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Post by ikarus on Dec 18, 2021 0:24:39 GMT
Öfter lese ich in Threads: "die Freihandfratkion macht gerne 5-4-3-2-1" oder "freihand mache ich den Touchup/Grundschliff so und so".
Was macht ihr anders wenn ihr Freihand oder mit System schleift? Wie unterscheidet sich die Progression, Touch up und Grundschliff zwischen Freihand und mit System?
Und wieso gibt es überhaupt Unterschiede?
Mir geht es jetzt im speziellen um geführte Systeme ala Bogdan auf Banksteinen.
lg ikarus
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Post by peters on Dec 18, 2021 0:48:48 GMT
Freihand muss man damit umgehen, dass man den Schleifwinkel nicht reproduzieren kann. Also zumindest nicht so genau, wie man das gerne hätte. Vielleicht gibt es ein paar Super-Könner - aber ich zähle sicher nicht dazu.
Das bedeutet in der Praxis, dass man versucht mit möglichst wenigen Steinen auszukommen. Bei jedem Wechsel des Steins hat man eine lange Pause, und kann sich danach nicht mehr wirklich drauf verlassen, ob der Winkel immer noch der selbe ist (ist er normalerweise nicht...). Deswegen schleift man mit wenigen Steinen, und nur bis zu einer mittel-feinen Körnung, weil die Steine noch halbwegs gut abtragen. Durch den guten Abtrag setzt man selbst dann eine neue Fase, wenn der Winkel nicht so 100% genau stimmt. Wobei ich mit "eine neue Fase setzen" meine, dass man wirklich bis zur Schneide schleift. Gerade an einem schlechten Tag passiert es mir wirklich schon mal, dass ich zwar wie wild mit einem feinen Stein an einem Messer herumschleife - aber ich die Schneide garnicht treffe. :-(
In aller Regel habe ich dann versucht, mit einem 8k Stein zu schleifen. Oder irgend sowas. Was eigentlich sowie (fast) nicht geht.
Beim Entgraten ist es eigentlich ähnlich. Man kann da auf dem System viel länger an dem Messer rumspielen...
Es hängt auch noch ein wenig vom Stahl ab. Bei einem gut zu schleifenden Stahl (Shiro z.B.) muss man sich fast schon dämlich dranstellen, damit es nicht wirklich top scharf wird. Aogami ist auch harmlos. Auch SG2 geht gut. Niolox ist schon viel zickiger. Und HAP40 macht ohne System keinen Spass. Ehrlich.
Und ja, Entgraten kann nerven. Also 5-4-3-2-1: das ist Entgraten. Bis man dahin kommt, muss man aber erst einmal gescheit geschliffen haben.
Mit einem System hat man den ganzen Kummer nicht. Winkel einstellen, Schleifen bis zum Grat, umdrehen und nochmal bis zur Bildung eines Grats schleifen. Umdrehen und anfangen, den Grat zu reduzieren, noch ein, zweimal umdrehen und Grat reduzieren. Nächster Stein: weiter gehts. Ich sehe mir normalerweise jeden Schritt im Mikroskop an, wenn ich mit dem System schleife. Wenn ich freihand schleife, spare ich mir das Mikroskop, weil es das Freihand-Schleifen nicht reproduzierbar genug ist, dass man aus dem Bild vom Mikroskop irgendeinen praktischen Schluss für das weitere Vorgehen ziehen könnte.
VG Peter
PS: ich bekomme mit dem System um Welten bessere Ergebnisse. Und um Welten konsistentere. Trotzdem mag ich freihand eigentlich lieber. Es ist minimalistischer: Ich nehme mir einen Stein, die Sprühflasche mit dem Wasser - und los geht's.
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Post by BastlWastl on Dec 18, 2021 9:39:55 GMT
die Freihandfratkion macht gerne 5-4-3-2-1" Mach ich mit System auch so. Ist notwendig um zu einem anständigen Ergebnis zu kommen. Freihand unterscheided sich überhaupt nicht vom Systemschliff wenn man verstanden hat um was es geht. Eigentlich wird einem mit einem Bogdan System nur der Winkel abgenommen und eine Druckkontrolle dazu gegeben. Ansonsten sind Ergebnisse wie z.B. Schärfe auch ohne Probleme Frei Hand erreichbar, bzw. ist es ganz einfach so, das ein System (egal welches) immer nur so gut arbeitet wie die Person die es bedient. Wie Stützräder beim Fahrrad oder der Golflehrer der einem den Schwung zeigt. Es werden also nur 2 Fehlerquellen von vielen ausgeschlossen (Winkel und Druck, wenn man es richtig macht). Schärfe ich z.B. auf einem System mit dem perfekten Steinsetup mit dem Rücken voran dann ist der ganze schliff nichts wert und man erzeugt nur einen kurzlebigen Grat. Gleiches gilt für eine falsche Progression, wie z.B. (hab ich hier im Forum und anderswo schon gelesen) Schliff bis 12k und dann zurück auf 6k weil dann die Schneide besser beist... Das sind einfach Fehler.) Ebenso einen Natursteinfinisher zu lange nach z.B. 30k zu nutzen, ebenfalls kontraproduktiv. Vgl. Ein Microscop zeigt nur die Seite, die kann noch so schön poliert sein, wenn man die Spitze nicht erreicht hat ist es nutzlos. Ich kann nur immer wieder betonen, um sich mit dem schärfen auseinander zu setzen : Rasiermesser, und das Nachschärfen, da hat man direktes Feedback im Gesicht und lernt was wirklich wichtig ist. Grüße Wastl.
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Post by ikarus on Dec 22, 2021 23:35:19 GMT
peters und BastlWastl danke für die Antworten. Macht ihr 5-4-3-2-1 statt beide Seiten durchzuschleifen oder zusätzlich danach? Soll ich jeweils 5 Züge links rechts machen oder 5 links, 4 rechts, 3 links,..? Am Schluss jeweils 1 Zug links, 1 Zug rechts und das dann öfter wiederholen?
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