Vorstellung Ikkanshi Tadatsuna Gyuto 240 Ebenholz-Cremehorn
Dec 1, 2018 8:50:40 GMT
kup, ipq, and 9 more like this
Post by lustikus on Dec 1, 2018 8:50:40 GMT
Hallo zusammen!
Ich darf hier meinen letzten Neuzugang vorstellen, auch und besonders deshalb, weil es sich um ein sehr seltenes Messer aus dem Serienbereich handelt, das in diesem Forum noch gar nicht diskutiert wurde.
Es handelt sich hierbei um ein
Ikkanshi Tadatsuna INOX 240er Gyuto
Ikkanshi Tadatsuna INOX 240er Gyuto
Prolog:
Noch zu MF-Zeiten - ich war wie der eine oder andere auch auf Folder fixiert - wurde ich durch diverse Ashi-Vorstellungen auf japanische Schneidwaren für die Küche aufmerksam. Damals waren Direktbestellungen noch möglich, also habe ich mir ein 240er Gyuto mit Eibengriff besorgt. Zu jener Zeit ging ich gerade meiner ersten Vollzeitbeschäftigung nach, da blieb am Ende des Monats weniger Kohle übrig als jetzt, daher konnte ich mich nicht zu einem Ebenholz-Cremehornzwingengriff durchringen, obwohl mir diese Kombi damals schon am besten gefallen hat. Ein Ebenholzgriff mit heller Zwinge kann ja später folgen, dachte ich, nicht ahnend, dass Direktbestellungen bald der Vergangenheit angehören würden. Leider (oder zum Glück?) habe ich wohl ein Montagsmesser erwischt, die Verarbeitung war nicht annähernd wie von Ashi gewohnt, des Weiteren knackste es bei minimalen Querbewegungen der Klinge im Bereich Übergang Klinge zu Griff wenig vertrauenserweckend. Ich hatte mit Mitsuaki Takada diesbezüglich einen sehr netten E-Mail-Verkehr und er bot mir an, das Messer auszutauschen, ich solle ihm einfach mitteilen, welche Kosten für mich in Summe diesbezüglich anfallen würden und er würde mir diesen Betrag refundieren. Auch im Beschwerdemanagement agierte Ashi wohl stets vorbildlich. Nachdem ich bereits Zoll und Mwst. entrichtet hatte und dies bei der Rücksendung nicht mehr refundiert wurde (ein kleiner Skandal für sich, ich hab damals wirklich viel probiert, wollte Mitsuaki auch nicht mehr als nötig belasten), war der Sprung zu einem Ebenholz-Cremehorngriff nicht mehr existent, im Gegenteil, ich hatte sogar noch ein paar Euros Guthaben, die mir Mitsuaki bei meiner nächsten Bestellung anrechnen wollte, zu der es aber nicht mehr kam, da mir die Einstellung des Direktverkaufs zuvor kam.
So kam ich also zu meinem ersten Ebenholz-Cremehorn-Laser und dann nahm die Geschichte- dank dieses Drecksforums hier - seinen Lauf. Mastrande besorgte mir zu wirklich guten Konditionen ein Ashi 27er Kiritsuke, dann kam vom rock'n'roller aus dem MF das HD2 240er Gyuto und wenig später das 150er Petty, der Beschaffer besorgte mir des Weiteren ein Sakai Yusuke 240er Gyuto, selbst hab ich auch eins geordert, jenes mit der extra schief eingebrachten Klinge, das jetzt bei peters sein Dasein fristet, und heuer im Frühjahr konnte ich mit flint unseren bereits vor lnger Zeit andiskutierten Erwerb seiner Ashi-Trilogie unter Dach und Fach bringen. Zuletzt kam ein 240er Sujihiki von berko hinzu.
Der Vorbesitzer hat dieses Messer direkt bei Takeshi, www.aframestokyo.com/ geordert, musste lange darauf warten, hatte in der Zwischenzeit bereits für eine Alternative gesorgt und somit keine Verwendung mehr für das gute Stück. Leider kam das Messer auch in nicht besonders gutem Zustand an, dazu später mehr, nach Mailverkehr mit Takeshi bot dieser (wenn ich das richtig im Kopf habe) eine Rücksendung an, aber da auch der Vorbesitzer Zoll und Mwst. nicht mehr zurück erhalten hätte und sich Aframestokyo nicht so kulant wie Ashi zeigte, einigte man sich auf einen minimalen Preisnachlass.
Ikkanshi Tadatsuna werden im KKF als Mutter aller Japanlaser bezeichnet, man verglich sie dort und da mit dem Suisin Inox Honyaki, ich kann da wenig dazu sagen. Was ich sagen kann, ist, dass diese Messer selbst mit Standard Ho-Holz sehr begehrt sind, derzeit kriegt man sie nirgends. So eines direkt vom Händler mit Ebenholz-Cremehorn-Griff ist wohl weit und breit nicht zu finden, daher nahm ich die Mängel, die mir vom Vorbesitzer vorbildlich allesamt mitgeteilt wurden, in Kauf und schlug zu. Es passt als Rostfrei-Laser einfach zu gut in meine Sammlung, um diese Chance verstreichen zu lassen.
Erster Eindruck:
Die Schachtel gefällt mir, als Sammler ist mir das nicht völlig egal, wenngleich es niemals ein Argument für oder gegen ein Messer sein wird. Die Box kann zwar nicht ganz an die Konosuke-Box ran, die ich mit Abstand am edelsten finde, aber sie ist tausendmal schöner als die Boxen von Ashi oder Sakai Yusuke. Ok, überbewerten muss man das jetzt auch nicht, ein Bild noch, dann ist das Thema Box für mich in diesem Review ausreichend thematisiert:
von oben nach unten: Ashi, Sakai Yusuke, Konosuke, Tadatsuna
Hier einfach mal ein paar Messwerte, die ich eben genommen habe:
Gesamtlänge: 383mm
Klingenlänge: 243mm (davon 233 scharf)
Gewicht:185g
Schwerpunkt genau am Übergang Klinge zu Griff
Klingenstärken (Messerrücken/1cm über Wate/ 1mm über Wate):
Kehl: 2,33mm/1,21mm/0,1mm/0,17mm
Klingenmitte: 2,13mm/0,99mm/0,18mm
1cm vor Spitze: 0,9mm/0,9mm/0,20mm
Vor allem die Werte 1mm über der Wate sind bitte mit Vorsicht zu genießen, das ist selbst mit einem digitalen Messschieber immer eine Frickelei, das Messer hat Lasergene, das steht fest.
Verarbeitung:
Die ist mies. Kann man nicht anders beschreiben. Die Klinge weist ab Werk ein gewohntes Maschinenfinish auf, welches in Querrichtung angebracht wurde. Nichts Neues also hier, nur hochpreisige Customs kommen mit Längsfinish daher (meine ich, mir ist zumindest kein Messer von der Stange mit Längsfinish bekannt), ist einfach aufwendiger. Da hätte ich ja überhaupt kein Problem damit, allerdings sind in Längsrichtung viele feine Kratzer auf der Klinge, laut Vorbesitzer beim Installieren des Griffs passiert. Es sind feine, oberflächliche Kratzer, aber sie sind da. Das schaut nicht besonders schön aus, vor allem bei Messern in der Preisklasse um 500,-- Leider konnte ich diese Kratzer mit meinen bescheidenen Fotokenntnissen nicht ablichten.
Die Klinge ist recht sauber in den Griff eingebracht, aber auch das können die Vergleichs-Laser ordentlicher. An die Güte einer von Xerxes oder christian (um ein paar hier bekannte Messermacher exemplarisch zu nennen) eingebrachten Klinge können (oder wollen) die Japaner sowieso nicht ran.
Zum Griff:
Der ist zum Einen ein bisschen kürzer, zum Anderen deutlich voluminöser als bei den Vergleichsmessern. Ist ne nüchterne Feststellung, Geschmäcker sind verschieden, dieser Ebenholzgriff hebt sich aber dadurch von meinen anderen Messern ab. Ein weiterer Unterschied ist in der Haptik des Ebenholzes zu finden. Während bei den Vergleichsmessern das Ebenholz immer nahezu spiegelpoliert und daurch sehr glatt ist, ist dies beim Tadatsuna nicht der Fall. Das Ebenholz ist "rauher" (ich kanns nicht besser beschreiben), glänzt dadurch auch weniger, greift sich aber besser an, als die glatten Ebenholzgriffe, die ich bisher kannte. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Griff bei nasser Küchenumgebung mehr Halt gibt, als die glatten anderen Griffe. Der Übergang Ebenholz zu Hornzwinge ist deutlich spürbar, das Holz steht sicher einen halben mm über. Des weiteren wurde - so meine Vermutung - die Zwinge mit ordentlich Kraftaufwand aufgesteckt, dadurch hat sich das Horn innen komprimiert. Schaut nicht schön aus, hat aber auf die Funktion keine Auswirkungen.
Saya
Beim Messer war eine Saya dabei. Die schaut auf den ersten Blick ordentlich verarbeitet aus. Auf den ersten Blick deshalb, weil das Tadatsuna zwar rein passt, aber der Pin dann nicht ins Loch passt, die Klinge endet genau in der Mitte des Lochs. Es wurde also offensichtlich die Standard-Saya beigelegt, ohne zu überprüfen, ob das Messer mit neuem Griff passt. Ich muss ca 1mm an der Saya weg nehmen, dann wird es ok sein. Ist gleich gemacht, aber dennoch unterstreicht es die Lieblosigkeit, mit der Aframestokyo hier ans Werk gegangen ist.
Funktion
Ich bin bisher nicht dazu gekommen, das Messer zu testen, der Kehlshot ist vielversprechend.
Ich denke mal, dass alle Lasergene vorhanden sein werden, leichter Schnitt, schlechter Food Release, das allseits bekannte Spiel. Ob gravierende Unterschiede zu den anderen Verwandten festzustellen sind, wird sich zeigen, ich werde berichten. Der Schwerpunkt liegt ziemlich genau beim Übergang Klinge zu Griff, das ist im Prinzip bei allen anderen Ebenholzmessern bei mir auch der Fall, hier also keine Besonderheiten.
www.hitachi-metals.co.jp/e/yss/search/gin3.html
Vorsichtig positiv stimmt mich folgende Aussage: Stainless steel which has hardness and sharpness comparable to carbon steel. / Various Kitchen knife, Scissors
Das wird also für den Privathaushalt schon ok gehen, ob das jetzt auf 59 oder 61 HRC gehärtet ist? Keine Ahnung, auf der Homepage finde ich diesbezüglich keine Aussage.
Vorläufiges Fazit:
Fällt zwiegespalten aus, um ehrlich zu sein. Würde ich es wieder kaufen? Ja, würde ich, weil es verdammt selten ist und perfekt in meine Sammlung passt.
Würde ich es Anderen empfehlen? Nein, ich würde auf die deutlich besser verarbeiteten Kollegen a la Ashi, Konosuke, Sakai Yusuke verweisen.
Schwerer zu kriegen als dieses Tadatsuna sind die auch nicht.
Vielen Dank fürs Lesen!
Greez,
lustikus