Ukraine Messer zugunsten Ärzte ohne Grenzen
May 13, 2022 8:04:51 GMT
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Post by hopwoodgoods on May 13, 2022 8:04:51 GMT
Hallo zusammen,
Ich will mich hier gar nicht großartig politisch äußern, ich denke uns allen ist klar was für eine humanitäre Katastrophe der Konflikt in der Ukraine darstellt. Hilfe ist an allen Ecken und Enden nötig und auch ich wollte da zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen und habe daher dieses 210mm Gyuto aus 1095 (62Hrc) mit einem Griff in den Nationalfarben der Ukraine gefertigt, dessen Erlös der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine zukommen soll.
Es gibt zur Zeit eine schier unüberschaubare Anzahl an Projekten, die man fördern kann, ich habe mich persönlich für Ärzte ohne Grenzen entschieden, da ich einerseits einen persönlichen Bezug zu der Organisation habe und Ärzte ohne Grenzen trotz ihrer Größe sehr transparent ist, was die Verwendung der Spendengelder angeht. 90% der gesammelten Gelder werden direkt Projekten zugeführt, nur 10% werden für verwaltende Tätigkeiten verwendet, die Gehälter der Vorstände und weiterer Angestellter sind frei einsehbar, zeitgleich ist es großen Organisationen oft leichter über ihre bereits bestehende Infrastruktur effektiv Hilfe leisten zu können.
Wer sich weiter informieren oder gar selber spenden möchte, kann sich hier weiter informieren: FAQ
So viel zu der Motivation hinter der Aktion, nun geht es mit dem Messer weiter.
Angefangen habe ich mit einem Stück 1095er Stahl, das ich mit Winkel- und Bandschleifer grob in Form gebracht habe. Da ich komplett nach dem Härten schleife, sende ich den profilierten Rohling zu Jürgen Schanz zum Härten und knapp zwei Wochen später kann es dann losgehen.

Zum Beginn des Schleifens breche ich zuerst die Kanten an der Schneide und am Rücken, die Phase am Rücken dient dazu die distale Verjüngung gleich zu Beginn schon mal festzulegen, da lasse ich während des Schleifens dann jeweils noch eine schmale Linie stehen und hab so eine visuelle Referenz wie gleichmäßig die Verjüngung wird.

Bis zu diesem Punkt verwende ich ausschließlich Körnung 36 auf dem Bandschleifer, wenn der Grobschliff fertig ist geht es weiter mit dem Ausdünnen mit 80er Korn. Dort wechsle ich dann immer wieder hin und her zwischen Schneidebrett und Bandschleifer und teste wie sich das Messer so gegen Kartoffeln und Karotten schlägt. Sobald ich in einem zufriedenstellenden Bereich bin wechsle ich dann auf die Diamantplatte um den letzten Rest vorsichtig auszudünnen.
imgur.com/a/TdP5RXa
Danach verbessere ich noch die Oberfläche mit Korn 120 und mehreren Trizact Bändern, dann geht's an den Handschliff. Da ich seit neuestem auch über ein Logo verfüge habe ich das dieses Mal auch auf die Klinge geätzt, damit war die Klinge dann soweit auch erstmal fertig. Den Klingenrücken und die Spitze schleife ich immer ganz am Ende zu.

Als nächstes folgt der Griff, als Ausgangsmaterial habe ich einen Block gefärbter Hainbuche in den Farben der ukrainischen Flagge und etwas Messing verwendet.

Für den Griff hatte ich mir einen klassisch achteckigen Wa- Griff vorgenommen, wollte aber mal einen Museum-Fit ausprobieren. Dabei lässt man bewusst eine Stufe zwischen den unterschiedlichen Griffmaterialien, damit nicht im Lauf der Zeit durch die unterschiedliche Bewegung des Holzes und Metalls scharfe Kanten aufgedeckt werden. Visuell finde ich es persönlich auch ansprechend, darüber kann man aber sicher streiten


Den Schlitz im Messing habe ich mit einem 2.5mm Bohrer und Feilen ausgearbeitet und sobald der gepasst hat dann den Griff grob vorgeschliffen.

Nachdem ich ihn dann achteckig und auf den angestrebten Maßen hatte, hab ich an der Kopfplatte rundum 0.5mm angerissen, um die Stufe zwischen Holz und Messing anzubringen.

Die entstandene Stufe fand ich persönlich dann noch etwas arg wuchtig, die habe ich im Verlauf, dann noch etwas weiter runter geschliffen.

So war dann nicht mehr viel zu tun, als den Griff fertig zu schleifen, die Klinge noch mal fein zu schleifen, nachdem ich natürlich beim Griffbau wieder einen Teil verkratzt hatte, und schöne Bilder von dem Messerchen zu machen. Beim Refinish der Klinge habe ich leider das Logo etwas entfärbt und hab mich dann entschieden die Farbe ganz wegzupolieren, kommt aber in der Gesamtkombination gar nicht schlecht, das werde ich in Zukunft weiterhin so machen.





Die Frage danach, wie ich das Spendensammeln für dieses Messer jetzt angehen soll, hat mich lange umgetrieben. Am sympathischsten war für mich persönlich eigentlich der Gedanke einer Verlosung mit Lotterietickets à 10-15€. Dies hätte für mich den Charme gehabt, dass auch Leute, die sich ein Messer dieser Kategorie normal nicht leisten können eine Chance gehabt hätten, das Messer zu gewinnen. Denn der aktuelle Trend im Küchenmesser-Sektor, dass die Preise immer weiter in die Höhe getrieben werden (sei es durch die Messermacher selbst, oder Sammler, Zwischenhändler, etc.), bis es sich die meisten nicht mehr leisten können, ist mir eigentlich nicht recht (auch wenn das für die meisten Messermacher sicherlich ein positiver Trend ist).
Jetzt sind solche Verlosungen in Deutschland aber verständlicherweise als Glücksspiel zu bezeichnen und daher nicht legal von mir durchführbar, ich dachte eine Zeit lang noch über mögliche Schlupflöcher nach, das Thema war mir schlussendlich aber doch einfach zu heikel.
So fiel die Wahl schweren Herzens auf eine Versteigerung, und da ich auf vielen verschiedenen Plattformen unterwegs bin, habe ich mich entschieden das Ganze über Instagram abzuwickeln, das wahrscheinlich den größten gemeinsamen Nenner der Leute, die sich für meine Arbeiten interessieren, darstellt:
Um auch Menschen ohne Instagram-Account die Möglichkeit zu bieten, mitsteigern zu können, habe ich mich dazu entschlossen auch direkt Gebote per Mail/Nachricht entgegenzunehmen und sie dann dementsprechend über den aktuellen Stand der Auktion auf dem Laufenden zu halten, auch das ist sicherlich nicht optimal, war aber die Variante den meisten Leuten, die Interesse an der Auktion geäußert haben, gerecht zu werden.
Ich freue mich wie immer über Rückmeldungen und Feedback, danke fürs Anschauen und Lesen,
Liebe Grüße und schönes Wochenende,
Jonathan
Ich will mich hier gar nicht großartig politisch äußern, ich denke uns allen ist klar was für eine humanitäre Katastrophe der Konflikt in der Ukraine darstellt. Hilfe ist an allen Ecken und Enden nötig und auch ich wollte da zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen und habe daher dieses 210mm Gyuto aus 1095 (62Hrc) mit einem Griff in den Nationalfarben der Ukraine gefertigt, dessen Erlös der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine zukommen soll.
Es gibt zur Zeit eine schier unüberschaubare Anzahl an Projekten, die man fördern kann, ich habe mich persönlich für Ärzte ohne Grenzen entschieden, da ich einerseits einen persönlichen Bezug zu der Organisation habe und Ärzte ohne Grenzen trotz ihrer Größe sehr transparent ist, was die Verwendung der Spendengelder angeht. 90% der gesammelten Gelder werden direkt Projekten zugeführt, nur 10% werden für verwaltende Tätigkeiten verwendet, die Gehälter der Vorstände und weiterer Angestellter sind frei einsehbar, zeitgleich ist es großen Organisationen oft leichter über ihre bereits bestehende Infrastruktur effektiv Hilfe leisten zu können.
Wer sich weiter informieren oder gar selber spenden möchte, kann sich hier weiter informieren: FAQ
So viel zu der Motivation hinter der Aktion, nun geht es mit dem Messer weiter.
Angefangen habe ich mit einem Stück 1095er Stahl, das ich mit Winkel- und Bandschleifer grob in Form gebracht habe. Da ich komplett nach dem Härten schleife, sende ich den profilierten Rohling zu Jürgen Schanz zum Härten und knapp zwei Wochen später kann es dann losgehen.

Zum Beginn des Schleifens breche ich zuerst die Kanten an der Schneide und am Rücken, die Phase am Rücken dient dazu die distale Verjüngung gleich zu Beginn schon mal festzulegen, da lasse ich während des Schleifens dann jeweils noch eine schmale Linie stehen und hab so eine visuelle Referenz wie gleichmäßig die Verjüngung wird.

Bis zu diesem Punkt verwende ich ausschließlich Körnung 36 auf dem Bandschleifer, wenn der Grobschliff fertig ist geht es weiter mit dem Ausdünnen mit 80er Korn. Dort wechsle ich dann immer wieder hin und her zwischen Schneidebrett und Bandschleifer und teste wie sich das Messer so gegen Kartoffeln und Karotten schlägt. Sobald ich in einem zufriedenstellenden Bereich bin wechsle ich dann auf die Diamantplatte um den letzten Rest vorsichtig auszudünnen.
imgur.com/a/TdP5RXa
Danach verbessere ich noch die Oberfläche mit Korn 120 und mehreren Trizact Bändern, dann geht's an den Handschliff. Da ich seit neuestem auch über ein Logo verfüge habe ich das dieses Mal auch auf die Klinge geätzt, damit war die Klinge dann soweit auch erstmal fertig. Den Klingenrücken und die Spitze schleife ich immer ganz am Ende zu.

Als nächstes folgt der Griff, als Ausgangsmaterial habe ich einen Block gefärbter Hainbuche in den Farben der ukrainischen Flagge und etwas Messing verwendet.

Für den Griff hatte ich mir einen klassisch achteckigen Wa- Griff vorgenommen, wollte aber mal einen Museum-Fit ausprobieren. Dabei lässt man bewusst eine Stufe zwischen den unterschiedlichen Griffmaterialien, damit nicht im Lauf der Zeit durch die unterschiedliche Bewegung des Holzes und Metalls scharfe Kanten aufgedeckt werden. Visuell finde ich es persönlich auch ansprechend, darüber kann man aber sicher streiten



Den Schlitz im Messing habe ich mit einem 2.5mm Bohrer und Feilen ausgearbeitet und sobald der gepasst hat dann den Griff grob vorgeschliffen.

Nachdem ich ihn dann achteckig und auf den angestrebten Maßen hatte, hab ich an der Kopfplatte rundum 0.5mm angerissen, um die Stufe zwischen Holz und Messing anzubringen.

Die entstandene Stufe fand ich persönlich dann noch etwas arg wuchtig, die habe ich im Verlauf, dann noch etwas weiter runter geschliffen.

So war dann nicht mehr viel zu tun, als den Griff fertig zu schleifen, die Klinge noch mal fein zu schleifen, nachdem ich natürlich beim Griffbau wieder einen Teil verkratzt hatte, und schöne Bilder von dem Messerchen zu machen. Beim Refinish der Klinge habe ich leider das Logo etwas entfärbt und hab mich dann entschieden die Farbe ganz wegzupolieren, kommt aber in der Gesamtkombination gar nicht schlecht, das werde ich in Zukunft weiterhin so machen.





Die Frage danach, wie ich das Spendensammeln für dieses Messer jetzt angehen soll, hat mich lange umgetrieben. Am sympathischsten war für mich persönlich eigentlich der Gedanke einer Verlosung mit Lotterietickets à 10-15€. Dies hätte für mich den Charme gehabt, dass auch Leute, die sich ein Messer dieser Kategorie normal nicht leisten können eine Chance gehabt hätten, das Messer zu gewinnen. Denn der aktuelle Trend im Küchenmesser-Sektor, dass die Preise immer weiter in die Höhe getrieben werden (sei es durch die Messermacher selbst, oder Sammler, Zwischenhändler, etc.), bis es sich die meisten nicht mehr leisten können, ist mir eigentlich nicht recht (auch wenn das für die meisten Messermacher sicherlich ein positiver Trend ist).
Jetzt sind solche Verlosungen in Deutschland aber verständlicherweise als Glücksspiel zu bezeichnen und daher nicht legal von mir durchführbar, ich dachte eine Zeit lang noch über mögliche Schlupflöcher nach, das Thema war mir schlussendlich aber doch einfach zu heikel.
So fiel die Wahl schweren Herzens auf eine Versteigerung, und da ich auf vielen verschiedenen Plattformen unterwegs bin, habe ich mich entschieden das Ganze über Instagram abzuwickeln, das wahrscheinlich den größten gemeinsamen Nenner der Leute, die sich für meine Arbeiten interessieren, darstellt:
http://instagram.com/p/Cddiu5xD5BG
Um auch Menschen ohne Instagram-Account die Möglichkeit zu bieten, mitsteigern zu können, habe ich mich dazu entschlossen auch direkt Gebote per Mail/Nachricht entgegenzunehmen und sie dann dementsprechend über den aktuellen Stand der Auktion auf dem Laufenden zu halten, auch das ist sicherlich nicht optimal, war aber die Variante den meisten Leuten, die Interesse an der Auktion geäußert haben, gerecht zu werden.
Ich freue mich wie immer über Rückmeldungen und Feedback, danke fürs Anschauen und Lesen,
Liebe Grüße und schönes Wochenende,
Jonathan