meiner Meinung nach ist der einzige Weg, das Entstehen von Kanten an Metall-Holz-Übergangen sicher zu vermeiden, Holz-Metall-Übergänge zu vermeiden und mit anderen Materialkombinationen zu arbeiten. Will man unstabilisiertes Holz mit Metall kombinieren, muss man m.E. mit fühlbaren Übergängen leben. Anstellwinkel des Griffs: Wie man auf den Fotos sehen kann, verläuft die Achse des Griffs nicht parallel zur Schneide, sonders ist gegenüber dieser Linie leicht nach oben gekippt, Dies ist bei vielen Messern so, hier aber relativ stark ausgeprägt. Dies gibt dem Messer eine dynamische Optik, hat aber den Nebeneffekt, dass man das Handgelenk deutlich stärker anwinkeln muss. Bei kleineren Menschen – sowohl Simon wie ich sind unter 1,75 m groß – zieht sich dieser Effekt bis in die Schulter. Ich stellte fest, dass ich beim Arbeiten mit diesem Messer die rechte Schulter immer leicht angehoben habe, um so das Anwinkeln des Handgelenks zu reduzieren. Bei kurzen Kochsessions kein Problem, aber ich könnte mir vorstellen, dass diese Haltung bei längerem Arbeiten zu Ermüdung oder Verspannung führt. Simons Kommentar: „Ein Kochmesser für Menschen über 1,90 m“. Ergonomisch wäre hier eine „langweilige“ klassische Linienführung die bessere Lösung. Proportionen: wie oben bereits erwähnt, empfinde ich den Griff in Relation zur Klinge (und auch in Relation zu meiner Hand) als etwas zu groß. Fazit Ein schönes, sehr funktionales und rundum gelungenes Messer! Es wäre wegen der kleinen „Unpässlichkeiten“ nicht mein persönliches Traummesser. Das ändert aber nichts daran, dass es in der höchsten Liga handgefertigter Kochmesser spielt und insbesondere durch die Qualität seiner handwerklichen Verarbeitung voll überzeugen kann. Hier noch ein paar Fotos. Ich gebe zu, dass diese angesichts der hervorragenden Fotos in den anderen Reviews reinen Alibi-Charakter haben.
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Post by BastlWastl on Aug 6, 2019 11:01:03 GMT
Hammer Reviews ! Weiter so Jungs!
Macht bei jedem Spaß zu lesen! Vielen Dank dafür!
grüße Wastl.
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Post by keste on Sept 4, 2019 23:04:22 GMT
Leider mit viel zu viel Verspätung mein Bericht zum Messer von Christian. Ich habe bereits ein Messer von Christian und eben dieses Messer hat dazu geführt dass immer mehr Messer dazukamen obwohl es nicht mehr nötig gewesen wäre. Umso mehr habe ich mich gefreut am PA teilnehmen zu können. Nach den hervorragenden vorangegangenen Berichten kann ich nur bei meinen Leisten bleiben und hoffe dem ganzen mit meinen eigenen Eindrücken etwas gerecht zu werden. Auslieferungszustand: Das Messer kam frisch geschärft von schmirgel zu mir. Vielen Dank dafür! Patina hat sich bereits ordentlich gebildet, der Griff hat schon ein paar kleine Kratzer davongetragen, nichts schlimmes dabei. Daten: Gesamtlänge: ca. 37 cm Klinge scharf: ca. 23,5 cm Gewicht: 221g Stahl: 1.2235 (80 CrV2) Schwerpunkt: Ca. 36mm vor dem Griff Fit&Finish Das Messer ist wie von Christian gewohnt perfekt verarbeitet. Die Schmiedemarke ist so dezent dass ich sie wirklich suchen musste, für mich eine sehr schöne Schmiedemarke mit klasse Understatement. Weitere Bilder als Eindrücke: Griff und HaptikBeim Griff darf natürlich die Wappenform nicht fehlen. Für den Griff hat Christian wirklich ein wunderschönes Stück Holz ausgewählt: Was mich bei diesem Messer überrascht hat, und was ich bisher nicht kannte, ist der nach oben abgekippte Griff. Da Christian das Messer ursprünglich für sich selbst konzipiert hatte denke ich dass dadurch das Messer perfekt an ihn und seine Arbeitshöhe angepasst wurde. Für andere Personen mag das nur bedingt stimmig sein oder zu einer verkrampften Haltung führen. Im ersten Moment war ich mir nicht sicher was ich davon halte soll, ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt und festgestellt dass ich mich in einer völlig neutralen und unverkrampften Haltung befinde. Der „Knick“ fühlt sich stärker an als es auf dem Bild zur Geltung kommt.
Vergangenheit und GegenwartDa ich bereits ein Messer von Christian besitzt sei mir ein kleiner Vergleich gestattet. Zwischen den Messern liegen ca. 2 Jahre. Geblieben ist die perfekt Verarbeitung, ansonsten hat sich einiges getan. Bei der Griffform hat Christian für sich eine relativ gerade gewählt, ich liebe den Griff an meinem Messer. Die Wappenform und die „Kante“ an der Unterseite sind geblieben, jedoch weniger stark ausgeprägt. An Zwinge und Fingerrest hat sich einiges getan, das neue Messer greift sich deutlich angenehmer. Das ausschlaggebende ist für mich der Abstand Zwinge zu Kehl. Dieser hat deutlich zugenommen, der Fingerrest ist etwas ausgeprägter und runder. Bei der neuen Form der Zwinge bin ich hin und gerissen. Mir gefällt die alte Form besser und ich bin mir nicht sicher ob die neue Form wirklich angenehmer zu greifen ist (Stickwort Kanten). Das neue Messer ist mit der neuen Form allerfings schon sehr stimmig. Es bleibt wohl Geschmackssache In der Kehlshots kann man den stärker ausgeprägten Taper erkennen. (Erstes/oberes Bild ist das Bavayuto, das 2. das PA Messer) PerformanceWie schneidet das Messer denn nun. Die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Brett und ist ziemlich subjektiv. Das Messer ist für mich ein Allroundmesser das alles abdecken soll und dies erfüllt es in meinen Augen perfekt. Es ist kein Laser, schneidet im vorderen Bereich jedoch sehr leicht ein. Der Taper entwickelt nach hinten eine schöne Schnittgutfreisetzung. Negativ aufgefallen ist mir dass das Schnittgut an der linken Flanke teilweise stark klebte, vermutlich gibt sich das noch mit etwas mehr Patina. Sonst gibt es wenig zu sagen, das Messer funktioniert. Punkt. Nun zum noch subjektiveren Teil: Was mir auffällt, und auch bei meinem anderen Moosschmiede-Messer aufgefallen ist, ich fühle mich sofort wohl mit dem Messer. Es fühlt sich v.a. im Wiegeschnitt einfach genau richtig an und läuft perfekt. Ich denke dass liegt daran dass die Messer bei Christian recht ausgiebig auf dem Brett getestet werden (wie sieht’s bei anderen Machern aus?) und unsere Vorlieben sehr ähnlich sind. FazitChristian ist wieder ein Messer in der gewohnten Qualität gelungen, ich freue mich es als Gast auf meinem Brett verwendet zu haben. Der direkte Vergleich mit den Veränderungen war aufschlussreich für mich, geblieben ist die Faszination sich sofort so wohl mit einem Messer zu fühlen. Danke dass ich am Test teilnehmen durfte. Das Messer wurde von mir nicht nachgeschärft und ging mit einer sehr guten Tomatenschärfe weiter an doc
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Post by MathiasM on Sept 25, 2019 17:54:32 GMT
Nabend,
so, jetzt gibt es auch von mir mal einen kurzen Bericht zu dem Messer. Ich habe bewusst erst jetzt überflogen, was in den vorherigen Berichten so geschrieben wurde, um im Testzeitraum unvorbelastet an das Messer herangegangen zu sein. Eigentlich wollte ich das PA Messer mit meinem 300er Gyuto von Christian vergleichen, das aus dem gleichen Stahl gebaut wurde, eine ähnlich schöne unbewusste Hamon bekommen hat und eines der letzten war, die er vor dem PA Messer gefertigt hat. Außerdem besaß ich ja mal das vorherige große K-Tip PA Messer. Leider wurde aus dem Direktvergleich nichts, da mein Gyuto seit geraumer Zeit bei luis02 liegt, um eine Saya angezogen zu bekommen. Aus dem Kopf heraus kann ich aber sagen, dass beide Messer zwar ähnlich sind, meines aber einen etwas aggressiveren Workhorse Charakter hat.
Ersteindruck Die Patina ist relativ ausgeprägt und es ist sehr schön zu sehen, wie stabil hell der Hamon Bereich geblieben ist. Die Schneidfase ist für eine derart hintere Position in einem PA noch erstaunlich klein geblieben, natürlich aber hat die Fase keinen Charakter eines neu angeschliffenen Messers mehr. Darüber hinaus gibt es wenig zu sagen. True Oil mag man eben oder nicht - aber der Rest ist so schön gemacht, wie ich das im Gesamtbild sehr selten gesehen habe. Da ich riesen Fan von schönem Nussholz bin, fiel mir wenig ein außer einem großen WOW Die Evolution vom ersten zum zweiten PA Messer ist im Detail beeindruckend, obwohl das erste PA Messer ja schon ein Knaller war. Haptisch finde ich das Messer auch eins A, weil es für mich nichts besseres als ein schön getapertes Messer mit fettem Rücken und abgerundeten Kanten gibt. Den Stahl empfinde auch ich als Sorglosstahl und die Standzeit im Hobbybereich nicht für dramatisch. Mit geführtem System ist das eh kein Thema. Klar, für Outdoormesser taugt der Stahl schon lange hervorragend, aber dafür, dass ich vor Christian noch nie davon gehört hatte, dass er auch für feine Schneidfasen von Küchenmessern geeignet ist, finde ich ihn sehr gut.
Kleiner Vergleich
Da ich kein vergleichbares 240er Gyuto besitze und nicht schon wieder das 220er Itinomonn heranziehen wollte (das immer eines meiner Lieblingsgyutos sein wird), habe ich es mal mit einem für einen Allrounder mit angenehmem Rücken leichten Kochi 270 und meinem neuen Flatspot Panzer von The9 verglichen. Da das aus Zeitgründen kein aufwendiger Test war, wie ich ihn bei früheren PA´s durchgeführt habe, gibt es nur eine Zusammenfassung. Das Moosschmiede ist das für mich universellste der drei Messer. Sehr wendig, angenehm im Wiegeschnitt, eine tolle spitze Spitze und eine unauffällig angenehme Klingenlastige Balance. Toll!
Performance auf dem Brett
In der Schneidperformance ist es nicht mehr mit einem neuen Messer von Christian vergleichbar, da kommt die viele Schärferei von unterschiedlichen Teilnehmern doch etwas durch. Aber trotzdem schneidet es noch leicht genug, um eine gute Note zu bekommen. Die einzige direkt auszumachende Schwäche ist meiner Meinung nach die sehr glatt gefinishte Oberfläche. Je nach Technik bleibt man da im Sellerie z.B. einfach mal gnadenlos stecken. Wie ausgeprägt das bei meinem Gyuto ist, kann ich leider gar nicht sagen, da ich es nur kurz bei mir hatte und es seitdem auf Reisen ist. Je nach Schnittgut ist der Food Release aber gut bis sehr gut, Z.B. bei allem, was bei mir in einem Salat landet, außer Zwiebelwürfeln.
Kochi und The9 schnitten im Vergleich beide etwas leichter und machen trotz großer Unterschiede im Gewicht und Profil einen hervorragenden Job als Allrounder. Dass das Kochi sehr gut ist, weis ich ja schon lange. Aber das The9 hat bei mir kürzlich wieder frischen Wind in die Küche gebracht, da es sehr an ein Watanabe mit mehr Flatspot mit noch etwas mehr Gewicht (exakt 300g bei 260x57) erinnert. Für so ein schweres Messer liegt es hervorragend in der Hand. Kalte Möhren knacken z.B. je nach Dicke nicht oder fast nicht und die Geometrie läuft trotz des dicken Rückens und relativ niedrigen Anschliffs schön rund, fast wie ein Watanabe Gyuto eben. Der sicherlich für viele bessere Allrounder ist und bleibt aber das Moosschmiede, um welches es hier primär ging.
Fazit Viel bleibt mir da nicht zu sagen, außer, dass mir Christians Messer mal wieder richtig Lust auf ein 240er Gyuto gemacht hat und ich nachwievor höchst beeindruckt von seinen Fertigkeiten als Hobbymessermacher bin! Vielen Dank christian , dass ich auch bei deinem zweiten PA mitmachen durfte!
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Post by wern on Oct 4, 2019 10:54:08 GMT
Hallo Kollegen, ich muss noch meinen Bericht zum Moosschmiede Gyuto abliefern. Als Erstes vielen Dank für die Möglichkeit teilzunehmen. Da meine Möglichkeiten in Sachen Bilder beschränkt sind und das Messer auch schon unendlich oft photographiert wurde werde ich leider nicht viel Neues zeigen können. Aussehen und Verarbeitung :
Ein Messer wie dieses habe ich vorher noch nicht in der Hand gehalten. Wenn ich das richtig sehe, ist die Klinge fast bis zum Endzustand geschmiedet worden. Meine eigenen Messer sehen da komplett anders aus. Dieses Messer ist trotzdem so gut verarbeitet, dass es einem größte Hochachtung für die Handwerkskunst abfordert, die hier eingesetzt wurde. Die Klinge ist sehr gut abgerundet und ein bequemes Arbeiten ist problemlos möglich. Ich weiß nicht, ob die leichte Stufe zwischen Holz und der abschließenden Platte Absicht ist, oder ob sich das auf Dauer durch das Arbeiten des Holzes nicht vermeiden lässt. Christian hat ein tolles Stück Holz für den Griff verwendet. Wenn ich das richtig sehe ist der Griff mit einem Öl behandelt worden, das aushärtet. Er wird also zu beginn sehr glänzend gewesen sein. Als das Messer bei mir ankam, hatte der Glanz stellenweise schon abgenommen. Die Klinge hatte schon eine schöne Patina angenommen. Alles in Allem ein wirklich tolles Messer, das man sehr gerne anschaut. Die Schmiedemarke ist tatsächlich so gut "versteckt", das ich echt die Photos der Kollegen ansehen musste, um sie sicher zu finden. Zu viel des Understatements, man könnte ruhig sehen, von wem das gute Stück stammt. In der Hand:
Mein erster Eindruck: der Griff ist ganz schön groß und voluminös im Vergleich zur Klinge. Wa Griffe mag ich eigentlich auch nicht so sehr. Ich hatte also ein paar Vorbehalte. Durch die Wappenform liegt der Griff aber überraschend gut in der Hand. Was auch dazu beiträgt ist der Absatz am vorderen Ende der Platte, der das vordere Ende schmaler macht. Ich war sehr positiv überrascht. Das Profil:
Kann ich nicht wirklich beurteilen, aber im Griffbereich ist die Klinge sehr kräftig und ordentlich ballig. Zur Spitz hin ist die Klinge recht dünn ausgeschliffen. Würde ich am ehesten mit meinem WH von Simon vergleichen, das ist allerdings noch eine Nummer größer: Dessen Griff sieht auf dem Bild auch noch fetter aus, liegt aber besser in der Hand. Das ist einer der für mich optimalen Griffe. Auf dem Brett:
Üblicherweise arbeite ich im Wiegeschnitt, Zugschnitt oder Schubschnitt, Choppen kann ich nicht wirklich. Das Messer kam von doc kurz gewetzt bei mir an. Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt, das ist scharf, aber durch die seit dem gemachten Erfahrungen und den Einsatz des Bogdan EP Systems bin ich inzwischen Anderes gewöhnt. Ich habe es also als Erstes nur minimal überarbeitet (Shapton Pro 2K und 5K, 18°). Danach war Alles wie gewünscht. Weil ich durch einen Zufall zur gleichen Zeit das M390 Gyuto von Simon zuhause hatte, haben beide das gleiche Programm gesehen. Ich habe quasi Alles 50:50 mit beiden Messern verarbeitet, also Tomaten (fest und weich), Möhren, Fenchel, Sellerie, Speck, Fleisch, Kartoffeln, Staudensellerie, Zitrusfrüchte (schälen und filetieren), Käse (allerdings keinen dicken Parmesanklotz), Schnittlauch, Petersilie, Walnüsse, Melone (inkl. schälen). Das Moosschmiede Gyuto hat dabei Alles widerspruchslos mitgemacht. Es hinterlässt einen robusten und zuverlässigen Eindruck, ohne dabei allerdings besonders hervorzustechen. Mit dem Messer kann man einfach gut arbeiten. Zum Thema Food Release wiederhole ich einfach das, was ich schon zu Simons Messer geschrieben habe, weil die Messer sich bei meiner (vermutlich fragwürdigen) Schnitttechnik quasi gleich verhalten: Food Release ist bei den allermeisten Schnittgütern unauffällig. Kleinere Stücke haften wie immer an und wandern an der Klinge hoch, wäre mit angepasster Schnitttechnik vermutlich wesentlich besser. Bei hohen Schnittgütern (große halbierte Zwiebeln und ganze Sellerieknollen, die ich in Scheiben schnitt) saugte sich die linke Flanke der Klinge ordentlich fest, was stark bremste. Bei geeigneter Schnitttechnik (über die ich natürlich nicht verfüge) vielleicht kein Thema, bei meinem langsamen Tempo aber deutlich feststellbar. Zum Vergleich (um zu schauen, ob ich mir das nur einbilde): das Tequila Sunrise ging wesentlich leichter da durch, ohne dabei schärfer zu sein. Vielleicht könnte man die Geometrie in dieser Beziehung noch etwas optimieren, wie man sieht, geht das besser.
Schnitthaltigkeit:
Was mir auf jeden Fall auffiel ist, dass der Stahl schnell an Schärfe verliert. Besonders zu dem gleichzeitig angetretenen M390 geht das für meinen Geschmack viel zu schnell. Ich verwende keinen Wetzstahl und muss jedes mal das Bogdan EP rauskramen. Das ist lästig. Für diesen Stahl wäre die Anschaffung eines Wetzstahls bestimmt sinnvoll. Die Phase, wo man mit Grinsen im Gesicht schneidet, ist ansonsten viel zu schnell vorbei. Ich habe das Messer insgesamt drei mal angepackt. Das ist mir in dieser kurzen Zeit echt zu viel.
Schärfbarkeit:
Damit komme ich zu einem großen Vorteil des Stahls. Er ist mit minimalem Aufwand zu schärfen und erreicht sehr schnell eine gute Schärfe. Ich vermute, dass man durch Wetzen mit dem Messer über lange Zeit super arbeiten kann.
Mein Fazit:
Ein bildschönes Messer, mit dem man sehr gut arbeiten kann. Es könnte Dein "bester Freund" in der Küche sein, wenn Dir die Eigenschaften entgegenkommen.
Tolle Verarbeitung, ein außergewöhnliches Stück für die Messerleiste Ungenügende Schnitthaltigkeit
Hervorragende Schärfbarkeit
Es hinterließ bei mir ein sehr zwiespältiges Gefühl. Für mich wäre leider der Stahl nicht die erste Wahl. Ich bin halt Fan der PM Stähle. Weil es aber einfach ein tolles Stück Handwerkskunst darstellt, ist trotzdem ein gewisses Habenwollen vorhanden.
Viele Grüße
Frank
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Post by Culinamigo on Oct 31, 2019 16:43:18 GMT
Ich war auch einer der glücklichen, die das PA Messer von christian testen durften. Hierfür vielen Dank! Das Messer hat mich in Wochen erreicht in denen ich aus beruflichen Gründen leider nur recht wenig zum Kochen gekommen bin. Trotzdem habe ich das Messer dann an einem Samstag ausgiebig getestet. Optisch finde ich den Kontrast von der rustikal anmutenden Klinge zu dem polierten und edel anmutigen (wenn auch im Verhältnis zur Klinge großen) Griff mit einer wunderschönen Maserung sehr gelungen! Mir persönlich liegt der recht voluminöse Griff ausgesprochen gut in der Hand. Ich habe aber auch Handschuhgröße 10. Mit dem Messer lässt sich prima arbeiten und ich finde den sehr präzisen Taper der Klinge klasse. Damit fühlt sich das Messer immer side und sicher und souverän an aber das schneiden geht absolut ausreichend leicht von der Hand. Das Messer ist zwar kein Laser aber super für anspruchsvolle Alltagsschnippler geeignet. Für meine Vorlieben ist das Klingenprofil (gerade im Bereich der Spitze) ein wenig zu flach um damit viel im Wiegeschnitt zu schneiden. Für Protein und Schubschnitt fand ich die Klinge aber ideal geeignet. Der Faktor der Schnitthaltigkeit ist bei mir (leider) nicht zum tragen gekommen aber ich persönlich finde eine Klinge, die sich einfach und lange mit einem Dick Micro scharf und bissig halten lässt durchaus angenehm im Alltag. Das würde ich selbst gar nicht unbedingt als Schwachstelle wahrnehmen. Mit hat das Messer wirklich gut gefallen und es ist eindeurtig handwerklich hervorragend gemacht. Dafür habe ich sehr viel Respekt! Ich möchte mich nochmal dafür bedanken dass ich an dem PA teilnehmen durfte und so in den Genuss eines Moosschmiede Messers gekommen bin. Beste Grüße, Finn
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