Servus,
KAMON Messer : Ich denke schon, dass man Dich versteht. Nur halte ich es für ziemlich unmöglich einen Apparat zu bauen, der alle für uns wichtigen Aspekte beim Schneidvorgang abbilden kann.
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Viele Grüße
Christian
Als einer, der relativ viel mit Laborversuchen zur Bestimmung der Abrasivität von Gesteinen und der Anwendbarkeit dieser Versuchsergebnisse zur Beurteilung oder gar Berechnung eines realen Werkzeugverschleißes im Tunnelbau zu tun hat, muss ich hier Christian zustimmen.
Deine Wünsche sind gerechtfertigt und das Thema ist auch in meinem Fachgebiet immer wieder heiß diskutiert. Wie hier aber schon einige angemerkt haben, wirst Du nie ein Versuchslayout kreieren können, dass
1. all die Einflussgrößen berücksichtigt
2. für alle untersuchten "Messervarietäten" und Schnittechniken geeignet ist
3. und keinen genormten "Verschleißpartner" finden, der das weite Feld der "Materialien in der Küche" ausreichend gut repräsentiert.
Ich selbst "kämpfe" bzw. "kämpfte" 20 Jahre mit mehreren, weltweit verbreiteten Laborversuchen um einen ausreichend guten Kennwert zur Berechnung des Schneidringverschleißes bei Tunnelbohrmaschinen im Hartgestein zu bekommen (also etwas sehr speziellem, dass jedoch technisch ausgereift und relativ gut verstanden wird). Es gibt nicht DEN Versuch, dessen einzelnen Kennwert ich für die Verschleißvorhersage alleinig mit entsprechender Genauigkeit nutzen könnte. Nur wenn ich zu diesem Kennwert, mir noch 2 bis 5 weitere Kennwerte anschaue und dies mit meiner Erfahrung aus anderen, aber vergleichbaren Projekten vergleiche, komme ich auf eine Genauigkeit der Prognose von plusmunis 20%.
20%!!!
Und das ist sooo schlecht, dass ich gleich nur schätzen könnte.
Ich bin daher dazu übergegangen, mit Großversuchen vor Ort oder durch entsprechende Tests (auf der Maschine in dem jeweiligen Projekt) entsprechende Kennkurven zu fahren, um herauszubekommen, wie das Gebirge/Gestein mit der Maschine/ dem Werkzeug interagiert.
Nichts anderes macht Bastlwastl ........schneiden schneiden schneiden am realen Schnittgut mit dem realen Werkzeug (Messer).
Es gibt dabei unzählige Laborversuche - jeden Monat erfindet irgendwo auf der Welt ein Doktorand etwas neues, macht Versuche, erhält eine "brauchbare Korrelation", veröffentlicht und ....der Versuch wird nie wieder durchgeführt. Wieso? Weil er eben nur anders, aber nicht besser und nicht realitätsnäher ist, wie das, was eh schon vorhanden ist.
Schlußendlich macht jeder von uns eine ganze Reihe von Laborversuchen oder untersucht verschiedenen Eigenschaften des Gesteins oder auch des Werkzeuges und wägt dann gegeneinander ab. Es ist so, leider ..oder zum Glück.
Entsprechnde Abbildung eines Kollegen zu den unterschiedlichen Ansätzen anbei.
von unten nach oben
1. Kenngrößen auf kleinster Ebene: Wir können das Mikrogefüge das Stahl untersuchen und entsprechnde Ableitungen daraus aufstellen (R. Landes lässt grüßen, andere machen da weiter)
2. Simplifizierte Versuche mit "Stahlstücken" - nicht Messern - das würde einer Härteprüfung entsprechen
3. Modelversuche: ich schneide mit einem Messer - technisch unterstützt - in ein künstliches, homogenes Material - ist schon gut, aber weit entfernt von der Realität
4. und 5. fällt bei Messern wohl nicht an (scaled models brauchen wir nicht, da unsere Messer eh "klein genug sind")
6. Real-scale in-situ (eben bei Bastlwastl in der Mensa oder bei jedem zuhause) - und wer es glaub oder nicht: solange auch im Tunnelbau die Maschinen "händisch" vom Menschen gesteuert werden, gibt es signifikante Abweichungen. Weil eben jeder anders arbeiten bzw. schneidet.
Jeder Laborversuch und der daraus ermittelte Kennwert ist nur repräsentativ für eben genau die dabei erhaltene Belastung und für genau die zwei verwendeten Verschleißpartner. Du wirst nie eine Maschine entwickeln, die so schneidet wie Bastlwastl oder ein zweiter hier im Forum. Und Du wirst nie einen künstlichen Verschleißpartner finden, der sich eben so verhält wie eine Zuccchini, ein Kürbis oder eine Tomate. Und das ist hier ja schon klar, nicht jedes Messer/jede Stahlsorte mit jedem Winkel und jeder Microverzahnung schneidet diese drei Schnittgüter gleich gut bzw. erleidet gleichen Verschleiß.
Euer Anreiz und Euer Forschungsdrang in Ehren, aber ich sage dazu...... bringt nur bedingt etwas.
Und wenn alle Baufirmen und Hersteller von Tunnelbohrmaschinen auf dieser Welt, damit zufrieden sind, dass sie mit einer Handvoll Kennwerten und Erfahrung gut genug für eine Einschätzung bei einem Projekt liegen, glaube ich nicht, dass wir in 5 oder 10 Jahren hier bei den Messern ein besseres Ergebnis bekommen.
Ich gehe daher mit Christian und anderen Messerherstellern:
- frag Deinen Kunden nach seinen Vorlieben, Erfahrungen und Wünschen und
- wähle anhand Deiner Erfahrung (unterstützt durch Erkenntnisse aus der Materialkunde) den richtigen Stahl, die richtige Klingengeometrie und den Schärfwinkel aus.
Und entwickele Dich weiter, erweitere Deine Erfahrung mit der Rückmeldung Deines Kunden. Das ist das höchste Ziel.
Und nun noch einen schönen Nachmittag
Dr. Rock