Marius Sauerbrey mmm1294 Custom WH 230mm Prototyp
Apr 21, 2021 8:39:33 GMT
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Post by 213 on Apr 21, 2021 8:39:33 GMT
Surgical Steel
Vorwort
Die Daten
Klingenlänge scharf: 230mm
Klingenhöhe Kehl: 55mm
Gewicht: 178g
Stahl: 14C28N 62-63 HRC
Rückenstärke Kehl: 3.8mm
Vorwort
In Folge muss ich mich sehr zusammenreißen, um eine neutrale Haltung einzunehmen. Ich kann nicht anders als kurz auszuholen und im Anschluss dem Leser selber zu überlassen, einzuschätzen wie stark ich vorbelastet bin. Eines noch: Ich traue mir durchaus zu auch über-krittelig zu sein, sei es um einer möglicherweise zu euphorischen Beurteilung vorzubeugen ¯\_(ツ)_/¯. Einzuschätzen vermag ich das sowieso nicht mehr. Das was ich aber bieten kann, ist Transparenz.
Kennen gelernt habe ich Marius im Zuge seines ersten KMS PA "Versuchs". Das müsste im Sommer 2019 gewesen sein. Die Messer damals waren allerdings in einem Zustand, der so gar nicht dem entsprach, was ich sonst von ihm gesehen hatte. Es stellte sich heraus, dass die Messer erst nach einer intensiven Misshandlung im Freundeskreis, in den PA gegangen sind. Zu meinem persönlichen Glück, war ich damals der PA Starter und aus dem folgenden Telefonat mit Marius, in dem ich Ihm dringend abgeraten habe den PA mit den Messern so fortzusetzen, ist über die letzten zwei Jahre eine Freundschaft entstanden in der es durchaus nicht mehr nur noch um Messer geht.
Im Vorlauf des PAs haben wir damals auch ein Interview geführt. Mein allererstes tatsächlich! Leider hat es das nie über den "redaktionellen Teil" hinaus geschafft. Die Bühne hat ganz einfach immer gefehlt. Damals fand ich schon: Das Interview ist eine echte Perle und so hat Marius einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran, dass das mit den Interviews in anderen PAs eine Fortsetzung gefunden hat. Nachlesen kann man das ganze Interview jetzt hier, es folgen lediglich ein paar Teaser:
"Ich glaube mein erstes Messer habe ich 2009, also mit 15 Jahren gemacht. War kacke *lach, aber ich war angefixt!" - "Messermachen ist für mich nicht nur das Herstellen eines Messers, sondern auch das ganze Drumherum, also der Maschinenbau der damit einhergeht." -
"In Zukunft möchte ich gerne eine Mischung aus Uwe und Marco Guldimann sein: Geschmiedete Sanmai/Damastklingen mit feiner WB und kranken Hybridholz Griffen!! Spaß beiseite ..."
"In Zukunft möchte ich gerne eine Mischung aus Uwe und Marco Guldimann sein: Geschmiedete Sanmai/Damastklingen mit feiner WB und kranken Hybridholz Griffen!! Spaß beiseite ..."
Etwas persönliches möchte ich hier noch loswerden, da Marius sich mit solchen Meriten niemals schmücken würde. Auch nicht zwischen den Zeilen: Der junge Mann schreibt gerade sein Examen (Medizin), hat vor ein paar Wochen seinen Jagdschein erfolgreich bestanden, baut sich seinen kompletten Maschinenpark für die Messerherstellung selber und macht mittlerweile die WB für andere Messerschleifer. Übrigens auch hier im Forum ansässige... und das nicht so schlecht, wie ich höre. Noch nicht erwähnt habe ich die brachialen Leistungssprünge seiner Messer in den letzten zwei Jahren. Ich finde, er ist darüber hinaus vollkommen bodenständig, mit einer wunderschönen nice & easy Haltung, die mich immer wieder aufs neue beeindruckt. Ab und zu vielleicht ein bisschen zu höflich, definitiv aber zu bescheiden!
Das Messer
Angelegt als ein WH oder eher Heavy Laser - finde den Begriff einfach passender, auch wenn er nicht so richtig salonfähig geworden ist - waren die "Vorgaben" lediglich: um die 23cm scharf, 3,5mm aufwärts am Rücken, dünn getapert Richtung Spitze und ca. 200g Gewicht. Die Klingenhöhe sollte mal die 55mm zumindest nicht überschreiten und der Schliff durfte nagelgängig sein. Alles unter der Prämisse: rostfrei, sorgenfrei, wetzbar! Anm. d. Red.: Ist das jetzt eigentlich ein "Userfriendly"??
Einen konkreten Auftrag gab es allerdings nie. Das Messer befindet sich nicht in meinem Besitz. Ich habe die Gelegenheit gesehen meine Erfahrungen mal auf direktem Wege auszutauschen und Marius hat sich ein bisschen inspirieren lassen. Es ist also eine Art Prototyp und befindet sich aktuell bei The Bunk . Ich wollte einfach sicher gehen, dass ich mit dem was ich hier jetzt so von mir lasse, nicht total auf dem Holzweg bin. Vorschusslorbeeren gab es keine. Keine Teaser, keine Hintergrundinfos, lediglich ein Foto und die Bitte mal die Schwächen des Messers einzuschätzen (...und meinen freihand Schliff zu Mikroskopieren). Marius und The Bunk kennen sich darüber hinaus nicht. Fazit: Ich liege insgesamt nicht ganz falsch mit dem was ich denke, fühle und sehe.
Das Messer über einen längeren Zeitraum bei mir zu haben als für einen PA üblich wäre, empfand ich als sehr angenehm. So entstehen Fotos eher aus der "freien Wildbahn". Weniger während des kurzen Fotoshoots zwischen Tür und Angel, im Laufe eines 14 Tägigen PAs.
Zum Griff bin ich gezwungen zu erwähnen, dass es sich hierbei um einen Werkstattgriff handelt! Wenn ich sage, dass ich Ihn in seiner Schlichtheit extrem ansprechend finde, bekomme ich immer Motze Angeblich ist da auch was nicht ganz gerade dran, ich kann das allerdings nicht erkennen. Der, die, das Machi ist somit auch nicht gewollt, obwohl ich es extrem sexy finde. Vielleicht sollte man ein so traditionelles Merkmal aber auch in seiner, ihm angestammten Region belassen ...vielleicht verfolgt man den Gedanken aber auch konsequent weiter und legt dem simplen "Werkstattgriff" noch so zwei weitere simple "Werkstattgriffe" bei - einen in heller, einer dunkler und bietet dem Messerenthusiast, mit leichter Affinität zum Heimwerken, die Möglichkeit, die Griffe ab und an selber mal zu tauschen?? ...mal rumgesponnen
Die Wappenform finde ich sau cool. Der Griff ist relativ schmal, aber again: für die 2cm im Pinchgrip? ...für mich, haptisch eher irrelevant.
Marius (neue) Schmiedemarke spiegelt so ein bisschen seinen beruflichen Werdegang und finde ich schon extrem gelungen. Es fehlt vielleicht so ein bisschen der kalligraphische Charme, den die Japaner mit in die Wiege bekommen und nur ganz wenige Europäer im Programm haben. Schlicht genug um sie als gelungen zu empfinden, ist sie allemal und gefällt mir ausserdem super gut.
Im Anschluss noch zwei Videos, die beide so ziemlich das selbe zeigen. ...wem noch Eindrücke zu Verarbeitung & Aussehen fehlen, bitteschön:
Die Daten
Klingenlänge scharf: 230mm
Klingenhöhe Kehl: 55mm
Gewicht: 178g
Stahl: 14C28N 62-63 HRC
Rückenstärke Kehl: 3.8mm
Profil & Geo
Der Schliff ist sauber, ballig ausgeführt, mit dem dafür typischen Foodrelease. Man möge Ihn selber an später folgenden Videos beurteilen. Ich find´s gut. Die klinge läuft easy durch Sellerieknollen, choppt Karotten und sogar Pastinaken - was ein eher seltenes Feature ist. Das Finish erzeugt keinen Negativbapp. Der Flatspot ist mir einen Tick zu weit hinten, obwohl es im Wiegeschnitt feinrund läuft. Der Radius im vorderen Drittel ist ein klein wenig zu ausgeprägt oder eben eher klassisch europäisch. Ich schätze hierbei die hoch liegende Spitze sehr, denn sie erleichtert mir das Schneiden (bzw. das nicht bis hinten durchschneiden) beim ersten Zwiebel-Horizontalchopp. Insgesamt ist mir die Klinge mit 55mm am Kehl 2-3mm zu hoch. Imho alles Geschmacksache oder überbekrittelte Kleinigkeiten.
Rücken & Schneide
Blitzblank durchgetapert, ist mir die Spitze einen Hauch zu stabil. Ich fühle da eine kleine Sicherheitsreserve, die ich nicht brauche. Ich mach Messer nur im Versand kaputt, nicht in der Spüle . Ansonsten buckelt das Teil komplett und bleibt dabei 100% frei von Querbelastungsgeräuschen, Ausbrüchen oder Beschädigungen. Nach Wochen im Gebrauch, hatte ich unter dem Taschenmikro ein paar, wenige mm breite, umgelegte Stellen an der Schneide, die mit dem Dick Micro schnell wieder weg waren. Der Prototyp schneidet famos leicht und bringt alles an Stabilität mit, was ich brauche. Eine Kombination für die ich lange, lange suchen musste. Der beste Kompromiss aus leichtschnittigem Dünnschliff mit Masse hinter der Wate, der mir je unter gekommen ist.
Stahl
Ein Thema für welches sich allein ein zweites Interview mit Marius lohnen würde. Der junge Herr hat sich hierzu jede Menge Gedanken gemacht und als Jäger mit selbst gedengelten Messern ausgestattet, wäre er der weitaus bessere Ansprechpartner. Der 14C28N hält sinnvoll lange, lässt sich super easy schärfen, hat dabei einen abartigen Biss und ist top wetzbar. Und das in rostfrei & zäh. Kein Bling, Bling plus vernünftiger Preis und Verfügbarkeit...
Normalerweise reichen mir 10-14 Tage Testzeitraum grundsätzlich nicht für eine aussagekräftige Beurteilung. Da ich das Messer bestimmt 6 Wochen auf dem Brett hatte, kann ich durchaus sagen: Das Zeug is´ top und Marius beherrscht seinen Stahl. Seinen 1.2419 habe ich an meinem Honesuki im Einsatz und den find ich fast noch beeindruckender, vorallem was die Kantenstabilität bei vergleichsweise dünner Wate angeht.
Normalerweise reichen mir 10-14 Tage Testzeitraum grundsätzlich nicht für eine aussagekräftige Beurteilung. Da ich das Messer bestimmt 6 Wochen auf dem Brett hatte, kann ich durchaus sagen: Das Zeug is´ top und Marius beherrscht seinen Stahl. Seinen 1.2419 habe ich an meinem Honesuki im Einsatz und den find ich fast noch beeindruckender, vorallem was die Kantenstabilität bei vergleichsweise dünner Wate angeht.
Griff Komfort und Handlichkeit
Nachdem ich die Daten erfahren hatte, war ich ganz minimal enttäuscht. Ich dachte: Dass muss näher an die 200g! Hier hat mich Marius aber klar nach unten korrigiert. Die 178g sind vollkommen ausreichend für die meisten Schnitte im Eigengewicht. Der Fingerrest tut das was er soll in Perfektion, der Look der Fingerrests allerdings, ödet mich mittlerweile ein wenig an. Dafür kann Marius aber sicher nichts. Der Schwerpunkt ist, wegen des leichten Werkstattgriffs, ein gutes Stück zu weit in Richtung Spitze gelagert, was aber von vorneherein klar war. Alle Kontaktstellen sind fein Poliert.
...vor dem Fazit gibt es noch ein paar Gifs, in dem ich die ein oder andere These zu belegen versuche und noch einen netten Karotten- und Zwiebelchop vergleich zwischen Marius und und einem Robin Dalman KU WH, das mir lustikus grad dankenswerter Weise zum Testen überlassen hat.
Fazit
Von vs. oder Vergleichsreviews und ähnlichem halte ich wenig, auch wenn es sich in diesem Fall wirklich angeboten hätte. Ein kleines Resümee der zwei will ich dennoch ziehen. Zunächst mal bringen beide Messer nahezu gleich viel Gewicht auf die Waage, trotz 2cm Längenunterschied: 178g (Marius) und 180g (Robin). Vorallem sind sie sich aber im Chopverhalten, mit ihren weit vorgezogenen Schwerpunkten, unfassbar ähnlich, fast gleich. Die Spitze von Robin funktioniert ein bisschen besser, dafür hat Marius im Wiegeschnitt und im Chop insgesamt, leicht die Nase vorne.
Man möge mich auslachen: Ich war/bin von Anfang an auf der Suche nach dem einen Messer. Das ist so und das bleibt auch so. Basierend auf einer soliden Technik, habe ich mir über die Jahre einen gewissen Erfahrungsschatz zusammengeglaubt der mich imho zu folgenden Aussagen befähigt: Marius WH ist nur noch einen Hauch von meiner Idealvorstellung entfernt. Viel besser wird es einfach nicht mehr. Für mich passen zwischen Uwe, Mike, Simon oder Dalman eh kaum ein Blatt mehr und Marius reiht sich da ganz klar mit ein.
...und dann? Dann bin ich feddich mit meiner Leiste! Der Slot für ein 21-23 cm, Monostahl, fire & forget Messer wird besetzt mit einem mmm1294 , soviel steht fest. Maybe - iwann mal ein neues Petty und ´nen Custom Brotmesser und das Stainless Watanabe Pro in 210mm, was mich wohl nie loslassen wird, selbstverständlich ... und natürlich dann das Zeug aus dem neuesten Shit (Küchenlichtschwerter usw.) Ihr versteht schon was ich meine
EDIT: Iwie hatte ich nen Hirnfurz bei der Klingenhöhe WH und beim Honesuki Stahl. Das Messer ist 55mm, nicht 50mm hoch !
EDIT: Iwie hatte ich nen Hirnfurz bei der Klingenhöhe WH und beim Honesuki Stahl. Das Messer ist 55mm, nicht 50mm hoch !