Thüringer Wasserabziehsteine – das Vermächtnis der Fa Escher
Jan 8, 2017 12:53:00 GMT
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Post by hatzicho on Jan 8, 2017 12:53:00 GMT
Die bis zum heutigen Tage bekanntesten Wetzsteine aus dem thüringischen Gebiet sind die aus dem Oberdevon stammenden Thüringer Wasserabziehsteine. Die Geschichte dieser Steine im Sinne ihrer Entdeckung und Verwendung als Abziehsteine beginnt erst relativ spät – zumindest im Vergleich zu anderen Wetzsteinen aus der Region. Die Geschichte fällt zeitlich jedoch zusammen mit dem Aufstieg der Fa. Escher aus Sonneberg, obwohl die Fa. Escher niemals einen eigenen Bruch im Oberdevon weder besessen noch gemietet hat, um diese Steine selbst abzubauen. Interessant ist auch, dass bis zur ersten Entdeckung dieser Gattung von Steinen, das Zentrum der thüringischen Wetzsteinfabrikation in der Stadt Sonneberg lag. Die oberdevonischen Abziehsteine finden sich aber ausschließlich im Bereich um Steinach - was dazu führte, dass sich dieses Zentrum der Wetzsteinfabrikation nach und nach von Sonneberg nach Steinach verlagerte.
Aber der Reihe nach.
Die erste „Entdeckung“ der Wasserabziehsteine erfolgte Ende des 18. Jahrhunderts in einem Waldgebiet in Steinach „in den Buchen“. Das Gebiet war staatlicher Besitz. Der erste Pachtvertrag zum Abbau der Steine wurde 1807 mit einem Johan Nikol Bauer und Johann Caspar Reinhold zu Sonneberg geschlossen. Die Brüche in diesem Gebiet waren ohne Unterbrechung bis etwa zum Beginn des 2. Weltkrieges in Betrieb.

Parallel dazu begannen einige Steinacher auf ihren eigenen Grundstücken zu schürfen. Einige Versuche hierzu waren von Erfolg gekrönt, so dass zu den staatlichen auch einige private Brüche den begehrten Wasserabziehstein lieferten.
Auch wenn die Produktion von Wetzsteinen sich damit nach Steinach verlagerte, die Haupthandelsfirmen saßen weiterhin in Sonneberg. Und die wichtigste aller Firmen in Bezug auf den Wetzsteinhandel war die Fa. Escher. Gegründet 1789 von Johan Gottfried Escher existierte die Firma bis zur Übernahme und Umwandlung in einen VEB der DDR im Jahre 1953. Johan Gottfried Escher handelte anfänglich mit allen möglichen heimischen Produkten, hauptsächlich dem thüringer Schiefer. Darüber hinaus besaß er einen Wetzsteinbruch im Ordovizischen, über den in einer anderen Folge noch die Rede sein wird.
Der große Aufschwung der Firma Escher begann unter seinem Sohn Johan Caspar Escher. Er hatte 16 Kinder, von denen einige in die USA auswanderten und dort allein oder mit ihren Lebenspartnern Handelsfirmen gründeten. Dies war der Grundstein für die weite Verbreitung und den enormen Erfolg der Escher’schen Wasserabziehsteine, die sich auch heute noch insbesondere unter den Rasiermesserliebhabern großer Beliebtheit erfreuen.

Der am längsten betriebene Bruch im Oberdevon war der von Herman Luthardt am Weinberg. Er wurde 1966 geschlossen. Hier ein Blick in den Bruch um das Jahr 1935:

Was ist das Besondere der Thüringer Wasserabziehsteine?
Bei den Steinen handelt es sich um Schiefer, sogenannten Tonschiefer. In diesen Schiefer sind feinste Quarzpartikel eingelagert, die für die abrasive Wirkung verantwortlich sind.
Je nach Schicht und Lage enthalten diese Tonschiefer Quarzpartikel unterschiedlicher Größe und Anzahl. Die Tonschieferlagen im Steinacher Gebiet enthalten bis zu 274 verschiedene Schichten, die sich durch ihre unterschiedliche Färbung voneinander visuell unterscheiden. Von diesen 274 Schichten wurden 167 als sogenannte Wetzsteinschichten identifiziert, d.h. Schichten deren Quarzanteil und Korngröße ihre Tauglichkeit als Wetzstein definiert. Von diesen 167 Wetzsteinschichten wiederum wurden nur die mächtigsten und besten abgebaut, jedenfalls anfänglich. Mit der steigenden Nachfrage wurden immer mehr Schichten abgebaut und natürlich teilweise auch weniger geeignetes Material verwendet. Insgesamt aber zeichnen sich die Thüringer Wasserabziehsteine durch eine große Homogenität in Bezug auf ihre abrasive Wirkung aus. Die Einteilung der einzelnen Schichten erfolgte grundsätzlich etwa in 4 Qualitätsstufen nach ihren Grundfarben gelbgrün – hellgrün – blaugrün – blau. Die beste Qualität stellte die gelb –oder gelbgrüne Stufe dar. In Untersuchungen aus den 1960er Jahren wurde nachgewiesen, dass diese Qualität hinsichtlich der enthaltenen oberen Korngröße der Quartzpartikel die feinste darstellt. Je blauer die Steine werden, desto gröber wird der oberen Korngrenzenbereich. Insgesamt sind die Unterschiede aber selbst beim Schärfen von Rasiermessern klein und können meiner Meinung nach nur von wirklich erfahrenen Schärfern überhaupt wahrgenommen werden.
Standardgrößen der thüringer Wasserabziehsteine variieren zwischen 4,5‘‘ (ca. 11,5 cm) und 12‘‘ (ca. 30 cm) Länge.

Aber der Reihe nach.
Die erste „Entdeckung“ der Wasserabziehsteine erfolgte Ende des 18. Jahrhunderts in einem Waldgebiet in Steinach „in den Buchen“. Das Gebiet war staatlicher Besitz. Der erste Pachtvertrag zum Abbau der Steine wurde 1807 mit einem Johan Nikol Bauer und Johann Caspar Reinhold zu Sonneberg geschlossen. Die Brüche in diesem Gebiet waren ohne Unterbrechung bis etwa zum Beginn des 2. Weltkrieges in Betrieb.

Parallel dazu begannen einige Steinacher auf ihren eigenen Grundstücken zu schürfen. Einige Versuche hierzu waren von Erfolg gekrönt, so dass zu den staatlichen auch einige private Brüche den begehrten Wasserabziehstein lieferten.
Auch wenn die Produktion von Wetzsteinen sich damit nach Steinach verlagerte, die Haupthandelsfirmen saßen weiterhin in Sonneberg. Und die wichtigste aller Firmen in Bezug auf den Wetzsteinhandel war die Fa. Escher. Gegründet 1789 von Johan Gottfried Escher existierte die Firma bis zur Übernahme und Umwandlung in einen VEB der DDR im Jahre 1953. Johan Gottfried Escher handelte anfänglich mit allen möglichen heimischen Produkten, hauptsächlich dem thüringer Schiefer. Darüber hinaus besaß er einen Wetzsteinbruch im Ordovizischen, über den in einer anderen Folge noch die Rede sein wird.
Der große Aufschwung der Firma Escher begann unter seinem Sohn Johan Caspar Escher. Er hatte 16 Kinder, von denen einige in die USA auswanderten und dort allein oder mit ihren Lebenspartnern Handelsfirmen gründeten. Dies war der Grundstein für die weite Verbreitung und den enormen Erfolg der Escher’schen Wasserabziehsteine, die sich auch heute noch insbesondere unter den Rasiermesserliebhabern großer Beliebtheit erfreuen.

Der am längsten betriebene Bruch im Oberdevon war der von Herman Luthardt am Weinberg. Er wurde 1966 geschlossen. Hier ein Blick in den Bruch um das Jahr 1935:

Was ist das Besondere der Thüringer Wasserabziehsteine?
Bei den Steinen handelt es sich um Schiefer, sogenannten Tonschiefer. In diesen Schiefer sind feinste Quarzpartikel eingelagert, die für die abrasive Wirkung verantwortlich sind.
Je nach Schicht und Lage enthalten diese Tonschiefer Quarzpartikel unterschiedlicher Größe und Anzahl. Die Tonschieferlagen im Steinacher Gebiet enthalten bis zu 274 verschiedene Schichten, die sich durch ihre unterschiedliche Färbung voneinander visuell unterscheiden. Von diesen 274 Schichten wurden 167 als sogenannte Wetzsteinschichten identifiziert, d.h. Schichten deren Quarzanteil und Korngröße ihre Tauglichkeit als Wetzstein definiert. Von diesen 167 Wetzsteinschichten wiederum wurden nur die mächtigsten und besten abgebaut, jedenfalls anfänglich. Mit der steigenden Nachfrage wurden immer mehr Schichten abgebaut und natürlich teilweise auch weniger geeignetes Material verwendet. Insgesamt aber zeichnen sich die Thüringer Wasserabziehsteine durch eine große Homogenität in Bezug auf ihre abrasive Wirkung aus. Die Einteilung der einzelnen Schichten erfolgte grundsätzlich etwa in 4 Qualitätsstufen nach ihren Grundfarben gelbgrün – hellgrün – blaugrün – blau. Die beste Qualität stellte die gelb –oder gelbgrüne Stufe dar. In Untersuchungen aus den 1960er Jahren wurde nachgewiesen, dass diese Qualität hinsichtlich der enthaltenen oberen Korngröße der Quartzpartikel die feinste darstellt. Je blauer die Steine werden, desto gröber wird der oberen Korngrenzenbereich. Insgesamt sind die Unterschiede aber selbst beim Schärfen von Rasiermessern klein und können meiner Meinung nach nur von wirklich erfahrenen Schärfern überhaupt wahrgenommen werden.
Standardgrößen der thüringer Wasserabziehsteine variieren zwischen 4,5‘‘ (ca. 11,5 cm) und 12‘‘ (ca. 30 cm) Länge.
